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Eine dramatische Liebesgeschichte vor der exotischen Kulisse Hawaiis
Bremerhaven, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Clara Elkart träumt davon, ihren Onkel zu besuchen, der auf Hawaii eine Plantage führt. Als ihr Vater sie mit einem preußischen Offizier verheiraten will, flieht sie und reist mit Hilfe ihrer Tante nach Hawaii. Bei ihrer Ankunft erfährt sie jedoch, dass ihr Onkel vor Kurzem gestorben und sie seine Alleinerbin ist. Mithilfe des faszinierenden Hawaiianers Komo gelingt es ihr, die Plantage zu neuer Blüte zu bringen. Doch das Inselkönigreich ist in Gefahr, und bald schon gerät Clara zwischen die Fronten eines Konflikts, der sie alles kosten könnte, was sie sich aufgebaut hat ...
Die Hawaii-Saga von Tara Haigh geht weiter mit Band 2: Der Feind, den ich liebte.
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Normalerweise vertrieb der frische Westwind die feuchte Luft, die sich jede Nacht wie ein klammes Tuch über Geestemünde legte. Die übliche steife Brise vom Meer, die Clara um diese Zeit besonders schätzte, weil sie ihr im Nu die Müdigkeit aus den Gliedern blies, kam an diesem Morgen nur als schwachbrüstiges, aber ziemlich kühles Lüftchen daher. Die Gaslaternen waren noch beschlagen, die Vitrine ihres Ladens angelaufen bis hinauf zum Firmennamen: »Gewürzimport Elkart«. Matt und fahl war die tagsüber golden glitzernde Aufschrift, die Vater in übertrieben großen Buchstaben erst kürzlich hatte erneuern lassen, um bessere Zeiten heraufzubeschwören, wie er ihr erklärt hatte. Die Leute sollten denken, dass es ihnen gut ging und die Geschäfte florierten. Obwohl sich das Gewürzkontor im Parterre ihres Wohnhauses befand, war es nicht mit dem Wohntrakt im ersten Stockwerk verbunden. Die wenigen Schritte vom Innenhof hinaus zur Vorderseite des Hauses in der Fährstraße, der Prachtallee Geestemündes, hatten schon gereicht, um die Feuchtigkeit durch die Kleidung bis auf die Knochen zu spüren. Den Tagelöhnern und Arbeitern, die zum Hafen eilten, erging es offenbar nicht anders. Sie hatten ihre Jackenkragen hochgestellt, rieben sich die Hände oder vergruben sie tief in den Hosentaschen. Clara ärgerte sich darüber, dass das Türschloss wieder einmal klemmte. Ihre Finger waren vor Kälte schon zu steif, um es mit Feingefühl zu überlisten. »Für ein neues Schloss haben wir kein Geld«, hatte ihr Vater gesagt. Für goldene Buchstaben anscheinend schon, stellte Clara kopfschüttelnd fest. Das Schloss schnappte endlich auf, doch ein euphorischer Ausruf von der Straße ließ Clara an der Tür verharren: »Auf in die Neue Welt!«, rief ein junger Mann in abgetragenem Anzug und geflickten Hosen. Er kam um Gleichgewicht ringend und in Begleitung zweier Kumpane, die ihn stützten, aus einer der Seitengassen, in der Claras Wissens nach eine Spelunke für die Bewohner der Mietskasernen war. »Ich werd im Leben keine verfluchte Pickelhaube mehr sehen!«, stieß einer seiner Kumpane aus. Wie viele der einfachen Leute und Arbeiter, die nicht direkt vom Aufschwung der Industrie und des Handels profitierten, schimpften sie lauthals über die Preußen und wollten nur noch weg von hier. Auch wenn Clara sie um ihren Mut beneidete, in ein neues Leben aufzubrechen, und sich oft genug dabei ertappt hatte, Abenteuerlust in ihrem Herzen zu verspüren, war es sicher ein Trugschluss zu glauben, dass ein besseres Leben auf sie wartete, zumindest sagten das alle, auch Vater, der weit gereist war. Ob die Männer wohl mit einem der neuen Dampfschiffe oder einem Segler den Atlantik überqueren werden, fragte sie sich, als sie ihnen mit überraschender Wehmut hinterhersah. Sie wandte sich erst von ihnen ab, um hineinzugehen, als einer der jungen Kerle ihr unverschämt nachpfiff.
Der wohlvertraute Geruch von Gewürzen aller Art schlug Clara vom Lager aus entgegen, das sich hinter dem Verkaufstresen und gleich neben dem Büro befand. Die tags zuvor aus Indien eingetroffenen Säcke mit frischem schwarzem Pfeffer und Zimt stachen jedoch heraus. Ihre würzig-süßliche Duftmischung war betörend. Sie erinnerten Clara an ihre letztjährige Reise nach Südwestindien, die sie gemeinsam mit ihrem Vater unternommen hatte. Prompt sah sie aus dem Fenster zur Straße und versuchte, noch einen letzten Blick auf die drei Auswanderer zu erhaschen, bevor sie die Geestebrücke erreichten, zum Hafenbecken abbogen und somit außer Sichtweite waren. Gewiss hatten sie eine Kabine in der dritten Klasse, überlegte sie, um das in ihr aufsteigende Gefühl von Fernweh mit Gedanken an all die Mühsal, die eine so lange Schiffspassage mit sich brachte, im Keim zu ersticken. Es wollte nicht gelingen. Die zweite Klasse, die ihr Vater seinerzeit gebucht hatte, war nämlich auch nicht viel besser als die unzähligen Kabinen unter Deck, aber was würde sie dafür geben, wenn sie noch einmal diese Strapazen über sich ergehen lassen dürfte. Mit dem Zug nach Venedig, mit einem imposanten Segler quer durch das Mittelmeer, vorbei an den griechischen Inseln, um dann durch den Sueskanal die Reise nach Indien um Wochen zu verkürzen, auch wenn sie gar nichts dagegen gehabt hätte, an der afrikanischen Küste entlang und um das Kap der guten Hoffnung zu segeln. Clara hatte so viel Neues und Aufregendes gesehen. Wenn sie doch nur ein Mann wäre, unabhängig und frei. Ihr würde ein Neuanfang in Amerika leichtfallen. Sie hatte Englisch in der privaten Mädchenschule gelernt, Reiseberichte der großen Expeditionen förmlich verschlungen, wusste um viele der Gefahren, die in exotischen Ländern auf einen warteten. Mit ihren Kenntnissen der Buchhaltung und ihren Erfahrungen im Handel würde sie sicher eine Anstellung finden. So ein verrückter Gedanke. Außerdem wäre Vater dann allein. Clara riss sich aus den Träumereien und wandte sich vom Fenster ab. Es gab viel zu tun. Rechnungen mussten geschrieben und Wechsel ausgestellt werden. Korrespondenz mit indischen Lieferanten wartete auf Erledigung. Der Duft des Pfeffers war jedoch stärker als ihre frommen Vorsätze. Sie konnte gar nicht anders, als mit der Hand über die Körner fahren, wie sie es auf den Feldern Südwestindiens getan hatte. Im Nu hatte Clara die Korallenbäume vor Augen, an denen die grünen Pfefferbeeren wie schmale Weinreben hingen, die Arbeiter, die mit Füßen darauf stampften, als ob sie tanzten, um die Körner von der Pflanze zu lösen. Ob ihr Vater sie jemals wieder mit auf eine große Reise nehmen würde? Vielleicht nach Ceylon? Unter Umständen könnten sie sich eines Tages eine Überfahrt nach New York leisten? Und wenn es nur eine kurze Passage nach London wäre. Sie hatte gehört, dass es dort neuerdings eine unterirdische elektrische Schnellbahn gab, die man »Underground« nannte. Sie könnten aber auch Onkel Theodor besuchen. Der Bruder ihres Vaters bewirtschaftete seit gut zwanzig Jahren eine Zuckerrohrplantage auf Hawaii. Oft genug eingeladen hatte er sie ja. Nichts als Träumereien. Vater würde dem nie zustimmen. Und woher sollten sie das Geld dafür nehmen? Clara seufzte wehmütig und richtete sich auf, um sich endlich an die Arbeit zu machen. Doch erneut hielt sie etwas davon ab. Etwas Blaues tauchte vor dem geriffelten Fenster der Ladentür auf. Das musste Anton, der Postillion im Dienste der Reichspost sein. Sofort zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie mochte ihn, weil er unglaublich charmant war und sie zum Lachen brachte. Clara öffnete ihm die Tür, noch bevor er die Klinke in der Hand hatte. Sein blauer Überrock war wie immer makellos gebügelt, das Beinkleid blütenweiß, die schwarzen Stiefel glänzten wie der Helm, den er trug.
»Guten Morgen, Fräulein Clara. Wie ich sehe, haben Sie mich schon ungeduldig erwartet«, scherzte er.
Clara fand es allerliebst, wie sich sein Schnurrbart hob, wenn er lächelte. Warum konnte der bestimmt schon Fünfzigjährige nicht zwanzig Jahre jünger sein? Sie könnte sich glatt in ihn verlieben.
»Ach Anton. Warum tauschen Sie Ihre Uniform nicht gegen einen Frack ein? Die Rolle eines perfekten Gesellschafters für die feinen Damen Bremerhavens würde Ihnen gut zu Gesicht stehen.« Clara kannte Anton lange genug, um zu wissen, dass er es liebte, von ihr aufgezogen zu werden. Konversation dieser Art erfrischte den Morgen und belebte zudem den Geist.
»Die Uniform öffnet mir mehr Türen«, erwiderte er galant, aber augenzwinkernd.
»Und doch war nie die Richtige dabei .«, zog sie ihn auf, weil er ihr schon oft genug sein angebliches Leid geklagt hatte, nie die passende Frau gefunden zu haben. »Schade um so einen charmanten Mann«, fügte sie hinzu.
»Hören Sie auf . Sie wissen, dass ich Ihren Vater sonst noch um Ihre Hand bitten werde«, sagte er.
Clara lachte. Allein schon um Anton jeden Morgen zu sehen, lohnte es sich, so früh aufzustehen.
Der Postillion zog einen ganzen Stapel Briefe aus seiner Ledertasche und reichte ihn ihr.
»Oh je . So viel Post .« Clara stöhnte. Sie wusste, dass sie deren Beantwortung auf Stunden beschäftigen würde.
»Ach, da hab ich ja noch einen .«, sagte Anton. Langsam wie ein Zauberkünstler, der es besonders spannend machen wollte, zog er einen weiteren Brief hervor.
Clara musste beim Blick auf die Briefmarke, die das Antlitz des Königs von Hawaii zierte, den Absender gar nicht mehr lesen. Endlich Post von Onkel Theodor.
»Schöne Briefmarken haben die da«, bemerkte Anton anerkennend, bevor er ihr das Schreiben übergab. »Wer ist das?«
»König Kalakaua«, klärte sie Anton auf.
»Merkwürdiger Name für einen König, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
»Andere Länder, andere Sitten«, sagte sie nur. So gerne sie sich auch mit Anton unterhielt, Clara brannte darauf, Neuigkeiten von Onkel Theodor zu lesen. Anton hatte sicher mitbekommen, dass sie nur noch Augen für den Brief hatte, der ganz oben auf dem Stapel lag.
»Einen schönen Tag, Fräulein Clara«, sagte er.
»Ebenso«, erwiderte sie und legte den Stapel Post erst einmal auf die Kommode. Anton ging, und kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, hatte sie den Brief ihres Onkels auch schon geöffnet.
Honolulu, 18. Dezember 1891
Liebste Clara,
verzeih meine späte Antwort. Die Zuckerrohrernte hat aufgrund heftiger Regenfälle mehr Zeit in Anspruch genommen als sonst. Endlich wieder ein gutes Jahr mit reichen Erträgen. Es muss schnell gehen, um die großen Auktionen nicht zu verpassen. Stell Dir vor, ich habe fünf deutsche Plantagenarbeiter einstellen müssen, um die Ernte einzuholen. Von Hackfeld hab ich mir sagen lassen,...
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