1.Entgegen den Bestimmungen des Völkerrechts hatte die britische Regierung bereits im November 1914 eine "Fernblockade" gegen die deutsche Küste verhängt, um das Deutsche Reich von den Einfuhren aus Übersee abzuschneiden.
Die sogenannte "Fernblockade" wurde nicht nur bis zum Ende des Krieges 1918 durchgeführt. Auch nach dem Waffenstillstand wurde diese fortgesetzt, um sicherzustellen, dass Deutschland die Bedingungen des Versailler Vertrages akzeptierte.
Diese Maßnahme stieß auf Kritik, da sie als unnötige Fortsetzung des Leids der deutschen Zivilbevölkerung angesehen wurde.
Ursprünglich war es das Ziel der Blockaden, die Häfen des Gegners von See aus abzusperren und damit seinen Seehandel zu stören.
Großbritannien ging weit über das rechtlich Zulässige hinaus und verhängte Hungerblockaden über Deutschland. Seine Kriegsschiffe beschlagnahmten bei Kontrolle neutraler Frachtschiffe alle Waren - auch Lebensmittel -, die für Deutschland bestimmt waren oder von dort kamen.
Die Royal Navy patrouillierte im Ärmelkanal und in der Nordsee, um sicherzustellen, dass keine Schiffe Deutschland erreichen konnten.
Schiffe, die verdächtigt waren, verbotene Waren zu transportieren, wurden oft beschlagnahmt oder zurückgewiesen.
Häfen wie Scapa Flow dienten als wichtige Stützpunkte für die britische Blockadeflotte.
Die Sperrlinie reichte von Norwegen bis zu der Shetlandinseln und zum Ärmelkanal.
Alle Schiffe waren angewiesen, kontrollierte Seewege in der Nähe der englischen Küste zu benutzen, und wurden von der englischen Kriegsmarine durchsucht.
Für Deutschland bestimmte Waren wurden beschlagnahmt.
Weil Deutschland bei Milchprodukten, Kunstdünger, Kraftfutter, Baumwolle und anderen Gütern auf Einfuhr angewiesen war, gab es im Reich bald einen Mangel an diesen Produkten.
Die Blockaden verursachten also erhebliche Lebensmittelknappheiten in Deutschland und führten zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen.
Dies führte immer mehr zu zunehmender Kriegsmüdigkeit und Unzufriedenheit in der deutschen Bevölkerung.
Die Blockade wurde nicht nur militärisch, sondern auch diplomatisch geführt.
Großbritannien nutzte sein wirtschaftliches und politisches Gewicht, um neutrale Länder wie die Niederlande, Dänemark und Schweden davon abzuhalten, Waren nach Deutschland zu liefern.
Dies führte zu Spannungen, insbesondere mit den USA, die anfangs ihre Neutralität bewahren wollten, aber durch die Blockade ebenfalls beeinträchtigt wurden.
Nur einmal, im Mai 1916, wagte die deutsche Marine einen Ausfall, doch die Schlacht am Skagerrak endete mit einem Patt.
Die britische Flotte war am Abend des 30. Mai 1916 und die deutsche am nächsten Morgen aus ihren Stützpunkten ausgelaufen.
Beide Flotten wollten unabhängig voneinander zur norwegischen Küste vorstoßen. So trafen sich beide Flotten am Nachmittag des 31. Mai 1916 in der Nordsee ungefähr 120 Kilometer westlich von der dänischen Halbinsel Jütland (dem heutigen Dänemark), im Gebiet des Skagerraks.
Die Schlacht begann, als ein Geschwader unter dem Kommando von Admiral von Hipper mit britischen Schlachtkreuzern unter Befehl Vizeadmiral David Beatty zusammentrafen.
Ziel der Deutschen war es, einen Teil der überlegenen britischen Flotte auszulöschen und damit die britische Seeblockade zu schwächen, die die deutschen Seestreitkräfte erheblich beeinträchtigte.
Die Schlacht wurde durch die Schlachtkreuzer eröffnet, dann folgte das Artillerieduell der Linienschiffe. Schließlich suchten, als die Tagesschlacht keine Entscheidung gebracht hatte, die Torpedoboote und Zerstörer durch nächtliche Angriffe dem Gegner entscheidende Verluste beizubringen.
Um 15.30 Uhr sichteten die Aufklärungskräfte beider Flotten einander und teilten sofort den unmittelbar hinter ihnen stehenden Schlachtkreuzern Distanz und Peilung zur Annäherung an den Gegner mit. Während die Hauptkräfte noch rund fünfzig Seemeilen entfernt waren, näherten sich die beiden Schlachtkreuzer schnell.
Bild 1: Höhepunkt der Schlacht. Einschläge bei den englischen Schlachtkreuzern.
Das britische Geschwader bestand aus sechs Schlachtkreuzern. Während das Deutsche aus fünf bestand.
Als sich beide Geschwader sichteten, drehten die britischen Schlachtkreuzer mit Süd Kurs auf die deutschen Schiffe zu.
Die deutschen Schlachtkreuzer gingen auf Parallelkurs an die britischen Schiffe heran und eröffneten um 16.48 Uhr das Feuer.
Es war der Versuch die britischen Schlachtkreuzer und mit ihnen die britische Flotte auf die deutschen Hauptkräfte zu ziehen.
Durch die Einführung des V. britischen Schlachtgeschwaders in den Kampf, das aus den vier neusten Schlachtschiffen der Queen-Elizabeth-Klasse bestand, kam es nicht zur Verwirklichung der deutschen Absicht.
Ein gegenseitiger Torpedoangriff zur Entlastung der eigenen Linien verlief auf beiden Seiten ergebnislos.
Um 17.30 Uhr sichteten die Engländer die deutschen Hauptkräfte. Sie versuchten nun auf Gegenkurs zu gehen, um die deutsche Flotte auf die britischen Hauptkräfte zu ziehen.
Bild 2: Die Seeschlacht vor dem Skagerrak (31. Mai 1916). Der letzte Kampfabschnitt der Tagesschlacht. Die englischen Schiffe waren im Abenddunst unsichtbar, die deutschen hoben sich gegen den hellen westlichen Abendhimmel scharf ab. Zweite Gefechtskehrtwendung der Hochseeflotte. Panzerkreuzer und Torpedoboote: "Ran an den Feind!" Die Engländer drehten vor den anlaufenden Torpedos ab, die Gefechtsverbindungen der beiden Flotten riss dadurch ab.
Den Schlachtkreuzern folgend, ging auch das V. britische Schlachtgeschwader auf Gegenkurs.
Um den errungenen Vorteil auszunutzen, folgten die deutschen Schiffe und setzten den Kampf fort, bis plötzlich, völlig überraschend im Osten, das britische Gros gemeldet wurde.
Ohne diese Meldung zu kontrollieren, lösten sich die deutschen Schlachtkreuzer aus dem Gefecht und setzten sich an die Spitze der inzwischen aufdampfenden eigenen Hauptkräfte.
Damit endete das Eröffnungsgefecht der Schlachtkreuzer.
Die britische Flotte verlor in diesem Gefecht zwei Schlachtkreuzer, während der deutsche Verband keinen Totalverlust hatte.
Bild 3: Der britische Schlachtkreuzer "Queen Mary" flog in der Skagerrakschlacht am 31.05.1916 um 16.23 Uhr in die Luft.
Die von den deutschen Kreuzern gemeldete Spitze des britischen Gros waren in Wirklichkeit drei britische Schlachtkreuzer, die durch einen Navigationsfehler zu weit östlich standen. Diesen Fehler bezahlten sie mit dem Verlust eines Großkampfschiffes.
Die Spitze des deutschen Gros griff die drei Schlachtschiffe an und versenkte eins.
Die britischen Hauptkräfte erschienen erst kurz vor 19.00 Uhr auf dem Schlachtfeld.
Hatten die deutschen Schiffe bis dahin eine überlegene Feuerkraft bewiesen, so zeigte die britischen jetzt das bessere Manöver.
Als der britische Flottenchef, die notwendige Übersicht erlangt hatte, drehte er, gut vor sich, der deutschen Linie stehend, zum Passiergefecht auf Nordostkurs, gleichzeitig seine vierundzwanzig Schlachtschiffe zur Kiellinie ordnend. Den Abschluss der Linie bildete das bereits am Schlachtkreuzer Gefecht beteiligte V. Geschwader mit den vier Schlachtschiffen der Queen-Elizabeth-Klasse.
Bild 4: Die brennende "Seydlitz" nach dem Gefecht an der Doggerbank am 24. Januar 1915.
Die Schlachtkreuzer, die sich von den Deutschen gelöst hatten, fuhren an der sich bildenden Linie der Schlachtschiffe vorbei und setzten sich an deren Spitze.
Schon um 19.15 Uhr war die Spitze der deutschen Linie umfasst.
Die britische Flotte hatte fast klassisch den "Querstrich über das T" gezogen und beschoss in einer taktisch außerordentlich günstigen Schlachtordnung mit ihrer gesamten Feuerkraft rund zehn deutsche Schiffe an der Spitze der Kiellinie.
Um der sich anbahnenden Katastrophe für seine Schiffe, die im Feuer von über dreihundert schweren Geschützen lagen, zu entgehen, befahl der deutsche Flottenchef, um 19.33 Uhr eine "Kehrtwendung zugleich" für seine ganze Linie.
Dieses Manöver wurde unterstützt durch einen Angriff aller vorhandenen deutschen Torpedoboote auf die gegnerische Linie, der die britischen Schiffe in Unruhe versetzte, sowie durch das gleichzeitige Legen von Nebelwänden.
Bild 5: Die Seeschlacht vor dem Skagerrak. Der englische Schlachtkreuzer "Invincible", der in ungeheurer Explosion mit seiner Besatzung von über 1.000 Mann in die Luft flog.
Da der britische Flottenchef zögerte, den deutschen Schiffen zu folgen, hatte dieses exakt ausgeführte schwierige Manöver der deutschen Linie Erfolg.
Die Gefechtsfühlung ging verloren.
Diese erste Gefechtskehrtwendung war damit ein voller taktischer Erfolg der deutschen Linie.
Doch statt den Kampf in einer...