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An einem Wochentag im Jahr 1989 war ich zu Hause, als das Telefon klingelte. Unsere mittlere Tochter Annie, damals elf Jahre alt, war als Erste am Telefon. Sie erzählte mir, dass Warren Buffett am Apparat sei. Ich war überzeugt, dass es sich um einen Scherz handeln musste. Der Anrufer begann mit den Worten: "Hier ist Warren Buffett aus Omaha [als ob ich ihn mit einem anderen Warren Buffett verwechseln könnte]. Ich habe gerade Ihr Buch beendet, es hat mir gut gefallen und ich möchte einen Ihrer Sätze im Berkshire-Jahresbericht zitieren. Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, aber ich bin nie dazu gekommen." Er sprach sehr schnell, mit viel Enthusiasmus, und muss in 15 oder 20 Sekunden 40 Worte gesagt haben, darunter auch ein paar Lacher und Kicherer. Ich stimmte seiner Bitte sofort zu, und ich glaube, wir unterhielten uns fünf oder zehn Minuten lang. Ich erinnere mich, dass er mit den Worten schloss: "Wenn Sie jemals Omaha besuchen und nicht bei mir vorbeikommen, werden Sie sich in Nebraska nicht mehr blicken lassen können."
Da ich in Nebraska natürlich nicht in Ungnade fallen wollte, nahm ich sein Angebot etwa sechs Monate später an. Warren Buffett führte mich persönlich durch jeden Quadratmeter des Büros (was nicht lange dauerte, da der gesamte Betrieb in weniger als die Hälfte eines Tennisplatzes passte), und ich begrüßte alle elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es war dort kein einziger Computer oder Börsenticker zu sehen.
Nach etwa einer Stunde gingen wir in ein Restaurant, wo ich seinem Beispiel folgte, ein hervorragendes Steak aß und meine erste Cherry Cola seit 30 Jahren trank. Wir sprachen über Jobs, die wir als Kinder gemacht hatten, über Baseball und Bridge, und tauschten Geschichten über Unternehmen aus, in die wir in der Vergangenheit investiert hatten. Warren erörterte und beantwortete Fragen zu allen Aktien und Unternehmen, die Berkshire (er nannte sein Unternehmen nie Berkshire Hathaway) besaß.
Warum ist Warren Buffett der beste Investor der Geschichte? Was macht ihn als Einzelperson aus, als Aktionär, als Manager und als Eigentümer ganzer Unternehmen? Was ist das Besondere am Geschäftsbericht von Berkshire Hathaway, warum verwendet er so viel Mühe darauf und was kann man daraus lernen? Um zu versuchen, diese Fragen zu beantworten, habe ich mit ihm gesprochen und die letzten fünf Jahresberichte sowie seine ersten Berichte als Vorstandsvorsitzender gelesen (die Berichte von 1971 und 1972 umfassten jeweils nur zwei Seiten Text). Darüber hinaus führte ich Gespräche mit neun Personen, die in den letzten vier bis über 30 Jahren in unterschiedlichen Beziehungen und aus verschiedenen Blickwinkeln aktiv mit Warren Buffett zu tun hatten: Jack Byrne, Robert Denham, Don Keough, Carol Loomis, Charlie Munger, Tom Murphy, Carl Reichardt, Frank Rooney und Seth Schofield.
Was seine persönlichen Qualitäten betrifft, so stimmten die Antworten überwiegend überein. Warren Buffett ist in erster Linie sehr zufrieden. Er liebt alles, was er tut, den Umgang mit Menschen und die massenhafte Lektüre von Jahres- und Quartalsberichten sowie zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften. Als Investor verfügt er über Disziplin, Geduld, Flexibilität, Mut, Zuversicht und Entschlossenheit. Er ist immer auf der Suche nach Anlagen, bei denen das Risiko ausgeschaltet oder minimiert werden kann. Zudem ist er sehr versiert im Umgang mit Wahrscheinlichkeitsaussagen und als Quotenmacher. Ich glaube, dass diese Fähigkeit von seiner angeborenen Liebe zu einfachen mathematischen Berechnungen, seiner Hingabe und aktiven Teilnahme am Bridgespiel sowie seiner langjährigen Erfahrung in der Übernahme und der Akzeptanz hoher Risiken in der Versicherungs- und Rückversicherungsbranche herrührt. Er ist bereit, Risiken einzugehen, bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts gering ist und die Gewinne beträchtlich sind. Er listet seine Misserfolge und Fehler auf und entschuldigt sich nicht. Er macht sich gern über sich selbst lustig und lobt seine Mitarbeiter in sachlicher Form.
Warren Buffett studiert Unternehmen aufs Genaueste und ist ein hervorragender Zuhörer. Er ist in der Lage, die Schlüsselelemente eines Unternehmens oder eines komplexen Themas mit hoher Geschwindigkeit und Präzision zu bestimmen. In nur zwei Minuten kann er eine Entscheidung treffen, nicht in etwas zu investieren, und nach nur wenigen Tagen Recherche zu dem Schluss kommen, dass es an der Zeit ist, einen größeren Kauf zu tätigen. Er ist immer vorbereitet, denn wie er in einem Jahresbericht schrieb: "Noah hat nicht erst angefangen, die Arche zu bauen, als es regnete."
Als Manager ruft er fast nie einen Abteilungsleiter oder den Geschäftsführer eines Unternehmens an, sondern freut sich zu jeder Tages- und Nachtzeit, wenn diese ihn anrufen, um ihm etwas mitzuteilen oder um Rat zu fragen. Nachdem er in eine Aktie investiert oder einen gesamten Betrieb gekauft hat, wird er zum Cheerleader und Resonanzboden seines Unternehmens: "Bei Berkshire sagen wir Torschützenkönigen nicht, wie sie schießen sollen", um einen Vergleich aus dem Fußballmanagement zu verwenden.
Zwei Beispiele für Warren Buffetts Bereitschaft, zu lernen und sich anzupassen, sind öffentliche Reden und die Nutzung von Computern. In den 1950er-Jahren investierte Warren 100 Dollar in einen Dale-Carnegie-Kurs, "nicht um zu verhindern, dass meine Knie beim Sprechen in der Öffentlichkeit schlottern, sondern um in der Öffentlichkeit zu sprechen, während meine Knie schlottern". Bei der Berkshire-Hauptversammlung sitzt Warren Buffett zusammen mit Charlie Munger vor mehr als 2.000 Personen auf einer Bühne, hält ohne Notizen Vorträge und beantwortet Fragen in einer Weise, die Will Rogers, Benjamin Graham, König Salomon, Phil Fisher, David Letterman und Billy Crystal gefallen würde. Um häufiger Bridge spielen zu können, lernte Warren Anfang 1994 den Umgang mit dem Computer, sodass er einem Netzwerk beitreten konnte, in dem man mit anderen Personen aus dem ganzen Land spielen kann. Vielleicht wird er in naher Zukunft damit beginnen, einige der Hunderte von Datenabruf- und Informationsdiensten über Unternehmen, die heute auf Computern verfügbar sind, für Investment-Research zu nutzen.
Warren Buffett betont, dass der entscheidende Faktor für ein Investment darin besteht, den inneren Wert eines Unternehmens zu ermitteln und einen fairen oder günstigen Preis zu zahlen. Ihm ist es egal, was der breite Aktienmarkt in letzter Zeit getan hat oder in Zukunft tun wird. In den Jahren 1988 und 1989 kaufte er Coca-Cola-Aktien im Wert von über einer Milliarde Dollar, nachdem die Aktie in den sechs Jahren zuvor um das 5-Fache und in den 60 Jahren zuvor um das 500-Fache gestiegen war. Er verdiente das Vierfache seines Geldes in drei Jahren und plant, in den nächsten fünf, zehn und 20 Jahren mit Coca-Cola noch viel mehr zu verdienen. 1976 kaufte er eine sehr große Position in GEICO, als die Aktie von 61 Dollar auf zwei Dollar gefallen war und die allgemeine Auffassung herrschte, dass die Aktie definitiv auf null sinken würde.
Wie kann der Durchschnittsanleger die Methoden von Warren Buffett anwenden? Warren Buffett investiert niemals in Unternehmen, die er nicht versteht oder die außerhalb seines "Kompetenzkreises" liegen. Alle Anleger können im Laufe der Zeit ihren Kompetenzkreis in einer Branche erweitern, in der sie beruflich tätig sind oder die sie gern erkunden. Man muss nicht sehr oft im Leben richtigliegen, denn Warren sagt, dass in seiner 40-jährigen Karriere nur zwölf Investment-Entscheidungen von besonderer Bedeutung waren.
Das Risiko kann durch die Konzentration auf nur wenige Beteiligungen stark verringert werden, weil die Anleger dadurch gezwungen werden, bei ihren Recherchen sorgfältiger und gründlicher vorzugehen. Normalerweise stellen nur fünf Unternehmen mehr als 75 Prozent der von Berkshire gehaltenen Stammaktien. Ein Grundsatz, der in diesem Buch mehrfach deutlich gemacht wird, besteht darin, großartige Unternehmen zu kaufen, wenn sie vorübergehend Probleme haben, oder wenn der Aktienmarkt sinkt und Schnäppchenpreise für herausragende Franchises ermöglicht. Hören Sie auf, die Entwicklung der Börse, der Wirtschaft, der Zinsen oder der Wahlen vorhersagen zu wollen, und verschwenden Sie kein Geld mehr an Personen, die dies beruflich tun. Studieren Sie die Fakten und die Finanzlage, schätzen Sie die Zukunftsaussichten des Unternehmens ein und kaufen Sie, wenn alles zu Ihren Gunsten steht. Viele Menschen investieren so, als würden sie die ganze Nacht pokern, ohne sich jemals ihre Karten anzusehen.
Nur sehr wenige Anleger hätten das Wissen und den Mut gehabt, GEICO zu einem Preis von zwei Dollar oder Wells Fargo oder General Dynamics zu kaufen, als diese Unternehmen unter Druck gerieten, da zahlreiche Fachleute sagten, diese Unternehmen befänden sich in erheblichen Schwierigkeiten. Warren Buffett kaufte jedoch auch Aktien von Capital Cities/ABC, Gillette, Washington Post, Affiliated Publications, Freddie Mac und Coca-Cola (die Berkshire Hathaway mehr als sechs Milliarden Dollar Gewinn und damit 60 Prozent des Eigenkapitals von zehn Milliarden Dollar einbrachten); es handelte sich dabei um gut geführte Unternehmen mit einer soliden Rentabilitätsgeschichte und um führende Franchise-Unternehmen.
Warren Buffett nutzt den Berkshire-Jahresbericht, um neben seinen eigenen Aktionären auch der breiten Öffentlichkeit zu helfen, bessere Investment-Entscheidungen zu treffen. Auf beiden Seiten seiner Familie stammt er von Zeitungsredakteuren ab, und seine Tante Alice war mehr als 30 Jahre lang Lehrerin an...
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