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Das Wettrennen um eine Technologie, die unser aller Leben verändern wird.
Im November 2022 stellte OpenAI der Welt den Chatbot ChatGPT vor. Innerhalb von drei Monaten registrierten sich 100 Millionen Nutzer. OpenAI wurde vom kleinen Nonprofit zum Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen. An seiner Spitze: Sam Altman, damals gerade einmal 37 Jahre alt.
Wer ist dieser Mann, der die Welt der Künstlichen Intelligenz für immer verändert hat?
Die renommierte Journalistin Keach Hagey erzählt in ihrer Biografie erstmals Altmans Geschichte - von seiner Kindheit in St. Louis über seine Erfahrungen in der Startup-Szene bis zu seinem kometenhaften Aufstieg in der Tech-Welt.
Rivalitäten, Intrigen und Machtkämpfen
Ein hochspannender Blick hinter die Kulissen der KI-Revolution und eine akribisch recherchierte Betrachtung der Beweggründe und Ambitionen einer ihrer widersprüchlichsten Leitfiguren.
An einem milden Novemberabend im Jahr 2023 gab Peter Thiel, der bekannte Risikokapitalgeber, eine Geburtstagsparty für seinen Ehemann Matt Danzeisen im YESS. Das avantgardistische japanische Restaurant befindet sich in einem ehemaligen Bankgebäude aus den 1920er Jahren im Arts District von Los Angeles. Auch sein Freund Sam Altman saß in dem riesigen, tempelartigen Raum an seiner Seite.1 Thiel hatte sich vor mehr als einem Jahrzehnt an Altmans erstem Risikokapitalfonds Hydrazine beteiligt und dem jüngeren Kollegen, der als CEO von OpenAI das Gesicht der KI-Revolution geworden war, auch als Mentor zur Seite gestanden. Die Markteinführung von ChatGPT durch OpenAI im Jahr zuvor hatte die Tech-Aktien aus der Flaute zu einem der größten Höhenflüge seit Jahrzehnten geführt. Dennoch machte sich Thiel Sorgen.
Jahre bevor er Altman kennenlernte, hatte Thiel schon einmal ein KI-begeistertes Wunderkind unter seine Fittiche genommen, Eliezer Yudkowsky. Thiel finanzierte sein Institut, das sich zum Ziel gesetzt hatte, erst einmal zu erforschen, wie die Menschen eine ihnen wohlgesonnene KI gestalten könnten, bevor sie sich daranmachten, tatsächlich eine zu erschaffen, die ihnen an Intelligenz überlegen ist. Doch inzwischen war Thiel zu dem Schluss gekommen, Yudkowsky habe sich zu einem »extremen Pessimisten und Ludditen« mit finsteren Ansichten entwickelt, die er wie folgt zusammenfasste: »Man kann bloß noch zum Burning Man gehen, sich jede Menge Drogen reinschmeißen und darauf warten, dass die KI kommt und uns alle umbringt.« Im März hatte Yudkowsky einen Kommentar im Time Magazine geschrieben, der in der Prophezeiung gipfelte, dass »buchstäblich alle auf der Erde sterben werden«, wenn die Forschung an der generativen KI nicht gestoppt wird.2
»Dir ist nicht klar, dass Eliezer die Hälfte der Leute in deinem Unternehmen dazu gebracht hat, solches Zeug zu glauben«, warnte Thiel Altman. »Du musst das ernster nehmen.«
Altman, der in seinem vegetarischen Gericht herumstocherte, bemühte sich, nicht mit den Augen zu rollen. Dies war nicht das erste gemeinsame Essen, bei dem Thiel ihn vor einer Übernahme seines Unternehmens durch »die EAs« warnte, womit er die Anhänger der Philosophie des »effektiven Altruismus« meinte, dem auf statistischen Daten gestützten modernen Verwandten des klassischen Utilitarismus. Die EAs hatten sich in letzter Zeit von dem Versuch, weltweit das Armutsproblem zu lösen, auf Bemühungen verlegt, zu verhindern, dass eine aus dem Ruder laufende KI die Menschheit auslöscht. Thiel hatte schon wiederholt prophezeit, »die KI-Sicherheitsleute« würden OpenAI »zerstören«. Der Investor hatte das Unternehmen von Beginn an unterstützt, schon 2015 mit einer persönlichen Spende, als es noch ein kleines gemeinnütziges Forschungslabor war, und dann erneut Anfang 2023 über seinen Founders Fund. Da hatte OpenAI bereits eine gewinnorientierte Tochtergesellschaft gegründet, die Milliarden von Microsoft und anderen Investoren verschlang. Doch Thiel war auch ein bekannter Weltuntergangsprophet, der, wie man im Silicon Valley gerne witzelte, bereits siebzehn der letzten beiden Finanzkrisen korrekt vorhergesagt hatte.
»Tja, Elon war ganz ähnlich drauf, aber Elon sind wir losgeworden«, sagte Altman in Bezug auf die chaotische Trennung von seinem Mitgründer Elon Musk im Jahr 2018, der den Versuch, eine Künstliche Intelligenz zu schaffen, einmal als »Teufelsbeschwörung« bezeichnet hatte.3 »Und dann waren da noch die Anthropic-Leute«, fuhr Altman fort. Er meinte damit die mehr als ein Dutzend OpenAI-Mitarbeitenden, die Ende 2020 das Unternehmen verlassen hatten, um ihr eigenes konkurrierendes Forschungslabor zu gründen, weil sie das Vertrauen in Altman verloren hatten. »Aber die gehören nicht mehr zu uns.« Die mehr als siebenhundert verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten dem Unternehmen zu einem raketengleichen Aufstieg verholfen. Und nun durften sie angesichts des bevorstehenden Abschlusses eines Übernahmeangebots, bei dem OpenAI mit mehr als achtzig Milliarden Dollar bewertet wurde, bereits von Zweitwohnungen mit Blick aufs Meer träumen. Es gab keinen Grund zur Panik.
Optimismus war schon lange das Markenzeichen von Altman. Es gab aber auch Gründe genug für ihn, positiv in die Zukunft zu blicken. Der zart wirkende Achtunddreißigjährige beendete gerade das bislang beste Jahr seiner faszinierenden Karriere, ein Jahr, in dem sein Name in aller Munde gewesen war, Senatoren ihm aus der Hand gefressen hatten, er sich mit Präsidenten und Premierministern aus der ganzen Welt getroffen hatte und - was im Silicon Valley am meisten zählte - er eine neue Technologie mit weltveränderndem Potenzial hatte präsentieren können. OpenAI hatte im November 2022 mit der Vorstellung seines frappierend menschenähnlichen Chatbots ChatGPT (kurz für Generative Pre-trained Transformer, »generativer vortrainierter Transformer«) auf Anhieb einen Riesenerfolg gelandet. In nicht einmal drei Monaten meldeten sich hundert Millionen Nutzende an, was ChatGPT den Weltrekord der am schnellsten wachsenden App eintrug.4 Nur wenige Monate später stellte OpenAI einen noch beeindruckenderen Nachfolger vor, GPT-4. Diese Version konnte die US-Anwaltsprüfung bestehen und meisterte mit Bravour einen Standardtest in Biologie auf College-Niveau. Dieser unerwartet rasante Fortschritt ließ viele vermuten, dass das kühne Ziel des Unternehmens, tatsächlich die erste Künstliche allgemeine Intelligenz (Artificial General Intelligence, AGI) der Welt zu erschaffen, in greifbare Nähe gerückt sei. Selbst die härtesten KI-Skeptiker - darunter ein Informatikprofessor aus Stanford, der das ursprüngliche ChatGPT mir gegenüber als »Tanzbär« abgetan hatte - kamen nun ins Grübeln. Einige schwindelerregende Monate lang, in denen Unternehmen in ganz Amerika hektisch KI-Taskforces ins Leben riefen, um mögliche Produktivitätsgewinne durch KI abzuschätzen, schien es, als wären wir alle plötzlich zu Protagonistinnen und Protagonisten einer Science-Fiction-Geschichte geworden, deren Autor Sam Altman war.
Altman hatte das Programm nicht selbst geschrieben. Er war eher ein Visionär, Prediger und Dealmaker, kurzum das, was man einen »Promoter« nennt. Seine besondere Fähigkeit, die er im Laufe der Jahre als Berater und später als Leiter des renommierten Start-up Accelerators Y Combinator weiterentwickelt hatte, bestand darin, das nahezu Unmögliche ins Auge zu fassen, andere davon zu überzeugen, dass es tatsächlich möglich war, und dann das nötige Geld aufzutreiben, um es zu realisieren. »Er ist der einzige Mensch, dem ich in meinem Leben begegnet bin, der nur an Dingen arbeiten möchte, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern, auch wenn es vielleicht lediglich eine einprozentige Chance für ihren Erfolg gibt«, sagte Ali Rowghani, der während Altmans Amtszeit als Präsident des Accelerators einen Fonds bei Y Combinator betreute.
Niemand verkörpert so sehr wie Altman die grundsätzliche Haltung des Silicon Valley, dass es nicht schaden kann, »immer noch eine Null dranzuhängen«. Diese Denkweise hatte er von seinem ursprünglichen Mentor, dem Hacker, Unternehmer und Essayist Paul Graham, übernommen, einem Mitgründer von Y Combinator. Grahams genereller Rat an seine Start-ups war, nicht zu klein zu denken, sondern die »Millionen« auf den Präsentationsfolien ihrer Umsatzprognosen gleich durch »Milliarden« zu ersetzen. Als Altman 2019 die Zügel bei OpenAI übernahm, bloggte er über seine persönliche Erfolgsphilosophie: »Es hilft, an das, was man als seine Erfolgsmarke definiert hat, noch eine Null dranzuhängen - ob das nun Geld, Status, Einfluss auf die Welt oder was sonst immer ist.«5 Thiel erklärte, an Altman habe ihn vor allem beeindruckt, dass er absolut »den Zeitgeist des Silicon Valley repräsentierte« - ein 1985 geborener Millennial, der im idealen Moment zwischen dem Platzen der Dotcom-Blase und der Finanzkrise die Bühne der Tech-Welt betrat, als der Start-up-Optimismus wieder an Fahrt aufnahm, die Tech-Branche aber noch nicht »verknöchert« war, wie Thiel später gerne spottete. Thiel, der sich an Altmans Investitionen Mitte der 2010er-Jahre beteiligte, als die Warnungen vor einem Platzen der Technologieblase immer lauter wurden, musste schließlich seine für ihn als Contrarian typische Einstellung, gegen den Strom zu schwimmen, überwinden, und das nicht zu seinem Nachteil. »Sam war extrem optimistisch, eine wichtige Einstellung, wenn man in diesem Bereich investieren wollte, denn dort war eigentlich alles sehr gut bewertet«, sagte er. Wie sich herausstellte, hatten die von Y Combinator geschaffenen sogenannten Einhörner, Start-ups wie Stripe und Airbnb mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar, deren Anteile nicht an der Börse gehandelt werden, noch viel Wachstumspotenzial. Mit Ausnahme der Nachbeben der Finanzkrise von 2008 und der globalen Pandemie, die im Jahr 2020 ausbrach, hat Altman praktisch nur steigende Tech-Märkte erlebt.
Aber dieses Mal lag Thiel mit seinem Pessimismus richtig. Während die beiden Investitionspartner unter dem offenen Dachgebälk des YESS feierten, einem der angesagtesten Restaurants in Los Angeles,...
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