Schweitzer Fachinformationen
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Geh weg, ruft das Kind
und läuft dir hinterher.
Du folgst seinem Ruf.
Es holt dich ein.
Halt an, sagt das Kind
und erzählt dich zurück.
An den Anfang eines Satzes,
den du eben noch dachtest.
Es atmet eine Weile mit dir,
es raubt dir den Atem.
Es treibt dich ans Ende
des Satzes. Es verspricht
dir ein wortloses Glück.
Komm mir nach, ruft das Kind
und läuft dir voraus.
Kann es ein Spiel sein?
In einem Bild Ghirlandaios
einen Stein verstecken,
zwischen zierlichen Schuhn
und Battistsäumen. Und
die Betrachter auffordern,
eine Seele zu suchen.
Wer wird sie erkennen?
Jener vielleicht, der sich
schon lange in abendlichen
Städten aufhält und
die Finsternis erwartet,
die über die Ränder steigt.
Dort, sagt er, dort
kann ich bleiben
und schiebt den Stein
tiefer ins Bild.
Sobald ich das Kind
wiedersehe, das Kind
in dem Zimmer, das, weiß,
vom Licht verschlungen
wird, das Mädchen auf dem
Bettrand sehe, wiedersehe,
die Puppe auf dem Schoß,
verhakt ins Karo des Röckchens,
und das Buch für die
vergessenen Wörter neben sich,
das Mädchen, das nicht mehr
weiß wie ein Kind wartet,
wenn es warten soll,
sobald ich das Kind
wiedersehe, versuche ich
die Wörter zu wecken,
die es verlernte, um zu
bleiben und sicher zu sein
vor dem, was es erwartet.
Kann die Elster den Garten
erobern?
Du sprichst zu wenig
mit ihr.
Übermorgen gibts Krieg,
schreit sie
und rauft sich die Federn.
Dass sie die Nacht
fürchtet,
sollest du wissen;
und den Tag
immer alleine anzettelt,
dem sie droht und
der schnell vergisst.
Dieser Neckar, der umkehrt,
treibt den störrischen Kahn
dort, am Turm, vorüber,
wo die Stimme steht, seither
dieser eine Schrei aus dem Fenster;
wo die gelehrten Schatten,
aus allen Fragen entlassen,
in die Nacht aufgehen;
wo widerstrebende Wellen
die Rinde von den Stämmen
jener Bäume zärtlich schälen,
die sich seit je
im Fluss spiegeln.
Endlich der gläserne Himmel,
Winterhimmel,
der die Nacht über den
Rest von Licht hebt.
Eine einzige eisige Spannung,
in der Glück sichtbar wird:
Spuren von Bildern, von
Buchstaben, Engelshaaren.
In Erwartung der Sterne.
So unterm Mond,
windig bis in die Knochen,
frei von Nachreden,
dem Morgen abspenstig,
so unterm Mond
treffen sich die Tagdiebe,
um sich auszutauschen,
sich zu tauschen
und die Spur der
gestohlenen Tage
in einem andern Licht
verschwinden zu sehn.
Mal einen Weg, der
dir hinterm Horizont
wegläuft oder
schreib ihn -
nur weiter kommst du nicht.
Du übertreibst die Farben,
die ihn säumen, die Schatten
der Bäume, die ihn
zurechtweisen.
Noch traust du dir
den Gang nicht zu.
Du könntest aber,
wenn die Wörter, die Farben
verbraucht sind,
dich auf den Weg begeben,
und dort, wo die Farben,
die Wörter enden,
auf den Himmel treten.
Du könntest hinuntergehn
in die aufgeschichtete Stadt
und den Heiligen die Mäntel
stehlen. Am Abend könntest
du sie ausbreiten auf den
warmen durstigen Hügeln,
ihre Säume auftrennen, nach
einander, und die Reste
freilassen: die ganze Saumseligkeit
aus Wörtern, gestirnten Silben -
bereit für ein Amen
und untauglich für den Tag.
Du lauschst an der Tür,
das Ohr am Holz,
lauschst einer vergangenen
Geschichte
und versiegelst sie mit Scham:
Hinter der Tür
erzählt die Liebe.
Nur noch von sich.
Aber du wolltest dich
hören und sie
wolltest du hören.
Und danach erst das alte Lied.
Orpheus, zerfallen in Asche.
Danach ist danach.
Dies eine Lied, das er konnte,
gerann zur Spur
im schwarzen Staub.
Feuer sprang vor ihr Bild.
Er hat, fiel ihm ein,
bevor er fiel, stumm sein
wollen. Aber das Lied, das eine,
mit dem er sich hörte,
verriet ihn.
In Gedanken ein Zimmer
betreten, das du in Gedanken
verließest. Wer hat
es umgeräumt und wessen
Atem stockt in ihm?
Staub hat Buchstaben
auf die Tischplatte
geschrieben. Du mühst
dich umsonst, sie zu lesen.
Du hörst auch den Rest
einer Stimme - deiner?
Könnte es ein Lied
werden, sein Anfang?
Was erinnerst du und
wer erinnert dich?
Wer ist es, fragst du nach,
der sich verließ?
Wer blieb?
Dieser Ausschnitt Nacht, meiner,
in wechselnden Fenstern.
Tintig und beschwert von Schatten
oder mit springenden Lichtern.
Immer ohne Himmel und Erde:
ein Gelände für unausgesprochene
Wörter, angeredet und blind,
keine Vorbereitung auf den Schlaf,
eher der Ansatz für eine Hymne,
die dem Vergessen widersteht
vor dem schönen Wechsel der Finsternis.
Wieder der Fremde
die Nacht geöffnet,
dem lautlosen Körper,
auch einem Streifen Licht
am Rand der Erwartung.
Er bewegt sich mit...
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