Schweitzer Fachinformationen
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2050. »Für die Schule bekommst du nächstes Jahr eine bessere Brille.« Der Vater tastet nach den Ohrbügeln der Virtual-Reality-Brille seiner Tochter und schiebt sie über ihre Ohren, bis die Brille fest am Gesicht sitzt. Die Kleine klettert auf das Sofa und kuschelt sich neben dem älteren Bruder zwischen ihre Eltern.
»Los geht's!« Die Mutter startet das Programm des Autofachhändlers und liest vor: »>2050: Willkommen im neuen Auto-Jahrzehnt<, steht da auf dem Schild. Und wir gehen für unsere Probefahrt jetzt alle zusammen zu den neuesten Modellen«, leitet sie die Kinder an. »Das ist die Tür ganz rechts.« Alle vier wenden die Köpfe ein wenig nach rechts und bewegen die Hände, als ob sie eine Tür aufstoßen. »Den Tesla da vorne, den liebe ich!«, ruft der Vater, »lass uns den gleich mal ausprobieren!« »Juhu, fahren!«, kreischt die Tochter. Doch die Mutter interveniert: »Schatz, lass uns lieber gleich diesen Wagen testen. Der ist von einem deutschen Hersteller - und hat schon die neue Antriebstechnologie aus China, die ist viel nachhaltiger für unsere Umwelt als die der alten E-Autos.«
Dieses Buch handelt davon, warum wir uns vor dem Aufstieg Chinas als innovative Wirtschaftsmacht nicht fürchten müssen, sondern mit umso größerer Entschlossenheit drei Dinge tun sollten, um den Erfolg der deutschen Wirtschaft zu sichern und eine neue goldene Ära zu schaffen: Deutschland strukturell neu auf Vordermann bringen und zukunftsfähig machen, außerdem die Herausforderungen mit China noch zielführender gestalten und verhandeln, während wir darüber hinaus die sich uns durch China bietenden neuen Chancen erkennen und diese mit neuen Strategien und Erfolgsfaktoren zu unserem Vorteil nutzen.
Manchen Leserinnen und Lesern stellt sich die Frage: Warum ein neues Buch zu China? Deshalb möchte ich Sie gleich vorweg beruhigen: Dies ist kein weiteres theoretisches Werk, das sich auf ein staunendes Beschreiben von China beschränkt. Davon gibt es genug. Hier geht es um die praktischen Konsequenzen für Deutschland - und darum, was wir konkret tun können, um neues Wachstum zu schaffen und auch international langfristig mithalten zu können. Dieses Buch kommt aus der Praxis und meinen erlebten Erfahrungen, unter anderem aus acht Jahren in China, aus zahlreichen Gesprächen mit erfolgreichen chinesischen und deutschen Unternehmern, Mittelständlern und Weltmarktführern, Experten und Entscheidungsträgern wie Hermann Simon, Entdecker der »Hidden Champions« und weltweite Beraterlegende, den Sie im Vorwort schon kennengelernt haben, Staatspräsident Emmanuel Macron, Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Merkel, und aus meiner wissenschaftlichen Vor-Ort-Forschung zu diesem Thema, das uns in Deutschland alle etwas angeht.
Denn in unserer heutigen globalisierten Welt sind wir untrennbar mit China verbunden. Wir leben zusammen auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen. Ob in der Wirtschaft, im Umweltschutz oder in der Bewältigung von weiteren großen Herausforderungen der Zukunft wie globale Migration, Ernährungssicherheit und Überwindung der Armut - von einer größeren Warte aus betrachtet schreiben wir die Zukunft unserer Existenz gemeinsam. Als einflussreicher Global Player spielt China dabei eine zentrale Rolle. Für viele in Deutschland ist China jedoch vor allem mit vielen Fragezeichen verbunden. Mir selbst ging es vor meiner Entsendung nach China genauso, und sogar nach ein, zwei Jahren im Land war mir noch vieles rätselhaft. Ich stellte mir Fragen wie: »Wie denken die Chinesen wirklich über uns und eine Zusammenarbeit? Wer sind überhaupt >die Chinesen<? Sind es Menschen wie du und ich? Gleichgeschaltete Staatsdiener, Hermès tragende, in Privatfliegern durch die Welt jettende Neureiche - oder schlicht mittelständische Familienunternehmer? Wie sind sie privat? Und was in den Medien stimmt eigentlich über China und was nicht?«
Erst nach acht Jahren im Land, als ich fließend Mandarin sprach, sich mir so ein tieferer Zugang zu den Menschen und ihrer Mentalität eröffnete und ich als Geschäftsführer mit beiden Beinen mitten in der wirtschaftlichen Realität und der täglichen Zusammenarbeit mit Chinas Privat- und Staatswirtschaft stand, begann ich China besser zu verstehen. Und erkannte: Vorurteile und Ängste, Unwissenheit und Ressentiments führen zu einer einseitigen Vogel-Strauß-Mentalität, die uns den Blick auf die Realität verstellt und zu falschen Entscheidungen führt. Deshalb ist es so wichtig, sich mit China und seinen Menschen zu befassen, um sie besser zu verstehen. Denn nur so lassen sich die Chancen und Risiken erkennen, die in der Zusammenarbeit und im Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen liegen. Die entscheidende Frage ist also: Wie können wir konstruktiv mit Chinas Aufstieg umgehen, die Chancen für uns nutzen, die Risiken managen und neue wirtschaftliche Lösungen für eine erfolgreiche, nachhaltige Zukunft finden?
Aktuelle Bücher zu China lassen sich grob fünf Feldern zuordnen: politische Themen, geschichtliche Werke, Kunst, der Wirtschaftsboom und die Zukunft Chinas, Technik sowie gesellschaftlich-kulturelle Studien. Bei den Wirtschaftstiteln werden meist die besonderen Phänomene beleuchtet: schillernde Unternehmer-Stars wie Jack Ma von Alibaba, Mega-Citys wie Shenzhen oder bekannte chinesische Großkonzerne. Es steht außer Frage, dass dadurch viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen wurden. Aber ein entscheidendes Puzzleteil fehlt bisher - und dies ist das Geheimnis für Chinas Erfolg und zugleich eine der größten Herausforderungen und Chancen für Deutschland im 21. Jahrhundert: das innovative Erstarken und die zunehmende Internationalisierung des chinesischen Mittelstands!
Im Schatten von Medienberichten über bekannte chinesische Großkonzerne wie Huawei & Co brummt der Motor der chinesischen Wirtschaft woanders: nämlich durch die innovative Entwicklung und weltweite Expansion des Mittelstands. Auch ich habe dieses wahre Erfolgsgeheimnis der chinesischen Wirtschaft erst in seiner ganzen Tragweite erkannt, als ich selbst mittendrin war. Die tägliche Zusammenarbeit mit Chinas Mittelstand, meine wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema sowie ein tiefes Eintauchen in die chinesische Kultur und die Denk- und Lebensweise der Menschen ermöglichten mir, zu verstehen, was wir in Deutschland bisher nicht ausreichend erkannt haben. Mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung Chinas, 70 Prozent der technologischen Innovationen und - ähnlich wie in Deutschland - etwa zwei Drittel der chinesischen Exporte werden durch den Mittelstand generiert. Und der hat begonnen, die Internationalisierung zu forcieren. Dies hat weitreichende Konsequenzen, gerade für uns in Deutschland: Wir bekommen auf der Weltbühne neuen und unerwartet innovativen Wettbewerb; chinesische Hidden Champions entstehen und drängen in Nischen, von denen wir gewohnt waren, sie aufgrund unserer langen Erfahrung zu »besitzen«. Gleichzeitig bieten sich neue Chancen in der Zusammenarbeit. In Forschung und Entwicklung (F&E) sowie der Wissenschaft können wir in China frühzeitig Trends von morgen erkennen und zu unserem Vorteil nutzen - denn heute beginnen viele Entwicklungen und Innovationen in der Tech-Welt in China und verbreiten sich von dort in alle Welt. Wussten Sie zum Beispiel, dass China in der Forschung in 37 von 44 Schlüssel-Technologiebereichen weltweit führend ist?1 Ob Hyperschall-Flugzeugantriebe, erneuerbare Energien oder Quantenkommunikation und -sensorik - in entscheidenden Zukunftsbranchen ist uns China voraus, und auch darauf werde ich genau eingehen.
Diese großen Konsequenzen für uns in Deutschland, von denen Sie in den einzelnen Kapiteln noch weitere kennenlernen, werden jedoch gravierend übersehen. Auch deshalb haben wir noch keine ausreichenden Lösungen zu Chinas Aufstieg gefunden. Ich habe mich oft gefragt, warum die Entwicklung von Chinas Mittelstand nicht thematisiert wird und die Folgen noch nicht überall in der Wirtschaft diskutiert werden. Ein Grund ist sicherlich, dass das Scheinwerferlicht der medialen Aufmerksamkeit in den letzten Jahren vor allem auf die polarisierenden chinesischen Akquisitionen (M&As), oft von großen Staatskonzernen, gerichtet war, und private Mittelständler in deren Schatten unbemerkt blieben. Auch mag es daran liegen, dass die Recherche zum Mittelstand in China sehr mühsam ist. Die meisten Firmenchefs der ersten Generation sprechen nur Chinesisch. Und darüber hinaus sind die Mittelständler unbekannter und schwerer zu greifen als weltweit bekannte Global Player. Von vielen Mittelständlern in China findet man nirgends im Internet detaillierte Informationen, wie wir es von deutschen Firmen gewöhnt sind.
Wer sind sie also, die chinesischen Mittelständler? Wie ticken die neuen Hidden Champions und Weltmarktführer von morgen und was wollen sie? Und was hat dies...
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