Schweitzer Fachinformationen
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Sie braucht die Stille, um Frieden zu finden. Er braucht den Lärm, um mit seinen Gedanken nicht alleine zu sein. Doch können leise und laut gemeinsam bestehen?
Tatum Sullivan fühlt sich nur sicher, wenn es still ist. Seit einem verhängnisvollen Tag in New York hat sie mit Lärm und den dadurch hervorgerufenen Panikattacken schwer zu kämpfen. Um der lauten Großstadt zu entfliehen, zog sie vor einigen Jahren mit ihrer Familie ins beschauliche Golden Oaks, Connecticut. Doch nicht einmal dort, umgeben von Seen und endlosen Wäldern, kommt Tatum zur Ruhe.Dash Adams liebt es laut. Je dröhnender die Musik in seinen Ohren, desto besser, und genau deshalb hat er sich auch eine Karriere als DJ aufgebaut. Denn wenn es still ist, ist er allein mit seinen Gedanken - Gedanken, die Trauer und Schuldgefühle auslösen. Als Dash einen Freund in Golden Oaks besucht und dort auf die schlagfertige Tatum trifft, funkt es sofort. Doch können leise und laut zusammen bestehen?
Die Golden-Oaks-Reihe bei Blanvalet:
"Ich bin Tatum und Dash hoffnungslos verfallen. Ihre Geschichte ist ehrlich, emotional und herzzerreißend - mit einem Twist, der mich eiskalt erwischt hat. Wow!" Anya Omah
TATUM
Stille.
Klick.
Ausatmen, einatmen, Luft anhalten. Vollkommener Stillstand. Nichts als knackende Zweige unter meinen Füßen und raschelnde Laubbäume, die der Wind mit seinem nächsten Atemzug zum Tanzen brachte. Plätscherndes Wasser, das einen steinigen Abhang herunterfloss und sich zu einem Fluss verband, der links an mir vorbeirauschte.
Ich senkte meine Kamera und schaute auf das kleine rechteckige Display, öffnete mit einem Knopfdruck die Bildergalerie und blätterte dann durch die Fotos, die ich soeben geschossen hatte. Das warme Farbenspiel zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Dann huschte mein Blick wieder zu den Bäumen, deren Kronen in den verschiedensten Farben leuchteten. Das Grün der Blätter strahlte mir geradezu entgegen und wurde von Knallrot, Orange und Gelb durchbrochen. Es roch nach Holz, Moos und Erde, eine frische Brise wehte. Ein perfekter Ort, um sich für eine Weile von der Natur ablenken zu lassen und alles um sich herum zu vergessen.
»Okay, okay, okay«, murmelte ich vor mich hin, während ich die Fotos durchsah. Es gab schon ein paar, die gut aussahen, doch das eine Bild war noch nicht dabei gewesen.
Ich hob mir die Kamera wieder vors Gesicht und blickte durch den Sucher. Auf dem Foto würde der lange gerade Pfad zu sehen sein und zu seinen Seiten - fingers crossed, dass ich es symmetrisch hinbekam - die bunten Bäume.
Und dann kam mein Lieblingsmoment. Der Augenblick, bevor ich abdrückte. Ein paar Herzschläge der absoluten Ruhe, des Stillstands. Mit angehaltenem Atem versuchte ich, den perfekten Bildausschnitt zu erwischen, wartete und wartete . Ich genoss es jedes Mal aufs Neue. Wenn die Welt sich nicht weiterdrehte und ich in dieser Sekunde verharrte, bis .
. ich abdrückte.
Mein allerliebstes Hobby, das mir half, zur Ruhe zu kommen: Fotografie. Besonders Landschaften hatten es mir angetan, und die gab es hier zuhauf.
Ich atmete aus und checkte das Display. Zufrieden grinsend klopfte ich mir in meiner Vorstellung auf die Schulter. Der Shot war echt gut geworden. So gut, dass ich hier nun fertig war und den Heimweg antreten konnte. Rasch ließ ich die Kamera in meine braune Tasche gleiten.
Während ich über die orangenen, grünen und braunen Blätter spazierte, die den Waldboden säumten, und die frische Herbstluft einatmete, wanderte mein Blick zu meinem flauschigen Begleiter. Er stolzierte neben mir her, den größten Stock zwischen den Zähnen, den er hatte finden können. Wie immer würde er den so schnell nicht mehr hergeben.
»Oh Sherlock«, flüsterte ich schmunzelnd.
Daraufhin erntete ich lediglich einen schrägen Blick, der mich nur noch mehr zum Lächeln brachte. Unglaublich, wie sehr ich diesen Hund in den letzten Jahren in mein Herz geschlossen hatte.
Als wir vor vier Jahren von Queens nach Golden Oaks gezogen waren, hatten wir kurzerhand beschlossen, unseren Traum von einem weiteren Familienmitglied wahr werden zu lassen, und diesen kleinen Frechdachs - wobei, eher großen Frechdachs - aus dem Tierheim adoptiert. Die Betreiber der Auffangstation hatten gemeint, dass er eine Mischung aus Golden Retriever, Schäferhund, Spitz und Pudel sei, wobei meiner Meinung nach ganz klar der Golden Retriever dominierte. Seit diesem Tag wich er mir nicht mehr von der Seite und war zu meinem besten Freund geworden. Ich hatte mir in all den Jahren einen Spaß daraus gemacht, ihm immer mehr Namen zu geben (er hatte keine Wahl gehabt, der Arme), und mittlerweile hieß er Sherlock Marshmallow Gary Pablo Escobark Sullivan. Kurz: Sherlock.
Jetzt, um die Mittagszeit, stand die Sonne weit oben am Himmel, brach vereinzelt durch die dünnen Äste und das Laub der umstehenden Bäume und kitzelte mich in der Nase. Auch wenn es bereits Anfang Oktober war, wurde mir mit jedem Schritt wärmer, also lockerte ich meine beige Herbstjacke und spürte den nächsten Luftstoß, der meinen Nacken entlangstrich.
Ich warf einen Blick auf die goldene Armbanduhr an meinem Handgelenk, die ich vor ein paar Wochen im Secondhandshop Silver Thrift für nur ein paar Dollar ergattert hatte.
»Auf geht's, wir müssen wieder nach Hause«, rief ich Sherlock zu, der mittlerweile ein Stück vor mir lief. »Aber zuerst machen wir noch einen Abstecher zu deiner zweitbesten Freundin, okay?« Ich nickte nach rechts und schlug eine Abkürzung über einen holprigen Waldweg ein, genoss die letzten Momente in der Natur, die mich zumindest ein paar Minuten am Tag ruhig atmen ließen.
Schon von Weitem hörte ich vereinzelte Stimmen, Gehupe und brummende Autos. Und obwohl ich gerade erst den Wald verlassen hatte und über die morsche Brücke über den Fluss Richtung Stadtmitte gelaufen war, beschleunigte sich mein Herzschlag mit jedem weiteren Schritt. Meine Handflächen begannen zu schwitzen, und ich vergrub sie tief in den Taschen meiner Jacke, wo ich an einem kleinen Faden herumspielte, der sich aus der Naht gelöst hatte.
Nur wenige Minuten später erreichte ich die Hauptstraße und leinte Sherlock an. Er hörte zwar auf mich, und in Golden Oaks war auf den Straßen nie sonderlich viel los, doch seine Sicherheit ging vor. Neben mir fuhren langsam ein paar Autos vorbei, auf dem Weg in die Stadtmitte oder hinaus in den nächsten Ort. Christy, eine sympathische grauhaarige Frau mit riesigen Feder-Ohrringen, der das Diner ein paar Ecken weiter gehörte, winkte mir durch die Scheibe ihres Pick-ups zu, und ich erwiderte den Gruß lächelnd. Boutiquen, der örtliche Supermarkt, Buch- und Plattenläden sowie unser kleines gemütliches Kino säumten mit ihren bunten, leicht altmodischen Fassaden die Straße. Dazwischen mein Lieblingscafé, das Blossom Roast, wo es nicht nur leckere Getränke und Kuchen gab, sondern auch Blumen und Pflanzen in jeglichen Farben und Formen. Die Inhaberin Penelope hatte sich nicht zwischen einem Café und einem Blumengeschäft entscheiden können, weshalb sie einfach beides kombiniert hatte.
»Hey, Tatum, alles klar? Auf dem Weg zu Frankie?«, rief mir plötzlich jemand zu.
Ich zuckte kurz zusammen, dann drehte ich mich rasch herum. Rechts hinter mir in der Tür zur besten Pizzeria in Golden Oaks - na ja, der einzigen Pizzeria - stand Arturo, eine weiße Schürze um die Hüften gebunden und die Arme auf seinem ausgeprägten Bauchansatz abgelegt. Aus dem Inneren des Restaurants zog eine Wolke köstlichen Pizzaduftes herüber.
»Hey, ja, klar. Bevor ich wieder zurück nach Hause muss, schau ich kurz bei ihr vorbei«, entgegnete ich und lächelte leicht, als er sich bückte und Sherlock streichelte. »Und bei dir?«
Mit seinen hellgrauen, fast schon weißen Haaren und den Falten wirkte er wie der italienische Großvater der Stadt und hatte für alle ein offenes Ohr, die bei einer Pizza über ihr Leben philosophieren wollten. Er grinste breit, gab Sherlock einen kleinen Klaps und richtete sich auf. »Aber immer, aber immer.« Dann wandte er den Blick kurz nach innen, wo jemand seinen Namen rief. »Ich muss wieder rein, sag ihr liebe Grüße! Einen schönen Tag.«
»Danke, dir auch noch einen schönen Tag«, sagte ich und lief weiter.
In Golden Oaks war es normal, dass nahezu alle sich kannten. Das ging nun mal mit dem Kleinstadtleben einher und war definitiv das komplette Gegenteil zu meinem früheren Leben in Queens.
Ich konzentrierte mich wieder auf die herbstliche Dekoration, die hier an jeder Straßenecke zu finden war. Während im Frühling und Sommer die ganze Stadt mit Blumen geschmückt und im Winter alles weihnachtlich mit Lichterketten und Weihnachtsmännern dekoriert war, gab es im Oktober Kürbisse und Vogelscheuchen in allen Größen und Formen zu bestaunen. Auch wenn ich den Frühling lieber mochte als alle anderen Jahreszeiten, genoss ich die warmen Farben im Herbst, für die Golden Oaks bekannt war.
Auf dem Bürgersteig kamen mir immer wieder Leute entgegen, die sich unterhielten oder in ihr Handy brabbelten. Die Motorengeräusche der vorbeifahrenden Autos vermischten sich mit dem Klingeln der Glöckchen über den Türen der Geschäfte. Mein Herzschlag beschleunigte sich mit jeder Sekunde. Im Vergleich mit der Ruhe, auf die ich mich auf den Waldwegen und zwischen den Feldern verlassen konnte, kam mir die Geräuschkulisse innerhalb der Stadt lauter vor, als sie eigentlich war. Und so wie jeden Tag, seitdem wir hierhergezogen waren, sagte ich mir innerlich dieselben Sätze auf.
Ruhig bleiben. Ich bin in Golden Oaks, wo mir nichts passieren kann. Alles ist gut. Mir geht es gut. Alles ist gut. Mir geht es gut. Alles ist gut. Mir .
Wie versteinert blieb ich stehen und krallte die Finger in den Innentaschen meiner Jacke fest. Mir wurde heiß. Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst bekam, meine Brust würde explodieren. Und all das nur wegen eines schwarzen Jeeps, der gerade in einem Affentempo an mir vorbeigebraust war, die Musik so laut aufgedreht, dass sie vermutlich noch die Tiere im Wald wecken würde.
Verdammt, was sollte das denn?
Ich spürte ein Ziehen an Sherlocks Leine und blinzelte ein paarmal, um wieder ins Hier und Jetzt zu gelangen. Das Auto war aus dem Nichts gekommen und hatte so viel Krach gemacht, dass ich für einen Moment um Jahre zurückgeworfen worden war.
Langsam atmen, Tatum.
Zwar beruhigte sich mein Puls etwas, doch der Jeep und vor allem die laute Musik ließen mich nicht mehr los. In meinem Bauch breitete sich ein mulmiges Gefühl aus, während ich mich von Sherlock weiterziehen ließ.
Früher hatte ich meine Musik auch so...
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