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"Generation Gwinn!"
So titelte der Spiegel und Giulia Gwinn macht dieser Schlagzeile alle Ehre. Bereits als Kind schlich sie sich förmlich davon, um mit den Jungs Fußball zu spielen – ihre eigene Mutter war anfangs nämlich noch dagegen. Doch Giulia folgte ihrer Leidenschaft, setzte sich gegen alle Widerstände durch und feierte als 18-Jährige ihr Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. Selbst von zwei Kreuzbandrissen ließ sie sich nicht ausbremsen. Im Gegenteil: Sie kam noch stärker zurück und reifte beim FC Bayern München und im DFB-Team zur Führungsspielerin.
Giulia Gwinn ist Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Olympia-Bronze-Gewinnerin und mehrmalige Deutsche Meisterin. Die Fans wählten sie zur Nationalspielerin des Jahres 2024 und 2019, das Forbes-Magazin nahm sie 2022 zudem unter seine Top 30 unter 30 auf. Auf Instagram erreicht und inspiriert Gwinn weit mehr als eine halbe Million Menschen. Parallel zum Fußball studiert sie Sportmanagement und lebt eine große Leidenschaft für Hunde und Fashion.
Sie beweist:
Giulia verspürte von klein auf einen inneren Antrieb, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre ganz eigene Geschichte zu schreiben. Jetzt hat sie diese besondere Story für uns alle aufgeschrieben.
Giulia Gwinn, geboren 1999, ist deutsche Fußball-Nationalspielerin, Kapitänin des DFB-Teams und eine offensiv ausgerichtete Verteidigerin beim FC Bayern München. Dreimal gewann sie bereits die deutsche Meisterschaft. Die Fans wählten sie zur Nationalspielerin des Jahres 2024 und 2019. Parallel zum Fußball studiert sie Sportmanagement und lebt eine große Leidenschaft für Hunde und Fashion. Zuletzt holte sie mit der Deutschen Nationalmannschaft Bronze bei Olympia in Paris.
Julien Wolff, geboren 1983, ist Sportjournalist aus Leidenschaft. Damals Hobbyfußballer, begann er nach dem Abitur über das Runde, das ins Eckige muss, zu schreiben. Er ist Sportredakteur bei Welt und Welt am Sonntag, berichtet vor allem über den FC Bayern und die Nationalmannschaft. Der Bestseller-Autor schrieb unter anderem die Kinderbuch-Reihe von und mit Weltmeister Thomas Müller. Wolff lebt in München
KAPITEL 2
Das Mädchen ohne Namen
ZUSAMMENHALT: FAMILY FIRST
Meine große Reise in die Fußballwelt beginnt auf einem kleinen Bolzplatz. Und mit einer kleinen Lüge.
Meine Story fängt am Bodensee an. Genauer gesagt in Ailingen, in der Nähe von Friedrichshafen. Unser Ort hat gerade mal 7000 Einwohnerinnen und Einwohner. Meine Familie lebt im Ortsteil Unterlottenweiler am Rande von Ailingen, hier stehen einige Höfe und Wohnhäuser. Ein richtiges Dorfleben. Es gibt nur eine größere Straße, es geht ruhig und beschaulich zu. Ailingen darf sich sogar »staatlich anerkannter Erholungsort« nennen.
Zu Hause sind wir zu sechst: meine Mama Gabi, mein Papa Florian, meine Brüder Manu und Leon sowie meine Schwester Jessi und ich. Jessi und Manu sind genau genommen meine Halbgeschwister, aber dieses Wort hört sich für mich komisch an. Für mich sind sie schon immer einfach meine Geschwister gewesen. Ich bin die Jüngste. Leon ist knapp zwei Jahre älter als ich, Manu fünf Jahre, Jessi sogar 17 Jahre.
Bevor ich zur Welt komme, sucht sich meine Mama für mich den Namen Giulia aus. Die italienische Form von Julia. Meine Eltern mögen Italien sehr, Mama findet den Namen besonders und total schön. Mein Papa will aber unbedingt, dass ich Ronja heiße. Zum Glück setzt er sich damals nicht durch. Ich bin nicht gerade in love mit dem Namen Ronja, denn ich denke da immer an Ronja Räubertochter. Passt einfach nicht komplett zu mir. Nachdem meine Mama damals das letzte Wort behält, besteht mein Papa darauf, dass es mein zweiter Name wird - und das ist für mich aus heutiger Sicht auch total okay, ein guter Deal.
Und dann, am 2. Juli 1999, erblicke ich das Licht dieser Welt. Da ist es: Giuli, das Küken. Noch schnell vor der Jahrtausendwende fange ich an, auf dieser wunderschönen Erde rumzukrabbeln. Frankreich ist Fußballweltmeister, Mambo No. 5 die Nummer eins in den Musikcharts, Gerhard Schröder Bundeskanzler - und die Familie Gwinn jetzt noch größer. Nicht nur vom Alter her bin ich das Küken - auch körperlich. Und damals auch vom Wesen her. Ich bin klein und zierlich. Und nach außen hin auch ziemlich schüchtern.
Mein Papa hat einen Kfz-Betrieb, meine Mama arbeitet im Büro seiner Werkstatt mit angeschlossener Tankstelle. Seit ich denken kann, spielt der Fußball bei uns daheim eine Rolle. Wir leben in einem Haus mit Garten, den meine Brüder zum Fußballplatz umfunktionieren. Mein Papa hat uns extra ein großes Tor gekauft und aufgebaut. Dort trete ich zum ersten Mal in meinem Leben gegen einen Ball.
Meine beiden Brüder spielen im Verein: Leon für die TSG Ailingen, Manu für den TSV Meckenbeuren. Sie sind total verrückt nach Fußball. Wenn in ihrem Verein kein Training ansteht, zieht es sie immer auf den Bolzplatz, der nur ein paar Schritte hinter unserem Haus liegt. An unseren Garten grenzt ein Maisfeld an, zum Bolzplatz muss man über einen Hof einmal über die Straße. Aber meine Brüder haben einen Schleichweg. Quasi der Expressweg zum Kicken. Die Fast Lane zum Spaß haben. Sie müssen nur aufpassen, dass der Bauer von nebenan sie nicht erwischt.
Als kleines Mädchen hat der Ball, den sich meine Brüder immer unter den Arm klemmen, eine beinahe magische Anziehungskraft auf mich. Ich bin großer Fan der Filmserie Die Wilden Kerle, die auf der Buchreihe Die Wilden Fußballkerle basiert. Ich verschlinge die Bücher und Filme. Für jeden Teil gehe ich ins Kino. Meine Heldin ist Vanessa. Sie ist das einzige Mädchen in der Mannschaft. Und will die erste Frau in der Männer-Nationalmannschaft werden. »Sie ist die Wildeste aller Kerle«, sagt der Junge Raban über sie in dem Buch. Ein Teil der Filmreihe heißt: »Alles ist gut, solange du wild bist!« Das gefällt mir. Das inspiriert mich. Ich erkenne mich in Vanessa wieder. Ich will sein wie sie.
Heute verstehe ich, dass Vanessa eine Figur ist, die ihre Weiblichkeit nicht verhehlt. Und sich durch Zwänge der Gesellschaft nicht einschränken lassen will. Sie schießt sogar mit Stöckelschuhen Tore. Und sie ist die »Königin des Alptraumpasses« - mit ihren Flanken von rechts bereitet sie viele Tore vor. Ihr Spitzname ist »Die Unerschrockene«. Als kleine Giuli finde ich sie einfach nur cool. Und stark. Ich sehe etwas in ihr.
Ich wünsche mir alles von den »Wilden Kerlen«, bald ziert das Logo der Reihe sogar meine Handtücher. Und zu jedem meiner Geburtstage gebe ich eine »Wilde Kerle«-Party, mit Schminken und allem. Auch die Mädchen aus meiner Klasse tragen »Wilde Kerle«-Sachen. Aber im Fußballverein melden sie sich nicht an.
Also will ich unbedingt mit meinen Brüdern auf den Bolzplatz. Damit ich werde wie Vanessa. Leon und Manu sind nicht gerade begeistert. Und weigern sich, mich mitzunehmen. Sie wollen in Ruhe kicken - und nicht ihre kleine Schwester beaufsichtigen. Doch so schüchtern ich damals außerhalb der Familie bin, so penetrant kann ich daheim sein. Wie gesagt: Mein Wille ist schon damals sehr ausgeprägt. Ich lasse nicht locker. Bis Mama zu meinen Brüdern sagt: »Nehmt die Giuli halt bitte mit.«
Doch auf dem Bolzplatz angekommen folgt für mich die Ernüchterung. Ich darf gar nicht mitspielen. »Du holst die Bälle, die am Tor vorbeifliegen«, sagen Leon und Manu. Was die älteren Brüder sagen, wird gemacht. Und sogar das Bälleholen macht mir Spaß. Irgendwann sagen sie: »Stell dich ins Tor.« Auch das bereitet mir Freude. Bis mein Bruder Leon voll abzieht. Der Ball trifft mich mit aller Wucht im Gesicht. Blut schießt aus meiner kleinen Nase, ich fange an zu weinen. Keine Sekunde länger will ich hierbleiben.
Ich renne los, Richtung nach Hause. Auf dem Weg hinterlasse ich eine Blutspur. Der Bauer von nebenan weiß jetzt sicher, dass wir die Abkürzung über sein Gelände genommen haben. Zu Hause angekommen falle ich heulend in Mamas Arme. Sie drückt mich fest und hört sich in Ruhe an, was passiert ist. Als sie erkennt, dass nichts Schlimmes geschehen ist und meine Nase schon nicht mehr blutet, sagt sie: »Tja, Giuli, du wolltest ja mit auf den Bolzplatz.«
Der Schreck ist schnell vergessen. Am nächsten Tag bin ich wieder mit meinen Brüdern auf dem Platz. Ich setze durch, dass ich mitkicken darf. Und komme fortan nie wieder weinend von dort zurück. Sondern nur noch glücklich. Ich will nicht nur am Rand stehen, ich will mittendrin sein. Der Ball und ich - das ist damals irgendwie eine Hassliebe. Diese Challenge, mit meinen älteren und besseren Brüdern mithalten zu wollen, triggert mich total.
Ich mache schnell Fortschritte. Jeden Tag übe ich: schießen, passen, Ball hochhalten. Im Garten haben unsere Eltern ein Trampolin für uns aufgebaut. Ich nehme den Ball sogar da mit rauf, versuche auf dem wackligen Sprungtuch den Ball zu jonglieren. Dauernd denke ich mir solche Challenges mit dem Ball aus.
Oft kicken meine Brüder und ich auf dem Bolzplatz, bis es dunkel wird. Wir vergessen beim Kicken alles um uns herum, nichts und niemand kann uns aus unserem Fußball-Tunnelblick rausholen. Obwohl, stimmt nicht ganz: Der Eismann kann es. Er kommt im Sommer jeden Tag mit seinem Eiswagen bei uns vorbei. Sobald wir den Wagen aus Oberlottenweiler den Hügel runterfahren sehen, rennen wir kurz nach Hause und betteln Mama so lange an, bis wir genug Münzgeld haben. Dann rennen wir zurück zum Bolzplatz. Sprinttraining mal anders. Der Eismann weiß schon, dass seine kleinen Stammkunden immer hier auf ihn warten. Meist nehme ich eine Kugel Schokolade. Eis macht glücklich - aber Fußball noch glücklicher.
Zu Hause läuft wegen meines Vaters und meiner Brüder viel Fußball im Fernsehen. Mein Onkel ist großer Fan des FC Bayern. Ich schaue mir bei den Spielern aus dem TV viel ab. In jeder großen Pause in der Schule gibt es für mich nur eines: Fußballspielen auf dem Hof. Die anderen Mädchen haben keine Lust, hängen - im wahrsten Sinne des Wortes - am Klettergerüst rum. Mir egal. Ich spiele mit den Jungs. Vor allem mit meinem besten Freund Dommi sowie Nico und Luci. Sie sind meine drei engsten Freunde. Meine Eltern achten darauf, dass ich möglichst viel ausprobiere. Ich spiele auch Blockflöte und Gitarre. Doch Sport macht mir einfach am meisten Spaß.
Ich möchte auch so gern im Verein spielen. Doch meine Mama ist dagegen. Sie wünscht sich eine »weiblichere« Sportart für mich. Das hat nichts damit zu tun, dass sie ein altmodisches Rollenbild hätte. Es gibt bei uns einfach keine Mädchen- oder Frauenmannschaft in der Gegend. Sie kennt halt kein Mädchen, das Fußball spielt. Deshalb ist es schwierig für sie, sich mich in Trikot und Stollenschuhen vorzustellen. Meine Mama hat zumindest teilweise die Vorurteile im Kopf, die in Sachen Frauenfußball zu Beginn der 2000er-Jahre viele Menschen haben. So will sie mich nicht sehen. Und außerdem verbringt sie wegen meiner Brüder an jedem Wochenende eh schon sehr viel Zeit auf den Fußballplätzen unserer Region. Sie will einfach etwas anderes.
Und fragt: »Wäre Tanzen nicht besser? Oder Leichtathletik?« Es sind viele Sportarten bei uns daheim in der Verlosung für mich, meine Mama war früher selbst Leichtathletin. Sie denkt für mich auch an Handball, das hat meine Schwester Jessi gespielt. Oder Taekwondo. Und meldet mich und meinen Bruder Leon schließlich dort an. Diese Kampfkunst gefällt mir auch, ich mache sogar zwei Gürtel. Außerdem komme ich in den Kunstradverein. Hier schaffe ich es schnell in den Biberach-Kader, eine regionale Auswahl. Ich bin in beiden Sportarten...
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