Schweitzer Fachinformationen
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Vor langer Zeit lebten einmal ein Mann und eine Frau in den Bergen in großer Armut, denn auf dem steinigen Boden konnten sie nur wenig Gerste ernten, und an den kargen Hängen wuchsen nur Bäume mit kleinen Früchten.
Im Alter schwanden nun ihre Kräfte, aber sie mußten ihre Äcker bestellen und das Holz selber sammeln, denn sie hatten keine Kinder. Der Rücken des Mannes war allmählich krumm geworden, denn er mußte immer wieder Frondienste auf den Gütern des Chungpon leisten, der in der ganzen Gegend die Steuern für den König eintrieb. Die Frau des alten Mannes ging auch ganz gebückt, denn sie war von früh bis spät auf den Beinen und rastete nie.
Oft und oft hatte sie zum Gott der Berge um ein Kind gebetet, aber wie sie auch flehte, die Gottheit erhörte sie nicht. Eines Tages aber merkte sie, daß ihr inbrünstiges Klagen an das Ohr des Gottes gedrungen war und sie trotz ihres Alters noch ein Kind erwartete.
Die beiden Alten verlebten ihre Tage nun in spannender Erwartung und konnten es kaum fassen, daß ihr Flehen den Gott der Berge erweicht hatte.
Nachdem sieben Monate vergangen waren, fühlte die Frau, daß ihre Stunde gekommen war. Was sie aber nun gebar, das war kein Menschenkind, nein, es war ein Frosch, ein grünes Fröschlein mit zwei Augen wie zwei Perlen.
Die beiden Alten erschraken zutiefst. Die Frau weinte bitterlich. Sie konnten es beide gar nicht fassen, daß der Gott der Berge ein solches Spiel mit ihnen trieb.
»Welch eine Schande!« rief der Mann und war aufs äußerste erbittert. »Der Frosch muß sofort aus dem Haus, dann wird es wenigstens niemand erfahren!«
Wie die Frau nun aber das Fröschlein anblickte, da bekam sie Mitleid mit ihm. Trotz aller Enttäuschung sagte sie doch zu ihrem Mann: »Ein Frosch will ins Wasser. Bring ihn doch zu dem Tümpel hinter unserem Haus, dort kann er leben und stört uns nicht. Dort quaken ohnehin die Frösche, wenn einer mehr dort quakt, fällt es niemandem auf!«
Der alte Mann hob den Frosch hoch und wollte ihn zu dem Tümpel bringen. Da, was war das? Das kleine Fröschlein fing an mit menschlicher Stimme zu sprechen und sagte: »Liebe Eltern, bitte werft mich nicht ins Wasser, laßt mich bei euch bleiben, denn zu euch gehöre ich!«
Der Mann hätte vor Schreck fast den Frosch auf den Boden fallen lassen, aber er fing sich und setzte den Frosch behutsam auf den Tisch.
»Hast du gehört«, rief der Alte, »der Frosch hat gesprochen. Er hat wahrhaft gesprochen. Weib, hast du so etwas schon gehört?« Die Alte war ebenso fassungslos wie ihr Mann, beide stierten sie das Fröschlein an, als käme es aus einer anderen Welt.
»Liebe Eltern«, ließ sich der Frosch erneut vernehmen, »jetzt bin ich noch klein, aber wenn ich einmal groß bin, dann werde ich euch viel helfen können!«
»Mann«, sagte die Frau, »dies ist kein gewöhnlicher Frosch, wer so redet, hat ein gutes Herz. Wir sollten ihn hierbehalten, wer weiß, was es mit ihm auf sich hat.«
Und so behielten die beiden Alten den Frosch, gewannen ihn lieb und sorgten für ihn, wie für ein Kind. Die Jahre gingen dahin, und die beiden Alten mühten sich wie eh und je.
An seinem dritten Geburtstag sagte der Frosch: »Liebe Eltern, ihr plagt euch ab hier in den Bergen und kommt auf keinen grünen Zweig. Das soll sich ändern. Was ihr braucht, ist eine tüchtige Schwiegertochter, die euch zur Hand gehen kann.
Die beiden Alten sahen den Frosch verständnislos an.
Da sagte der Frosch: »Mütterlein, ich bring dir eine fleißige Schwiegertochter nach Hause, dann brauchst du dich nicht mehr so zu plagen. Der Chungpon hat drei schöne Töchter, und die tüchtigste von den dreien will ich freien. Bitte dünste mir einen großen Mehlkloß, den nehme ich mit auf die Reise, denn es ist weit bis zur Burg des Chungpon.«
»Er macht einen Spaß«, sagte der Mann, »aber er meint es gut mit uns, er möchte uns helfen!«
Und die Frau sagte liebevoll: »Bleibe bei uns, Froschkind, wenn du unter die Menschen gehst, so könnte dir leicht etwas zustoßen!«
Die Frau meinte nämlich, der Frosch wolle nur einen kleinen Ausflug machen.
»Nein, nein, liebe Eltern, das ist kein Spaß, ich werde auf jeden Fall losziehen und ihr werdet sehen, daß ich euch eine tüchtige Schwiegertochter nach Hause bringe!«
Die beiden Alten konnten sich die Rede des Frosches nicht ganz erklären, aber sie erkannten, daß man ihn von der Reise nicht abhalten konnte, die er sich vorgenommen hatte.
Die Alte dünstete einen großen Mehlkloß, packte ihn für den Frosch in einen Schnappsack und sagte: »Wenn du schon gehen willst, dann sei wenigstens vorsichtig. Ich fürchte aber, wenn du mit Menschenstimme zu reden anfängst, dann könnten dich die Leute für einen Kobold halten und mit Asche bestreuen!«
Der Frosch warf sich den Schnappsack mit dem Mehlkloß über den Rücken, beruhigte nochmals seine Mutter und sagte: »Mütterchen, niemand wird es wagen, mich mit Asche zu bestreuen, ich bin vorsichtig und werde nichts beginnen, was euch beiden Sorgen bereiten könnte.«
Mit diesen Worten nahm der Frosch Abschied, hüpfte von Stein zu Stein die Bergpfade hinab und wanderte dem Tal zu. Am Ende des langen Tales lag auf einem Hügel die Burg des Chungpon. Von weitem schon sah man den hohen Turm. Der Frosch hüpfte und marschierte munter voran, und so stand er bereits recht bald vor dem Burgtor.
»Chungpon, mach auf!« rief er mit kräftiger Stimme. Ein Diener schaute aus dem Fenster und sah den Frosch. Als dieser wieder mit lauter Stimme rief: »Chungpon, mach auf!« da rannte der Diener zu seinem Herrn und meldete ihm, daß ein Fröschlein vor dem Burgtor stehe und Einlaß begehre.
Der Gebietsrichter, der neben dem Chungpon saß, meinte mit bedenklicher Miene: »Wenn das ein Frosch ist, der reden kann, dann wird es wohl ein Kobold sein. Wir sollten schleunigst Asche über ihn streuen, dann verschwindet er und richtet keinen Schaden an.«
Der Chungpon war ganz anderer Meinung: »Ein Frosch mit Menschenstimme kann ein guter Geist sein, ein Bote aus dem Palast des Drachenkönigs, denn beide leben im feuchten Element mit vielen anderen Wasserwesen. Dieser Gast ist wohl sonderbar, aber es wird eine besondere Bewandtnis mit ihm haben. Holt Milch und besprengt das Fröschlein mit Milch, das ist die richtige Begrüßung!«
Die Diener gingen und besprengten den Frosch mit Milch zum Zeichen des Willkommens. Der Chungpon war neugierig geworden und kam nun selbst zum Tor.
»Bist du der Bote des Drachenkönigs? Was bringst du mir für eine Nachricht, ich hoffe eine recht gute!« sprach der mächtige Chungpon.
»Nein, mich schickt nicht der Drachenkönig. Ich bin selbst gekommen, aus eigenem Willen und Entschluß«, sagte das Fröschlein.
»Und was ist dein Begehr?«
»Mächtiger Chungpon, Ihr habt drei Töchter in Eurem Hause. Eine davon will ich freien. Gebt mir eine von den dreien! Ich verspreche Euch, ich werde sie gut halten und Euch ein treuer Schwiegersohn sein!« So sprach der Frosch.
Da verschlug es allen die Sprache, denn hinter dem Chungpon waren der Vogt und alle Diener inzwischen zum Tor gekommen.
Der Chungpon, der bisher zu dem Frosch ganz freundlich gewesen war, fuhr zornig auf und sagte: »Was, ein Frosch will eine meiner Töchter freien, das ist ja unglaublich! Hier am Burgtor ist schon mancher Freier abgewiesen worden, darunter reiche Edelleute, und nun kommt ein nackter Frosch daher und will mein Schwiegersohn werden. Das ist ja wohl ein schlechter Scherz!«
»Meine Bitte gewährst du mir also nicht? Das ist ja zum Lachen.«
»Dann lach doch!« rief der Chungpon, »wenn es dir zum Lachen ist!«
Da öffnete der Frosch sein breites Maul und fing an zu lachen. Zuerst war es ein breites, ein volles Lachen, dann schwoll es an, wurde ohrenbetäubend und markerschütternd, daß der Erdboden erbebte. Die Mauern bekamen Risse, der Burgturm wankte, so lachte der Frosch.
Und als er sich nur ein wenig zur Seite drehte und ins Tal hinuntersah, dabei aber dieses fürchterliche Lachen nicht unterbrach, da erhob sich ein Sandsturm in der Landschaft, Steine hagelten auf das Dach der Burg und die Sonne ward ganz verfinstert. In heilloser Angst rannten der Chungpon, der Vogt und die Diener ins Innere der Burg und suchten sich dort in Sicherheit zu bringen. Da wankten die Wände, Gesims brach ab, die Decke bröckelte und drohte, den hilflos umherstolpernden Leuten auf den Kopf zu fallen. Wer es konnte, der griff sich einen Eimer, einen Kochkessel oder eine Pfanne und stülpte sich diese als Schutz über den Kopf.
Der Chungpon dachte, das letzte Stündlein habe für ihn schon geschlagen, aber er riß in letzter Verzweiflung das Fenster auf und rief hinaus: »Frosch, hör auf zu lachen! Schnell, hör auf! Meine älteste Tochter sollst du haben, aber hör auf!«
Augenblicklich hörte der Frosch zu lachen auf. Das Beben ebbte ab, der Sandsturm legte sich, die Risse in den Mauern schlossen sich wieder, und der Turm stand wieder gerade. Die Finsternis war verflogen, und die Sonne schien wieder über dem Tal, als wäre nichts gewesen.
Alle, die in der Burg lebten, waren zitternd unter die Tische gekrochen, allen saß der Schreck in den Gliedern, am meisten dem Chungpon selbst.
Ohne sich lange mit seiner Frau zu beraten, rief er eilends seine älteste Tochter herbei und vermählte sie in größter Hast mit dem Frosch. Und ehe sich das Mädchen versah, war es die Frau eines grünen Frosches geworden. Ohne Verzug wurde die Mitgift zusammengerafft, auf ein Packpferd geladen, dann eine Stute für die Braut gesattelt, und ohne viele Worte wurden die beiden verabschiedet.
Als die älteste Tochter gehört hatte, daß sie mit einem Frosch...
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