Schweitzer Fachinformationen
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Für die Art von Bildern und Techniken, die wir hier betrachten wollen, werden sowohl die Begriffe >Schwarzweiß< als auch >Monochrom< eingesetzt, wobei >Monochrom< wohl der bessere, weil universellere Terminus ist. Er drückt genauer aus, dass es sich um Bilder handelt, die mit einer einzigen Farbe auskommen. Selbst traditionelle Schwarzweißbilder werden - in der analogen Welt - häufig getont, etwa chamois, bläulich oder leicht cyan. Es sind also keine reinen Schwarzweißbilder mehr, wohl aber monochrome Bilder.
Aber selbst >Monochrom< ist zuweilen für Bilder, die wir hier behandeln, nicht immer ganz korrekt, denn manchmal möchte man mehr als eine Farbe beim Tönen einsetzen - etwa unterschiedliche Farben für Lichter, Mitteltöne und Tiefen. Belassen wir es in diesem Buch trotzdem beim Begriff >Monochrom<.
Es soll Fotografen geben, die nicht verstehen, warum man monochrome Bilder präsentieren möchte, wo die Welt um uns herum doch farbig ist, Farbe ein wesentlicher Teil eines Bilds sein kann und die meisten Digitalkameras Bilder sowieso als Farbbild abliefern. Unsere Aussage ist aber nicht, dass man keine Farbbilder mehr machen soll, sondern dass monochrome Bilder ein eigenes Segment der Fotografie sein können - ein interessanter Bereich mit spezifischer Ausdruckskraft, mit spezifischer Ästhetik, mit spezifischen Regeln und spezifischen Techniken. Auf all dies möchten wir in diesem Buch eingehen.
[1-2]Die Wirkung des Bilds ergibt sich aus dem Muster aneinandergereihter Säulen - der Wiederholung mit kleineren Varianten - und dem querlaufenden Rautenmuster des Dachs (Philharmonie Luxembourg). Foto: Magdalene Glück
Warum sollte man Bilder in Schwarzweiß (oder Monochrom) machen, wenn die Welt um uns herum doch farbig ist und die Natur uns die Fähigkeit gegeben hat, Farben zu sehen - oder zumindest einen Teil des Farbspektrums? Und warum monochrom, wenn nicht selten gerade in den Farben die Pracht von Blumen oder die Stimmung einer Landschaft erst richtig zum Ausdruck kommt?
Die Antwort liegt in der Ästhetik solcher monochromer Bilder, sofern sie gut gemacht sind. Und im Prinzip muss jeder Fotograf für sich selbst entscheiden, ob er (auch oder ausschließlich) monochrome Bilder erstellen möchte. Er muss dann lernen, welche Szenen und Bilder für Monochrom geeignet sind und welche nicht. Und er muss lernen, solche >monochrom geeigneten Szenen< zu erkennen. Er sollte bereits bei der Aufnahme eine zumindest grobe Vorstellung davon haben, wie die vor ihm liegende farbige Szene später monochrom aussehen soll. Ebenso sollte er wissen, mit welcher Technik er seine Aufnahme für das monochrome Bild vorbereiten kann.
Auch jeder Betrachter muss für sich entscheiden, ob und welche monochromen Bilder ihn ansprechen, gefühlsmäßig oder über die Ästhetik der Linien und Formen, Muster, Verläufe und Kontraste. Diese Komponenten machen ein gutes Schwarzweißbild aus.
Monochrome Bilder verzichten bewusst auf Farbvielfalt. Sie beschränken sich auf eine Farbe, oft sogar auf Schwarz, Weiß und die Grautöne dazwischen. Darin liegt Abstraktion, eine Reduktion des Bilds auf diese >Zwischentöne<. Monochrome Bilder sind in aller Regel ruhiger, gelassener, bescheidener, strukturierter, können dafür aber stärker wirken. Sie verzichten auf die Geschwätzigkeit, die Farben in ein Bild bringen können. Hier werden erkennbare Muster, Linien, Formen, Kontraste und Verläufe wichtiger.
Beispiele sind die Abbildungen [1-2] auf Seite 16 und [1-8] auf Seite 21. Dort stört die Farbe in der oberen Abbildung [1-7]: Sie hat kaum eigene Aussagekraft und sollte deshalb entfallen, um ein besseres, konzentriertes Bild zu erzielen.
Monochrom kann Meditation sein, wie es Andreas Hoffmann schön in seinem Buch >Fotografie als Meditation< {10} darstellt, auch wenn nicht alle seine Bilder darin monochrom sind.
Monochrome Bilder bringen oft - gerade durch die Reduktion - sich wiederholende Muster stärker zum Ausdruck, wie es etwa das Motiv der sich wiederholenden Säulen der Philharmonie Luxembourg in Abbildung [1-2] zeigt. Oder das Bild verzichtet auf Farbe, weil die Szene - wie in Abbildung [1-3] die Eisfläche und die Tänzer - bis auf Kleinigkeiten bereits weitgehend schwarzweiß ist und die Farbe hier nichts zur Bildaussage beitragen würde.
[1-3]Die Wirkung ergibt sich durch die sanften Tonwerte ohne extremes Schwarz und ohne reines Weiß sowie durch die verschwommenen Formen durch die hier keinesfalls störende Bewegungsunschärfe. Foto: Magdalene Glück
[1-4]Farbe würde hier stören und der Perspektive, der morgendlichen Stimmung und der menschlichen Figur die Wirkung nehmen. Dass die Sonne >ausgefressen< ist, beeinträchtigt die Bildwirkung nicht. Die eingesetzte Blende (f/16) erzeugt den Strahlenkranz. Foto: Magdalene Glück
In Abbildung [1-4] finden wir einen stark perspektivischen Effekt durch den nach hinten kleiner werdenden Waldweg sowie die Baumschatten. Der Spaziergänger bildet einen weiteren Blickfang. Die monochrome Version des Bilds verstärkt die Stimmung. Die Reduktion auf die sich wiederholenden, nach hinten kleiner werdenden Bäume, die Textur des Wegs sowie die hohen Kontraste machen die Qualität der Fotografie aus. Farbe würde hier nichts beitragen, sie würde stören, wäre sozusagen unsympathisch.
Zuweilen möchte man einem Bild durch die monochrome Gestaltung auch >nur< einen alten Look geben, wie in der Ansicht von Heidelberg (Abb. [1-5]). Dabei ist die Aufnahme hier keinesfalls alt, sondern stammt aus dem Jahre 2013. Verstärkt wird der >alte Look< durch die leichte Sepia-Tonung des Bilds. Die Stärke der Tonung ist dabei eine Frage des Geschmacks.
Auch bei den alten Flaschen im Bild von Uwe Steinmüller darunter in Abbildung [1-6], fotografiert durch eine schmutzige Scheibe und mit dem Staub und den Spinnweben längst vergangener Zeiten, unterstützt die monochrome Wiedergabe das Flair des Bilds, wobei eine kaum wahrnehmbare, leicht warme Tonung diesen Eindruck verstärkt. Ein neutrales Schwarzweiß oder gar eine kalte Tonung wäre hier aus unserer Sicht unpassend. Eine geeignete Tonung kann in dieser monochromen Welt den gewünschten Eindruck also verstärken oder abschwächen. Oft ist dabei etwas Spielen mit den Farbwerten und dem Grad der Sättigung erforderlich.
[1-5]Es ist nicht >Alt-Heidelberg<, sondern eine Aufnahme aus dem Jahr 2013. Die monochrome Wiedergabe mit einer leichten Sepia-Tonung ergibt jedoch den >alten Look<. Foto: Uwe Steinmüller
[1-6]Aufnahme durch eine schmutzige Scheibe: Der Staub und die Spinnweben auf den Flaschen und schließlich die monochrome Wiedergabe verleihen dem Bild das Flair von >alt<. Foto: Uwe Steinmüller
Monochrome Bilder sind jedoch nicht einfacher als Farbbilder zu erstellen, und nicht jede Szene ist für ein monochromes Bild geeignet. Zuweilen ist es gerade eine Farbe oder die Komposition mehrerer Farben - in Harmonie oder kontrastierend -, die ein Bild ausmacht. Abbildung [1-1] auf der Startseite des Kapitels ist ein Beispiel dafür. Belassen Sie es dann in Farbe!
Musste man sich in >analogen Zeiten< vor der Aufnahme dafür entscheiden, ob man in Schwarzweiß oder in Farbe fotografieren wollte - eben durch die Wahl eines entsprechenden Films -, so ist dies in der digitalen Welt nicht mehr erforderlich, es sei denn, man arbeitet mit einer der wenigen Digitalkameras, die ausschließlich Schwarzweißbilder abliefern (wie etwa die Leica M Monochrom oder das Mittelformat-Back Achromatic+ der Firma Phase One). Ansonsten kann man sich nachträglich entscheiden und das aus der Kamera kommende Farbbild in ein monochromes Bild umwandeln. Ein Großteil dieses Buchs wird sich mit solchen Umwandlungstechniken beschäftigen.
Und jeder Fotograf, der schon eine Weile mit digitalen Bildern arbeitet, wird - sucht er systematisch in seinen Farbbildern - auch Motive und Bilder finden, die sich für Monochrom anbieten. Zuweilen wird man sogar Bilder finden, die nicht auf den ersten Blick danach rufen, als Monochrombild jedoch eine neue Stärke bekommen - just weil dadurch beispielsweise aufgeregte, ablenkende bunte Hintergründe...
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