Schweitzer Fachinformationen
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Ich hatte die Idee für dieses Buch, exakt 10 Minuten bevor ich diese Zeilen tippe. Ich saß auf meinem Sessel im Wohnzimmer, und Netflix fragte mich, ob ich denn noch gucken würde. Nicht wirklich. Seit Monaten grübele ich bereits darüber nach, was das Thema für mein nächstes Buch sein könnte.
Sämtliche mir bekannte Techniken habe ich angewandt, um auf eine gute Idee zu kommen. Brainstorming. Meditation. Ich habe sogar eine kleine Marktforschung in Gang gesetzt (zugegeben nur auf meinen Social-Media-Kanälen).
Folgende Ideen kamen dabei raus:
Zwischen Controller und Krabbelgruppe (ein Buch über das Vaterwerden).
Weiß, aber heiß (ein satirisches Buch über Wokeness, sowohl über ihre Vertreter als auch ihre Kritiker. Eine nette Idee, aber als White Boy sollte man seine eigenen Blindspots schon sehr gut ausgeleuchtet haben, wenn man so was macht, und das traue ich mir nicht zu).
Ein Kochbuch. Ja. Ohne Witz. Ich war so verzweifelt, dass ich wirklich überlegt habe, einfach ein Kochbuch zu machen. Ich koche sehr selten.
Jede Idee eine weich gedachte So-lala-Idee. Halbgare Prämissen treffen auf mittelmäßiges Formulierungsgeschick. Es war zum Davonlaufen. Wenn ich schon ein Buch schreibe, dachte ich, dann doch eins, wo ich mit jedem Wort dahinterstehe!
Meine Verzweiflung wuchs. Ich belegte sogar einen Kreativkurs, um den rettenden Einfall zu provozieren. Als letzten Strohhalm überlegte ich mir sogar, eine Ausbildung zum Pick-up-Artist abzuschließen, um die Muse mit meinen neu erlernten Techniken zu verführen.
Aber was ich auch machte, es kam nichts.
Ich hielt mich an Dante Alighieri, ließ alle Hoffnung fahren und warf mich wieder in meinen Sessel. Nahm die Fernbedienung in die Hand, aber kurz bevor ich die nächste Folge Seinfeld anwerfen konnte - meldete sich die Muse: «Du könntest ein Buch darüber schreiben, wie diese ganzen Techniken, sich selbst zu optimieren, einfach überhaupt nichts bringen.»
Wie Christoph Waltz sagen würde: BINGO!
Unsere vier Katzen sind vor Schreck aus dem Zimmer gestürmt, so laut musste ich lachen.
Da nutzt du alle Tricks der Zunft, springst über jedes Stöckchen, das dir irgendein Coach-Heini hinhält, irrst monatelang durch die kreative Sahara von Fata Morgana zu Fata Morgana und hast NICHTS.
Und dann setzt du dich einfach in deinen Sessel und hast auf einmal DIE Idee, auf die du vorher ums Verrecken nicht gekommen bist.
Warum zum Geier ist das so?
Wenn ich in den letzten Jahren eines gelernt habe, dann, dass die wirklich großen Dinger wirklich keiner kommen sieht. Niemand konnte Corona vorausahnen (die Fachwelt war sich einig über das Ob, aber nicht das Wann). Den Einmarsch Putins in die Ukraine konnten die meisten Experten noch am Tag danach nicht glauben. Selbst vom Geburtstag meiner Mutter erfahre ich erst, wenn's schon zu spät ist.
Das Leben lebt, und wir gucken zu. Und weil wir das nicht hinnehmen können, fangen wir an, etwas zu verändern. Uns. Unsere Gedanken. Unsere Gefühle. Unsere Partner. Unser Umfeld. Hauptsache, wir tun was. Auch wenn es nix bringt.
Wir haben nun mal gerne die Kontrolle. Aber das Leben hat uns die letzten Jahre gezeigt, dass wir genau die nicht haben.
Deshalb haben Self-Help-Bücher mit ihrem «Optimierungsansatz» zur Verhaltensänderung eine so große Anziehung. Sie geben uns das Gefühl von Kontrolle. Irgendwas läuft nicht nach Plan? Keine Sorge! Du bist nur eine kurze Meditation, ein kleines Reframen deiner Glaubenssätze und einen schnellen Achtsamkeitswalk von der nächsten Million entfernt. Und wenn gar nichts mehr hilft, kannst du immer noch ein Eisbad nehmen. Egal, wie schlecht es dir geht: Du bist nur einen Kurs davon entfernt, glücklich und erfolgreich zu werden.
Im Wilden Westen gab es noch keine Stiftung Warentest. Dubiose Händler tingelten von Stadt zu Stadt, um «selbsttrocknende Stiefel» als die neueste Innovation zu verkaufen. Heutzutage müssen solche Schlangenölverkäufer nicht mal mehr das Haus verlassen! Ein Instagram-Account, eine ansprechende Social-Media-Optik - und schon ist man Coach!
Noch besser: Coach ist nicht mal ein geschützter Begriff! Jeder kann als Coach auftreten! Ein Opossum, das eben noch von einer Dachrinne zur nächsten geglitten ist, kann Coach werden.
Und da dachte ich mir: Warum nicht auch ich? Klar, in meinem Hauptjob bin ich natürlich Comedian, aber warum sollte das schlecht sein? In anderen Ländern kann ich damit Präsident werden! Also warum nicht auch einfach mal ohne besondere Qualifikation einen raushauen?
Denn ganz ehrlich: Qualifikationen schaden doch eher dem Ansehen! Einem Christian Drosten, der zu den angesehensten Virologen der Welt gehört, hat es nicht unbedingt geholfen, eine fachliche Kapazität zu sein. Im Gegenteil! Gerade WEIL er hochgradig qualifiziert ist, wurde er skeptisch beäugt! Denn dann macht man das ja für Geld! Um Gottes willen! Ein Mensch, der sich professionell mit etwas beschäftigt und damit sein Geld verdient, kann ja nicht neutral sein! Nur wer fachlich so weit wie möglich von der Thematik entfernt ist, kann neutrale Aussagen über ein Problem treffen.
Mein Arzt meinte neulich, ich hätte eine Zerrung im Rücken - aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht! Diesem Lakaien der Pharmaindustrie glaube ich kein Wort! «Hinfort!», habe ich ihm ins Gesicht geschleudert und bin aus der Praxis gehumpelt. Seine Diagnose, dass ich mich einfach für ein paar Tage schonen sollte, habe ich gar nicht mehr gehört.
Ich war schon unterwegs zu einem neutralen Beobachter des medizinischen Betriebs. Jemand, der sich nicht einlullen lässt von diesen ganzen voreingenommenen Gepflogenheiten der Götter in Weiß. Eine objektive Instanz in allen medizinischen Belangen: meine Fleischwarenfachverkäuferin Frau Wischnewski. Sie arbeitet beim Edeka um die Ecke und hat absolut gar nichts mit Medizin zu tun. Ihr vertraue ich! Sie würde niemals Geld von der Pharmalobby annehmen. Ich gehe sogar noch weiter: Es würde ihr nicht mal angeboten werden! So integer ist die Frau!
Nachdem sich Frau Wischnewski meine Qualen hatte schildern lassen, schlug sie vor, dass ich mir einfach zwei rohe Schweinelenden auf den Rücken legen solle. Die sind 1. so voll mit Antibiotika, dass die gegen alles helfen, und 2. im Angebot. Während ich also diese Zeilen im Bett in Bauchlage mit zwei Schweineschnitzeln auf dem Rücken tippe, kann ich dir nur raten: Denke selbst!
Anstatt sich über diese selektive Faktenresistenzen aufzuregen, mache ich einfach munter mit! Also schreibe ich ein Buch über die 11,5 Rules des Lebens mit minimaler Qualifikation. Nur hier erfährst du kurz und bündig, was du brauchst, um ein erfülltes Leben zu führen! Warum 11,5 Rules? Weil 12 zu anstrengend sind und «Regeln» nach Verbotsmentalität riecht. Wir wollen doch nicht, dass das hier in echte Arbeit ausartet.
Denn ganz ehrlich: Irgendwas davon wird schon stimmen! Auch eine kaputte Uhr hat zweimal am Tag recht! Im schlimmsten Fall bekomme ich einen Shitstorm. Was eben nicht der schlechteste Fall ist, sondern der beste! Ein Shitstorm ist der Karriereboost schlechthin!
Deshalb, liebe Leserin und lieber Leser, wenn du in diesem Buch was Anstößiges findest: Rede darüber! Poste es! Erzähl es dem Nachbarn!! Im Büro! Reg dich richtig auf! Fühl dich moralisch angefasst! Hau mal richtig einen raus! Halte mir meine Widersprüche vor. Ich baue extra welche ein!
Als Gegenleistung versuche ich, in jedem Kapitel die größten Annahmen über Self-Help in Staub zu verwandeln. Den großen Dauerbrennern wie «Wie werde ich erfolgreicher?», «Achtsamkeit» und, dem König von allen, «Dankbarkeit» werden in diesem Buch ihre kommerzielle Maske entrissen.
Wenn du damit nicht zufrieden bist, mache ich den ältesten Trick überhaupt: Ich gebe dir einfach die Schuld!
Das ist ja das Geniale an Selbsthilfe. Für die Herren und Damen Gurus gibt es nichts Besseres als Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind. Wenn mein Buch dir nicht hilft, dann ist das dein Problem. Dann hast du einfach nicht hart genug gearbeitet! Oder hast es nicht richtig verstanden. Ich werde alle Tricks anwenden, die die Self-Help-Gaslighting-Schule hergibt.
Der Plan ist einfach: Ihr empört euch in Massen, und ich werde beteuern, dass ich das alles nicht so gemeint habe! Dann werde ich mich in Talkshows über die Meinungsfreiheit sorgen. Werde mich laut fragen, ob man denn in unserem Land noch alles sagen darf, während in anderen Ländern Menschen für ihre Meinung und Identität eingesperrt werden. Ich werde im Herzen des deutschen Mainstreams gegen den Mainstream sein und den «Endlich sagt's mal einer»-Stiefel so richtig durchnudeln. Dann werde ich ein Märtyrer für die Menschen, «die sich ihre eigene Meinung bilden», und wer weiß: Vielleicht berichtet dann mal Julian Reichelt über mich.
Oder vielleicht schreibe ich auch einfach nur ein Buch, das dir helfen soll, mit diesem ganzen Wahnsinn klarzukommen. Ist zwar nicht so reichweitenstark, aber zumindest anständig. Denn ganz ehrlich: Ich schreibe dieses Buch nur, weil all diese Techniken bei mir versagt haben. Also wäre es doch okay, wenn ich mit was anderem komme, oder? Keine Angst, ich werde jetzt nicht anfangen, deine Aura zu scannen oder dir was von Engeln zu erzählen. Aber glaub mir: Ich selbst habe wirklich fast alles andere versucht!
Ich habe meditiert bis zum Abwinken. Mein Mindset optimiert. Meine Glaubenssätze überprüft. Ich habe mir sogar...
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