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Brücken verbinden räumlich getrennte Bereiche miteinander - ein Ufer des Flusses mit dem gegenüberliegenden Bereich, eine Talseite mit der anderen, manchmal auch schier unüberwindbare Gräben. In vielen Religionen gibt es das Bild der Brücke, die Himmel und Erde miteinander verbindet. Oft ist der Regenbogen ein Bild dafür. Die Farben des Regenbogens schließen in sich Farben des Himmels und der Erde ein. Und der Bogen ist ein schönes Bild für die bleibende Verbindung.
In der christlichen Tradition ist die Liturgie ebenso ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Himmel und Erde. Die Kirchenväter sind überzeugt: Wenn wir hier auf Erden miteinander Eucharistie feiern, dann feiern die Verstorbenen im Himmel das ewige Hochzeitsmahl.
An den Triumphbogen frühchristlicher Basiliken ist oft das himmlische Jerusalem dargestellt. Die Gläubigen schauen so bei der Eucharistie-Feier auf das Bild des himmlischen Jerusalems und können sich schon jetzt als Bürger der himmlischen Stadt fühlen. Sie sehen nicht nur auf den Himmel, der sie einst im Tod erwartet, sondern auf den, der sich bereits jetzt über ihnen auftut. Das himmlische Jerusalem ist auf vielen Bildern und Reliefs oftmals quadratisch dargestellt. Das Quadrat steht für das Irdische, für die vier Elemente. Zwölf Stadttürme sind ein Bild für die zwölf Apostel und für die zwölf Stämme Israels. Die Tore der Stadt sind aus Gold, geschmückt mit vielen Edelsteinen. Gold steht für das Göttliche, das im Irdischen aufleuchtet. Und die Edelsteine sind Sinnbilder des himmlischen Lichtes, das auf Erden erstrahlt. So wird auch in den Darstellungen des himmlischen Jerusalems eine Brücke zwischen dem Irdischen und dem Himmlischen gebaut.
Alle christlichen Symbole und Bilder, alle Farben und Rituale der christlichen Tradition stellen solche Verbindungen, Brücken zwischen Himmel und Erde dar.
Bilder sind Fenster, durch die wir hinaufschauen zum Himmel. Die Farben ein Widerschein des Göttlichen in unserer Welt. Und die Rituale - so sagen die Griechen - schaffen in unserem irdischen Leben heilige Räume und heilige Zeiten.
Heilig ist das, was der Welt entzogen ist. Im Heiligen begegnet uns Gott. Das Heilige ist für die Griechen aber immer auch das Heilende und Heilsame. So sind die Brücken, die Himmel und Erde verbinden, auch Bilder für das Heil, das uns Jesus Christus gewirkt hat. Denn heil und gesund wird der Mensch nur dann, wenn er in sich das Menschliche und Göttliche verbindet. Das hat schon C. G. Jung erkannt, wenn er meint, dass seine Patienten im Alter von über 35 Jahren erst dann wirklich gesund wurden, wenn sie das Göttliche in ihr Leben integriert hatten.
Die christliche Liturgie hat sich seit jeher nie auf das Wort allein beschränkt. Sie war immer auch heiliges Schauspiel. In der Liturgie schauen wir nicht als Zuschauer von außen dem heiligen Spiel zu, sondern sind Teilnehmer, die sich durch Schauen und durch Gebärden, Singen und Beten hineinspielen in das Geheimnis der Erlösung, die uns Jesus Christus geschenkt hat. Ein wesentlicher Anteil der aktiven Teilnahme der Gläubigen geschieht im Schauen. Wir schauen im Sichtbaren das Unsichtbare, in den Ritualen das Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu, in den Farben, Symbolen und Bildern den Gott jenseits aller Bilder. Im Schauen werden wir eins mit dem Geschauten, haben teil am Heil, das wir schauen.
Jesus selbst hat zu den Jüngern in Bildern und Gleichnissen gesprochen. In Bildern hat Jesus das Geheimnis Gottes, das seines eigenen Lebens und unserer christlichen Existenz zum Ausdruck gebracht. Jesus hat ein Mahl gestiftet, damit sich seine Jünger im Teilen von Brot und Wein an seine Erlösung erinnern, dass sie in den Zeichen von Brot und Wein das Geheimnis seiner Liebe erfahren, mit der er uns am Kreuz bis zur Vollendung geliebt hat.
Der Gott Israels hat sein Volk aufgefordert, sich kein Bild von ihm zu machen (Die Zehn Gebote, 2. Mose 20,4). Aber die Menschen haben seit jeher das Bedürfnis, sich an etwas festhalten zu können, um es sich so begreiflich zu machen. So war auch schon der Gottesdienst im Tempel voller Bilder und Symbole. Und der Tempel faszinierte die frommen Juden durch seinen Glanz. Die frühe christliche Kirche hat das jüdische Bilderverbot übernommen. Gott ist letztlich nicht darstellbar. Aber Gott lässt sich in Bildern schauen. Christus ist das wahre Ebenbild des Vaters. Ihn darf man darstellen, damit sich durch ihn das Geheimnis Gottes selbst in unser Herz einprägt. Gottes Glanz leuchtet in den Heiligen auf. Und er spiegelt sich wider in den Symbolen und Bildern, die die christliche Liturgie seit jeher liebt. Die Mystik war für die Griechen immer eine Mystik des Schauens. Und ein wichtiger Ort der mystischen Erfahrung war die Liturgie. Gott ist für die Griechen ein Gott, der geschaut wird. »Theos« (»Gott«) kommt von »theastai« (»schauen«). Wir können Gott nicht direkt schauen. Aber wir können in den Bildern den Gott jenseits aller Bilder entdecken.
Bilder wollen sich in den Menschen einbilden - in ihm sichtbar werden. Sie dringen in die Tiefen seiner Seele ein, in die Tiefen des Unbewussten, um ihn von dorther zu prägen und zu formen. Jeder Mensch trägt Bilder in sich. Oft genug sind es krank machende Bilder. Wie wir uns erleben, das hängt von unserem Selbstbild ab. Dieses Selbstbild ist oft geprägt von negativen Sätzen wie: »Ich bin nicht richtig. Ich bin unmöglich. Ich bin nicht schön.« Die Bilder der Bibel sind heilende Bilder. Die Medizin hat erkannt, dass solche Bilder eine heilende Wirkung auf den Menschen haben. C. G. Jung spricht von archetypischen Bildern. Sie haben für ihn die Aufgabe, den Menschen auf sein Selbst hin zu konzentrieren, all das, was in ihm auseinanderstrebt, im Selbst zu vereinen. Sie sind »Ganzmacher«. In der Liturgie und in den Kirchenräumen begegnen wir diesen heilenden Bildern, die Eingang in unsere Seele finden möchten, um uns Anteil zu schenken an dem Heil, das sie darstellen.
Ein guter Künstler weiß, wie wichtig es ist, die richtigen und angemessenen Farben zu wählen. In der Kunstgeschichte gab es bestimmte Farben, die für bestimmte Personen oder Themen reserviert waren. Die Liturgie arbeitet mit Farben. Schon die Anweisungen Gottes für den Bau der Stiftshütte (Exodus 5-8) enthalten Farbvorschriften für die Vorhänge des Tempels und die Gewänder der Priester. Die Kirche hat diese Farbvorschriften auf ihre Weise weitergeführt. Je nach der Zeit im Kirchenjahr und der Art des Festes trägt der Priester ein weißes, rotes, violettes oder grünes Messgewand. Allein die Farben drücken eine Stimmung aus und bewirken zugleich ein Gestimmtsein der feiernden Gemeinde. Johannes Itten nennt die Farben »Strahlungskräfte, Energien, die auf uns in positiver oder negativer Weise einwirken, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht«.[1]
Die Liturgie spricht in Symbolen und mit Symbolen. Symbol kommt von »symballein« - »zusammenwerfen«. Das Symbol bringt die verschiedenen Strebungen der menschlichen Seele zusammen. Es fügt aber auch das Sichtbare und Unsichtbare zusammen, das Nichterklärbare mit dem, was uns bekannt ist. Es bildet eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Der Begriff kommt ursprünglich davon, dass man im alten Griechenland einen Gegenstand zerbrochen hat, um ihn dann wieder zusammenzufügen. Man hat zum Beispiel bei einem Besuch ein Täfelchen zerbrochen und es dann beim nächsten Besuch wieder mitgebracht. Dann hat man es mit dem Teil zusammengefügt, den der Gastgeber bewahrt hat. So war das Symbol ein Wiedererkennungszeichen, ein Gegenstand, der die Freunde miteinander verbunden hat. Das, was in der menschlichen Seele durch die rein äußerliche Beschäftigung mit der Welt zerbrochen ist, wird durch das Symbol wieder zusammengefügt: Himmel und Erde, Gott und Mensch, Sichtbares und Unsichtbares, Bewusstes und Unbewusstes. Das Wort »symballein« kann aber nicht nur »zusammentragen« bedeuten, sondern auch »verbergen und verhüllen«. Im Symbol verhüllen wir etwas, was uns wertvoll ist, damit es die nicht eingeweihten Betrachter nicht erkennen, sondern nur die, denen das Geheimnis der Symbole bekannt ist. Die Symbole der Liturgie verhüllen und enthüllen zugleich das Geheimnis der Liebe Gottes zu uns Menschen.
Farben und Symbole und Bilder wirken von allein auf den Menschen. Aber es gibt Symbole, die der Mensch nicht mehr versteht. Daher ist es angebracht, die Symbole zu erklären. Farben braucht man nicht zu erklären. Sie wirken auf jeden Fall. Aber es ist gut, wenn wir uns die Wirkung der Farben bewusst machen. Wir können dann die Farben in der Liturgie richtig einsetzen. Und wir entdecken den Reichtum der christlichen Liturgie, die das Heil, das in Jesus Christus geschehen ist, nicht nur durch Wort und Sakrament, sondern auch durch Farben, Bilder und Symbole verkündet.
Die christliche Liturgie vollzieht sich in Ritualen. Ein schönes Bild für Rituale bietet uns der Traum Jakobs von der Himmelsleiter (Gen 28,10-19). Jakob nutzt einen Stein als Kopfkissen, als er sich zum Schlafen niederlegt. Mancher mag sich wundern, weil er denkt, dass es doch ziemlich unbequem sein muss, seinen Kopf auf etwas derart Hartes zu betten. Warum nimmt Jakob nicht seine Jacke oder etwas anderes Weiches? Dies bleibt ein Geheimnis. Aber ebenso wie der Stein sind auch die Rituale immer etwas Handfestes. Ich mache eine Gebärde, verneige mich, knie nieder, reiche meinem Nachbarn die Hand oder zünde eine Kerze an. So wird sicht- und greifbar, was gemeint ist. Die Gedanken und der Sinn des Ganzen werden in der Gebärde...
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