Schweitzer Fachinformationen
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Mona ist am Boden zerstört, als ihre Großmutter Frida plötzlich stirbt. Seit Monas Kindheit verbindet die beiden Frauen eine innige Beziehung. Doch beim Durchsehen von Fridas Unterlagen bemerkt Mona, dass sie ihre Oma nicht so gut kannte, wie sie dachte. Neben zahlreichen alten Fotos entdeckt sie nämlich auch einen Schlüssel und einen Kaufvertrag für ein schwedisches Häuschen in der Stockholmer Schärenlandschaft. Wieso hat Frida davon nie etwas erzählt? Um die Vergangenheit ihrer Oma zu enträtseln und sich von ihrer Trauer abzulenken, reist Mona auf die schwedische Insel Sandön. Dort lernt sie Leo kennen, den Enkel von Fridas bester Freundin. Gemeinsam mit seinem Freund Tim unterstützt er Mona bei ihren Nachforschungen. Sie erfahren viel über Fridas Leben im kriegsgebeutelten München, und Mona muss bald feststellen, dass ihre Oma mehr Geheimnisse mit ins Grab genommen hat, als sie bisher ahnte ... Der neue dramatische und mitreißende Familiengeheimnis-Roman von Eva Grübl-Widmann. Weitere Romane der Autorin bei beHEARTBEAT: Das BernsteincollierZeit der Dornen eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
München, Januar 2020
Kräftige Windböen peitschten am Abend durch die Straßen und wirbelten den frisch gefallenen Schnee bis in die obersten Geschosse der eleganten Wohnhäuser der Innenstadt. Mona hielt ihre Kappe fest, zog die Tür des Schokoladegeschäftes »La Chocolateria« von außen zu und drehte schnell den Schlüssel herum. Die kleinen Eiskristalle fühlten sich an wie winzige Nadelstiche auf ihrer Haut. Mona wickelte ihren Wollschal enger um den Hals und begann zu laufen, um dem Sturm rasch zu entkommen. Der Duft warmer Schokolade haftete immer noch in ihrem Haar, und ihre Gedanken drehten sich um zart schmelzende Kuvertüre, weißes Marzipan und leuchtendes Fruchtgelee.
Monas Herz schlug für diesen kleinen, unscheinbaren Laden inmitten des Glockenbachviertels. Seit sie hier arbeitete, hatte sie die Ruhe gefunden, nach der sie jahrelang gesucht hatte. Sie kämpfte sich durch das Schneegestöber, während ihre Finger von der Kälte langsam klamm wurden. Die Nässe und Kälte krochen durch die Sohlen ihrer Schuhe, und sie fluchte, weil sie sich am Morgen nicht für ihre Stiefel entschieden hatte. Vor ihrem Haus angekommen, kramte sie den Schlüssel zur Haustür aus dem Lederrucksack, schloss auf und huschte ins dunkle Treppenhaus.
»Verdammtes Wetter!«, schimpfte sie, schüttelte den Schnee von ihrer Kappe und drückte auf den Lichtschalter. Eilig lief sie die drei Stockwerke hinauf, sperrte auf und betrat ihre warme, dunkle Wohnung. Verwundert schaltete sie das Licht an, zog ihre durchnässten Schuhe aus und lugte ins Wohnzimmer.
»Adrian?« Mona schleuderte die Kappe auf die Kommode im Flur und fuhr sich durch ihr kurz geschnittenes dunkelbraunes Haar. Als sie in die Küche ging, fiel ihr Blick auf einen Zettel, der auf dem Tisch lag. Sie stieß einen Seufzer aus, nahm ihn und las, von einer traurigen Vorahnung erfüllt: Bin unterwegs. A. Es war ungewöhnlich, dass Adrian ohne weitere Auskünfte durch die Straßen zog, aber in letzter Zeit kam es immer häufiger vor. Er mied ihre Gesellschaft. Sie schüttelte die aufkeimenden Zweifel ab. Im Wohnzimmer knipste sie das Licht aus und ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen. Wenig später war sie eingenickt.
Mitten in der Nacht riss sie ein lautes Geräusch aus dem Schlaf. Verwirrt fuhr sie hoch und rieb sich die Augen, stand auf und schaute aus dem Fenster. Draußen heulte der Sturm und trieb pudrig weiße Schneewolken vor sich her. Sie schüttelte ihre tauben Glieder aus und ging ins Schlafzimmer. Behutsam öffnete sie die Tür einen Spalt, hielt inne und lauschte. Als sie kein Schnarchen und keinen tiefen Atem hörte, schaltete sie das Licht an. Das Bett war unberührt, Adrian war noch immer nicht zu Hause. Monas verstörter Blick fiel auf die leuchtende Anzeige des Radioweckers. Drei Uhr fünfzehn! Sie kramte ihr Handy aus der Handtasche und wählte Adrians Nummer. Als sie die ruhige, tiefe Stimme auf der Mailbox hörte, wuchs ihre Sorge. Wo war er? Verunsichert setzte sie sich auf ihr Bett und starrte ins Leere. Es war zu spät, um Adrians Freunde zu kontaktieren. Nach einigen Minuten des Nachdenkens ging sie in die Küche und bereitete sich einen Jasmintee zu. Müde legte sie sich ins Bett, nahm ihr Buch und schlürfte die warme Flüssigkeit, die sich wohlig in ihrem Körper ausbreitete.
In der nächsten Stunde wählte sie noch fünfmal Adrians Nummer, ehe sie endlich das erleichternde Klicken des Schlüssels an der Haustür hörte. Sie sprang aus dem Bett und lief in den Flur. »Adrian! Wo um alles in der Welt warst du?«
»Unterwegs, hab ich doch geschrieben.« Er lächelte etwas unsicher.
Mona schüttelte fassungslos den Kopf. »Unterwegs? Aber musst du denn morgen nicht arbeiten?«
»Doch . aber es ist eben etwas später geworden. Hast du dir Sorgen gemacht?«
Sie sah ihn verblüfft an und nickte langsam. »Kannst du mir das nächste Mal bitte eine kurze Nachricht schicken, ich .«
»Es ist alles in Ordnung. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Mein Handy-Akku war leer.« Er kam auf sie zu, küsste sie auf die Stirn und flüsterte: »Ich gehe noch ins Bad, leg dich doch schon mal wieder hin!«
Mona nickte. Sie war nicht der Typ Frau, der eine Szene machte, herumschrie oder ihren Mann mit Vorwürfen überhäufte. Der Zweifel jedoch setzte sich in ihrer Brust fest.
Als Adrian drei Tage später erneut am Abend ausging, schrieb er ihr wie versprochen eine SMS: Es wird spät, mach dir keine Sorgen! A. Mona legte sich zu Bett und nahm im Halbschlaf wahr, dass Adrian spätnachts ins Bett kam. Am Morgen ging sie früh zur Arbeit. Ihr Kopf war voller beunruhigender Gedanken. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Rastlos und verwirrt durch ihre Gefühle brachte sie den Arbeitstag hinter sich. Auf dem Heimweg beschloss sie, die Sache in Angriff zu nehmen, kaufte getrocknete Tomaten, Pinienkerne und Spaghetti, schrieb Adrian eine kurze Nachricht, ging nach Hause und bereitete eine Pasta zu.
Mit fragendem Blick betrat Adrian die Küche, betrachtete zuerst sie, dann den hübsch gedeckten Tisch. »Haben wir etwas zu feiern?«
Mona schüttelte den Kopf. »Ich wollte einfach mit dir reden und wieder mal einen schönen Abend verbringen.«
Er nickte, lächelte gequält und ging ins Schlafzimmer, um sich bequemere Sachen anzuziehen.
Als er ihr schließlich gegenübersaß, nahm sie einen großen Schluck von dem dunkelroten Spätburgunder und sah ihren Mann über den Rand des Weinglases. Er schwieg und starrte konzentriert auf seinen Teller.
»Irgendwas stimmt nicht mit uns, Adrian. Bitte spann mich nicht auf die Folter, sag mir einfach, was los ist!«
Er drehte die Spaghetti auf die Gabel, schob sie in den Mund und sah sie lange schweigend an.
»Wir wollten doch immer ehrlich zueinander sein. Hast du . hast du eine Affäre?«
»Was?« Er schüttelte den Kopf und sah ihr endlich in die Augen. »Wie kommst du denn darauf?« Seine Stimme klang sanft und liebevoll.
Mona wusste, dass er sich die Frage selbst beantworten konnte. Sie lächelte bitter und zuckte mit den Achseln. »Ich kenne dich einfach zu gut. Ich bin mit dir zusammen, seit ich zwanzig war.«
»Ja«, er schluckte und murmelte: »Fünfzehn Jahre.« Er klang niedergeschlagen.
Mona legte ihre Hand auf seine. »Was ist denn los? Gibt's wieder Probleme im Büro?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich . weiß es nicht. Es ist alles so trostlos.«
»Was ist trostlos?«
»Mein Leben!«
Mona starrte ihn überrascht und zugleich verletzt an. »Was meinst du? Warum denn trostlos? Was ist passiert?«
»Ich werde alt!«
»Was? Alt?« Sie sah ihn verwundert an. »Du bist vierundvierzig - das ist doch nicht alt.«
»Das sagst du! Mit fünfunddreißig hab ich mich auch noch jung gefühlt.«
Mona schüttelte den Kopf über das absurde Gesprächsthema. »Ich verstehe nicht . was soll das? Du bist so alt, wie du eben bist. Das lässt sich nicht ändern, aber was hat das mit deiner seltsamen Stimmung und den langen Ausgehabenden zu tun?«
Er drehte das Weinglas in der Hand, nahm einen Schluck und zog den rechten Mundwinkel gequält in die Höhe. »Ich glaube, ich muss einfach aus diesem Leben ausbrechen. Dieser Job . jeden Tag der gleiche Ärger .«
Mona legte die Gabel beiseite. Ein Anflug von Panik breitete sich in ihr aus. »Aber das lässt sich doch ändern. Du findest auch eine andere Arbeit, du darfst nicht aufgeben.«
Er stocherte in den Nudeln herum und schwieg. Monas Herz schlug schneller. Sie wollte ihn festhalten, ihn schütteln, wollte, dass er wieder der wurde, der er bis vor drei Monaten gewesen war, der zufriedene, fröhliche Mensch, der vor guter Laune und Liebenswürdigkeit strahlte und der in ihrer Beziehung alles fand, was er für ein glückliches Leben brauchte.
»Du musst dir Zeit geben, Adrian. Deine Mutter ist vor drei Monaten ganz plötzlich gestorben. Das war ein Schock für uns alle.«
»Meine Mutter hat damit nichts zu tun.« Er klang patzig, fast beleidigt. Er blickte auf, und ein Blick schierer Verzweiflung traf sie. »Das kann doch noch nicht alles gewesen sein .«
Mona schüttelte verständnislos den Kopf. »Was heißt das denn? So viele Jahre liegen noch vor dir.«
»Ja, aber . ich will mehr, verstehst du?«
»Mehr?«
Mona senkte den Kopf. Sie ahnte, worum es ging. Seit Jahren versuchten sie, ein Kind zu bekommen. Vor einiger Zeit hatte der Arzt bei ihr ein PCO-Syndrom festgestellt. Das bedeutete, dass der Eisprung ausblieb und eine Schwangerschaft ohne intensive Hormonbehandlung unmöglich war. Selbst mit guter Betreuung blieben ihre Chancen, Mutter zu werden, gering. Die Behandlungen und erfolglosen Versuche waren für beide Partner zermürbend.
»Wir könnten ein Kind adoptieren, wenn es weiterhin nicht klappt.«
Adrian sah sie lange nachdenklich an. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
»Nein?«
»Ich brauche Zeit für mich. Ich muss überlegen, ob ich .«, er hielt kurz inne und fuhr fort, ohne sie anzusehen, »ob ich mit dir zusammenbleiben will.«
Ein unkontrolliertes Zittern überfiel Mona. Sie wusste, er hatte eine schwere Zeit hinter sich, harte Monate in der Firma, den Verlust seiner Mutter, aber damit, dass er sie verlassen könnte, hatte sie nicht gerechnet. Sie war doch sein Fels in der Brandung, diejenige, die immer für ihn da war, immer zuhörte, ihn mit Geduld und Liebe durch die Tiefen der letzten Jahre geführt hatte. Er hatte ihr hunderte Male seine Liebe geschworen, nie einer anderen Frau hinterhergeschaut. Die Welle des Schmerzes traf sie unerwartet, nahm ihr den Atem und trieb ihr...
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