Schweitzer Fachinformationen
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Die Etablierung eines Nachhaltigkeitsmanagements setzt die Erhebung von Daten und die damit einhergehende Messung der Nachhaltigkeitsleistung der Veranstaltung bzw. des Veranstaltungshauses voraus, denn für die Steuerung und Verbesserung der betrieblichen Nachhaltigkeit ist die Erfassung des aktuellen Standes der Nachhaltigkeitsleistung wesentlich. Jedoch erfordert dies umfassende Kenntnisse über die ökologischen, sozialen sowie ökonomischen Aspekte im Unternehmen bzw. auch über die Unternehmensgrenzen hinaus und wie diese Aspekte zu analysieren und zu bewerten sind. Für die Messung der Nachhaltigkeitsleistung von Veranstaltungen bzw. von Veranstaltungshäusern werden somit zunächst die Erhebungsbereiche und schließlich Erhebungsinstrumente aufgezeigt; sprich, welche Daten wie erhoben werden können.
Einen Ansatz zur Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen zeigen Wall/Behr (2010) auf. Aufbauend auf der Analyse einschlägiger Eventliteratur erfassen sie vier nachhaltigkeitsbezogene Bereiche nachhaltiger Veranstaltungen sowie neun Kernziele mit 25 Themenfeldern.
Die vier nachhaltigkeitsbezogenen Bereiche lauten:
physisch-funktionelle Herausforderungen an die Veranstaltungsorganisation, z. B. bezüglich der Energie- oder Wasserversorgung;
Berücksichtigung von Stakeholderinteressen zur Legitimierung der Veranstaltung, z. B. durch Inklusion von Anspruchsgruppen;
Events als Treiber sozio-ökonomischer und sozio-kultureller Kommunalentwicklung, z. B. durch die Steigerung des kommunalen Bruttosozialprodukts;
programmatische und inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen nachhaltiger Entwicklung, z. B. durch die Umsetzung bildungsorientierter Konzepte auf Events.
Die Tab. 1 fasst die neun Kernziele und 25 Themenfelder zusammen. Zu den Themenfeldern zugeordnete Wirkungs- und Leistungsindikatoren erlauben es, Aussagen für die Nachhaltigkeitswirkung von Veranstaltungen zu treffen. Während die Wirkungsindikatoren Aussagen zur Wirkung der Veranstaltung treffen und einhergehen mit Zielen für die Nachhaltigkeit der Veranstaltung, kann die Nachhaltigkeit der Veranstaltung zunächst über die Leistungsindikatoren erfasst werden. Über verschiedene Erhebungsmethoden (z. B. Umfragen, Bestandsaufnahmen, Rechnungswesen, Abrechnungen, Interviews, Dokumentationen, Beobachtungen etc.) werden quantitative und qualitative Daten zu den Indikatoren erhoben und ausgewertet.
Nr.
Kernziele
Themenfelder
1
Wirtschaftlichkeit
Finanzen
Zufriedenstellung von Zielgruppen
Perspektive des Events
2
Gewährleistung von Gesundheit und Sicherheit
Sicherheit und Risiko
Arbeitsbedingungen und -sicherheit
3
nachhaltige Wertschöpfungskette
Produkte
Dienstleistungen
4
nachhaltige Ressourcennutzung
Energie
Wasser
Abfall
Material
5
Emissionsreduzierung
CO2
Lärm
sonstige Emissionen
6
Schutz des sozialen und natürlichen Umfelds
Veranstaltungsfläche und Biodiversität
Verkehr
7
Erfüllung der Ansprüche der Stakeholder
Teilhabe der Anspruchsgruppen
soziale Gemeinschaft
lokale Kultur und Tradition
8
nachhaltige Kommunalentwicklung
regionalwirtschaftliche Entwicklung
Lebensqualität
Infrastrukturentwicklung
Perspektiven der Region
9
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Information über Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeitsbewusstsein und -werte
Kernziele und Themenfelder (in Anlehnung an Wall/Behr 2010)
Eine weitere Herangehensweise ist die Betrachtung von Wirkungen bzw. Effekte der Veranstaltung. Dies unterstützt insbesondere bei der Identifikation und Bewertung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten ( Kapitel 2.3.1). Holzbaur et al. (2021) nennen folgende Kategorien als wichtige Wirkungsbereiche von Veranstaltungen:
Ressourcenschonung und Energieverbrauch beim Event und im Umfeld (Anreise, Kommunikation), Schutz der natürlichen Umwelt und Erhaltung der Biodiversität an den Veranstaltungsorten (Locations);
soziale und wirtschaftliche Aspekte bezüglich Mitarbeitenden und Teilnehmenden, Partizipation durch Teilhabe in der Planung und beim Event, Rücksicht auf die Kultur;
"Event für alle" im Sinne einer umfangreichen Partizipation (niedrigschwelliges Angebot, Barrierefreiheit in jeglicher Hinsicht) und eines gesellschaftlichen Nutzens für alle Anspruchsgruppen;
Verantwortung für die Nachhaltigkeit bei der Beschaffung bezüglich der indirekten Auswirkungen (beispielsweise auf globale Gerechtigkeit, Ressourcenverbrauch, Umweltauswirkungen, regionale Wirtschaft);
Förderung von Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung (im Rahmen des Events, durch Gewinnung von Akteuren oder durch aktives und passives Sponsoring);
Beitrag zur BNE (Sensibilisierung, Information).
Köhler (2013) strukturiert die Wirkungen von Veranstaltungen durch die Einteilung in verschiedene Arten von Eventeffekten und beschreibt jeweils positive und negative Effekte. Folgende vier Effekte führt er auf:
ökonomische Effekte: Wirkungen auf die regionale Wirtschaft und den Tourismus, wie z. B. die Schaffung von Arbeitsplätzen oder die Steigerung des Bekanntheitsgrads (positiv) sowie Preissteigerungen (negativ);
soziale Effekte: Wirkungen auf die einheimische Bevölkerung, wie z. B. Unterhaltung und sozialer Austausch (positiv) sowie Störung der Lebensqualität der Einwohner:innen, z. B. durch Lärm oder ein erhöhtes Müllaufkommen (negativ);
ökologische Effekte: Wirkungen auf die Umwelt, wie z. B. Schaffung von Bewusstsein für umweltbezogene Themen (positiv) sowie Umweltbelastungen, z. B. durch CO2-Emissionen (negativ);
sonstige Effekte: strukturübergreifende Wirkungen, wie z. B. Aufbau von Kooperationen (positiv) sowie Eventfolgekosten durch unausgenutzte Infrastruktur und architektonische Verunstaltung (negativ).
Neben der Priorisierung von Themenfeldern bzw. Nachhaltigkeitsaspekten mit einer hohen negativen Wirkung, ist zu betrachten, bei welchen Handlungsfeldern und mit welchen Maßnahmen Veranstalter:innen direkt bzw. indirekt Einfluss haben.
Auch die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) zielt auf die Befriedigung der Bedürfnisse lebender und zukünftiger menschlicher Generationen, im Einklang mit demokratischen Grundwerten und innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten. Als ein zukunftsweisendes Konzept für ein alternatives Wirtschaftssystem rückt sie die menschlichen Bedürfnisse ins Zentrum und versteht Geld nicht als Zweck von Wirtschaft, sondern viel mehr als Mittel zum Erreichen eines höheren Zweckes - dem Gemeinwohl. Ein wichtiges Instrument für die Etablierung einer GWÖ ist die Gemeinwohlbilanzierung. Sie dient der Organisationsentwicklung und Bewertung von unternehmerischen wie auch gemeinnützigen Tätigkeiten. Damit eignet sie sich insbesondere für die Bilanzierung der gesamten Organisation, aber auch für die Bilanzierung von einzelnen Veranstaltungen.
Beispiel | Gemeinwohlbilanz der ARGE Kultur
Neben oft ökologisch ausgerichteten Beispielen, nutzen Veranstalter:innen und Veranstaltungshäuser jüngst auch ganzheitlichere und ethisch fundierte Vorhaben wie z. B. das Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), der ein breites Spektrum von Bewertungskriterien und Werten zugrunde liegt. Kulturbetriebe, wie die ARGE Kultur (Salzburg, Österreich) oder das Theater Salz und Pfeffer...
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