Schweitzer Fachinformationen
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Ein Moment, der alles verändert. Eine Frau, die ihren Traum retten muss. Eine Liebe, die allen Stürmen trotzt
Für Ella Glanz könnte die Welt nicht schöner sein: Sie hat sich an der Seite ihrer Zwillingsschwester Leonie in die Rolle als Vorstandsmitglied der Glanz AG eingelebt, und mit Timo ist endlich ein Mann an ihrer Seite, mit dem es ein "Für immer und ewig" geben könnte. Aber Ella hat die Rechnung ohne das Schicksal gemacht: Denn auf einmal steckt die Glanz AG mitten in einem handfesten Skandal, der die Existenz der Kosmetikfirma bedroht. Als Ella von heute auf morgen auch noch vor den Trümmern ihrer Beziehung steht, bricht ihre Welt zusammen. Doch sie weiß: Wer die Hoffnung nicht verliert, der muss das Schicksal nicht fürchten ...
"Ein fesselndes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte: Einfühlsam und mitreißend!" Maria Nikolai über Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
Die Kinderstimme hallte laut vom Gang wider. »Papi!«
Alfons vollführte eine halbe Drehung, schon flog die Tür zum Labor auf, und Annie erschien im Türrahmen. Ihre kleinen Füße trappelten geschwind übeer den Boden, geradewegs auf ihn zu.
»Papi, da bist du ja«, rief sie.
Alfons fing sein Töchterchen auf und umschlang es mit väterlicher Liebe.
»Mami und ich haben gestern ganz lange auf dich gewartet, aber dann musste ich ins Bett«, schalt sie ihn, lächelte jedoch dabei. Rasch schob sie sich die Hand vor den Mund und flüsterte verschwörerisch zwischen den Fingern hervor: »Mami hat sich Sorgen gemacht. Aber als ich ihr einen Kuss gegeben habe, war alles wieder gut.«
Alfons setzte eine ehrlich betrübte Miene auf. »Ich muss eingenickt sein, Annie. Ich hoffe, du und Mami verzeiht mir.«
»Nur, wenn du uns ganz doll bittest .«, Annalena hatte den leicht vorwurfsvollen Ton ihrer Mutter angenommen, zwinkerte Alfons jedoch weiterhin verschmitzt zu. Sie liebte es, die Rolle der Beschützerin und auch die einer Lehrerin einzunehmen, die einen Fehler anmerkte, damit er nicht wieder vorkam.
Alfons schaute zur Tür, wo Hedi abwartend stand. Das blonde Haar umrahmte ihr fein geschnittenes Gesicht. Wie immer war sie perfekt frisiert und gekleidet. Seine Frau war wunderschön. Alfons lächelte.
Als er ihr 1947 im Café Wien in Berlin zum ersten Mal begegnet war, hatte er denselben forschenden Blick in ihren Augen entdeckt. Dieser Blick hatte ihm sogleich klargemacht, dass sie ein Mensch war, der genau hinsah und sich nichts vormachen ließ. Mit einer Frau wie ihr würde er den Weg, den er vor sich sah, gehen können .
»Guten Morgen, mein Herz.« Alfons warf Hedi eine Kusshand zu und blickte kurz auf den Spruch, der eingerahmt über der Tür hing: Schau nur zurück, wenn du dort etwas findest, das der Zukunft dienlich ist. Nach vorn denken, nach diesem Motto lebten alle, die bei Glanz arbeiteten - Alfons an vorderster Stelle.
Er arbeitete gern im Team, doch wenn sich die Dunkelheit über das Labor senkte und alle anderen gegangen waren, begannen seine produktivsten Stunden. Dann forschte, mischte und verwarf er, ohne Fragen beantworten zu müssen. Oft vergaß er die Zeit und wurde erst morgens, den Kopf auf der Tischplatte liegend, von der flirrenden Helligkeit des anbrechenden Tages geweckt.
Hedi kam näher und blieb vor Alfons stehen. Sie strahlte das Selbstbewusstsein und den natürlichen Charme aus, die ausnehmend hübsche Frauen von anderen unterschieden - allerdings auf eine so unaufgeregte Weise, dass Alfons sich jedes Mal aufs Neue wunderte, dass ausgerechnet seine Frau nicht zu wissen schien, wie schön sie war.
»Diesen Monat bist du viermal nicht nach Hause gekommen und hast im Labor übernachtet. Ich verstehe, dass dieser Pflegestift dir keine Ruhe lässt, aber du musst auch schlafen, Alfons.«
Der Tadel, den Alfons aus ihren Worten heraushörte, wurde durch das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, abgemildert. Hedi hielt akribisch nach, wie oft er sich am Ende einer Testreihe wähnte und dieses angenommene Ende dann wieder verwarf. Er blinzelte. Die Müdigkeit stand ihm vermutlich ins Gesicht geschrieben. Rasch presste er Daumen und Zeigefinger auf die Schläfen, sodass die typische Denkerfalte zwischen seinen Augen erschien.
Die Reise des Forschens hatte begonnen, als er in Grasse im Labor seines französischen Kollegen Gérard die Goldblütencreme entwickelt hatte. Er hatte die Rezeptur dieser Creme unzählige Male überarbeitet, bis ihm eine Konsistenz gelungen war, die die Haut glatt und zart machte und deren Herstellung er sich leisten konnte. Seine Hartnäckigkeit hatte sich bezahlt gemacht. Am Tag darauf hatte er mit seinem Freund Gérard bei einem Glas Pastis im Bistro an der Straßenecke auf seinen Durchbruch angestoßen. An jenem Tag hatte er den Grundstein der Firma Glanz gelegt. Hedi war er erst einige Monate später begegnet. Und auch bei ihr war er sich sofort sicher gewesen. Sie war die Richtige - die Frau, mit der er eine Familie gründen und mit der er sein Leben verbringen wollte.
Annalena öffnete ihre kleine Hand wie Blütenblätter und zeigte Alfons vier Finger. Für jede Nacht, die er nicht daheim gewesen war, einen.
Erneut setzte sie zum Reden an. »Warum machst du einen Pflegestift, Papi?« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und nestelte am Ende ihres Rocksaums. Sie machte immer etwas mit ihren Händen, zupfte an der Kleidung herum, zog an ihren Fingern und lächelte dabei zufrieden.
»Damit sich unsere Lippen immer geschmeidig anfühlen. Die Lippenhaut hat nur wenige Talgdrüsen, deshalb fühlt sich die Haut dort häufig trocken und spröde an. Besonders merken wir das bei Kälte oder unter starker Sonneneinstrahlung.«
Annie hörte ihm zu und fuhr dabei mit dem Zeigefinger immer wieder über ihre Lippen. »Aber wer spielt mit mir, wenn du nicht heimkommst? Wer bringt mich zum Lachen?«, fragte sie ihn mit der kindlichen Unschuld, die er so an ihr mochte.
Das Grübchen in ihrem Kinn weitete sich, als sie ihn mit ihrem zuckersüßen Blick bedachte. Sogleich zog Alfons eine Grimasse, und Annie quietschte vor Vergnügen. Wenn er abends nach Hause kam, spielten sie oft Grimassenschneiden, dann versuchte er mit verdrehten Augen, einer Geste oder Handbewegung darzustellen, wie sein Tag verlaufen war - und Annie ahmte ihn nach. Dieses Spiel war sein schönster Ausgleich, bevor er sich mit Frau und Tochter zu einem gemütlichen Essen an den Tisch setzte.
»Heute Abend schneiden wir Grimassen, ganz lange. Nur du und ich.« Alfons hob Annie hoch und sah sie liebevoll an. »Und in nächster Zeit komme ich wieder pünktlich heim. Und sollte es doch einmal später werden, darfst du mich durchkitzeln.« Ja, es war die Zeit des Wirtschaftsbooms, aber nichts war so wichtig wie seine Familie.
Annie trommelte mit den Händen auf seiner Schulter und kicherte. »Au ja. Dann kitzle ich dich, bis du nicht mehr lachen kannst.«
Alfons setzte sie ab, trat ans Waschbecken und wusch sich Gesicht und Hände. Er brauchte nur einen ruhigen Moment, und schon überdeckte die Lebendigkeit in seinen Augen die Müdigkeit, die der Zeitdruck, unter dem er stand, auf sein Gesicht zeichnete. Er hatte seinen Abnehmern schon vor Monaten ein herausragendes Produkt angekündigt. Die Goldblüten-Lippenpflege sollte längst auf dem Markt sein. Die Konkurrenz schlief nicht. Doch sein Anspruch, Produkte zu entwickeln, die lange auf dem Markt blieben, machte ihm mitunter einen Strich durch die Rechnung. So manche Testreihe dauerte weit länger, als er angenommen hatte, und oft fiel ihm noch etwas ein, das er ändern wollte.
Seit Anfang des Jahres gaben sie zudem Nachrichten in Form einer kleinen Zeitung an ihre Kunden heraus. Die Publikationen, die verständlich geschrieben und mit ansprechenden Bildern und Fotos versehen waren, kamen gut an. Dort hatte er bereits mehrere Artikel über raue Lippen platziert, um den Boden für das neue Produkt zu ebnen. Er trocknete sich die Hände ab, schlüpfte aus dem Arbeitsmantel und ging mit Hedi auf den runden Metalltisch zu.
»Die Kartons sind da. Die Hülsen auch«, stellte Hedi überrascht fest.
»Und die Rezeptur steht. Diesmal ist es so weit!«
»Du bleibst also bei der letzten Rezeptur?« Hedi wandte sich den verschiedenen Behältnissen zu. Mischungen, die Alfons' Mitarbeiter jeden Tag aufs Neue herstellten.
Alfons setzte seine Hornbrille auf. »Der Pflegestift weist endlich die perfekte Mischung aus Cremigkeit und Festigkeit auf, sodass er bei täglichem Gebrauch nicht abbricht. Er wird den kosmetischen Ansprüchen unserer Kunden gerecht. Wir können in Produktion gehen.« Alfons zwirbelte seinen Schnurrbart, eine Geste des Tatendrangs.
Die Mischung, an der er seit Langem getüftelt hatte, bestand aus hochwertigen, pflegenden Wachsen und Ölen sowie Ringelblumenextrakt. Das Jojobaöl, das er einsetzte, war in Alfons' Augen ein Wundermittel, es schützte die Haut lang anhaltend vor Feuchtigkeitsverlust, und seit einigen Jahren gab es kommerziellen Anbau in Amerika. Außerdem hielt sich das aus dem Strauch gewonnene Wachs jahrelang, wenn es an einem dunklen Ort unter fünfundzwanzig Grad Celsius gelagert wurde.
Er griff nach der verschließbaren dunklen Flasche auf seinem Arbeitstisch und trug sie in den Nebenraum. Als er zurückkam, hatte Annie sich mit einem Buch an seinen Arbeitstisch gesetzt. Aufmerksam blätterte sie darin. Alfons beugte sich zu ihr hinab und deutete auf eine Abbildung. »Der Jojobastrauch wird bis zu zweieinhalb Meter hoch, er trägt das ganze Jahr sein grünes Blätterkleid und wird mehrere hundert Jahre alt.«
Das Mädchen sah staunend auf. Alfons meinte, seiner Tochter anzusehen, dass sie krampfhaft überlegte. »Dann lebt der Strauch ja länger als Mami und du . und sogar länger als ich?«, brachte sie schließlich hervor.
»Die Natur birgt ganz, ganz viele Überraschungen, Annie. Deshalb bleibe ich manchmal länger im Labor . um mit ein bisschen Glück eins dieser Geheimnisse zu entschlüsseln.« Alfons stupste mit dem Zeigefinger auf ihre Nase. »Und wenn mich dieses süße Gesicht nicht täuscht, enträtselst du später ebenfalls ein paar dieser Geheimnisse und schenkst sie deinen Mitmenschen.«
Annie sah sich um und nickte zufrieden. »Dann stelle ich da drüben ein Bett auf, damit ich nicht mit dem Kopf auf dem Tisch schlafen muss so wie du, Papi.«
Alfons lachte. Er griff nach den Hülsen, die er zur Ansicht hatte kommen lassen. Aluminium war seit Anfang der...
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