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Familie ist dort, wo dein Herz ist
Das Goldblütenhaus der Familie Glanz steht unter erwartungsvoller Spannung: Nachdem die junge Ghostwriterin Nicole Marquart bereits die Familienchronik geschrieben hat, soll sie nun den Menschen finden, dessen Existenz die Matriarchin Hedi Glanz so lange vor ihrer Familie verheimlicht hat. Doch wo soll Nicole anfangen? Viele hilfreiche Informationen hat sie nicht, und schnell scheint die Suche aussichtslos. Aber aufgeben wird sie auf keinen Fall! Auch privat läuft es nicht rund. Die Begegnung mit dem sympathischen Koch Kai lässt sie ihre aktuelle Beziehung in Frage stellen. Mitten in diesem privaten Chaos stößt Nicole bei ihren Recherchen auf einen vielversprechenden Hinweis. Und dann überschlagen sich die Ereignisse - beruflich und privat ...
Begleiten Sie die Familie Glanz durch ihre bewegte Geschichte - Band 3 der Goldblütenhaus-Saga
Nicole drehte den Wasserhahn zu, als die Badezimmertür aufging und Jakobs Gesicht im Spiegel erschien. Sein tagsüber mit Gel akkurat in Form gebrachtes Haar stand in alle Richtungen ab. Nicole stellte die Zahnbürste auf die Ladestation und strich ihm dabei liebevoll über den Rücken.
»Ich mag deinen Ich-bin-gerade-aufgestanden-Look.«
Jakob grinste. »Und ich mag den Zahncremeschaum, den du am Kinn hast .« Er fuhr sich mit der Hand ordnend durchs Haar, ließ jedoch gleich wieder davon ab, weil es nicht zu bändigen war.
Nicole wischte sich den Rest Zahncreme aus dem Gesicht. »Jeden Tag perfekt auszusehen wäre mir, ehrlich gesagt, zu anstrengend. Außerdem haben wir so immer was zu lachen.«
Jakob nahm ihr das Handtuch ab und hängte es über die Heizung.
»Wo du recht hast .« Er schob Nicoles auf die Schulter fallende Locken zur Seite und küsste die Stelle, wo Hals und Rücken aufeinandertrafen. »Mir bist du ungestylt sowieso am liebsten.«
»Du mir auch.« Nicole stieß einen wohligen Ton aus, als Jakob von hinten die Arme um sie schlang. Sie ließ sich in die Umarmung fallen, dann wandte sie sich ihm zu. »Diese Nacht hab ich keinen Mucks von dir gehört.« Jakob litt unter Schlafstörungen, aber wenn er bei ihr übernachtete, war es wesentlich besser.
»Weil ich so tief geschlafen habe wie schon lange nicht mehr. Mein erster Termin heute Morgen wurde übrigens abgesagt. Wir könnten in Ruhe frühstücken, wenn du es dir einteilen kannst.«
»Das sind gute Neuigkeiten.« Nicole entwand sich ihm, reichte ihm die Zahnbürste, die er seit Kurzem in ihrem Bad deponiert hatte, und band sich die Haare mit einem Gummi zu einem Dutt.
Wenn sie allein war, machte sie es sich oft schon vor 22 Uhr im Bett gemütlich. Es war herrlich, zwischen Kissen und Decken für ein Buchprojekt zu recherchieren oder mit einer Freundin oder ihrer Mutter zu telefonieren. Mona Marquart war in jungen Jahren viel gereist und konnte Nicole so manche Frage zu verschiedenen Themen beantworten.
Doch wenn Jakob bei ihr war, hielt sie durch, bis er, meist erst nach Mitternacht, das Licht abdrehte. Auch vergangene Nacht waren sie lange aufgeblieben.
Sie hatten sich vor sechs Monaten kennengelernt. Nicole war Kundin in der Bank, in der Jakob arbeitete. Sie hatte ihrem Mitbewohner Benjamin, der damals dringend einen Kredit brauchte, geholfen, eben diesen zu bekommen - ausgerechnet bei Jakob. So war er in ihrer beider Leben getreten.
»Ich bin gern euer Retter in allen Lebenslagen, nicht nur, wenn es um Finanzen geht«, behauptete er seitdem vollmundig.
Er kannte sich gut aus mit Geldanlagen, Sicherheiten für Kredite und dergleichen. Für Nicole war Geld etwas, das sie zum Leben brauchte, aber sie hatte keine großen Ersparnisse und befasste sich deshalb nicht näher mit dem Thema, nahm sich jedoch immer wieder vor, sich demnächst mal um ihre private Altersvorsorge zu kümmern.
Erst nach einem gemeinsamen Abendessen und einem langen Spaziergang war Jakob Schellenberg vom typischen Banker, den Nicole am Anfang in ihm gesehen hatte, zu einem Mann geworden, der nach einer schmerzhaften Scheidung froh war, einer Frau zu begegnen, die nach links und rechts blickt, wo andere nur nach vorn schauen.
Als er ihr das Kompliment nach einem Kinobesuch gemacht hatte, war Nicole regelrecht ergriffen gewesen. Es gefiel ihr, dass Jakob nicht das Offensichtliche zur Sprache brachte - ihr Aussehen. Natürlich freute sie sich, wenn jemand sie hübsch fand. Jugend und Schönheit waren etwas Wunderbares, doch beides war vergänglich. Ihr Blick auf die Welt, ihre Lebenslust und ihr Wunsch, Menschen wirklich näherzukommen, würden ihr hoffentlich bis zum letzten Tag erhalten bleiben.
Nicole sah, wie Jakob Zahncreme aus der Tube drückte. »Übrigens, Benjamin hofft, dass du auch weiterhin mit zwei, drei Nächten pro Woche in unserer WG zufrieden bist und die Schlagzahl nicht erhöhst.«
»Seit wann ist dein Mitbewohner eifersüchtig auf mich? Hat er Angst, dass ich dich dränge, aus diesem Raumwunder auszuziehen?«
Nicole lachte. »Bestimmt nicht.« Ihr Blick fiel auf Benjamins Aftershave, das in einem Regal neben Nicoles Parfüms stand. »Es geht eher darum, dass du in letzter Zeit zu oft sein Aftershave benutzt. Um nicht zu sagen regelmäßig.« Nicole langte nach der halb leeren Flasche und wedelte damit vor Jakobs Nase herum. »Er sagt, er verwendet den Duft tropfenweise, du jedoch .« Sie schnitt eine Grimasse, um die Worte abzumildern. »Lassen wir das.«
»Ich sorge für Nachschub, das kannst du ihm ausrichten. Und dass wir beim Aftershave denselben Geschmack haben, sehe ich positiv. Wir mögen schließlich auch dich.«
Wegen der horrenden Mietpreise in München hatte Nicole sich die loftartige Wohnung anfangs mit einer Freundin geteilt. Als diese vor eineinhalb Jahren zu ihrem Freund gezogen war, hatte Benjamin gefragt, ob er als Mitbewohner infrage käme. Nicole und Benjamin waren ehemals Arbeitskollegen gewesen und kamen prima miteinander klar. Benjamin hatte wie Nicole einige Jahre als Journalist gearbeitet, doch dann hatte er einen Blumenladen übernommen, den eine Floristin, die in den Ruhestand ging, an jemand Verlässliches übergeben wollte. Dieser Jemand war Benjamin gewesen. Seine Eltern hatten lange ein großes Gartencenter unweit von München geführt. Benjamin war mit dem Geruch nach Erde und der Überlegung aufgewachsen, welche Pflanzen zu welchen Menschen und zu welcher Gelegenheit passten. Er war der ideale Mitbewohner, lediglich sein fehlender Ordnungssinn, den er früher einmal mit einem Augenzwinkern erwähnt hatte, gab hin und wieder Anlass zu Diskussionen, ansonsten waren sie ein tolles Team.
»Diese Dachwohnung lässt mich, wenn ich die Augen schließe, an das coole Loft in New York denken, das ich beziehe, wenn ich mir ein Jahr Auszeit von München gönne«, hatte Benjamin geschwärmt, als er mit Sack und Pack bei Nicole eingezogen war. Er liebte Gespräche über sein Sabbatical, das er irgendwann machen wollte. Dafür hatte er große Pläne: die Wüste mit ihren besonderen Pflanzen sehen, New York wie ein echter New Yorker erleben und eine Menge mehr.
Ihr Zuhause war eher ein renovierungsbedürftiger Dachboden als ein cooles Loft, aber Nicole liebte Dinge, die alt waren und Patina hatten, und die Holzbalken des Dachbodens strahlten in ihren Augen Gemütlichkeit aus. Deshalb störte sie das nicht. Mit Coffee-Table-Books, jeder Menge Decken, die über Sessellehnen hingen, und frischen Blumen, die Benjamin mitbrachte und die Nicole in verschiedenen Vasen arrangierte, verlieh sie der Wohnung Charme.
»Es muss nicht perfekt sein«, lautete ihr Motto. »Dann ist nämlich noch Luft nach oben. Und Luft nach oben inspiriert mich.«
Sowohl Benjamin als auch Nicole hatten die Mitte der dreißig bereits überschritten, doch Nicole war sich sicher, dass noch eine Menge Unerwartetes auf sie zukäme.
Sie löste das Handtuch, das sie sich um den Körper gebunden hatte, und stieg unter die Dusche, wo ihre geliebte Morgenroutine sie erwartete. Während das warme Wasser über ihren Körper rann, dachte sie darüber nach, dass Jakob in letzter Zeit häufiger als gewöhnlich über Nacht bei ihr gewesen war. Nur die vergangenen zwei Wochen hatten sie sich nicht gesehen, weil er zu einem Treffen ehemaliger Studienkollegen nach England geflogen war. Anschließend hatte er ein paar Tage London angehängt. Seine Mutter hatte ihn überredet, ihr in Mayfair Gesellschaft zu leisten, wo sie für ihr Leben gern shoppte. Und da Jakob ihr liebster Begleiter war, hatte er sich breitschlagen lassen, mit ihr tagsüber die Boutiquen und abends die Restaurants unsicher zu machen.
Nicole duschte sich den Schaum vom Körper, drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Wenige Minuten später hüpfte sie über den Fußboden, um die Jeans, in die sie geschlüpft war, hochzuziehen. Sie schloss den Knopf und streifte einen bequemen Rollkragenpullover über. Es war kalt draußen, die Sonne gaukelte mehr Wärme vor, als sie hergab. Noch barfuß durchquerte sie den Wohnraum. Rechter Hand hatten Benjamin und sie eine Küchenzeile von einem Discounter gestellt. Wie immer häufte sich das benutzte Geschirr vom Vortag in der Spüle und auf den Ablageflächen.
Jakob stand vor dem Herd und hielt den Blick auf den Edelstahltopf gerichtet, in dem Haferflocken in Milch kochten, dabei versuchte er, das Chaos in der Küche zu ignorieren. Er war penibel, behauptete jedoch, die Unordnung anderer berühre ihn nur marginal. Doch Nicole wusste, dass das nicht stimmte.
»Fertig?«, fragte sie und sah auf das Porridge, das herrlich nach Zimt duftete.
»So gut wie.« Porridge war eine Gewohnheit aus Jakobs Studienzeit, gut für die Gehirnzellen, sagte er gern. »Wo steckt Benjamin eigentlich heute Morgen?«, erkundigte er sich, als er das Porridge in zwei tiefe Teller füllte und einen Krug frisch gepressten Orangensaft auf die Küchentheke stellte.
»Er musste wegen einer Hochzeit früher los.« Nicole kletterte auf den Barhocker, langte nach der Flasche Dattelsirup und träufelte Sirup über ihr Porridge. »Du auch?«, fragte sie und hielt Jakob die Flasche entgegen.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
Porridge mit Dattelsirup versetzte Nicole in gute Stimmung. Dazu eine Tasse Milchkaffee oder Kakao, und die Welt war in Ordnung. Sie schob sich einen Löffel Haferflocken in den Mund. »Die Hochzeit ist ein Riesending, mit einer Tischdeko, dass dir Hören und Sehen vergeht . sagt Benjamin«, erzählte sie...
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