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Erstens: Wer das liest, stirbt. Wie alle anderen. Zweitens: Der Untertitel lügt. Wie die beiden berühmten »Autoren«. Glauben Sie mir, denn ich kenne die beiden schon eine Zeit.
Darf ich Ihnen die beiden SMS-Duellanten vorstellen? Zu meiner Linken im Hamburger Eck: ein Schmuckpunk außer Dienst. Im rechten Wiener Eck: ein Werbebüttel im Dienst. Gemeinsam haben mich beide gezwungen, hier den Geleitwolf zu machen. Ich mache es nicht, weil ich es gern mache, aber die beiden und das Honorar gern habe.
Seit der Gymnasialzeit ist mein ältester Freund Grissemann gesegnet mit der Gabe, fehlerlos zu artikulieren und mit dem Motto »Kunst kommt vor Können« angemessen würdelos durch's Leben zu kommen. So hat er es zu Österreichs witzigstem Taugenichts und zum weltberühmtesten Piefkedemütiger gebracht. Der Piefke heißt Stermann, lebt schon lange in Wien, plündert gemeinsam mit Grissemann sämtliche deutschsprachigen Backstagebuffets, erträgt stoisch die ewigen Sticheleien Grissemanns in der Late-Night-Patchworkfamiliensendung »Willkommen Österreich« und kann ansonsten nichts dafür. In seiner großzügig bemessenen Tagesfreizeit quält mich der gebürtige Tiroler Grissemann, dessen rücksichtsloses SMS-Junkietum dem Gesetz »Überall ist es interessanter, wo ich nicht bin« gehorcht und somit jedes Zusammensein in ein gemeinsames Alleinsein verwandeln kann, mit Einschätzungsfragen über die Motivationsfähigkeiten von Fußballdrittligacoaches. Beziehungsweise seinem verhaltensauffälligen Faible für extremistisches Verhalten von prominenten Selbstmördern, Kannibalen oder Alkoholikern. All das übrigens auch am liebsten per SMS. Wenn wir beide uns zum Alkoholmissbrauch treffen, schreibt Grissemann praktisch ununterbrochen SMSe. Wahrscheinlich an Schamoni. Ansonsten bestellt er »weiße G'spritzte«.
Den Hamburger Schamoni kenne ich als Wiener natürlich nicht so gut, aber doch auch ein bisschen. Auch er bestellt gern in Wien statt einer Schorle noch zwei G'spritzte. Ich denke, es ist nicht vermessen zu behaupten, dass er in gewöhnlich gut unterhaltenen Kreisen als salonkommunistischer Charmebolzen in allen Gassen gilt. Wer wie Schamoni alles wird, wird auch noch Wirt (»letzte Runde!«): zum Beispiel Mitbegründer des »Pudel Club« in Hamburg. Ansonsten: Musiker zwischen Postfunpunk, Motown und großer Showbühne, Erzähler der verlorenen Zeit (»Dorfpunk«) oder im Verbund mit Heinz Strunk und Jacques Palminger in der Meta-Ulktruppe »Studio Braun« zwischen Theater, Film und Bescheuertheits-Reenactment (»Fraktus«).
Und jetzt also das: In diesem Buch droht das angesammelte SMS-Gewitter von Grissemann und Schamoni, selbstverständlich ohne Aussicht auf reinigende Kraft. Lassen Sie mich daher noch ein paar verknappte Sätze zur Einstimmung darauf verlieren. Zunächst gilt: Ein SMS-Gewitter ist kein moderner Briefwechsel, sondern eine Zumutung 2.0. Die Kritik hat so etwas schon als das Fegefeuer der Nichtigkeiten bezeichnet. Oder als Grund für die Suche nach der verlorenen Zeit. Short Messages machen keinen schlanken Finger und obendrein süchtig. Tipptremor. Tastenrausch. Eine geht noch. Auf Sleep-Modus schalten kann ich, wenn ich tot bin. Aaaber, bevor nun die Abstinenz-Apostel und Federkiel-Freaks Morgenluft wittern: SMS-Schreiben ist eine Krankheit, kein Verbrechen! Niemand sollte für das Schreiben von länglichen Kurznachrichten ohne Nachrichtenwert ins Gefängnis geworfen werden. Auch Schamoni und der notorische Wiederholungstäter Grissemann nicht. Oder wenn doch, nicht für zu lang.
Und nein, man muss ihnen das Mobiltelefon nicht wegnehmen. Die beiden wollen nur spielen. Manchmal im Minutentakt, dann wieder Sendepause für ein paar Tage, schließlich will man auch einmal unter sich sein. Dann wieder Schuss und Gegenschuss. Dabei helfen ein guter Mobiltelefonvertrag und ein arbeitsscheues Leben mit gebührender Verachtung realer Anwesender beim Handyjunken. Die für die Datenübertragung essentiellen Nullen und Einsen sind das einzig Moderne an dieser Form der wechselseitigen Schmäh- und Stichelrede. Und noch was ist neu: Das Gewese straft die kommunikationstheoretische Formel »Man kann nicht nicht kommunizieren« Lügen. Man kann nicht kommunizieren. Es klappt.
Zielvorgabe: Wenn Worte töten könnten. Sätze gegen die Ewigkeit. Egoshooter im Duell der Worte, Ritterspiele mit offenem Visier und Hosenstall. Urschlammcatcher, verkeilt in das Maul des Gegners. Beißhemmung: leider im Entzivilisierungsprozess verloren. Gesagt wird alles, was zu Fall bringt. Wichtigste Regel: bitte keine Welthaltigkeit, Autismus rules. Die Invertierung des Karnevals als Programm: Wenn sich alle Nervsäcke als Narren verkleiden, dann verkleiden wir Narren uns als Nervsäcke. Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet, heißt es. Der Feind ist unsere eigene Frage als Gestalt, heißt es auch noch. Beide Einsichten in das Wesen des letzten Menschen haben sich zwei der wirklich allerletzten Menschen wahrlich zu Herzen genommen.
Schamoni und Grissemann fächeln einander also höchstgradig privatistische Shitstorms zu und markieren ihre paradiskursiven Territorien mit Duftwolken größtenteils niedriger Gesinnung. Es stinkt auf jeder Seite. Als rechtschaffener Leser würden Sie nicht erst ab Seite zwei gern Böses posten und sich Luft machen. Können diese beiden Warheads (bezeichnenderweise der Name einer zu Recht vergessenen Fun-ist-ein-Stahlbad-Punkband Schamonis) nicht mal die Fresse halten? Dann wäre nämlich das Lesen leichter.
Ganz selten blitzen humanitäre Anflüge, Herzensbildung und rudimentäre Gedankenfragmente auf. Sie verdichten sich naturgemäß weder zu Höherem noch zu Schlüssigem. Dennoch zeigen sich unter der Lupe einer psychologisch informierten Literaturkritik drei Brennpunkte auf der Themenspindel. Ich nenne sie die großen G's: Geld, Gewalt und gute Laune.
Die Rollenverteilung ist wie in jedem gutem Sado-Sado-Spiel klar. Schamoni ist um neun Tage älter und schon länger erfolgsbefreiter. Er hat mehr Grund zum Hass. Er deckt Grissemann mit rohen Gewaltfantasien ein. Sehr gern gesellen sich dazu auch analfixierte Infantilismen, stumpfe Balla-Ballo-Lutscho-Letscho-Reime in herzerfrischender Nahtoddebilität, primitivistische Vorwürfe und neogrobianistische Folterfieberträume, vorzugsweise angesiedelt im reizsensiblen Grimm- und Mastdarmbereich. Es ist brutal, viechisch und testosterongesteuert. Es gibt kein Safeword.
Grissemann wiederum straft durch Ignoranz, abrupte Themenwechsel und die situationselastische Arschlochhaftigkeit eines seelisch verwahrlosten und emotional vergletscherten Provinzwerbestars, dessen Fame sich durch die lebensnahe Darstellung eines Tiroler Bergziegenbocks erklärt. Grissemanns Method-Acting-Abkürzung in Form unsäglichen Gebrülls im Werbefrondienst eines Billighandyanbieters (sic!) hat sich so in die wehrlosen Gehirne des Publikums eingebrannt. Sonst kann und will dieser Knecht des Kapitals, wie ihn Schamoni mit gebotenem Ekel nennt, nichts. Außer abliegen, tippkoksen und Ausflüge zum Spielautomatenstreichelzoo machen. Angeblicher Vorteil dort: Man bleibt von frischer Luft und warmem Bier verschont. Am allerliebsten aber sind Grissemann Einschätzungsfragen, zum Beispiel zur Auslotung frühkindlicher Aggressionstoleranz im Zuge gewaltsamer Biereinflößung bei Einjährigen. Dazu stellt er, der im Hauptjob auf ein langes, erfolgreiches Leben als Lieblingsschuldner diverser Institutionen zurückblicken kann, harte, aber herzlose Forderungen. Er fordert Geld statt Liebe. Bar, viel und sofort. Mehr ist mehr. Immer. Seit René Pollesch wissen wir, dass das depressiv-größenwahnsinnige Subjekt der Gegenwart immer nur der Liebe nachjagen, aber nicht das Geld lieben darf. Warum eigentlich, fragt Grissemann gewohnt schonungslos und legt den Tippfinger in die schwärende Wunde: Gib mir 290 000 Euro! Warum nicht!
Mit seinem Geldkomplex befindet sich Grissemann in bester Gesellschaft. Auch Oligarchen messen ihre Penislänge in Yachten. Hätten alle Menschen genügend Geld, müssten sie sich nicht wegen diverser Ersatzkomplexe behandeln lassen oder könnten sich die Casting-Shows kaufen, die sie depressiv machen. Mit Geld ließe sich alles heilen. Stimmt schon, Herr Freud, und der Rest ist für Sie!
Grissemann hat das offenbar instinktiv verstanden. Ich weiß das, denn er schuldet auch mir seit langem sehr viel Geld. Trotzdem oder gerade deshalb will er immer mehr Geld von mir. Unlogisch, aber egal. So hält Grissemann seinen Geldkomplex gut im Futter. Man kann das auch daran erkennen, dass der Jäger des verlorenen Spielkapitals mit ermüdender Persistenz im SMS-Verkehr mit Schamoni davon erzählt, dass er sich gern in einen Keller begibt, um dort nach kommerziell Verwertbaren zu fischen.
Obacht, geneigte Leserschaft! Der Keller ist bloß ausgedacht. Grissemann hat keinen Keller, er fürchtet sich vor Tieren, Dunkelheit und dem Stiegensteigen (Schwitzgefahr!). Der ausgedachte Grissemann-Keller aber ist riesengroß, er ist ein Untergrundmarkt für Objektophile. In diesem Deep Net der Begierden finden sich Servietten, Standuhren, Fußketten, Goldkrönchen, bulgarische Frauenkopftücher, Diskonter-Licht und entzückende Drahtverhaue zum Abverkauf. Keine Ahnung, warum Grissemann Schamoni Drahtverhaue anbietet. Zum Verhauen taugen sie nicht. Was also soll der depressionsanfällige Gewaltmensch Schamoni damit?
Aber gut. Keller. Österreich. Freud. Na, klingelt's? Der Keller ist das Unbewusste. Ort der Zerknirschung. Es ist Fritzl-Land und Kampusch-Country. Das Verdrängte kehrt als Verblödetes wieder. Immer und immer wieder. Deleuze/Guattari...
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