Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Damit ich aber diesem meinem Entschluß nachkommen / und ein rechter Wald-Bruder seyn möchte / zoge ich meines Einsidlers hinderlassen härin Hemd an / und gürtet seine Kette darüber; nicht zwar / als hätt ich sie bedörfft / mein unbändig Fleisch zu mortificiren / sondern damit ich meinem Vorfahren so wol im Leben / als im Habit gleichen / mich auch durch solche Kleidung desto besser vor der rauhen Winters-Kält beschützen möchte.
Den zweyten Tag / nachdem obgemeldtes Dorff geplündert und verbrennt worden / als ich eben in meiner Hütten sasse / und zugleich neben dem Gebet gelbe Rüben / zu meinem Auffenthalt / im Feuer briete / umbringten mich bey 40. oder 50. Mußquetier; diese / ob sie zwar ob meiner Person Seltzamkeit erstauneten / so durchstürmten sie doch meine Hütten / und suchten / was da nicht zu finden war / dann nichts als Bücher hatte ich / die sie mir durcheinander geworffen / weil sie ihnen nichts taugten: Endlich / als sie mich besser betrachteten / und an meinen Federn sahen / was vor einen schlechten Vogel sie gefangen hätten / konten sie leicht die Rechnung machen / daß bey mir ein schlechte Beut zu hoffen; Demnach verwunderten sie sich über mein hartes Leben / und hatten mit meiner zarten Jugend ein grosses Mitleiden / sonderlich der Officier / so sie commandirte; ja er ehrte mich / und begehrte gleichsam bittend / ich wolte ihm und den seinigen den Weg wider auß dem Wald weisen / in welchem sie schon lang in der Irre herumb gangen wären; Ich widerte mich gantz nicht / sondern führte sie den nächsten Weg gegen dem Dorff zu / allwo der obgemeldte Pfarrer so übel tractirt worden / dieweil ich sonst keinen andern Weg wuste: Ehe wir aber vor den Wald kamen / sahen wie ohngefähr einen Bauren oder zehen / deren ein Theil mit Feuerrohren bewehrt / die übrige aber geschäfftig waren / etwas einzugraben; die Mußquetierer giengen auff sie loß / und schryen / halt! halt! jene aber antworteten mit Rohren: Und wie sie sahen / daß sie von den Soldaten übermannet waren / giengen sie schnell durch / also daß die müden Mußquetierer keinen von ihnen ereylen konten; derowegen wolten sie wieder herauß graben / was die Bauren eingescharrt / das schickte sich umb so viel desto besser / weil sie die Hauen und Schauffeln / so sie gebraucht / ligen liessen: Sie hatten aber wenig Streich gethan / da höreten sie eine Stimm von unden herauff/die sagte: O ihr leichtfertige Schelmen! O ihr Ertz-Bößwichter / vermeynt ihr wol / daß der Himmel euer un-Christliche Grausamkeit und Bubenstück ungestrafft hingehen lassen werde? Nein / es lebt noch manch redlicher Kerl / durch welche eure Unmenschlichkeit dermassen vergolten werden soll / daß euch keiner von euren Neben-Menschen mehr den Hindern lecken dörffe. Hierüber sahen die Soldaten einander an / weil sie nicht wusten / was sie thun solten: Etliche vermeynten / sie hätten ein Gespenst / ich aber gedachte / es träume mir; ihr Officier hiesse dapffer zugraben: Sie kamen gleich auff ein Faß / schlugens auff / und fanden einen Kerl darinnen / der weder Nasen noch Ohren mehr hatte / und gleichwol noch lebte: So bald sich derselbe ein wenig ermunterte / und vom Hauffen etliche kennete / erzehlet er / was massen die Bauren den vorigen Tag / als einige seines Regiments auff Fütterung gewest / ihrer sechs gefangen bekommen / davon sie allererst vor einer Stund fünffe / so hindereinander stehen müssen / todt geschossen; und weil die Kugel ihn / weil er der sechste und letzte gewest / nicht erlangt / in dem sie schon zuvor durch fünff Cörper gedrungen / hätten sie ihm Nasen und Ohren abgeschnitten / zuvor aber gezwungen / daß er ihrer fünffen (s. v.) den Hindern lecken müssen: Als er sich nun von den Ehr- und Gottsvergessenen Schelmen so gar geschmähet gesehen / hätte er ihnen / wiewol sie ihn mit dem Leben darvon lassen wolten / die aller unnützste Wort gegeben / die er erdencken mögen / und sie alle bey ihrem rechten Nahmen genennet / der Hoffnung / es würde ihm etwan einer auß Ungedult eine Kugel schencken / aber vergebens; sondern nachdem er sie verbittert gemacht / hätten sie ihn in gegenwärtig Faß gesteckt / und also lebendig begraben / sprechend: Weil er deß Todts so eyferig begehr / wolten sie ihm zum Possen hierinn nicht willfahren.
In dem dieser seinen überstandenen Jammer also klaget / kam ein andere Partey Soldaten zu Fuß überzwergs den Wald herauff / die hatten obgedachte Bauren angetroffen / fünff davon gefangen bekommen / und die übrigen todt geschossen; unter den Gefangenen waren vier / denen der übelzugerichte Reuter kurtz zuvor so schändlich zu Willen seyn müssen. Als nun beyde Parteyen auß dem Anschreyen einander erkenneten / einerley Volkck zu seyn / tratten sie zusammen / und vernamen wiederumb vom Reuter selbst / was sich mit ihm und seinen Cammeraden zugetragen; da solte man seinen blauen Wunder gesehen haben / wie die Bauren getrillt wurden / etliche wolten sie gleich in der ersten Furi todt schiessen / andere aber sagten: Nein / man muß die leichtfertigen Vögel zuvor rechtschaffen quälen / und ihnen einträncken / was sie an diesem Reuter verdient haben / indessen bekamen sie mit den Mußqueten so treffliche Ribbstöß / daß sie hätten Blut speyen mögen; zuletzt tratte ein Soldat hevor / und sagte: Ihr Herren / dieweil es der gantzen Soldatesca ein Schand ist / daß diesen Schurcken (deutet damit auff den Reuter) fünff Bauren so greulich getrillt haben / so ist billich / daß wir solchen Schandflecken wieder außleschen / und diese Schelmen den Reuter wieder hundert mal lecken lassen: Hingegen sagte ein anderer / dieser Kerl ist nicht werth / daß ihm ein solche Ehr widerfahre / dann wäre er kein Bernheuter gewesen / so hätte er allen redlichen Soldaten zu Spott diese schandliche Arbeit nicht verrichtet / sondern wäre tausend mal lieber gestorben. Endlich wurde einhellig beschlossen / daß ein jeder von den saubergemachten Bauren / solches an zehen Soldaten also wett machen / und zu jedem mal sagen solte: Hiermit lesche ich wider auß / und wische ab die Schand / die sich die Soldaten einbilden empfangen zu haben / als uns ein Bernheuter hinden leckte. Nachgehends wolten sie sich erst resolviren / was sie mit den Bauren weiters anfahen wolten / wenn sie diese saubere Arbeit verrichtet haben würden: Hierauff schritten sie zur Sach / aber die Baurn waren so halsstarrig / daß sie weder durch Verheissung / sie mit dem Leben darvon zu lassen / noch durch einigerley Marter / hierzu gezwungen werden kunten. Einer führte den fünfften Bauren / der nicht geleckt war worden / etwas beyseits / und sagte zu ihm: Wenn du GOtt und alle seine Heiligen verleugnen wilt / so werde ich dich lauffen lassen / wohin du begehrest; Hierauff antwortet der Baur / Er hätte sein Lebtag nichts auff die Heilige gehalten / und auch bißher noch geringe Kundschafft mit GOtt selbst gehabt / schwur auch darauff solenniter, daß er Gott nicht kenne / und kein Theil an seinem Reich zu haben begehre; hierauff jagte ihm der Soldat ein Kugel an die Stirn / welche aber so viel effectuirt / als wann sie an einen stählernen Berg gangen wäre / darauff zuckte er seine Plauten / und sagte: Holla / bistu der Haar? ich hab versprochen / dich lauffen zu lassen / wohin du begehrest / sihe / so schicke ich dich nun ins höllische Reich / weil du nicht in Himmel wilt / und spaltete ihm damit den Kopff biß auff die Zähn voneinander / als er dorthin fiele / sagte der Soldat: So muß man sich rächen / und diese lose Schelmen zeitlich und ewig straffen.
Indessen hatten die andern Soldaten die übrigen vier Bauren / so geleckt waren worden / auch...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.