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Kurskonzept mit klaren praktischen Rezepten
Verknüpfung von westlicher und chinesischer Medizin
Neu in der 3. Auflage:
Die Bedeutung dieses Kapitels für das Verständnis der Chinesischen Medizin
Die Bedingungen, unter denen sich die Chinesische Medizin entwickelt hat, unterscheiden sich grundlegend vom Entwicklungshintergrund der europäischen Medizingeschichte.
Man muss sich die Größe Chinas, den Entwicklungszeitraum und die Leistungsfähigkeit der chinesischen Kultur verdeutlichen, um einen angemessenen Umgang mit der Chinesischen Medizin zu erlangen.
Dabei spielt eine Schlüsselrolle, ob man eine Rezept-Akupunkturversion, eine phänomenologische Form ohne angemessene Theoriebildung oder eine wissenschaftliche Form der Chinesischen Medizin anstrebt. Diese Versionen der Chinesischen Medizin entstanden nicht zufällig, sondern sind Folge einer wissenschaftlich-historischen Entwicklung.
Die große Anzahl der Menschen, deren Kultur den Hintergrund für die Entwicklung der Chinesischen Medizin bildet, gebietet Respekt. Gegenwärtig sind etwa 1,3 Milliarden Menschen Chinesen. Zwar liegen keine genauen Zahlen über frühere Epochen vor, jedoch können wir angesichts der schwachen Besiedlung Europas und Nordamerikas in der Geschichte hochrechnen, dass die Faustformel "China = 4 × Europa" in den Epochen, in denen sich die Chinesische Medizin entwickelte, eine deutliche Untertreibung gewesen wäre.
Die ungeheure Zahl der Menschen und das in dieser Zahl enthaltene menschliche Talent, die frühzeitig genutzte Möglichkeit, Erkenntnisse systematisch aufzuzeichnen, und das Vorhandensein verhältnismäßig gut organisierter kaiserlicher Archive bilden ein Entwicklungs- und Erfahrungspotenzial, das historisch einmalig ist.
Zusatzinformation
Bereits vor 3000 Jahren hatten die Chinesen einen zentral regierten Staat, eine hochentwickelte Schrift, ein komplexes Steuer- und Einnahmenrecht und verhältnismäßig gut organisierte Verkehrs- und Handelswege.
Die klimatischen Bedingungen, die im Entwicklungsraum dieses menschlichen Potenzials vorherrschen, reichen von der nördlichen Mandschurei und der historischen Mongolei mit teils beinahe sibirischem Klima über trockene Wüstengebiete und waldreiche Gebirgsketten bis an das südchinesische Meer, in dem ein subtropisches Klima vorherrscht. Würde man ähnliche Klimazonen in unseren Längengraden aufsuchen wollen, so würde man sich beinahe "vom Nordkap bis in den Kongo" bewegen müssen.
Ein besonderes Charakteristikum der Chinesischen Medizin besteht darin, dass die Heilmittel, von denen viele pflanzlichen Ursprungs sind, aus allen diesen klimatischen Zonen entnommen, systematisch in ihren Wirkungen beschrieben, ihre Kombinationsmöglichkeiten gesammelt und die Indikationen präzisiert wurden.
Die zeitliche Dimension der Chinesischen Medizin ist am schwersten abzuschätzen. In Gräbern finden sich Hinweise darauf, dass möglicherweise bereits vor 8000 Jahren mit Steinsplitternadeln akupunktiert wurde. Da diese Technik eine hohe Kenntnis der Reflexologie, der Physiologie und der Anatomie des Körpers voraussetzt, können wir postulieren, dass bereits vor diesem Zeitpunkt eine entwickelte Medizin existiert haben muss.
In den meisten Sekundärquellen wird der Beginn der Chinesischen Medizin hingegen mit dem Huang Di Nei Jing, dem "Klassiker der Inneren Erkrankungen" des gelben Kaisers in Verbindung gebracht (3. vorchristliches Jahrhundert, zur Zeit der Feldzüge Alexanders des Großen 336-323 v. Chr.).
Vom heutigen Standpunkt aus ist es nicht leicht zu ermitteln, aus welchen Gründen dieses zentrale und bis heute gültige Werk der Chinesischen Medizin vor 2300 Jahren erstellt wurde. Zwischen der Entstehungszeit des Huang Di Nei Jing und den oben postulierten frühen Akupunkturbehandlungen liegen mindestens doppelt so viele Jahre wie zwischen der Geburt Christi und der Gegenwart.
Um sich eine bessere Vorstellung der zeitlichen Entwicklung machen zu können, haben wir die Abbildung eines Zeitstrahls eingefügt, auf dem die historische Entwicklung der Chinesischen Medizin in Korrelation zu wichtigen Ereignissen der europäischen Geschichte dargestellt ist ( ? Abb. 1.1).
Zeitstrahl.
Abb. 1.1 Entwicklung der Chinesischen Medizin in Korrelation zu wichtigen Ereignissen der europäischen Geschichte. Wollte man auch den Zeitraum der ersten Akupunkturbehandlungen 6000-4000 v. Chr. eintragen, müsste der Zeitstrahl 2-3 Buchlängen über den Oberrand hinausragen.
Dieser Zeitstrahl beginnt bei Konfuzius, der ebenso wie Lao Tse die Begriffe yin und yang verwendete. Die Werke von Konfuzius bleiben etwa ab Beginn unserer Zeitrechnung bindende chinesische Staatsphilosophie. Unser Zeitstrahl in ? Abb. 1.1 müsste nach oben um etwa 2-3 Buchlängen aus diesem Buch herausragen, um den Zeitraum zwischen den ersten Akupunkturbehandlungen und Konfuzius darzustellen. Einen derartigen Zeitraum in einem solchen geografischen Umfang historisch exakt zu beschreiben, dabei noch bei so dürftiger Quellenlage, erscheint kaum möglich. Was ist in dieser Zeit geschehen? Wo sind die Werke aus der Frühzeit der Chinesischen Medizin geblieben? Hierüber gibt es wenig Aufschluss.
Um 300 v. Chr. erscheint dann (eben nicht aus "heiterem Himmel") das Huang Di Nei Jing. Man könnte 2 mögliche Schlussfolgerungen aus dem Erscheinen des Huang Di Nei Jing ziehen:
Offizielle Stellen hatten verfügt, eine solche Kompilation zusammenzustellen und damit das Wissen erneut zugänglich zu machen, um einer Verflachung der Medizin entgegenzuwirken.
Das medizinische Wissen der damaligen Zeit war möglicherweise im Niedergang, sodass eine Kompilation des noch vorhandenen Wissens dringend nötig war, um es zu bewahren.
Diese beiden möglichen Motive - das zentralstaatlicherseits begründete Interesse an einer medizinischen Qualitätssicherung einerseits und das Interesse des Erhalts des medizinischen Wissensstands vergangener Epochen, teils unter Miteinbeziehung neuer Erkenntnisse, Erfahrungen und Textfunde andererseits - bestimmen die Entwicklung des "Gebäudes Chinesische Medizin" bis heute.
Insofern kann man die Chinesische Medizingeschichte als eine Abfolge von Kompilationsversuchen begreifen, unter Einbeziehung sowohl historischer als auch zeitgenössischer Erkenntnisse. Ein Charakteristikum dabei war, dass man sich zur Legitimation des eigenen Standpunkts auf ältere, teils mythisierte Quellen bezog. Schon beim Huang Di Nei Jing zeigte sich diese Tendenz, da das Werk einem längst verstorbenen Kaiser "untergeschoben" wurde und durch dessen mystische Autorenschaft stärker legitimiert werden sollte. Noch heute findet man ein ähnliches Vorgehen, da manche Autoren immer noch verbreiten, die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) sei "unverändert seit 2300 Jahren" und sie (alleine) würden die "echte" Chinesische Medizin vertreten.
Interessanterweise taucht in den Werken von Konfuzius und Lao Tse der Begiff der Wandlungsphasen (wu xing) (WP) noch nicht auf, sondern erscheint erst im 3. Jahrhundert vor Christus, bei Zhou Han.
Parallel zur historischen Entwicklung im Zeitstrahl lässt sich in einer groben Vereinfachung folgende technische Entwicklung postulieren, die man erst nach vollständiger Lektüre dieses Buches ganz nachvollziehen kann ( ? Abb. 1.2):
Der "Klassiker der inneren Erkrankungen" (Huang Di Nei Jing) sowie der "Angelpunkt der Struktivkraft" (Lingshu) liegen uns in einer Fassung vor, die mindestens 1000 Jahre nach ihrer Entstehung rekonstruiert wurde. Dort sind bereits alle wesentlichen Postulate der Chinesischen Medizin enthalten. Hierzu gehören yin und yang, die Wandlungsphasen und die Funktionskreise (orbes) (FK),...
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