Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Das Verbrechen hat viele Gesichter - ein Fest für alle Fans des klassischen englischen Detektivromans
Von einer neugierigen Nachbarin, die niemandem traut, bis zu einem eifersüchtigen Neffen, der sein Erbe unter allen Umständen beschützen will; von einer Geistererscheinung auf einem Kreuzfahrtschiff bis zu einem Oxford-Studenten, der seiner Vergangenheit nicht entkommen kann - Ann Grangers Krimis führen uns von den schottischen Highlands bis zur rauen Küste Cornwalls und von der viktorianischen Ära bis in die Gegenwart.
Fans in aller Welt lieben die unterhaltsamen und spannenden Geschichten, die Ann Granger im Laufe ihrer langen Karriere verfasst hat. Ihr dreißigjähriges Jubiläum als Krimiautorin feiern wir mit dieser Auswahl ihrer achtzehn fesselndsten Kurzkrimis.
Von der Autorin der beliebten Krimireihen um Meredith Mitchell und Alan Markby, Lizzie Martin und Benjamin Ross sowie Jessica Campbell
Als Gentleman spricht man niemals über Geld. Das bedeutet aber keineswegs, dass ich, obwohl ich unbestreitbar ein Gentleman bin, mir niemals Gedanken um das Finanzielle gemacht hätte. Unmittelbar vor den unglückseligen Vorfällen, von denen ich berichten möchte, hatte ich sehr viel über Geld nachgedacht - eine äußerst leidvolle Angelegenheit.
Ich sollte es wohl näher erklären. Seit einigen Jahren arbeitete ich an meinem Buch Flora und Fauna der Iberischen Halbinsel. Ich war und bin noch immer überzeugt, dass mein Buch, wenn es erst vollendet und veröffentlicht ist, das unverzichtbare Referenzwerk zu diesem Thema schlechthin sein wird.
Ursprünglich widmete ich meine Arbeit dem berühmten Naturforscher Charles Darwin. Ich hatte den großen Mann sogar kurz vor seinem Tod im Jahre 1882 besucht. Ich reiste nach Cambridge und erhielt nur unter erheblichen Schwierigkeiten und allein dadurch, dass ich darauf beharrte, meine Forschung sei von überragender Wichtigkeit, Zutritt zum Haus seiner Familie. (Vorausschauend hatte ich ein Exemplar des Manuskripts mitgebracht, um es Darwin vorzulegen. Ich war mir sicher, er würde es zu schätzen wissen.)
Leider muss ich sagen, dass der große Wissenschaftler mich bitter enttäuschte. Mir ist bewusst, dass er zum Zeitpunkt meines Besuchs alt und krank war, aber trotzdem fand ich sein Benehmen schroff bis hin zur Grenze der Unhöflichkeit. Ich überreichte ihm mein Manuskript, doch statt seiner Freude Ausdruck zu verleihen, sagte er nur, er werde einen Blick darauf werfen, falls er einmal Zeit habe. Er legte es höchst gleichgültig zur Seite und fragte mich, ob ich noch etwas wolle. Aber gewiss, verkündete ich, ich erbäte seine Erlaubnis, ihm mein Buch zu widmen.
»Na ja«, sagte er, »wenn Sie möchten. Mir ist es gleichgültig. Ich werde nicht mehr leben, wenn es veröffentlicht wird.« Er fügte hinzu: »Falls es veröffentlicht wird!«
Ich fuhr nach Hause und strich die Widmung. Persönlich bin ich fest davon überzeugt, dass er auf meine Gelehrsamkeit neidisch war.
Natürlich musste ich im Lauf meiner Forschung oft Spanien und Portugal besuchen und dort einige Zeit verbringen. All das kostete Geld: mein gesamtes Vermögen, wie es sich fügt. Die Reste meines persönlichen Kapitals hatte ich schon vor einigen Jahren für mein Vorhaben ausgegeben. Seit dieser Zeit war ich von den Zuwendungen meiner Tante Matilda abhängig.
Meine Tante (die ältere Schwester meines verstorbenen Vaters) war eine reiche, kinderlose Witwe. Sie bewohnte allein ein großes Haus in Chertsey - demjenigen in Surrey -, zusammen mit einer ältlichen Köchin und einer Zofe. Einen Gärtner gab es auch, der mindestens siebzig sein musste. Von den Dienstboten abgesehen, leistete ihr nur ein Dackel namens Oscar Gesellschaft.
Oscar war kein junger Hund mehr. Seine Schnauze war recht grau, er war übergewichtig und von üblem Temperament. Die Menschen behaupten oft, Maulesel oder Kamele seien die störrischsten aller Tiere. Sie können noch nie mit einem alten Dackel zu tun gehabt haben. Entschied sich Oscar, einen bequemen Sessel in Beschlag zu nehmen, war es das Beste, ihn dort nicht weiter zu stören. Seine Zähne mochten vom Alter gelb sein, aber sehr spitz waren sie auch.
Was meine Tante angeht, nun, es heißt immer, Menschen würden sich an ihr Haustier angleichen, und sie hatte gewisse Charakterzüge mit Oscar gemeinsam. Auch sie war ältlich (aber rüstig und gesund), stämmig, hatte recht kurze Beine und wenig Geduld. Sowohl sie als auch Oscar hatten eine scharfe Nase und ein wachsames Auge.
Ich musste mich sehr anstrengen, um in Tante Matildas Gunst zu bleiben. Sie hätte ihre Zuwendungen vom einen Augenblick zum anderen einstellen können, und wäre das geschehen, wäre auch meine Arbeit zum Stillstand gekommen. An diese Möglichkeit wollte ich gar nicht denken. Zu alldem kam die Frage ihres Testaments.
Nun hatte ich Grund zu der Hoffnung, sie würde mir ihr Vermögen hinterlassen. Ich hatte zwar zwei Cousinen, aber sie waren Frauen und hatten geheiratet, sodass sie nicht mehr den Familiennamen trugen. Nur ich brachte den Namen in die nächste Generation, und das hatte Tante Matilda mehrmals erwähnt.
Nicht dass die Cousinen die Hoffnung schon aufgegeben hätten. Oh nein! Ständig besuchten sie Tante Matilda, brachten ihre unerquicklichen Kinder mit und überschütteten sie mit kleinen Aufmerksamkeiten. Ihre Besuche häuften sich, wenn ich zu Feldstudien in Spanien oder Portugal weilte. Ich war mir sicher, sie ergriffen die Gelegenheit beim Schopfe, mein Ansehen bei meiner Tante zu unterminieren, um meiner Aussicht auf die Erbschaft zu schaden.
Als wäre das nicht genug, hatten beide Cousinen sich entschieden, ihre sehr unansehnlichen Töchter nach meiner Tante zu benennen (auch wenn meiner Meinung nach drei Matildas in einer Familie bei Weitem zu viele waren).
Nun hatte Tante Matilda eine einzige kleine Schwäche (sah man vom Verwöhnen ihres elenden Köters ab). Sie wusste guten Sherry zu schätzen. Wie es sich fügte, führte meine Forschung mich in die schöne Region Spaniens um Jerez, deren Name mit jenem berühmten Aperitif synonym ist; ein wunderbarer Teil der Welt.
Dieser Teil Andalusiens ist das Spanien der Träume. Tags reist man durch eine Landschaft aus Burgen, großen Landhäusern, weiß getünchten Dörfern und Viehweiden, auf denen Stiere für die Arena gezüchtet werden. Nachts entspannt man sich unterm Sternenzelt in der milden warmen Luft, das Klimpern der Gitarren im Ohr, in einer Hand ein Glas mit einem Getränk, das sich mit dem Nektar der Götter messen kann. Denn man befindet sich im Geburtsland des Sherrys. Er ist ein Wein, der wie die Frauen Spaniens Schönheit, Würde und Anmut in sich vereint. Er bezaubert das Auge, verführt die Nase, und sein Geschmack muss langsam genossen werden. Man rollt ihn um die Zunge. Man schließt die Augen und ergibt sich einem Erlebnis, das durch seinen physischen Zauber geradezu erotisch wirkt.
Man sollte wissen, dass der allerbeste Sherry aus Weinbeeren gewonnen wird, die auf kalkigem Boden wachsen. Die sandigeren Böden liefern einen geringeren Wein. Aber der wahrhaft große Fino, ah, er ist etwas derart Besonderes und Seltenes, dass die mit ihm gefüllten Flaschen so grimmig gehütet werden wie ein Nationalheiligtum und das Land nur selten verlassen. Bei meinem letzten Besuch gelang es mir jedoch, in Sanlúcar de Barrameda eine Flasche dieser einzigartigen Schöpfung zu ergattern. Ein Triumph!
Ich brachte ihn mit nach England und nach Chertsey, um ihn Tante Matilda zu schenken. Ich malte mir ihr Entzücken aus, den ausgezeichneten Eindruck, den meine Aufmerksamkeit hinterlassen würde. Ich erwog sogar die durchaus denkbare Möglichkeit, dass sie sofort ihren Anwalt verständigen mochte, um mich zum Alleinerben einzusetzen.
Ich fand sie in nachdenklicher Stimmung vor. Sie begrüßte mich mit weniger Freude als erhofft. Gleichgültig. Ich präsentierte ihr die Flasche seltenen Finos, zuversichtlich, dass er ihre Stimmung ändern würde.
»Hab Dank, Charles«, sagte sie. »Stell ihn einfach auf die Anrichte.«
Das war nicht die Reaktion, die ich erwartet oder erhofft hatte!
»Liebe Tante«, sagte ich, »kann es sein, dass dich etwas bedrückt? Fühlst du dich nicht wohl? Wenn das der Fall sein sollte, empfehle ich ein Glas des ausgezeichneten Fino, den ich dir gerade geschenkt habe. Er dürfte dich rasch aufmuntern.«
»Mich bedrückt allerdings etwas«, antwortete meine Tante. »Sieh dir doch einmal Oscar an, bitte. Sag mir, was du denkst.«
Unwillig richtete ich den Blick auf den Dackel, der neben meiner Tante auf dem Sofa saß. Ich starrte ihn an. Er starrte mich an. Ich verbarg meine Abneigung für ihn. Er verbarg weder seine Abneigung noch seine Verachtung.
»Er kommt mir vor wie immer«, sagte ich.
Ich sprach die Wahrheit. An ihm hatte sich nichts verbessert. Vielleicht war er ein bisschen dicker geworden, aber vermutlich war es besser, wenn ich nicht darauf einging.
Meine Tante seufzte. »Er ist nicht er selbst. Er ist wirklich recht unruhig. Ich habe den Tierarzt gerufen, damit er nach ihm sieht, aber er konnte nichts feststellen und war so taktlos, Oscars Alter zu erwähnen. Ich habe ihm sehr deutlich gesagt, dass ich keinen Grund sähe, weshalb das Alter ein Tier beeinträchtigen sollte, für das so gut gesorgt wird. Die Dienste dieses Mannes werde ich nicht wieder in Anspruch nehmen. Gleichzeitig fürchte ich, dass tatsächlich mit Oscar etwas nicht stimmt.«
Sie strich dem Tier über den Kopf. Oscar drehte die Augen zu ihr hoch.
»Er ist so klug«, gurrte meine Tante. »Er versteht jedes Wort, das wir sprechen.«
Zu entscheiden, wie ich darauf antworten sollte, war schwierig. Ich wagte nicht, denselben Fehler wie der Tierarzt zu begehen und Oscars Alter zu erwähnen, besonders, weil meine Tante ebenfalls nicht mehr die Jüngste war.
»Nun«, sagte ich, »weißt du, liebe Tante, wir alle erleben doch von Zeit zu Zeit kurze Phasen der Antriebslosigkeit und eines allgemeinen Gefühls, deprimiert zu sein. Das muss keine Erkrankung bedeuten. Eher rührt es von der Jahreszeit her; die kurzen Tage und langen Stunden der Dunkelheit im Winter sind ein Beispiel. Auch eine Woche mit schlechtem Wetter, das uns im Hause hält und die körperliche Ertüchtigung verhindert, kann ein Grund sein. Oscar benötigt nur ein wenig Ermutigung und vielleicht ein Tonikum, das auf Hunde abgestimmt ist. In kurzer Zeit wird er wieder auf dem Damm sein.«
Oscar bedachte mich mit einem Blick,...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.