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Am Ursprung jeder großen Sportlerkarriere steht das Spiel. Wer als Kind gern und oft spielt, wird sich auch später kreativ ausleben wollen - auf ganz unterschiedliche Weise. Zu spielen ist von unschätzbarem Wert. Man darf es auch tun, wenn man erwachsen ist. Roger war von klein auf vernarrt in Bälle. Als sein Kopf kaum über die Tischplatte ragte, spielte er Pingpong, dann Tennis, Fußball, Squash, Basketball. Zu seinem bevorzugten Spielkameraden wurde MARCO CHIUDINELLI, den er im Tennistraining kennen lernte. Mit ihm teilte er die Spielfreude, den Bewegungsdrang und die Lust am Wettkampf. Sie spielten noch, wenn alle anderen längst nach Hause gegangen waren. Auch auf der Playstation oder am PC duellierten sie sich stundenlang. Roger Federer träumte schon in jungen Jahren von Wimbledon, auch wenn er zunächst in DANNY SCHNYDER seinen Meister fand. Dieser erste Rivale bereitete ihn auf die späteren Herausforderer Rafael Nadal und Novak Djokovic vor. Schnyder wurde nie Profi, aber er schaffte etwas, das Nadal und Djokovic nie gelingen sollte.
MARC ROSSET und WAYNE FERREIRA führten Federer als Teenager in die harte Welt des Profidaseins ein. Rosset war froh, einen anderen Schweizer auf der ATP-Tour begrüßen zu dürfen. Der aus Johannesburg stammende Ferreira fühlte sich ebenfalls als dessen Mentor, nicht nur, weil Südafrika Federers zweite Heimat ist. Die beiden waren auch für ihn da, als er erstmals mit dem Tod konfrontiert wurde. Und der Ringer URS BÜRGLER half an den Olympischen Spielen 2000 in Sydney nach, als der schüchterne Roger nicht wusste, ob und wie er bei Mirka den ersten Schritt machen sollte. Auch dazu sind Freunde da.
Als Jugendfreunde waren Marco Chiudinelli und Roger Federer unzertrennlich. Ihre Freundschaft hält bis heute an, und Marco kann sich noch an vieles aus jener unbeschwerten Zeit erinnern. Die beiden waren acht oder neun, als sie sich zum ersten Mal trafen. Die »Vereinigung der Tennisclubs von Basel und Umgebung« organisierte einmal pro Woche ein Training für die talentiertesten Junioren der Region. »Wir waren bunt gemischt, zehn, zwölf Kids. Erinnern kann ich mich aber nur noch an Roger«, sagt Marco. »Wir verstanden uns auf Anhieb gut.«
Die Trainings fanden im Van der Merwe Center statt, einem großen Fitnesszentrum in Allschwil. Danach tobten sich Marco und Roger im Squashcourt weiter aus. »Zuerst spielten wir mit unseren Tennisrackets und Tennisbällen«, erinnert sich Marco Chiudinelli schmunzelnd. »Die Bälle spickten in dem engen Raum aber wild herum wie in einem Flipperkasten. Irgendwann bekamen wir von der Reception einen Squashball. Perfekt war das aber auch nicht. Wir stießen mit den großen Tennisrackets immer wieder gegen die Wände. Zu Weihnachten bekamen wir von unseren Eltern dann Squashschläger geschenkt. Damit ging es besser.«
Der Bewegungs- und Spieldrang und ihr sportlicher Ehrgeiz einte die beiden, die sich, obwohl ihre Geburtstage nur dreiunddreißig Tage auseinanderliegen - Roger ist der Ältere -, sonst nicht so früh begegnet wären. Die Chiudinellis wohnten damals mitten in Basel in der Nähe des Zoos, die Federers ein paar Kilometer außerhalb in Münchenstein. Marco und Roger bewiesen so viel Balltalent, dass ihre gemeinsamen Trainings bald häufiger wurden. In einer nun exklusiveren Fördergruppe durften sie dreimal pro Woche trainieren, zusammen mit Frank Frey, dem Sohn des Präsidenten der Vereinigung. »Diese Trainings schweißten Roger und mich noch mehr zusammen. Und unsere Eltern waren froh, dass wir gemeinsam unterwegs waren und Spaß hatten.«
1990 bestritten sie am Bambino-Bären-Cup in Arlesheim ihr erstes offizielles Spiel gegeneinander. »Es wurde auf neun Games gespielt, ich gewann 9:7«, weiß Chiudinelli noch ganz genau. Anfangs sei er 2:5 zurückgefallen und von Roger getröstet worden, dann aber übernahm er die Führung und musste nun seinen Freund moralisch aufbauen. Dieser Sieg sollte für Chiudinelli der einzige in einer offiziellen Partie gegen Roger bleiben. »Im Finale habe ich dann aber gegen Enzo Aresta verloren«, erzählt Chiudinelli und fügt schmunzelnd an: »Diese Niederlage fuchst mich heute noch.«
Irgendwann wurde das gemeinsame Fördertraining sistiert, Chiudinelli kann nicht mehr sagen, wieso. Die Eltern hatten sich inzwischen angefreundet, und die Federers ermutigten die Chiudinellis, ihren Sohn auch zum TC Old Boys zu schicken, wo Roger trainierte. Eine gute Entscheidung. »Dort herrschte ein ganz anderes Klima als beim Basler Lawn Tennis Club, wo ich zuvor gewesen war«, sagt Chiudinelli. »Wir hatten bei den Old Boys viele Kids auf ähnlichem Niveau, du fandest immer jemanden zum Spielen.«
Der Zufall wollte es, dass die Familie Chiudinelli zu jener Zeit ganz in die Nähe der Familie Federer nach Münchenstein zog. So fuhren Marco und Roger jeweils zusammen ins Training. Auf dem Rückweg deckten sie sich an einem Kiosk mit sauren Zungen, Schlangen und Colafröschen ein. »Wir setzten uns wieder auf die Fahrräder, stopften den Mund mit den Süßigkeiten voll und füllten so unsere Zuckerspeicher wieder auf«, sagt Chiudinelli und lacht.
Trainiert wurden sie beim TC Old Boys vom Australier Peter Carter, der später zu Swiss Tennis wechselte, um Federer dort persönlich weiterzubetreuen. Chiudinelli erinnert sich: »Wir waren vom Niveau her ähnlich gut, gleich alt und ambitioniert. Wir hatten beide dieses Wettkampf-Gen. Wir wollten immer Games und Sätze spielen. Die anderen hatten diese intrinsische Motivation weniger. Bei uns wollte der Verlierer immer eine Revanche, und der Sieger sagte: >Klar, spielen wir noch mal!< Wir konnten stundenlang spielen.«
Im Sommer 1995, mit vierzehn Jahren, trennten sich ihre Wege, als Federer ins nationale Trainingszentrum in Ecublens eintrat und bei einer Gastfamilie wohnte. »Für mich war das kein Thema«, sagt Chiudinelli. »Ich qualifizierte mich ja nicht einmal jedes Jahr für die Schweizer Juniorenmeisterschaften. Roger spielte schon damals immer um den Titel mit. Ich vermisste ihn bei den Old Boys. Ich war schon besser als diejenigen, die nur regional spielten, aber nicht so gut, dass ich davon träumte, mit Tennis einmal mein Geld zu verdienen. In die Freundschaftsbücher schrieb ich als Traumjob >Informatiker<, den Beruf meiner Eltern. Im Tennis war mein Ziel eine N-Klassierung.« N steht für »national«, was bei den Aktiven den Top 150 des Landes entspricht.
Als Federer an den Genfersee zog, befürchtete Chiudinelli, dass die Freundschaft durch die Distanz zerbrechen könnte. Doch das Gegenteil war der Fall. Wenn Roger an den Wochenenden von Ecublens heimkam, verbrachten sie viel Zeit miteinander, fuhren mit zwanzig oder dreißig Franken in der Tasche mit der Straßenbahn zur Basler Steinenvorstadt, wo immer viel los war, flanierten durch die Gassen, aßen bei »McDonald's«, verspielten ihr Geld im Spielsalon und schauten, wenn alles aufgebraucht war, anderen beim Gamen zu.
Wenn der Spielsalon um ein Uhr morgens schloss und keine Straßenbahnen mehr fuhren, gingen sie die vier Kilometer zu Fuß nach Hause und redeten dabei über Gott und die Welt. Dann gamten sie zu Hause bei Chiudinelli auf dessen PC weiter bis drei oder vier Uhr morgens. »Wir spielten meistens >NBA< oder >FIFA<. Im Basketball spielte Roger mit den Phoenix Suns, ich mit den Chicago Bulls.« Weil Chiudinelli in seinem Kinderzimmer einen Basketballkorb hatte, duellierten sie sich auch mit einem richtigen Ball - allerdings nicht nachts. »Es war eine intensive, schöne Zeit«, blickt Marco zurück. Für Partys, Alkohol oder Mädchen interessierten sie sich damals noch nicht groß. Die beiden ausgeprägten Spielernaturen wollten nur spielen: ob auf dem Court mit Racket und Ball, auf der Playstation, am PC oder im Spielsalon. Über Ecublens redeten sie kaum. Jedenfalls nicht übers Tennis. »Mir kam es gar nicht in den Sinn, dass ich auch einmal da hingehen könnte. Deshalb war es mir ziemlich egal, was da tennismäßig so ging«, sagt Chiudinelli.
Doch dann, Anfang 1997, Marco war fünfzehn, erhielt er von Swiss Tennis eine Einladung nach Ecublens, um im nationalen Trainingszentrum vorzuspielen. Wahrscheinlich hatte Peter Carter, der ihn bei den Old Boys trainiert hatte und inzwischen in Ecublens unterrichtete, ein gutes Wort für ihn eingelegt. »Ich reiste ehrfürchtig an den Genfersee. Ecublens war damals der heilige Gral des Schweizer Tennis, auch wenn die Halle alt war und fast zusammenkrachte. An jenem Tag spielte ich groß auf, alles klappte. Nur im Zwölfminutenlauf am Schluss versagte ich. Danach teilten sie mir mit, ich sei für den Kader nominiert.« In jenem Jahr zog Swiss Tennis von Ecublens nach Biel um ins topmoderne neue nationale Leistungszentrum, und ab diesem Zeitpunkt verfolgte auch Marco eine Tenniskarriere. »Hätte mich Swiss Tennis nicht in den Kader aufgenommen, ich wäre gar nie auf die Idee gekommen, mehr zu trainieren«, sagt er schulterzuckend. Manchmal findet das Glück einen, ohne dass man es sucht.
In Biel sahen sich Marco und Roger aber nicht mehr so oft, denn sie waren in unterschiedlichen Trainingsgruppen und spielten deshalb kaum miteinander. Zudem war Roger, inzwischen sechzehn, schon oft an Turnieren unterwegs. Am 22. September 1997 tauchte er nach seinen ersten Siegen bei einer Serie von Satellite-Turnieren (das ist die dritthöchste...
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