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Reizarme Ernährung - endlich Ruhe im Darm
Die Spezielle Kohlenhydrat-Diät SCD hilft vielen an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Leidenden seit Jahrzehnten. Worauf viele Betroffene schwören, wird nun durch aktuelle Studien belegt: krankhafte Veränderungen des Mikrobioms sind einer der Hauptauslöser der quälenden Entzündungen im Verdauungstrakt. Mit der kohlenhydrat-modifizierten Ernährung fördern Sie das Gleichgewicht der Darmbakterien und bringen die Entzündung zum Abklingen.
Endlich eine Ernährungstherapie, die wirkt und schmeckt!
Unser Darm wird von Billionen Mikroorgansimen besiedelt. Auf die richtige Mischung kommt es an. Die SCD kann unser Mikrobiom positiv beeinflussen.
Die Spezielle Kohlenhydrat-Diät ist eine Ernährungstherapie und Eliminationsdiät, die bezüglich der erlaubten und nicht erlaubten Kohlenhydrate sehr spezifisch ist. Sie wurde in den 1930er-Jahren von dem New Yorker Kinderarzt Dr. Sidney Valentine Haas entwickelt und später von der Biologin und Ernährungswissenschaftlerin Elaine Gottschall propagiert. Dr. Haas hatte Ende der 1950er-Jahre die Colitis ulcerosa von Elaine Gottschalls Tochter erfolgreich mit ? dieser Diät behandelt.
In diesem Buch soll die Diät insbesondere im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen betrachtet werden, obwohl sie sich auch zur Behandlung von Divertikulitis, Mukoviszidose (zystische Fibrose) und chronischen Durchfallerkrankungen eignet. In ihrem 1994 erschienenen Buch »Breaking the Vicious Cycle« weist Elaine Gottschall darauf hin, dass sich die SCD auch positiv auf das Krankheitsgeschehen bei Patienten mit Autismus und anderen psychiatrischen Erkrankungen auswirken kann.
Von der SCD sind alle Getreide- und Pseudogetreidearten sowie Lebensmittel, die daraus hergestellt werden oder diese enthalten, gestrichen. Ausgeschlossen sind außerdem Milch und die meisten industriell daraus hergestellten Produkte (außer dem SCD-Joghurt und bestimmten, sehr laktosearmen Käsesorten), die meisten Zucker (außer die in Honig und Früchten vorkommenden Einfachzucker) und alles, was Stärke enthält, wie zum Beispiel Kartoffeln oder Reis.
Erlaubt sind Fisch, Fleisch, Geflügel, Eier, gesunde Fette sowie zahlreiche Obst- und Gemüsesorten, Nüsse, Nussmehle und daraus hergestellte Backwaren. Der SCD-Joghurt spielt eine ganz besondere Rolle, auf die ich ? später noch eingehen werde. Prinzipiell kann man sagen, dass bei der SCD nur solche Nahrungsmittel verzehrt werden dürfen, die die Betroffenen auch richtig verdauen können.
Fast alle Speisen werden aus frischen oder auch tiefgefrorenen Lebensmitteln, vorzugsweise in Bio-Qualität, von Grund auf selbst zubereitet. Eine genaue Liste der erlaubten und verbotenen Nahrungsmittel finden Sie im Kapitel ? »Was ist erlaubt, was ist verboten?«. Die SCD ist jedoch weitaus mehr als diese Liste, denn es gibt Regeln dafür, zu welchem Zeitpunkt bestimmte erlaubte Lebensmittel eingeführt werden dürfen.
Die SCD versucht mittels einer Ernährungsumstellung eine sogenannte Dysbiose im Verdauungstrakt zu regulieren, das Immunsystem zu beruhigen, Entzündungen zum Abklingen zu bringen und die mukosale Integrität wiederherzustellen (Heilung der Darmschleimhaut und des »löchrigen« Darms, auch ? Leaky-Gut-Syndrom genannt). Dies sind alles Probleme, mit denen Betroffene zu kämpfen haben. Da bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) die mukosale Barriere geschädigt ist, kommt es zu unkontrollierten Kontakten zwischen der intestinalen Mikrobiota (Gesamtheit der Mikroorganismen, die unseren Verdauungstrakt besiedeln) und dem Immunsystem sowie zu entzündlichen Reaktionen. Eine erhöhte Darmdurchlässigkeit oder auch intestinale Permeabilität wird von Experten inzwischen nicht nur als Wegbereiter, sondern als notwendige Zutat für das Entstehen von Autoimmunerkrankungen und zahlreichen anderen Erkrankungen angesehen.
Das Leaky-Gut-Syndrom tritt auf, wenn die Darmzellen beschädigt wurden oder wenn die sogenannten Tight Junctions (»dichte Verbindungen«) zwischen diesen Zellen in ihrer Funktion gestört sind. Dies hat zur Folge, dass Moleküle aus der Umwelt die Darmmembran wahllos passieren und in den Blutstrom gelangen können. Dazu gehören unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile wie Gluten, Bakterienfragmente (Lipopolysaccharide, LPS), infektiöse Organismen und Toxine. Es kommt zu lokalen und systemischen (den ganzen Körper betreffenden) Entzündungen. Auch die Bildung von Autoantikörpern und Autoimmunreaktionen kann die Folge sein.
Zu den Faktoren, die die Integrität der Darmwand gefährden, gehören Glutenexposition, exzessive LPS-Mengen, Stress, bestimmte Medikamente (wie Antibiotika, Kortikosteroide, nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente), Glyphosat, gechlortes Wasser und ein Mangel an freundlichen Darmbakterien (Probiotika).
Die gute Nachricht lautet, dass ein durchlässiger Darm heilbar ist. Zur Therapie gehören das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel, die Neubesiedlung des Darms mit Probiotika (zum Beispiel durch den Verzehr von SCD-Joghurt) und die Reparatur der Darmwand (beispielsweise durch Glutamin, das auch in selbstgemachtem Sauerkraut vorhanden ist, Vitamine und Mineralstoffe).
In der Regel leiden Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa aufgrund einer eingeschränkten Verdauungsleistung und Nährstoffabsorption auch unter zahlreichen Mangelerscheinungen. Die SCD ist sehr nahrhaft und erfüllt prinzipiell alle Voraussetzungen dafür, Patienten mit einer ausreichenden Menge von Kalorien, Proteinen, Kohlenhydraten, Fetten, Vitaminen und Mineralien zu versorgen.
Ist die Verbindung zwischen den Darmzellen gestört, können giftige Stoffe ungehindert die Darmwand passieren.
Alles, was wir essen oder trinken, wirkt sich auf unsere Mikrobiota aus. Darunter versteht man die Gemeinschaft von etwa 100 Billionen Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Viren, die unseren gesamten Verdauungskanal besiedeln und dort ein komplexes Ökosystem bilden. Etwa 98 Prozent unserer Bewohner sind Bakterien, von denen potenziell weit über 1000 Arten im Darm leben können. Die meisten von uns beherbergen jedoch nur zwischen 100 bis 200 verschiedene Spezies in ihrem Verdauungstrakt. Unser Mikrobiom (die Mikrobiota, ihre Gene und Genprodukte) kontrolliert jeden Aspekt unserer Gesundheit, und je vielfältiger es ist, desto besser ist es um unsere Gesundheit bestellt. Die Gesamtheit der Mikroorganismen, die in uns leben, verfügt über 150-mal mehr Gene als wir selbst. Der Genpool unseres Mikrobioms steht im ständigen Austausch mit unseren eigenen Genen.
Mikroorganismen besiedeln zwar unseren gesamten Verdauungskanal, der im Mund anfängt und am After endet. Der eigentliche Lebensraum der Mikrobiota ist jedoch der Dickdarm, der auch am dichtesten besiedelt ist. Die meisten unserer Darmbewohner sind uns freundlich gesonnen und unserer Gesundheit zuträglich. Sie unterstützen uns beim Verdauen, produzieren Vitamine, regulieren das enterische Nervensystem, das wiederum den Verdauungstrakt kontrolliert, orchestrieren die Immunantwort, helfen dabei, Aspekte von Entzündungen zu modulieren und spielen auch eine große Rolle für unsere psychische Gesundheit. Außerdem tragen sie zur Stabilisierung der Darmbarriere bei und halten schädliche Darmbakterien in Schach.
Wenn sich das Gleichgewicht zwischen freundlichen, opportunistischen und pathogenen Bakterien verschiebt, wenn man in bestimmten Regionen zu viele oder zu wenige Mikroorganismen aufweist oder wenn sich bestimmte Bakterienarten am falschen Ort vermehren, spricht man von einer Dysbiose. Diese kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Verdauung und das Immunsystem haben und tritt häufig bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen auf.
Die Colitis ulcerosa (CU) und Morbus Crohn (MC) stellen die beiden Hauptgruppen der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) dar. Während sich bei der Colitis ulcerosa die chronischen Entzündungen der Darmschleimhaut auf den Dickdarm beschränken, kann bei Morbus Crohn jeder beliebige Teil des Verdauungstraktes betroffen sein, vom Mund bis zum Rektum.
Es wird angenommen, dass es sich bei der Entstehung von CED um ein komplexes Wechselspiel handelt, bei dem eine genetische Veranlagung oder Prädisposition, eine Fehlregulation des Immunsystems sowie Umweltfaktoren, die die intestinale Mikrobiota verändern, beteiligt sind. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat die Zahl der Betroffenen insbesondere in hoch industrialisierten Ländern signifikant zugenommen. In Nordeuropa und Nordamerika ist das Vorkommen von CED am höchsten. Es konnte auch festgestellt werden, dass in weniger industrialisierten Ländern, die ihre Lebensgewohnheiten an einen westlichen Lebensstil anpassen, eine Zunahme der Inzidenz von CED zu verzeichnen ist.
Eine genetische Komponente spielt bei der Pathogenese von CED eine eindeutige Rolle und es konnten bereits über 260 Gene gefunden werden, die zu CED prädisponieren. Trotzdem haben Umweltfaktoren einen ganz entscheidenden Einfluss darauf, ob eine Person krank wird oder nicht, was in Zwillingsstudien belegt werden konnte. Bei eineiigen Zwillingspaaren, die bei der Geburt über identische Gene verfügen, kommt es in weniger als 50 Prozent der Fälle bei beiden Zwillingen zum Ausbruch der Krankheit. Dies zeigt, wie viel Einfluss Umweltfaktoren haben. Genetische Faktoren allein könnten auch nicht den rasanten Anstieg der Inzidenz von CED erklären, denn unsere Gene haben sich innerhalb weniger Jahrzehnte nicht verändert, wohl aber unsere Lebensweise.
Aktuelle Studien legen nahe, dass pathologische Veränderungen des intestinalen...
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