Schweitzer Fachinformationen
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Wir Menschen kommen als Lernwesen auf die Welt. Lernen ist ein lebenslanger Prozess, bei dem wir körperliche, geistige und soziale Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben. Durch neu erworbenes Wissen verändert sich unsere individuelle Welt täglich aufs Neue. Jede neue Erfahrung beeinflusst unser Verhalten, unser Denken und Fühlen. Wir gewinnen neue Einsichten und ein neues Verständnis. Die Fähigkeit zu lernen ist eine Grundvoraussetzung. Ohne die Fähigkeit zu lernen wären wir Menschen nicht in der Lage, uns den Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anpassen zu können. Wir verbinden neue Erkenntnisse mit bisher gemachten Erfahrungen, wir erinnern uns, rufen bereits gewonnenes Wissen wieder ab und erkennen Regelmäßigkeiten. Dabei hängt die Art und Weise, wie wir lernen, auch von angeborenen Eigenschaften und Ausprägungen ab, denn wir kommen nicht als unbeschriebenes Blatt auf die Welt. Wenn wir Menschen alle so unterschiedlich sind und das individuelle Lernen aus so vielen Aspekten besteht, gibt es dann den optimalen Lernzustand?
Durchaus, den gibt es. Denn: »Der entspannte Zustand ist der optimale Lernzustand.«
Dies fasst meiner Meinung nach die Basis für das Lernen gut zusammen. Dieser Satz, den jeder engagierte Pädagoge sicher unterstreichen wird, ist durch die Gehirnforschung bestätigt. Man weiß aus dieser, dass in einem bestimmten Frequenzbereich das Gehirn am besten in der Lage ist, neue Informationen aufzunehmen und bereits vorhandene Informationen miteinander zu verknüpfen. Um das zu erreichen, brauchen wir den optimalen Lernzustand, einen entspannten Zustand. In diesem Zustand sind wir sehr wach und aufmerksam, die Gedanken können frei fließen, wir sind sozusagen im Fluss. Im Hier und Jetzt! Wenn sie kleine Kinder beobachten, die absolut in ein Spiel vertieft sind oder etwas wieder und wieder ausprobieren, ist das der entspannte Zustand mit einer hohen Wachheit, von dem ich hier spreche. In diesem Zustand sind wir motiviert und interessiert, eben ganz bei der Sache.
Es gibt übrigens gerade bei Jugendlichen einen scheinbar entspannten Zustand. Das sollten Sie nicht verwechseln. Sich irgendwohin lümmeln und eine »mir doch egal Stimmung« auszustrahlen oder einfach nur »abzuhängen« ist ein anderer Zustand, dem der Teil der hohen inneren Wachheit fehlt.
Wer schon mal gejoggt ist, wird nachvollziehen können, was ich meine. Als ich die ersten Male gejoggt bin, musste ich mich aufraffen, es kostete mich enorme Anstrengung, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Der nämlich hatte etwas Anderes mit mir vor. Er wollte mich überreden, im Bett liegen zu bleiben oder lieber fernzusehen oder, oder, oder . Wenn ich mich dann trotzdem aufmachte, war es anfangs immer noch schwer und der Sog aufzuhören war ab und zu spürbar. Nach und nach fand ich beim Joggen mein eigenes Tempo, bei dem ich gut atmen und mich sogar noch unterhalten konnte. Und dann war da irgendwann der Moment, an dem ich einfach lief. Eine innere Antriebskraft, die ich verspürte, ließ mich einfach weiterlaufen. Ich hatte mich zwar angestrengt, bin aber nicht bis in die Anspannung gegangen, denn Muskelkater hatte ich nie. Dabei war ich hellwach und nahm eine Menge um mich herum wahr. Gleichzeitig fühlte ich mich in einem sehr kreativen Zustand. Die Gedanken und Ideen, die mir beim Laufen kamen, inspirierten mich. Manchmal fielen mir dabei überraschend Lösungen ein für ein Problem, das ich in meinem Kopf schon eine Weile hin und her gedreht hatte. Jetzt kam die Lösung mit Leichtigkeit und zeigte sich unverhofft. Und genau das passiert, wenn wir in einem entspannten Zustand sind.
Sowohl in Lernzeiten oder Hausaufgabenzeiten, ob in der Schule oder Zuhause, ist genau dies manchmal nur sehr schwer im Alltag umzusetzen und gelingt bei weitem nicht immer. Da kommt das Kind aus der Schule, um 15.00 Uhr steht ein Zahnarztbesuch an, oder Ihr Sohn will zum Fußballspielen, Ihre Tochter zum Chor, oder eine andere Aktivität ist geplant. Dann klingelt auch noch das Telefon, weil sich ein Schulfreund Ihres Kindes mit Ihrem Kind verabreden will.
Und dann sind da ja auch noch die Hausaufgaben, die zu den täglichen »Pflichten« eines jeden Schulkindes gehören. Sie wollen zügig erledigt sein, aber das Kind bummelt, schaut verträumt aus dem Fenster, fängt erst gar nicht an oder steht alle fünf Minuten hinter Ihnen: »Du musst mir helfen!«
Oder: Das Kind kommt aus dem Offenen Ganztag, und normalerweise sollten die Hausaufgaben in der Lernzeit erledigt worden sein. Sie schauen in die Hefte und schütteln nur mit dem Kopf. Es wimmelt vor Fehlern, unsauberer Schrift, unfertigen Arbeitsblättern ...
Diese oder ähnliche Situationen kennen viele Eltern, aber auch Pädagogen im schulischen Kontext. Mitunter reagieren wir Erwachsenen in diesen Augenblicken ungeduldig, gereizt oder sogar verärgert. Im ungünstigsten Fall schaukelt sich die Situation hoch. Dann passiert es: Es wird laut, es kommt zu Auseinandersetzungen . manchmal fließen sogar Tränen.
Von einem entspannten Zustand kann dann wirklich keine Rede mehr sein. Übrigens: Wer hat hier eigentlich zuerst den entspannten Zustand verlassen? Das Kind oder wir Erwachsenen?
Eltern, aber auch Pädagogen, die solche Erfahrungen wiederkehrend täglich mit Kindern bei den Hausaufgaben erleben, äußern sich oft so:
»Sie konzentriert sich nur nicht genug, sonst würde sie das schaffen.«
»Er ist mit seiner Aufmerksamkeit überall, nur nicht da, wo er sein soll.«
»Eigentlich kann sie das, aber sie konzentriert sich nicht genug.«
»Manchmal kann er es, und dann wieder scheint alles wie weggeblasen .«
»Wenn er wollte, dann könnte er das alles.«
»Sie ist nur zu faul, und wenn ich dann Druck mache oder ihr was verbiete, dann geht es plötzlich.«
»Die Lehrerin sagt, es sei alles in Ordnung, aber ich habe ein anderes Gefühl. Ich sehe ja, wie sich mein Kind bei den Hausaufgaben quält und wie lange es dauert.«
»Es gibt immer wieder Stress wegen der Hausaufgaben, und alleine bekommt er/sie gar nichts hin.«
»Sie bemüht sich, aber es dauert immer Stunden.«
»Wenn ihr niemand helfen würde, würde sie die Hausaufgaben nie fertigbekommen.«
»Die haben das durchgenommen, aber er hat bestimmt wieder mal nicht aufgepasst.«
Aus vielen dieser Aussagen spricht die Sorge und die Wahrnehmung, dass es Kinder gibt, die sich schwer tun beim Lernen. Andere Aussagen wirken wie Kommunikationskiller, denn sie bewerten Kinder als faul oder als unmotiviert und richten damit großen Schaden an. Kommunikationskiller zu entlarven, wäre hier ein erster Schritt. Welches Kind hört sich schon gerne folgende Äußerungen an:
»Jetzt konzentrier dich doch mal!«
»Das hatten wir doch schon!«
»Warum hörst du mir denn nicht zu?«
»Wieso hast du noch nicht angefangen?«
»Gib dir doch mal etwas Mühe!«
»Immer das gleiche! Du passt ja gar nicht auf!«
Vorwürfe, Ironie, Schuldzuweisungen, Besserwisserei, negative Bewertungen etc. sind ein Hinweis darauf, dass wir unsere Haltung dem Kind gegenüber überprüfen und verändern müssen. Versteht man, warum Kinder so reagieren, wo sie stolpern, überfordert sind, abschweifen u.ä., fällt es erfahrungsgemäß auch leichter, die eigene Einschätzung und Haltung zu überdenken, das Kind mit einer wohlwollenderen Haltung beim entspannten Lernen zu unterstützen, dem Kind Wege in einen entspannten Lernzustand zu weisen, dem Kind und seinen Schwierigkeiten mit dem Lernstoff, aber auch dem eigenen inneren Schweinehund verständnisvoll entgegenzutreten ..
Stellen Sie sich vor, Sie würden morgen eine Japanisch-Vorlesung des vierten Semesters besuchen. Sie nehmen sich vor, aufmerksam und konzentriert die Vorlesung zu verfolgen. Was wird passieren? Ich nehme an, vorausgesetzt Sie können kein Japanisch, dass bei den meisten Folgendes passiert:
Nach einer kurzen Zeit schon geht Ihre Aufmerksamkeit zum ersten Mal weg. Sie folgen nicht mehr den Worten des Dozenten. Sie waren sozusagen mal kurz »mit den Gedanken woanders«. Sie bemerken dies und richten Ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Sache. Aber nach einer kurzen Zeit sind Sie wieder unkonzentriert, und es passiert das Gleiche wie zuvor. Wieder ertappen Sie sich dabei, dass Ihre Gedanken weggehen.
Dies wiederholt sich mehrere Male. Dann aber passiert etwas Anderes. Es ist wie bei einem Topf, der zum Überlaufen voll...
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