Schweitzer Fachinformationen
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Anforderungen an das Pferd
Cool muss es werden
Die Frage, mit welchem Pferd es möglich ist, Freiarbeit und Zirkuslektionen zu üben, gilt es aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.
Jedes Pferd ist als Individuum zu betrachten. Es hat Stärken und Schwächen, die individuell berücksichtigt werden müssen.
RASSE
Die Rasse des Pferdes spielt meiner Ansicht nach keine Rolle. Natürlich eignen sich gewisse Rassen aufgrund ihrer spezifischen Merkmale besser als andere, das bedeutet aber nicht, dass bestimmte Rassen gänzlich ungeeignet wären.
CHARAKTER
Viel wesentlicher ist der Charakter des einzelnen Pferdes sowie sein psychischer Zustand. Ist das Pferd eher ängstlich oder mutig? Welche Position hat das Pferd unter seinesgleichen? Hat es mit den Menschen vorwiegend gute oder schlechte Erfahrungen gemacht? Besteht zwischen dem Trainer und dem Pferd bereits eine wohlwollende Kommunikationsbasis mit gegenseitiger Akzeptanz oder ist die Verständigung durch frühere Missverständnisse getrübt? Welches Verhältnis haben Trainer und Pferd? Wie wirkt sich das Fressverhalten des Pferdes auf den Einsatz von Belohnungswürfeln im Training aus? Dies sind wichtige Fragen, die zu Beginn des Trainings - am besten mit einem erfahrenen Ausbilder - überlegt werden müssen, um zu beurteilen, wie geeignet das vorgesehene Programm ist oder mit welchen Problemen zu rechnen sein wird. Sind dann alle diese Fragen geklärt, kann man die entsprechenden Vorbereitungen erarbeiten, um dem Pferd einen angenehmen Einstieg in die Freiheitsdressur zu ermöglichen.
GRÖSSE
Die Größe des Pferdes lässt sich in diese Überlegungen schon mit einbeziehen, denn das Größenverhältnis von Mensch und Tier wirkt sich wesentlich auf die Hilfengebung aus. So ist es etwa für eine kleine Person - vor allem wenn sie über wenig Erfahrung in der Freiheitsdressur verfügt - schwierig, auf ein sehr großes Pferd korrekt einzuwirken. Mit zunehmender Routine fällt dieser Faktor nicht mehr so stark ins Gewicht; zu Beginn ist es jedoch ratsam, ihn sorgfältig in Betracht zu ziehen. Besteht die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Pferden zu wählen, sollten günstige Proportionen unbedingt berücksichtigt werden.
ALTER
Das Alter des Pferdes ist weniger ausschlaggebend. Natürlich lernen jüngere Pferde oft schneller und williger als ältere, denn ihre Unerfahrenheit und Neugierde lässt sie beinahe alles interessiert erforschen. Sie erkennen aber die Schwächen eines unerfahrenen Trainers rasch und nutzen sie sofort aus. Dadurch können sich schnell Fehler einschleichen. Egal in welchem Alter: Es ist wichtig, die Lektionen dem Alter entsprechend sorgfältig und konsequent aufzubauen.
Der Spieltrieb junger Lebewesen macht es möglich, dass schon Jährlinge an Freiheitsdressurübungen gewöhnt werden können. Junge Pferde bis zum Alter von ungefähr drei Jahren sollten aber meines Erachtens in erster Linie eine unbeschwerte Jugend im Herdenverband genießen können. Um ihre Pflege und eine eventuelle medizinische Versorgung zu gewährleisten, genügt ein minimaler Grundrespekt dem Menschen gegenüber, der auch als Basis für die spätere Ausbildung dient.
GESUNDHEIT
Nicht selten entscheiden sich Pferdebesitzer, ihr Tier mit Freiarbeit und Zirkuslektionen zu beschäftigen, weil es wegen einer Verletzung oder Krankheit nicht mehr geritten werden kann. Es ist auf jeden Fall begrüßenswert, wenn verletzte, kranke oder auch alte Pferde nicht einfach stehen gelassen werden, sondern abwechslungsreiche und ihrer Befindlichkeit angemessene Aufgaben erhalten. Auf ihren speziellen Zustand muss aber unbedingt Rücksicht genommen werden. Weniger die Freiarbeit, doch umso mehr die zirzensischen Lektionen stellen höchste Anforderungen an die Elastizität von Bändern, Sehnen und Muskeln. Und bei Erkrankungen des Bewegungsapparats (zum Beispiel Gelenke mit Arthrose) besteht daher die Gefahr einer Überbelastung. Bei Atemwegserkrankungen hingegen spricht eigentlich nichts gegen das Erlernen von zirzensischen Lektionen. Doch ich rate in beiden Fällen eine medizinische Fachperson hinzuzuziehen, um die genauen Grenzen dieser Arbeit zu besprechen und zu eruieren.
Pferde ganz unterschiedlicher Rassen eignen sich für die Freiheitsdressur.
Foto © Dossenbach
AUSBILDUNG
Ein Pferd, das mit Freiheitsdressur vertraut gemacht werden soll, muss über eine einfache, aber solide Grundausbildung verfügen. Dazu gehört, dass es problemlos geführt werden kann, dass es ruhig steht, wenn es gehalftert und von einem Menschen am Führstrick gehalten wird. Es sollte auf seinen Namen hören und akustische Signale unterscheiden können. Das Pferd soll auf die feinsten Zeichen mit der Gerte reagieren und beispielsweise weichen oder die Hufe heben.
Dies sind die minimalsten Anforderungen an ein Pferd - allerdings nicht nur, um mit ihm in die Freiheitsdressur einzusteigen, sondern auch, um den gemeinsamen täglichen Umgang angenehm zu gestalten. Ein angemessener Respekt des Pferdes dem Menschen gegenüber und umgekehrt ist die Grundvoraussetzung für jegliche Arbeit mit dem Pferd.
Hat das Pferd bereits andere Ausbildungen als die Freiheitsdressur durchlaufen und kennt es schon andere Arbeitseinsätze, so kann das, sofern es damit gute Erfahrungen gemacht hat, von Vorteil sein.
Vor allem eine sinnvolle Longierausbildung eignet sich hervorragend als Vorbereitung für die Freiheitsdressur. Auch dabei steht der Trainer am Boden, und das Pferd hat hauptsächlich auf seine Körperhaltung und auf seine Stimme zu achten. Allerdings trifft das nur dann zu, wenn der Longenführer sein Pferd nicht bloß Runde um Runde im Kreis herumrennen lässt, bis es müde und abgestumpft ist, sondern wenn er es im Training körperlich und geistig zur Mitarbeit auffordert. Verschiebungen des Zirkels, Erweitern und Verkürzen der Distanz zwischen Mensch und Pferd sowie Gangarten- und Richtungswechsel können ein Longiertraining zu einer abwechslungsreichen Aufbauarbeit werden lassen. Die Entwicklung der Kommunikation ist der Hauptnutzen für unsere Arbeit, zudem hat das Longieren, richtig ausgeführt, ebenfalls einen gymnastizierenden Wert. Weiterbildungsangebote auf diesem Sektor gibt es heute einige, und qualifizierte Ausbilder lassen sich ebenfalls finden.
Weitere Vorteile für die Freiheitsdressur bildet die allgemeine Bodenarbeit. Auch hier wird das Pferd vom Boden aus durch die Aufgaben hindurchbegleitet und lernt sowohl aufmerksam zu folgen als auch auf die Stimme zu hören und Vertrauen aufzubauen. Wer sich in diese wertvolle Arbeitsmethode vertiefen will, findet ebenfalls Kurse bei verschiedenen seriösen Anbietern.
Ein harmonisches Größenverhältnis .
Foto © Kägi
Neben dem Training der Freiheitsdressur ist Fahren oder Reiten eine willkommene Abwechslung für das Pferd. Sein natürlicher Bewegungsdrang will befriedigt sein, und mit entspannten Fahrten oder Ritten ins Gelände und möglichst viel Weidegang kommt man diesem Bedürfnis am besten nach.
Je mehr Abwechslung das Pferd hat, desto besser kann es sich regenerieren, und desto ausgeglichener, aufnahmefähiger und bereiter wird es in der nächsten Trainingseinheit sein. Allerdings ist es nicht ratsam, das Tier gleichzeitig in verschiedenen Bereichen intensiv zu fördern. Wenn es in der Freiheitsdressur gerade neue Aufgaben lernt, sollten die anderen Beschäftigungen vor allem der Entspannung dienen. Ist es dann mit den erarbeiteten zirzensischen Lektionen vertraut, kann zum Beispiel reiterlich wieder mehr von ihm gefordert werden und die Freiheitsdressur sorgt für Abwechslung.
HALTUNG
Ob das Pferd in einer Box oder in einem Offenstall steht, beeinflusst maßgeblich die Art und Weise, wie es sich auf die Freiheitsdressur einlassen wird. Die einzig richtige Stallhaltung gibt es nicht, jedes System hat Vor- und Nachteile, die einfach im Trainingsprogramm berücksichtigt werden müssen.
. wirkt sich günstig auf die Hilfengebung aus.
Fantasievolle Longierarbeit ist eine ausgezeichnete Einstimmung auf die Freiheitsdressur. Foto © Kägi
Ich selbst bevorzuge einen Offenstall, in dem jedes Pferd für die Fütterung und für die Erholung nach dem Training von den anderen separiert werden kann. Während all meiner Jahre als Trainer konnte ich einen Blick in verschiedene Ställe werfen. Dabei musste ich feststellen, dass viele Offenställe nicht meinen persönlichen Vorstellungen entsprachen, weil sie keine teilzeitliche Unterteilung für die Pferde anboten. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Pferde bei Bedarf eine Abgrenzung enorm schätzen, beispielsweise während des Fressens etc. Im Speziellen schätzen dies Pferde, die nicht nur herumstehen, sondern in verschiedenen Bereichen gefordert werden.
Die Gruppenhaltung mit Auslauf kommt...
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