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Alessandra d'Ascoli auf der Jagd nach der Wahrheit
1453, eine verlassene Abtei in den verschneiten Abruzzen. Sie ist verletzt, erinnert sich an nichts. Nicht einmal an den Menschen, der ihr am nächsten stehen sollte: ihren Ehemann, der sich liebevoll um sie bemüht. Doch Alessandra traut ihm nicht, läuft vor ihm davon. Als sie auf ein Grab mit ihrem Namen stößt, beginnt für sie eine Reise in die Vergangenheit - eine Reise in die Hölle. Wer ist sie? Warum ist sie hier? Schatten huschen nachts durch die Abtei. Was suchen sie? Und wer ist der Tote, der in der Kapelle aufgebahrt liegt?
Auch in den folgenden weiteren historischen Romanen von Barbara Goldstein bei beTHRILLED löst Alessandra d'Ascoli spannende Rätsel:
Der vergessene Papst * Der Gottesschrein * Der Ring des Salomo * Das Testament des Satans.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Alessandra
In der Zelle des Abtes 21. Dezember 1453 Nach dem Stundengebet der Laudes im Morgengrauen
Schlaf, dem Tode nah .
Die Finsternis des Vergessens umgibt mich wie ein undurchdringlicher Nebel. Zwei Hände ragen daraus hervor. Blut rinnt von ihnen herab. Sind es meine Hände? Eine Hand wühlt in Fleisch und Blut, die andere umklammert den blutigen Dolch. Jemand schluchzt und schreit. Bin das ich?
Und wer ist der andere, dessen Körper verdreht auf dem Marmorboden liegt? Was ich da vor mir sehe, wird auch mit mir geschehen.
Wie ein scharfer Schmerz durchzuckt mich die Ahnung der Gefahr, die hinter mir lauert. Mein Blut gefriert zu Eiskristallen. Mit dem Dolch in der Hand wirbele ich herum. Ein schwarzer Schemen, der die Finsternis in sich aufzusaugen scheint, kommt langsam und bedrohlich auf mich zu .
Mit einem Ruck werde ich fortgerissen. Wohin jetzt? Ich weiß es nicht. Wieder nur Finsternis um mich herum. Und immer noch das zutiefst verstörende und doch befreiende Gefühl, keinen Körper mehr zu haben, der Schmerz empfinden kann, die Qualen des Todeskampfes oder die Wonnen der sinnlichen Vereinigung mit dem Geliebten.
Ist Sterben wie Einschlafen ohne Träumen? Aber was war das eben? Eine Erinnerung? Oder ein Albtraum?
»Komm zurück!«
Wie dieser Zustand angefangen hat? Es begann mit einem Schmerz, der mich durchzuckte und dann ganz plötzlich verschwand. Dann hatte ich das Gefühl, über einem finsteren Abgrund zu schweben, erfüllt von einem überwältigenden Empfinden von Wärme, Freude und Zufriedenheit. Ich kann mich erinnern, dass ich dachte, ich wäre tot.
Woher kommt die Stimme? Ich lausche, doch außer dem leisen Glockenläuten, das wie von einem Wind aus weiter Ferne zu mir herübergeweht wird, kann ich nichts hören. Abwartend schwebe ich in der schwarzen Leere.
»Komm zurück! Du kannst es, wenn du es willst!«
Da ist es wieder!
Eine tiefe, samtige Stimme. Eine tröstende Stimme, in die man sich einwickeln könnte wie in eine wärmende Decke, um sicher und geborgen darin zu sein.
Ein Mann, er ist ganz nah. Als ob er neben mir steht. Als ob er mich gleich berührt. Doch ich kann nichts spüren. Wo ist er? Ist er auch gestorben?
»Komm zurück zu mir!«
Wieder ein Ruck. Dann habe ich das Gefühl, aus großer Höhe zu fallen. Von panischem Schrecken ergriffen, denke ich: Ich stürze ab!
Der Schmerz des Aufpralls lässt mich aufstöhnen. Von den herrlichen Gefühlen von Frieden und Ruhe, die mich dort erfüllt hatten, bringe ich nichts mit zurück. Sie sind fort, geblieben sind nur die Schwere und der Schmerz.
»Dieu soit avec nous!«, ruft eine andere Stimme. Sie ist rau und durchdringend wie eine knarrende Tür aus altem Holz. »Fra Gil, sieh doch nur!«, wechselt er ins Lateinische. »Sie hat die Augen geöffnet!« Leise raschelt Stoff. Bekreuzigt er sich?
Wie kann er mich sehen?, frage ich mich verwirrt. Es ist doch noch immer finster um mich herum! Ich kann keinen Lichtschimmer erkennen. Ein leises Knacken und Knistern, der Duft von brennendem Holz und eine glühende Hitze lassen mich auf ein flackerndes Kaminfeuer schließen, das die eisige Winterkälte vertreiben soll. Das Gemäuer oberhalb meines Kopfes strahlt eine feuchte Kälte aus, die ein entsetzliches Gliederreißen verursacht. Ein eisiger Luftzug dringt vom Ende meines Bettes zu mir. Wo bin ich?
»Allahu akbar!«, flüstert die sanfte Stimme, die offenbar Fra Gil gehört. Wieder raschelt Stoff. Bekreuzigt er sich auch? Dann kann ich einen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren. Jemand beugt sich über mich.
Seine Stimme klingt sanft und tröstend, doch ich spüre seinen Hass und seine Verachtung. Wieso hasst er mich? Was habe ich ihm getan? Panik steigt in mir auf, und ich atme tief durch, um mich zu beruhigen. Ich versuche mich zu bewegen, aber ich schaffe es nicht. Sind meine Hände gefesselt?
»Kannst du mich hören?«, fragt Fra Gil auf Kastilisch mit leicht maurischem Akzent. Woher kenne ich seine Stimme?
»Ja«, antworte ich und versuche zu nicken. »Wer bist .«
»Sie scheint mich nicht zu verstehen«, murmelt Fra Gil enttäuscht, jetzt wieder auf Lateinisch. Er klingt . angespannt? Ungeduldig? Beunruhigt? Und irgendwie hoffnungslos. Aber wieso? Ich verstehe nicht, was hier vorgeht!
»Doch, ich kann dich hören!« Ich will die Hand heben, aber ich schaffe es nicht. »Entzünde bitte eine Kerze, sei so gut. Es ist so dunkel hier. Ich kann nicht sehen, wo ich .«
»Aber ihre Augen sind doch offen!« Noch eine Stimme. Sie spricht Lateinisch mit italienischem Akzent. Wie viele Männer sind denn hier? Drei? Oder noch mehr?
»Ihre Pupillen reagieren nicht auf den Schein der Kerze. Es scheint, dass sie uns weder sehen noch hören kann.« Das ist wieder der Franzose. Der süße Geruch von heißem Bienenwachs dringt mir in die Nase. Die Hitze der Flamme kann ich auf meinen Wangen spüren. Offenbar leuchtet er mir ins Gesicht.
Wer sind die Männer? Wo bin ich? Was geht hier vor?
»Ich kann euch verstehen«, sage ich auf Lateinisch. Als ich keine Antwort erhalte, wiederhole ich den Satz etwas lauter, diesmal auf Italienisch. Keine Reaktion. Dann auf Französisch. Wieder nichts, obwohl ich schreie, so laut ich kann. Also auf Arabisch. Nichts.
»Ist sie tot?«, fragt der Italiener.
O Gott, was ist das für ein Albtraum?
»Nein, ich bin nicht tot!«
Verflucht, sie hören mich nicht!
Ein warmer Atem streicht mir über die Wange. Jemand scheint sich über mich zu beugen. »Sie sieht traurig aus.« Das ist wieder Fra Gil.
Seine Stimme kommt mir bekannt vor. Warum spricht er so leise? Fürchtet er, ich könnte ihn erkennen? Was habe ich ihm getan, dass er mich hasst? Wie hieß er, bevor er Fra Gil wurde? Wie lautete sein maurischer Name? Wenn ich doch sein Gesicht sehen könnte!
»Traurig?«, wiederholt der Italiener.
»Ich bin nicht traurig!«, rufe ich so laut ich kann. »Ich bin verzweifelt! Ich habe furchtbare Angst! Und so langsam werde ich wütend! Wieso hört ihr mich denn nicht?«
»Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert. Sieh doch selbst.«
Der weiche Untergrund, auf dem ich liege, schwankt ein wenig, als Fra Gil aufsteht und dem Italiener Platz macht. Liege ich im Bett? Stoff raschelt, als der Italiener sich über mich beugt. Ich kann seinen Geruch wahrnehmen: Schweiß, Metall, Leder, Pferd. Er riecht nicht so angenehm nach Moschus, Zimt und Pfeffer wie Fra Gil. Der Maure verströmt einen exotischen Duft, der mich an irgendetwas erinnert. An sinnliche Verführung? Oder an eine Person. Aber wer war das? So sehr ich mich auch bemühe, ich kann mich nicht entsinnen.
»Sie sieht nicht traurig aus«, sagt der Italiener. »Sondern verwirrt. Und ängstlich. Seht mal die Falte zwischen ihren Augenbrauen.« Ganz sanft berührt ein tastender Finger meine Stirn und fährt an den Augenbrauen entlang. »Woher mag diese Narbe stammen? Von einem Kampf? Sie reicht von der Augenbraue bis zum Haaransatz.«
»Fra Adrian! Du vergisst dich!«, ermahnt Fra Gil den Italiener in scharfem Ton. »Muss ich dich an deine Gelübde erinnern?«
Fra Adrian schnaubt wütend. »Fra Gil, wer von uns beiden hat sie entkleidet, um ihre Wunden zu versorgen? Wer von uns beiden hat ihr das Blut abgewaschen und sie dabei an ihren intimsten Stellen berührt? Wer von uns beiden war stundenlang mit ihr allein?«
»Fra Adrian! Ich .«
»Mon Dieu! Seht mal, jetzt sieht sie aus, als ob sie angestrengt zuhören würde. Als wollte sie uns etwas sagen«, wirft der Franzose ein.
»Versteht sie uns?« Als der andere nicht sofort antwortet, fragt Fra Gil nach: »Fra Lionel?«
»Ich weiß es nicht.«
Fra Gil, Fra Adrian, Fra Lionel. Ein Maure, der Kastilisch spricht. Ein Italiener. Ein Franzose. Alle drei sind Fratres, also Mönche. Aber von welchem Orden? Wo bin ich? In einer Abtei?
»Was hält sie da eigentlich in der Hand?«, fragt Fra Lionel.
»Wo?« Fra Adrian lehnt sich über mich. Ein leises Klirren lässt mich aufhorchen. Du lieber Himmel, was ist denn das? Es fühlt sich hart an. Und schwer. Trägt er ein Kettenhemd unter seinem Habit?
»In der linken Hand«, ertönt Fra Lionels knarrende Stimme.
Gar nicht so leicht, die drei Stimmen auseinanderzuhalten. Schon gar nicht, wenn ich zu verstehen versuche, worüber sie eigentlich reden.
»Das ist ein Schlüssel«, sagt Fra Gil. »Ich habe versucht, ihn ihr zu entwinden, aber sie hielt ihn fest, als hinge ihr Leben davon ab. Ich hätte ihr die Finger brechen müssen.«
Wovon, zum Teufel, redet er? Ich spüre nichts. Was für ein Schlüssel?, frage ich mich verwirrt. Und warum habe ich ihn in der Hand?
»Dio del Cielo - Gott im Himmel! Sie hat drei Tage lang den Schlüssel in der Hand gehalten?«
Drei Tage? Liege ich schon so lange hier?
Und vorher? Was war vor der undurchdringlichen Mauer aus Schmerz und Vergessen? Was war vor dem bestürzenden Gedanken, dass ich tot bin?
Drei Tage!
»Richtig.«
»Ist das der Schlüssel, den wir suchen?« Ich spüre den Schmerz, als Fra Adrian versucht, meine verkrampften Finger mit Gewalt aufzubiegen. Ich warte auf ein Knacken, wenn die Finger brechen, aber ich höre nichts. Dann lässt der Schmerz langsam nach.
»Ich weiß es nicht«, sagt Fra Gil. »Es ist ein Schlüssel dieser Abtei, so viel ist sicher.«
»Sie muss es hier versteckt haben.«
Was muss ich...
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