Schweitzer Fachinformationen
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Das darf doch nicht wahr sein! Francesco Ferrari rechnete im Excel-Programm nochmals alles genau durch. Zweitausendfünfhundert! Unmöglich. Ich muss mich verrechnet haben. Also, nochmals von vorne. Minutiös begann er, in einer zweiten Spalte die aus dem Internet zusammengesuchten Daten erneut zu erfassen. Jetzt sind es sogar zweitausendachthundert! Irgendwo ist ein Fehler drin, bloss wo?
«Erwischt! Der Kommissär tüftelt ein neues todsicheres Lottosystem aus.»
«Wie? Guten Morgen, Nadine. Überhaupt nicht.»
Nadine rannte so schnell um den Schreibtisch herum, dass Ferrari nur noch die Internetseite schliessen konnte.
«Was sind das für komische Zahlen? 170, 240, 340. Die gibts beim Lotto gar nicht.»
«Sag ich doch. Du irrst dich.»
Ferraris Assistentin setzte sich auf die Schreibtischkante und drehte den Bildschirm zu sich.
«Was bedeuten die Zahlen?»
«Mein Geheimnis.»
«Gut, wie du willst. Ich komme dir schon noch auf die Schliche. Sicher irgendein neuer Wettfimmel. Du bist vom Spielteufel befallen, Francesco . Wie siehst du überhaupt aus? Gehst du auf einen Ball oder wirst du für dein Lebenswerk ausgezeichnet?»
«In einer Stunde ist die Abdankungsfeier für Irina von Tomai. Monika kennt ihren Sohn und ich darf sie begleiten», murrte Ferrari.
«Yvo muss auch hin, sozusagen geschäftlich. Von Tomai plant nämlich ein neues Gebäude und vermutlich erhält Yvo den Zuschlag. Mich wundert, dass du die Fitnesstante nicht kennst.»
«Wir sind uns einige Male über den Weg gelaufen. Ich erinnere mich an zwei Begegnungen, einmal bei Olivia und dann bei einem Anlass von Ines.»
«Und warum magst du sie nicht?»
«Das würde mich auch brennend interessieren. Schliesslich ist beziehungsweise war sie eine wichtige Persönlichkeit unserer Stadt.»
Wie gewohnt betrat Staatsanwalt Jakob Borer das Büro ohne anzuklopfen.
«Guten Morgen, Herr Staatsanwalt.»
«Guten Tag, Frau Kupfer. Nun, Ferrari, was gibt es an Irina von Tomai auszusetzen?»
«Ich mag Leute nicht, die sich in der Öffentlichkeit lächerlich machen. Die Alte hatte doch einen Vollknall.»
«Sprechen Sie gefälligst nicht so despektierlich über eine berühmte Frau.»
«Irina von Tomai hat mit ihren hundertfünfzig leider den Abgang verpasst. Irgendjemand hätte der Fitnesskönigin sagen sollen, dass sich ein ausgemergeltes Wrack nicht mehr als Vorturnerin der Nation eignet.»
«Mässigen Sie sich, Ferrari.»
«Kaufen Sie eine DVD. Ich kann Ihnen auch eine leihen, die liegen bei uns zu Hause tonnenweise herum. Ganz vorne im Bild gibt die geliftete Hüpfdrossel mit knapp vierzig Kilo Anweisungen, wie man bis ins hohe Alter in Form bleiben kann.»
«Sie war der lebendige Beweis dafür.»
«Ich möchte nicht wissen unter welchen Entbehrungen. Wahrscheinlich musste die DVD nachsynchronisiert werden, damit niemand merkt, wie sie während dem Hin-und-her-Hüpfen keucht. Im Hintergrund vier Frauen und vier Männer zwischen fünfundzwanzig und dreissig. Und immer, wenn die von Tomai kurz unters Sauerstoffzelt huschte, schwenkte die Kamera auf die Achterdekoration. Die waren zumindest durchtrainiert.»
«Und was stört dich dabei?»
«Dass sie nicht alt werden konnte. Bestimmt hat sie sich x-mal liften lassen. Die konnte ja nicht mal mehr lachen, weil ihr Gesicht von Botox dermassen entstellt war.»
«Unsinn. Ich weiss ganz genau, was Ihnen an Irina von Tomai missfiel.»
«Ach ja? Und was, bitte?»
«Schauen Sie sich doch an. Sie sehen bald aus wie das Pirelli-Männchen.»
«Also, ich muss schon bitten.»
«Und deshalb verkraften Sie es natürlich nicht, dass eine Frau, die zwanzig Jahre älter ist als Sie, blendend aussieht und noch voll im Saft ist.»
«Nicht zwanzig, mindestens dreissig!»
«Ihr Partner ist heute aber besonders witzig, Frau Kupfer. Er möchte nochmals Mitte vierzig sein.»
Ferrari sah den Staatsanwalt überrascht an.
«Die Aerobicqueen war erst fünfundsiebzig?»
«Siebenundsiebzig, um genau zu sein.»
«Da muss ich Francesco aber recht geben, die sah bedeutend älter aus.»
«Das hängt vermutlich damit zusammen, dass Irina von Tomai sechzig Jahre im Rampenlicht stand. Eine einmalige Karriere von der kleinen Ballett-Tänzerin zum weltberühmten Ernährungs- und Fitnessguru. Sie war eine bedeutende Frau . Oh, es ist schon spät. Gehen wir, Ferrari?»
«Wohin?»
«Zur Abdankung. Ihre Frau rief an und bat mich, Sie rechtzeitig daran zu erinnern. Sie sind ja in solchen Dingen manchmal etwas vergesslich.»
«Ich schliesse mich euch an.»
«So?», antwortete der zweistimmige Männerchor.
«Was passt euch denn jetzt wieder nicht?! Zwischen euch zwei grauen Mäusen komme ich so richtig zur Geltung oder schämt ihr euch mit mir?»
«Naja, dein Kleid dürfte für eine Beerdigung schon weniger sommerlich sein.»
«Dafür passt mein Outfit dann umso besser zum fröhlichen Leichenmal.»
Monika Wenger, die Lebenspartnerin von Ferrari, wartete mit Olivia Vischer, Ines Weller und Yvo Liechti auf dem Münsterplatz. Erleichtert winkte sie ihnen zu.
«Wow! Ein Who's who von Basel», keuchte der Kommissär.
«Nicht nur Basler, VIPs aus der ganzen Schweiz werden erwartet.»
Monika nestelte an Ferraris Krawatte herum.
«Das Münster ist bestimmt schon bis auf den letzten Platz gefüllt.»
«Keine Sorge, mein Schatz», Olivia Vischer lächelte dem Kommissär verschmitzt zu. «Für uns ist reserviert, wir sitzen in der zweiten Reihe. Es gibt kein Entweichen.»
«Hm.»
«Wieso ist die Abdankungsfeier erst jetzt? Sie starb doch schon vor zwei Wochen.»
«Weil es seine Zeit braucht, die Promis aufzubieten. Ihr habt ja alle einen randvollen Kalender.»
«Tja, wir sind eben mit wichtigen Dingen beschäftigt. Sie schliessen sich uns doch an, Herr Borer? Da meine Schwestern verhindert sind, können wir Ihnen einen freien Platz anbieten.»
«Es ist mir eine Ehre, Frau Vischer.»
Ferrari rollte die Augen, was ihm einen missbilligenden Blick vom Staatsanwalt eintrug. Schweigend betraten sie das Münster und setzten sich in die zweite Reihe hinter die Familienangehörigen. Ferraris Schulfreund Yvo Liechti hing wie eine Klette an Nadine, echt peinlich, während Olivia und Ines von vielen wichtigen Persönlichkeiten und solchen, die es werden wollten, begrüsst wurden.
«Schleim, schleim!», kommentierte der Kommissär.
Monika und Nadine stiessen ihn gleichzeitig in die Rippen.
«Autsch! Ist doch wahr. Schaut euch unseren glatzköpfigen Regierungsrat an. Er blickt die ganze Zeit zu uns hinüber. Traut er sich oder traut er sich nicht? Et voilà, er nimmt seinen ganzen Mut zusammen, atmet tief durch und erweist Olivia und Ines seine Reverenz.»
Regierungsrat Rupf katzbuckelte vor den beiden Frauen und lispelte etwas wie, «es wäre doch schön, wenn man die beiden führenden Wirtschaftsfrauen von Basel einmal zu einem Gedankenaustausch einladen dürfte».
Mir wird schlecht, dachte Ferrari. Aber ich lasse mir nichts anmerken und schweige wie ein Grab. Irgendwie passend zum aktuellen Anlass. Plötzlich erhob sich Staatsanwalt Borer und suchte umständlich nach dem Gesangbuch. Du altes Schlitzohr! Ganz klar, die High Society von Basel soll sehen, dass du zwischen Olivia Vischer und Ines Weller sitzt. Jetzt mussten sogar Monika und Nadine lachen. In der ersten Reihe sassen Audrey von Tomai, Irinas Tochter, sowie einige Personen, die Ferrari nicht kannte. Wahrscheinlich Familienangehörige oder ganz enge Freunde. Die eine könnte die Schwester von Irina sein.
«Wo ist der Sohn von Irina von Tomai?», flüsterte der Kommissär und lockerte seinen Krawattenknopf.
«Leonardo?» Monika sah sich diskret um. «Keine Ahnung, ich sehe ihn nirgends.»
«Vielleicht hat er sich mit seiner Mutter überworfen, weil sie ihm peinlich gewesen ist.»
«Sei still!», zischte Nadine und fuhr den Ellenbogen aus.
Yvo findet die Bemerkung...
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