Schweitzer Fachinformationen
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Basel ist eine einzige Baustelle! Wie fast jeden Morgen schlenderte Kommissär Francesco Ferrari auf dem Weg zum Kommissariat durch die Steinenvorstadt. Irgendwann muss es doch ein Ende haben, aber unseren Politikern fallen immer neue Schikanen ein, um die Autofahrer endgültig aus der Innerstadt zu verbannen. Sogar einem Altsozi wie mir gehen die Massnahmen zu weit. Wie sollen die Geschäfte überleben, wenn die Anlieferung immer schwieriger wird? Gemäss dem Verkehrskonzept ist das Befahren der autofreien Kernzone der Innenstadt für den Güterumschlag nämlich nur noch zu einheitlichen Zeiten in den Morgenstunden möglich, konkret heisst das von fünf bis elf Uhr. Vielleicht liegt es ja auch an mir. Je älter ich werde, desto mehr stören mich die unzähligen und zum Teil unsinnigen Vorschriften. Zugegeben, das mag aus dem Mund eines Kommissärs etwas seltsam klingen . Fünf Minuten später passierte Ferrari die Schleuse des Waaghofs und fuhr mit dem Lift in sein Büro hinauf. Vor dem Kaffeeautomaten wurde er vom Ersten Staatsanwalt Jakob Borer abgefangen.
«Einen wunderschönen guten Morgen, Ferrari. Möchten Sie auch einen Kaffee?»
«Gerne. Gibt es einen besonderen Grund für Ihre gute Laune?»
«Nicht jeder läuft wie Sie mit einem mürrischen Gesicht durch die Gegend.»
«Na ja, Sie fahren ja auch mit Ihrem BMW von Münchenstein in die Einstellhalle, obwohl es eine direkte Tramverbindung gibt.»
«Ich fahre gerne mit dem Auto. Ein kleiner Luxus, den ich mir leiste. Was hat mein Auto mit Ihrer schlechten Laune zu tun?»
«Überall in der Stadt werden die Strassen aufgerissen. Eine Baustelle reiht sich an die andere. Es ist ein richtiger Hürdenlauf vom Barfi bis zum Waaghof. Ganz zu schweigen vom Lärm.»
«Basel muss attraktiv bleiben und dazu gehören schöne Fussgängerzonen. Was halten Sie von der Idee unserer Regierungsrätin, den Barfi zur Piazza umzubauen?»
«Ehrlich gesagt, nicht viel. Ein solches Projekt würde einige Millionen kosten.»
«Geld ist genügend vorhanden, solange die Pharmagiganten in Basel bleiben und brav ihre Steuern zahlen. Es wäre eine Katastrophe, wenn einer von ihnen wegzieht - zum Beispiel Ihre Freundin Olivia Vischer mit ihrem Konzern.»
«Keine Sorge, das wird sie nicht. Verstehe ich Sie richtig, Sie finden all diesen Mist in Ordnung?»
«Zumindest unternimmt die Regierung etwas, um Basel wohnlicher zu gestalten. Der Hintergedanke, die Autos aus der Stadt zu verbannen, ist natürlich nicht zu übersehen. Das müsste Ihnen doch als linke Socke in den Kram passen.»
«Kriege ich auch einen Kaffee?», Ferraris Assistentin Nadine Kupfer lächelte in die Runde.
«Sie sind herzlich eingeladen, Frau Kupfer. Immerhin sind Sie besser gelaunt als Ihr Chef.»
«Ich habe mir bei einer Baustelle an der Heuwaage beinahe das Bein gebrochen.»
«Ein heikles Thema . Wir sollen übrigens in Zukunft mit dem Tram fahren, von Münchenstein bis hierher sei es ein Katzensprung, meint ihr Chef.»
«Und was entgegneten Sie?»
«Dass ich gerne Auto fahre.»
«Genau wie ich. Damit ist alles gesagt», stellte Nadine fest.
«Ja, ja. Ich habe es begriffen.»
«Um das Thema abzuschliessen: Ich bin bestens gelaunt, weil es seit zwei Wochen keinen Mord in Basel gibt. Aber sehr wahrscheinlich gefällt Ihnen das nicht.»
«Doch, schon .»
«Basel ist nicht nur attraktiv, sondern auch sicher. Eine bessere Werbung gibt es nicht für unsere Stadt. Übrigens überlege ich mir, ein E-Bike zu mieten. Rent a Bike bietet neue Modelle an, die man später zu einem vernünftigen Preis übernehmen kann. Das wäre doch auch etwas für Sie, Ferrari. Sie wären nicht mehr auf den ÖV angewiesen und müssten sich kaum anstrengen.» Staatsanwalt Borer klopfte dem Kommissär auf den Bauch.
«Finger weg!»
«Wenn ich Sie genau betrachte, ist das keine gute Idee. Sie sollten sich ein normales Velo anschaffen. Mehr Bewegung wird Ihnen gut tun und vielleicht verlieren Sie ja ein paar Kilos.»
«Ich besitze ein City Bike.»
«Das im Keller verrostet.»
«Ich will kein E-Bike.»
«Aha.»
«Die sind alles andere als umweltfreundlich.»
«Soso.»
«Jetzt setzen alle auf die Elektrizität und wer produziert die? Keiner will Atomkraftwerke, was ich gut finde, Windräder sind verpönt, die sind zu laut, somit bleiben Sonnenenergie und Wasserkraftwerke. Schauen wir mal, wo wir in fünf Jahren stehen.»
«Sie wagen bestimmt eine Prognose.»
«Klar. In fünf Jahren werden die ersten E-Autos ausgemustert, denn die riesigen Batterien geben den Geist auf und landen im Sondermüll. Natürlich nicht bei uns. Die werden nach Afrika verschifft und türmen sich an den Stränden von Drittweltländern auf. Ganz nach dem Motto, aus den Augen, aus dem Sinn. Zudem wimmelt es bis dahin in der Schweiz nur noch so von Fernheizungen, wofür wir gigantisch viel Strom benötigen. Bleibt die Frage, woher wir diesen beziehen wollen?»
«Aus erneuerbaren Energiequellen.»
«Politiker-Geschwätz. Ich will Ihnen sagen, was passiert: Uns gehen die Lichter aus. Schlimmer noch - diejenigen, die heute nach sauberer Energie schreien, werden die Ersten sein, die nach neuen Atomkraftwerken japsen, weil es nicht genügend erneuerbare Energie geben wird. Die ist jetzt schon knapp.»
«Und was ist dein Vorschlag?»
«Wir müssen sparsamer mit der Energie haushalten.»
«Sagt der, der im Winter zu Hause auf mindestens fünfundzwanzig Grad hochheizt.»
«Das ist etwas anderes. Ich will nicht im Pullover vor dem Fernseher sitzen.»
«Na prima, das sind die Richtigen. Anderen Vorschriften machen, neue Ideen in die Runde werfen, aber sich selbst an keinerlei Einschränkungen halten. Jetzt haben Sie sich geoutet, Ferrari.»
«Ich wiederhole es nochmals: In einigen Jahren kommt das grosse Erwachen. Ihr werdet an mich denken, wenn wir im Dunkeln sitzen.»
«Und solange geniessen wir unsere Mobilität.»
«Ein gutes Schlusswort, Frau Kupfer. Obwohl . im Ansatz muss ich Ihnen recht geben, Ferrari. Ich frage mich auch, woher wir die gesamte Energie beziehen sollen, wenn wir uns von Öl und Gas verabschieden. Die Fachleute laufen bisher nicht Sturm, das stimmt optimistisch. Wir werden uns anstrengen müssen, um das Klimaziel zu erreichen und vor allem den Bedarf über erneuerbare Energien zu decken.»
«Und solange rast ihr mit euren SUVs durch die Gegend und verbraucht unnötig unsere Ressourcen.»
«Ihr Chef würde gut in den Grossen Rat passen.»
«Das verbitte ich mir!»
«Nur nicht so empfindlich. Sie würden uns normalen Bürgern noch ganz andere Daumenschrauben verpassen, hätten Sie etwas zu sagen. Sie waren und sind ein linker Fundi, ein Ökospinner. Aber beenden wir vorerst die Diskussion und geniessen die ruhige Woche.»
«Damit kann ich leider nicht dienen», Kommissär Stephan Moser trat mit besorgter Miene zu ihnen.
«Ein Mord?»
«Scheint so, Francesco.»
«Somit ist meine gute Laune gestorben. Doch mir scheint, Sie blühen richtiggehend auf, Ferrari . Wer wurde ermordet, Moser?»
«Professor Reto Krull.»
«Was?!»
«Wer ist das? Muss man den kennen?»
«Eine Kapazität in der Krebsforschung. Er und sein Kollege Luzius Widmer sind weltweit führend in der Immuntherapie, mit der sie sensationelle Erfolge erzielt haben. Die beiden werden bestimmt für den Nobelpreis nominiert.»
«Krull nicht mehr.»
«Sehr witzig. Wie ist es passiert?»
«Professor Krull wurde erstochen. Sein Kollege Widmer fand ihn heute früh tot in seiner Wohnung.»
«Schrecklich! Das wird riesiges Aufsehen erregen. Worauf warten Sie, Ferrari? Lösen Sie den Fall, bevor uns die Journalisten die Tür einrennen.»
«Wo finden wir den Toten?»
«In seiner Klinik auf dem Bruderholz.»
«Arbeitet er nicht im Unispital?»
«Nein. Widmer und Krull sind etwas eigenartig . Sie forschen in einem eigenen Labor und behandeln ihre Patienten auch dort.»
«Jetzt, wo du es erwähnst, Stephan. Vor einigen Wochen kam im Schweizer Fernsehen ein längerer Bericht über die beiden. Sie sind zwar Eigenbrötler, aber sehr erfolgreich. Es gibt eine gigantische Warteliste, Menschen aus der ganzen Welt wollen...
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