Schweitzer Fachinformationen
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Raglan auf der Nordinsel Neuseelands ist ein bemerkenswerter Ort. Hier gibt es die einzige links brechende Welle der Welt. Oder die größte. Oder die schönste. Jedenfalls irgendeinen Superlativ, denn den lieben die Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst nennen. Übrigens nach ihrem Wappentier - dem meist übellaunigen, flugunfähigen, ziemlich runden Vogel, der zwanzig Stunden pro Tag schläft und in den übrigen vier im Dunkeln nach Würmern sucht -, nicht nach gleichnamigem Obst. Aber ich klinge schon wie mein abgewetzter «Lonely Planet». Zurück zum Wesentlichen.
Paul und mich (ich kann mich an diesen drei Worten gar nicht satt schreiben und denken) hat es nach Raglan verschlagen. Der Sommer ist noch einmal zurückgekehrt, obwohl es hier eigentlich schon Herbst ist. Wir wohnen in einem entzückenden Backpacker's und haben viel Spaß mit Jed, dem jungen Labrador von Jeremy, dem Besitzer des Hostels. Paul kann nicht nur gut mit Menschen, auch Tiere verfallen postwendend seinem Charme. Er erinnert mich manchmal an Philip, eine Figur aus der Abenteuer-Buchserie von Enid Blyton. Nicht «Fünf Freunde», sondern «Tal der Abenteuer», «See der Abenteuer» und so weiter. Darin ging es auch um zwei Geschwisterpärchen, die ständig in aufregende Gefahren geraten, ihnen mit List und Tücke jedoch stets wieder entrinnen. Philip kam super bei Tieren an. Ich glaube, er war überhaupt einer dieser Supermenschen, die von jedem gemocht werden.
«Süße», reißt Paul mich aus meinen Kindheitsgedanken und krault Jed, der wie hingegossen auf seinen Füßen liegt und ihn bewundernd anstarrt, das schwarze Fell, «was machen wir heute Abend?» Ich liebe es, wenn er «Süße» zu mir sagt.
«Öhm, keine Ahnung», sage ich, «wir könnten in Nick's Surf Inn gehen oder in Brian's Surf Pub oder .»
«Hm», meint Paul, «ich glaube, ich habe eine bessere Idee.» Spricht's, erhebt sich vom Küchenstuhl und geht aus dem Raum, «bin gleich wieder da» murmelnd.
«Tja, Jed», informiere ich den Hund, «so ist er nun mal. Ein wandelndes Geheimnis. Aber er kommt sicher bald wieder. Bisher ist er immer wiedergekommen.» Und ich kraule ihn hinter den weichen Schlappohren. Jed zeigt sich von meinen Liebkosungen völlig unbeeindruckt, schüttelt sich, als hätte ihn eine Fliege gekitzelt, und fixiert leise fiepend die Küchentür, aus der Paul gerade entschwand.
Ich lasse das Tier in seiner Verzweiflung allein und gehe auf unser Zimmer, um Postkarten zu schreiben.
Liebe Vroni,
viele liebe Grüße aus Raglan, New Zealand. Der Ort ist ein bezauberndes Surfer-Kaff mit traumhaften Stränden. Mit Paul ist es wundervoll. Wir streiten nie, haben viel Spaß zusammen, quatschen stundenlang und haben jede Nacht galaktisch guten Sex :-))) (Ich hoffe, Dein Postbote liest diese Karte nicht .) Ich vermisse dich sehr, aber ich bin glücklich. Grüß die Mädels von mir, die Biergärten und Neuhausen. Bis irgendwann bald,
Marie
Was für eine platte Postkarte. Manchmal glaube ich wirklich, dass Glück dumm macht. Man sieht der Karte förmlich das blöde und zufriedene Grinsen an, mit der ich sie geschrieben habe. Vroni aber wird sich freuen, denn sie weiß, dass ich nur dann witzige und geschliffene Texte zu Papier bringen kann, wenn ich leide. Und das tue ich zurzeit wirklich kein bisschen. Als ich eine Briefmarke mit dem Motiv des Milford Sound auf die Karte klebe, höre ich von draußen Motorengeräusche. Sie ersterben, und eine halbe Minute später füllt Pauls Silhouette den Türrahmen.
«Auf geht's», ruft er und verbreitet sofort gute Laune im Raum, «fahren wir. Nimm ein Handtuch mit und eine warme Jacke.»
«Wohin denn?», will ich wissen, aber Paul grinst nur: «Überraschung!»
«Fahren?», fällt mir auf dem Weg nach draußen ein, «aber wir haben doch gar kein .»
«. Auto!», sagt Paul triumphierend und deutet auf den alten silbernen Mazda, der im Hof parkt. «Das ist unserer. Zumindest für heute Abend. Komm, steig ein!» Ich bin platt wie meine Postkarte. Ich frage gar nicht, wo Paul den Wagen herhat. Sicher hat er ihn der hübschen Bedienung aus Brian's Surf Pub mit ein paar Komplimenten und netten Worten abgeschwatzt. Ich möchte es lieber nicht genau wissen. Die Hauptsache ist nämlich, dass er das Auto für mich klargemacht hat. Wie, spielt keine Rolle.
«Holla die Waldfee», sagt Paul in der ersten Kurve, in der der Mazda nach außen driftet wie eine Kuh auf Glatteis, «der reagiert aber komisch!»
«Vermutlich sind die Stoßdämpfer im Eimer», attestiere ich und ernte einen verwunderten Seitenblick von Paul, der am Rechtssteuer sitzt. «Stoßdämpfer?»
«Egal, Hauptsache, er fährt», fahre ich munter fort, «wie weit ist es denn noch?» Nicht, dass sich Paul mir unterlegen fühlt, was das technische Verständnis angeht. Er ist zwar kein typischer Autos-sind-Männersache-Kerl, aber wer weiß. Jungs reagieren da manchmal unberechenbar.
«Etwa fünfundzwanzig Kilometer», lässt Paul sich bereitwillig auf den Themawechsel ein.
Die Straße ist, wie so viele in Neuseeland, ungeteert und windet sich parallel zum Meer durch dichten Urwald. Bald wird die Sonne untergehen. Aber ich habe keine Angst. Paul ist ja bei mir.
Etwa eine Stunde später erreichen wir einen Ort. Ein kleines Fischerdorf schmiegt sich in die grünen Hügel eines Naturhafens. Die Sonne ist gerade dabei, am Horizont zu verschwinden. Paul lenkt den alten Mazda langsam durch das Dorf und hält nach Wegweisern Ausschau.
«Wonach suchst du denn?», will ich wissen, «ich kann dir helfen!»
«Lass mal», meint Paul, drückt kurz meine Hand und lächelt mich an, «Überraschung!»
Dann hat er anscheinend gefunden, was er sucht, denn er biegt rechts ab. Wir fahren durch einen lichten Pinienwald Richtung Meer. Die Straße endet an einem kleinen Parkplatz, auf dem zwei Autos stehen. Paul stellt den Mazda unter einem Baum ab, und wir steigen aus. Es herrscht ein eigentümliches Zwielicht. Der sandige Boden ist noch warm vom Tag, aber von oben spüre ich schon die kühle Abendluft.
«Und jetzt, Paul?»
«Komm mit!» Er nimmt meine Hand, und wir gehen durch die Dünen Richtung Meer. In meinem Magen kribbelt es angenehm. Was hat Paul vor? Womit will er mich überraschen? Während wir nebeneinander durch den warmen Sand stapfen, fasse ich Pauls Hand ein wenig fester. Immer noch bin ich nicht ganz frei von der Angst, ich könnte plötzlich aufwachen aus meinem schönen Traum und es wäre ein grauer, paulloser Montagmorgen in meinem IKEA-Bett in München-Neuhausen. Ja, ich habe lange gewartet auf diesen Mann, ich habe viel auf mich genommen und oft ziemlich gelitten. Zur Belohnung für die teilweise harte Zeit habe ich nun, was ich mir so sehr gewünscht habe: Ich bin mit ihm zusammen, mit dem Mann meiner Träume. Klingt logisch, oder? Eben. Genau das beunruhigt mich. Denn das Leben pflegt nicht logisch zu sein, man bekommt selten, was man verdient, und ausgleichende Gerechtigkeit ist auch etwas, woran nur naive Menschen noch wirklich glauben.
Wir haben die Dünen hinter uns gelassen und treten auf einen weiten, menschenleeren Strand. Die Besitzer der zwei geparkten Autos sind uns beim Marsch durch die Dünen entgegengekommen und haben aufgeräumt «Hi guys» gerufen. Nun sind wir ganz alleine. Der Himmel über dem Meer ist noch rosa, orange und rot von der gerade untergegangenen Sonne.
«Es ist wunderschön hier», flüstere ich Paul gerührt zu.
«Extra für dich», grinst er, «und jetzt gehen wir baden!»
«Baden?» Ich runzle die Stirn. «Ist es dafür nicht ein bisschen zu frisch?»
«Wart ab», freut sich Paul über meine zweifelnde Miene und zieht mich ein weiteres Stückchen Richtung Wasser. In den feuchten Sand haben die Besucher, die vor uns da waren, ein paar große Löcher gebuddelt, in denen das Wasser steht. Paul nimmt seinen Rucksack herunter und packt einen kleinen Spaten aus. Damit beginnt er, die größte Pfütze zu vertiefen. Ich stehe ein bisschen unmotiviert (um nicht zu sagen dumm) rum und betrachte verliebt die Muskeln seiner Arme, die unter seinem T-Shirt spielen. Als Paul fertig mit Schaufeln ist, wirft er den Spaten zur Seite, dreht sich zu mir um und sagt: «So, und jetzt ziehen wir uns aus, mein Schatz .»
Ehe ich mich's versehe, ist Paul selbst aus seinen Klamotten geschlüpft und steht nackt vor mir. «Na los, worauf wartest du? Die Badewanne ist fertig!» Als ich mich immer noch nicht rühre, greift er mein T-Shirt am Saum und zieht es mir über den Kopf. «Kleine Diva», grinst er, «bloß selber keinen Finger rühren!» Schwupp, liegt mein BH im Sand, und mit einer weiteren Handbewegung hat er mir Rock und Slip vom Leib gestreift. Ich bekomme eine Gänsehaut bei dem Gedanken, jetzt auch noch nass zu werden, doch für Paul würde ich mich sogar im Bayerntrikot in die 60er-Kurve stellen, also beschwere ich mich nicht, sondern trete todesmutig in die natürliche Badewanne.
«Das ist ja ganz warm, Paul!», rufe ich erstaunt aus, als ich einen Fuß ins Wasser gesenkt habe.
«Ja, denkst du denn, ich lasse dir eine kalte Wanne ein?» Ich bin begeistert. Das Wasser hat tatsächlich die Temperatur eines heißen Bades.
«Hier gibt's heiße Quellen», erklärt Paul, «es funktioniert nur bei Ebbe, bei Flut sind sie unter Wasser.»
Wir legen uns der Länge nach in unseren Pool, der tief genug ist, dass das heiße Wasser uns ganz...
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