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»Wer von euch kommt mit auf ein Bier ins McFoley's?«, fragte Big Mike, als er seine Uniformjacke gerade in den Spind zurückgehängt hatte und lautstark die Tür zuknallte. Big Mike wurde seit jeher so genannt, eben einfach, weil er wirklich riesengroß war, und zwar über zwei Meter.
»Bin dabei«, gab ich knapp zurück. Mittlerweile war es zu einer Art Tradition geworden, dass wir jeden Freitag nach Dienstschluss ein Bierchen im McFoley's tranken.
Das McFoley's war eine Bar, die in der Nähe des Reviers lag. Hier waren wir alle gleich. Egal, ob Captain, Detective oder Officer. Dienstgrade existierten im McFoley's nicht.
»Auf mich müsst ihr heute Abend verzichten«, erwiderte Cade, der mein Partner und gleichzeitig mein allerbester Kumpel war.
»Lässt Penny dich etwa nicht von der Leine?«, gab Big Mike scherzhaft zurück und Cade schüttelte grinsend den Kopf.
»Nee, daran liegt es bestimmt nicht. Ich bin einfach müde. Die Schicht hat mich ziemlich geschlaucht. Ich will nur noch nach Hause und endlich mein Wochenende mit Penny und den Kindern genießen.«
Es stimmte, was Cade gerade gesagt hatte. Die Schicht war anstrengend gewesen. Ich war mindestens genauso fertig und hätte gut daran getan, ebenfalls nach Hause zu fahren. Doch etwas Wesentliches unterschied mich von Cade: Auf mich warteten zu Hause keine hübsche Ehefrau und auch keine drei Kinder. Ich würde den Abend allein in meinem Dreizimmerapartment verbringen. Daher zog ich einen Absacker im McFoley's vor.
»Vergiss es, Kumpel, die Ausrede lasse ich nicht gelten. Außerdem schuldest du Tom noch ein Bier«, erwiderte Big Mike und wandte sich dann an mich. »Stimmt doch, oder?«
Ich nickte. »Ich fürchte, Big Mike hat tatsächlich recht. Komm schon. Penny wird es sicher verkraften, wenn sie noch ein paar Stunden auf dich verzichten muss.«
Cade schüttelte grinsend den Kopf. »Ihr beiden nervt wirklich gewaltig. Na gut, meinetwegen, dann lasst uns gehen. Aber ich bleibe nur auf ein Bier. Vorher muss ich allerdings Penny Bescheid geben und ihr sagen, dass ich später nach Hause kommen werde. Hoffentlich ist sie nicht sauer.«
Big Mike entblößte seine perfekten weißen Zähne und klopfte Cade zufrieden auf die Schulter. »Das ist doch mal ein Wort, mein Freund.«
»Verfluchter Regen«, schimpfte Cade, als er hinter mir das McFoley's betrat. Die Bar war bereits gut besucht. An einer Wand hing ein großer Flachbildfernseher, auf dem gerade die Liveübertragung eines Baseballspiels gezeigt wurde. Die Mannschaft aus Boston lag vorne. Dementsprechend ausgelassen und laut war die Stimmung in der Bar. Gut gelaunt schüttelte ich mir die Regentropfen von der Jacke. »Ach komm schon, das bisschen Regen wird dir doch wohl nicht die Laune verderben.«
»Denk an meine italienischen Wurzeln. Mit Regen kann ich nicht besonders viel anfangen«, gab Cade schmunzelnd zurück und ich erwiderte sein Grinsen.
»Wo bleibt ihr zwei denn?«, rief uns Big Mike über die Schulter hinweg zu. Er hatte es sich schon auf einem freien Barhocker gemütlich gemacht und winkte uns jetzt ungeduldig zu sich heran.
Gemeinsam gesellten wir uns zu ihm an den Tresen. Während sich Cade setzte, zog ich es vor, stehen zu bleiben.
Ian McFoley, der Inhaber der Bar, kam zu uns. Er hatte rotes Haar und seine Wangen waren von einem ebenso dichten roten Bart bedeckt. Tiefe Falten hatten sich in seine Stirn eingegraben und er sah mindestens zehn Jahre älter aus, als er in Wirklichkeit war. Daran seien die langen Nächte, der Alkohol und seine zwei verflossenen Ehefrauen schuld, behauptete er gerne. Die McFoleys waren aus Irland eingewandert und lebten schon seit Generationen in Amerika. McFoley liebte es, derbe Witze zu machen, und doch blieb er stets freundlich. Er behandelte alle gleich. Deshalb mochten es die Cops der Stadt, herzukommen.
Er begrüßte uns mit einem leichten Grinsen. »Ihr drei seht aus, als hättet ihr einen anstrengenden Tag hinter euch«, stellte er fest, als er in unsere Gesichter blickte.
»Kann man wohl sagen«, gab Cade zurück.
McFoley schob uns allen ein Bier zu, ohne dass wir es extra hätten bestellen müssen.
Dankend nahmen wir unsere Flaschen entgegen und Cade zückte seine Geldbörse.
»Das geht auf mich«, verkündete er.
Big Mike schaute Cade fragend an.
»Du lädst uns alle auf ein Bier ein? Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, die du uns noch nicht verraten hast?«, wollte er wissen.
Cade strahlte von einem Ohr zum anderen und ich hatte sofort eine Ahnung, warum er so unglaublich glücklich aussah.
»Penny ist wieder schwanger«, erzählte er einen Moment später. Meine Vermutung war richtig gewesen.
Big Mike nickte anerkennend und konnte sich ein breites Lachen nicht verkneifen. »Das nenne ich mal fleißig«, scherzte er.
»Hey, hört mal alle zu«, rief er plötzlich über die beachtliche Lautstärke, die in der Bar herrschte, hinweg. Big Mike war im McFoley's mindestens so bekannt wie Ian McFoley selbst, und so bekam er mühelos die nötige Aufmerksamkeit, die er brauchte.
Vor allen anwesenden Cops schlug er Cade anerkennend auf den Rücken.
»Mein Kumpel hier wird wieder Vater, und zwar zum vierten Mal«, verkündete er prompt und Cades Wangen überzogen sich mit einer gesunden Röte. Auch ich musste breit grinsen. Mike war einfach unverbesserlich.
Alle Gäste erhoben ihre Gläser und riefen Cade ihre Glückwünsche zu. Cades Wangen hatten sich angesichts der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, noch eine Nuance dunkler gefärbt. Ich kannte Cade seit der Polizeischule und wusste, wie er es hasste, im Mittelpunkt zu stehen.
Auch Ian McFoley, der selbst fünf Kinder aus seinen zwei Ehen hatte, raunte Cade seine Glückwünsche zu, und dann rief er über die gewaltige Geräuschkulisse hinweg: »Eine Runde Freibier für euch alle.«
Die Meute flippte förmlich aus und trommelte mit den Händen auf den Tischen herum. Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Auch Cade schien sich zum Glück langsam zu entspannen. Ich klopfte ihm auf den Rücken und er lachte übermütig.
Wie versprochen versorgte McFoley alle mit Freibier.
»Auf Penny, auf dich und deine drei Jungs, und natürlich auf den kleinen Hosenscheißer, der eure Nächte demnächst gehörig kürzer machen wird«, prostete Mike Cade zu, der ebenfalls die Flasche erhoben hatte.
Wir alle stießen kräftig an.
»Wisst ihr eigentlich schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?«, fragte ich, nachdem ich einen Schluck Bier getrunken hatte.
Cade schüttelte den Kopf. »Nein, dafür ist es noch zu früh. Das werden wir erst in ein paar Wochen erfahren.«
»Vielleicht bekommt ihr nach drei Jungs dieses Mal ein Mädchen«, erwiderte ich und brachte mit meiner Antwort Big Mike ungewollt auf die nächste Idee.
McFoley lehnte am zerschrammten Tresen und sammelte unsere Kronenkorken ein. »Wie wäre es mit einer Wette?«, schlug Mike vor. McFoley schaute interessiert drein. In seiner Bar liefen ständig irgendwelche Wetten.
»Also, wer stimmt für ein Mädchen und wer für einen Jungen?«, fragte Big Mike in die Runde. McFoley zückte sofort ein Stück Kreide und begann, damit auf die Tafel, die hinter dem Tresen an der Wand angebracht war, zu kritzeln. Belustigt sah ich dabei zu, wie sich die Tafel mehr und mehr füllte. Alle Anwesenden gaben einen Tipp ab. Am Ende zählte McFoley die Stimmen aus und das Ergebnis war eindeutig. Die Mehrheit tippte auf ein Mädchen.
Ich grinste breit, während Big Mike Cade lachend auf die Schulter schlug.
»Wenn es wirklich ein Mädchen wird, musst du uns natürlich allen ein Bier spendieren«, sagte Big Mike, während seine Augen belustigt aufleuchteten.
»Geht klar«, gab sich Cade geschlagen und fügte dann feixend hinzu: »Aber geduldet euch, Jungs. Vielleicht verrate ich euch das Geschlecht des Babys, sobald Penny und ich davon erfahren haben. Vielleicht lasse ich euch aber auch bis zur Geburt zappeln. Das macht mehr Spaß.«
»Spielverderber«, erwiderte Big Mike und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. Alle lachten und die Stimmung war großartig, genauso, wie es an einem Freitagabend sein sollte, wenn ein langes freies Wochenende vor einem lag. Cade trank sein Bier leer und erhob sich dann von seinem Barhocker. »Ich verschwinde jetzt. Ich will nach Hause zu meiner Frau und dann endlich ins Bett.«
Ich grinste ein bisschen breiter. »Ich kann dich verstehen, mein Freund. Wenn ich so eine Frau wie du zu Hause hätte, könnte ich es auch nicht erwarten, heimzukommen.«
Cade schnappte sich seine Jacke und schlüpfte hinein. Während er den Reißverschluss zuzog, fragte er mich: »Apropos Frauen, was ist eigentlich mit Jessica und dir?«
Jessica war meine Nachbarin. Vor einigen Wochen hatten wir begonnen zu daten. Der Abend endete meistens in ihrem oder meinem Bett. Aber es war nichts Ernstes zwischen uns. Das wussten wir beide. Also hatten wir beschlossen, lediglich ein...
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