Attention, Balance and Coordination - das ABC des Lernerfolgs

Name: Attention, Balance and Coordination - das ABC des Lernerfolgs | Grundlagen der INPP-Methode
Brand: Hogrefe
Price: 52.99 EUR
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Grundlagen der INPP-Methode

Sally Goddard Blythe(Autor*in)

Hogrefe (Verlag)

1. Auflage

Erschienen am 11. Oktober 2021

312 Seiten

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978-3-456-96093-7 (ISBN)

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Inhalt

1 - Inhaltsverzeichnis und Vorwort [Seite 7]
2 - 1 Fenster ins Gehirn [Seite 15]
2.1 - 1.1 Einfu?hrung [Seite 15]
2.2 - 1.2 Neuromotorische Schulreife [Seite 16]
2.3 - 1.3 Was ist neuromotorische Unreife? [Seite 16]
2.4 - 1.4 Worin besteht der Zusammenhang zwischen NMU und SpLS? [Seite 18]
2.5 - 1.5 Primitive Reflexe und posturale Reaktionen - das medizinische Modell [Seite 19]
2.6 - 1.6 Wofu?r kann die Überpru?fung auf primitive Reflexe und posturale Reaktionen genutzt werden? [Seite 20]
2.7 - 1.7 Neurologische Dysfunktionen bei SpLS [Seite 20]
2.8 - 1.8 Diagnostische Kriterien, Zeichen und Symptome von SpLS [Seite 21]
2.9 - 1.9 Legasthenie - Zeichen und Symptome [Seite 22]
2.9.1 - 1.9.1 Legasthenie [Seite 22]
2.9.2 - 1.9.2 Assoziierte Symptome [Seite 23]
2.9.3 - 1.9.3 Neurologische Faktoren bei Legasthenie [Seite 23]
2.9.4 - 1.9.4 Lateralität [Seite 24]
2.10 - 1.10 Entwicklungsbezogene Koordinationsstörung (Dyspraxie) [Seite 24]
2.10.1 - 1.10.1 Lernprobleme [Seite 30]
2.11 - 1.11 Aufmerksamkeitsdefizitstörung [Seite 30]
2.11.1 - 1.11.1 Symptome von ADHS [Seite 31]
2.12 - 1.12 Underachievement (Nichtintelligenzgemäße Leistungen) [Seite 31]
2.13 - 1.13 Die senso-motorische Verbindung [Seite 32]
2.14 - 1.14 Theorien motorischer Kontrolle [Seite 34]
3 - 2 Die Bedeutung primitiver Reflexe und posturaler Reaktionen [Seite 37]
3.1 - 2.1 Was sind primitive Reflexe und posturale Reaktionen? [Seite 37]
3.2 - 2.2 Was sagen uns die primitiven Reflexe und posturalen Reaktionen? [Seite 38]
3.3 - 2.3 Das sich entwickelnde Gehirn [Seite 38]
3.4 - 2.4 Die Herausbildung der spinalen Reflexe [Seite 39]
3.5 - 2.5 Reflexe, die auf der Ebene des Ru?ckenmarks verschaltet werden [Seite 39]
3.5.1 - 2.5.1 Der Flexoren-Ru?ckzugsreflex [Seite 39]
3.5.2 - 2.5.2 Der gekreuzte Streckreflex [Seite 40]
3.6 - 2.6 Reflexe, die auf Hirnstammebene verschaltet werden [Seite 40]
3.7 - 2.7 Reflexe als Ausdruck hierarchischer Entwicklung [Seite 42]
3.7.1 - 2.7.1 Intrauterine Reflexe [Seite 42]
3.7.2 - 2.7.2 Primitive Reflexe [Seite 42]
3.7.3 - 2.7.3 Posturale Reaktionen [Seite 43]
3.8 - 2.8 Hirnareale, die an der Verschaltung primitiver Reflexe und posturaler Reaktionen beteiligt sind [Seite 44]
3.8.1 - 2.8.1 Hirnstamm [Seite 44]
3.9 - 2.9 Der multisensorische Reflex - der Moro-Reflex [Seite 46]
3.10 - 2.10 Merkmale des Furcht-Lähmungreflexes [Seite 51]
3.11 - 2.11 Auslöser des Moro-Reflexes [Seite 54]
3.12 - 2.12 Funktionen des Moro-Reflexes [Seite 54]
3.13 - 2.13 Physiologische Reaktion auf den Moro-Reflex [Seite 54]
3.14 - 2.14 Auswirkungen eines persistierenden Moro-Reflexes [Seite 54]
3.15 - 2.15 Symptome von SSS [Seite 58]
3.16 - 2.16 Allgemeine Symptome, die mit einem persistierenden Moro-Reflex assoziiert werden [Seite 59]
3.16.1 - 2.16.1 Verbindungen zur auditiven Verarbeitung [Seite 59]
3.16.2 - 2.16.2 Auswirkungen auf das Verhalten [Seite 60]
3.17 - 2.17 Auswirkungen eines persistierenden Moro-Reflexes auf das Verhalten [Seite 61]
3.17.1 - 2.17.1 Mögliche sekundäre psychologische Auswirkungen [Seite 61]
4 - 3 Primitive Reflexe der (Kopf-)Position [Seite 63]
4.1 - 3.1 Tonischer Labyrinthreflex [Seite 63]
4.2 - 3.2 Entwicklung der Kopfkontrolle [Seite 65]
4.3 - 3.3 Warum ist eine Kopfkontrolle so wichtig? [Seite 68]
4.4 - 3.4 Der TLR und fru?hes Fu?ttern [Seite 68]
4.4.1 - 3.4.1 Symptome, die auf eine Restaktivität des TLR hinweisen [Seite 69]
4.5 - 3.5 ATNR (Fechterhaltung) [Seite 69]
4.5.1 - 3.5.1 Fru?hes Training der Hand-Auge-Koordination [Seite 71]
4.5.2 - 3.5.2 Funktionen des ATNR (ab der 18. SSW bis zum 4. bis 6. Lebensmonat) [Seite 72]
4.6 - 3.6 Der STNR [Seite 76]
4.6.1 - 3.6.1 Funktionen des STNR [Seite 77]
4.6.2 - 3.6.2 Unterstu?tzung des Trainings visueller Fähigkeiten [Seite 78]
4.6.3 - 3.6.3 Funktionen des STNR [Seite 80]
4.6.4 - 3.6.4 Auswirkungen eines persistierenden STNR [Seite 80]
4.6.5 - 3.6.5 Auf folgende Bereiche kann sich ein persistierender STNR auswirken [Seite 84]
5 - 4 Primitive taktile Reflexe [Seite 87]
5.1 - 4.1 Palmarer Greifreflex (Palmarreflex) [Seite 87]
5.1.1 - 4.1.1 Funktionen des palmaren Greifreflexes [Seite 89]
5.1.2 - 4.1.2 Auswirkungen eines persistierenden palmaren Greifreflexes [Seite 90]
5.2 - 4.2 Plantarer Greifreflex (Plantarreflex) [Seite 90]
5.2.1 - 4.2.1 Funktionen des Babinski-Reflexes [Seite 92]
5.2.2 - 4.2.2 Auswirkungen eines persistierenden Babinski-Reflexes [Seite 92]
5.2.3 - 4.2.3 Auswirkungen eines persistierenden Babinski-Reflexes [Seite 92]
5.2.4 - 4.2.4 Funktionen des plantaren Greifreflexes [Seite 92]
5.2.5 - 4.2.5 Auswirkungen eines persistierenden plantaren Greifreflexes [Seite 93]
5.3 - 4.3 Suchreflex (Rooting-Reflex) [Seite 93]
5.3.1 - 4.3.1 Funktionen des Suchreflexes [Seite 96]
5.3.2 - 4.3.2 Auswirkungen eines persistierenden Suchreflexes [Seite 96]
5.4 - 4.4 Saugreflexe [Seite 96]
5.4.1 - 4.4.1 Funktionen des Saugreflexes [Seite 98]
5.4.2 - 4.4.2 Auswirkungen eines persistierenden Saugreflexes [Seite 98]
5.5 - 4.5 Spinaler Galant-Reflex [Seite 98]
5.5.1 - 4.5.1 Funktionen des spinalen Galant-Reflexes [Seite 101]
5.5.2 - 4.5.2 Auswirkungen eines persistierenden spinalen Galant-Reflexes [Seite 101]
5.5.3 - 4.5.3 Enuresis nocturna [Seite 102]
5.5.4 - 4.5.4 Auswirkungen eines persistierenden spinalen Galant-Reflexes [Seite 104]
6 - 5 Posturale Reaktionen [Seite 107]
6.1 - 5.1 Kopfstellreaktionen [Seite 108]
6.2 - 5.2 Stell-, Placing- und Gleichgewichtsreaktionen [Seite 117]
6.2.1 - 5.2.1 Stellreaktionen [Seite 117]
6.2.2 - 5.2.2 Placing-Reaktionen [Seite 119]
6.2.3 - 5.2.3 Gleichgewichtsreaktionen [Seite 120]
6.3 - 5.3 Parachute-Reaktion [Seite 120]
7 - 6 Der Einsatz des INPP Screening-Fragebogens [Seite 123]
7.1 - 6.1 Der INPP Screening-Fragebogen fu?r Kinder [Seite 124]
7.2 - 6.2 Hintergrundinformationen zum Fragebogen [Seite 126]
8 - 7 Postnatale Faktoren im INPP-Fragebogen [Seite 157]
8.1 - 7.1 Hintergrundinformationen zu den Fragen [Seite 157]
8.2 - 7.2 Schulzeit [Seite 173]
8.3 - 7.3 Auswertung des INPPFragebogens [Seite 180]
8.4 - 7.4 Forschung zur Reliabilität des INPP-Fragebogens [Seite 181]
9 - 8 Die Entwicklung der vestibulärzerebellären Theorie [Seite 185]
9.1 - 8.1 Urspru?nge [Seite 185]
9.2 - 8.2 Die Entwicklung des Gleichgewichts [Seite 191]
9.3 - 8.3 Kleinhirn und Gleichgewicht [Seite 191]
9.4 - 8.4 Die Bedeutung vestibulärer Dysfunktion [Seite 204]
9.5 - 8.5 Symptome vestibulärer Probleme [Seite 204]
10 - 9 Die Auswirkungen von neuromotorischer Unreife (NMU) bei Erwachsenen und Jugendlichen [Seite 209]
10.1 - 9.1 Probleme in Ausbildung und Studium [Seite 211]
10.1.1 - 9.1.1 Dyskalkulie [Seite 212]
10.2 - 9.2 Vestibuläre Verbindungen zum RAS [Seite 214]
10.2.1 - 9.2.1 Mögliche Symptome vestibulärer Störungen [Seite 220]
10.3 - 9.3 Manifestationen von NDD im Jugend- und Erwachsenenalter - eine klinische Betrachtungsweise [Seite 227]
11 - 10 Die Entwicklung der INPP-Methode - von der Theorie zur Tatsache [Seite 241]
11.1 - 10.1 Postskript [Seite 248]
12 - 11 Weitere an spezifischen Lernschwierigkeiten (SpLS) beteiligte Faktoren [Seite 251]
12.1 - 11.1 Die Fäden entwirren [Seite 251]
12.1.1 - 11.1.1 Auditive Verarbeitungsstörungen (AVS) [Seite 251]
12.1.2 - 11.1.2 Eine Checkliste fu?r das Zuhören [Seite 257]
12.1.3 - 11.1.3 Probleme im Zusammenhang mit dem Skelettsystem [Seite 260]
12.1.4 - 11.1.4 Ernährung und Kommunikation im Nervensystem [Seite 261]
12.2 - 11.2 Der Einsatz physischer Tests zur Beurteilung der neuromotorischen Reife in (Vor)Schulen [Seite 268]
12.3 - 11.3 Anwendungen der INPP-Methode [Seite 277]
12.4 - 11.4 Die Neuropädagogik [Seite 278]
13 - 12 Fehlende und Fehl-Diagnosen [Seite 281]
13.1 - 12.1 Fallstudien [Seite 282]
13.1.1 - 12.1.1 Ist ASS das richtige "Etikett"? [Seite 282]
13.1.2 - 12.1.2 Was ist ein EEG? [Seite 284]
13.1.3 - 12.1.3 Anomale Hirnwellenvarianten als Faktor bei Aufmerksamkeitsdefizit und Verhaltensproblemen [Seite 285]
13.1.4 - 12.1.4 Das Verständnis der elektrophysiologischen Gehirnwellen-Dysregulation bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen kann ihnen neue geistige Perspektiven eröffnen und ihre Gesundheit, ihr Lernen und ihr Wohlbefinden fördern [Seite 285]
13.1.5 - 12.1.5 Die multifaktorielle Naturneurologischer Entwicklungsstörungen [Seite 290]
13.1.6 - 12.1.6 Dyspraxie und ASS [Seite 291]
13.1.7 - 12.1.7 Testergebnisse und Empfehlungen [Seite 294]
13.2 - 12.2 Zusammenfassung: Aufmerksamkeit, Balance und Coordination [Seite 295]
14 - Anhang 1 [Seite 297]
14.1 - Screening auf neurologische Dysfunktionenbei Kindern mit spezifischenLernschwierigkeiten (SpLS) [Seite 297]
14.1.1 - Abstract [Seite 297]
14.1.2 - Einfu?hrung [Seite 297]
14.1.3 - Fru?he Identifizierung [Seite 298]
14.1.4 - Ziel der Studie [Seite 298]
14.1.5 - Methode [Seite 298]
14.1.6 - Analyse des Fragebogens als Mittel zur Identifizierung von SpLS [Seite 299]
14.1.7 - Analyse einzelner Fragen [Seite 299]
14.1.8 - Ergebnisse [Seite 301]
14.1.9 - Diskussion [Seite 301]
14.1.10 - Schlussfolgerung [Seite 304]
15 - Anhang 2 [Seite 307]
15.1 - Frequenzbereich von Singstimmen und Musikinstrumenten [Seite 307]
16 - Abku?rzungsverzeichnis [Seite 309]
17 - Glossar [Seite 311]
18 - Über die Autoren [Seite 317]
19 - Über die Übersetzerin [Seite 321]
20 - Literaturverzeichnis [Seite 323]

|13|1 Fenster ins Gehirn

1.1 Einführung

Obwohl alles Lernen letztlich im Gehirn stattfindet, wird oft übersehen, dass das Gehirn über den Körper sensorische Informationen aus der Umwelt erhält und über ihn seine Erfahrungen mit der Umwelt ausdrückt. Die posturale Kontrolle spiegelt die Integration der Funktionen innerhalb des Zentralnervensystems (ZNS) wider und unterstützt die Funktionsfähigkeit der Verbindung zwischen Gehirn und Körper. Unreife oder Konflikte in den Gehirn-Körper-Funktionen beeinträchtigen die Fähigkeit des Gehirns, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und sich in organisierter Weise auszudrücken.

Eine Methode zur Beurteilung von Reife und Integrität der Funktionstüchtigkeit des ZNS ist die Überprüfung auf primitive Reflexe und posturale Reaktionen. Das Vorhandensein oder Fehlen von primitiven und posturalen Reflexen in wichtigen Phasen der Entwicklung bietet "Fenster" in die Funktionsweise des ZNS, die es der qualifizierten Fachkraft ermöglichen, Anzeichen neurologischer Funktionsstörungen oder Unreife zu erkennen.

Ich hoffe, dass dieses Buch ein Verständnis dafür vermittelt, warum die frühkindlichen Reflexe wichtig sind und welche Funktionen sie in der frühen Entwicklung haben, aber auch, in welcher Weise sie sich auf Lernen und Verhalten sowie auf andere Aspekte der Entwicklung wie Körperhaltung, Gleichgewicht und motorische Fähigkeiten auswirken, wenn sie nicht zum richtigen Zeitpunkt in der Entwicklung integriert werden.

Die Reflexe und Reaktionen werden in den folgenden Kapiteln ausführlich beschrieben.

Es liegen immer mehr wissenschaftliche Beweise vor für die Theorie, dass körperliche Fähigkeiten das schulische Lernen unterstützen und auch an der emotionalen Regulierung und dem Verhalten beteiligt sind. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 ist das Institut für Neuro-Physiologische Psychologie (INPP) in Chester Pionier in der Erforschung der Auswirkungen unreifer primitiver und posturaler Reflexe/Reaktionen auf Lernen und Verhalten, in der Entwicklung von Testverfahren zur Überprüfung aberranter Reflexe und verwandter Funktionen und in der Entwicklung einer spezifischen Methode zur wirksamen Intervention, der INPP-Methode.

Die in den letzten 30 Jahren sowohl unabhängig als auch vom Institut selber durchgeführte Forschung hat gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen unreifen frühkindlichen Reflexen, schulischem Underachievement und erhöhter Angst im Erwachsenenleben gibt und dass ein Interventionsprogramm, das direkt auf die Ausreifung und Integration primitiver und posturaler Reflexe/Reaktionen abzielt, positive Veränderungen in diesen Bereichen bewirken kann. Dieses Buch wird die zugrundeliegende Theorie, die Mecha|14|nismen, die Entwicklungsmarker und die Auswirkungen unreifer Reflexe bei älteren Kindern skizzieren, um Fachleuten, die im Bereich der Pädagogik und des Kindeswohls tätig sind, zu helfen, die Anzeichen neurologischer Funktionsstörungen und deren Auswirkungen zu erkennen. Das Buch wird auch interdisziplinäre Defizite untersuchen, die im derzeitigen System zur Identifizierung, Bewertung und Bereitstellung wirksamer Abhilfemaßnahmen bei Lern- und Verhaltensproblemen häufig vorkommen. In diesem Zusammenhang will das Buch eine Lanze brechen für einen neuen Beruf, der die gegenwärtigen Lücken schließen könnte: den Neuropädagogen/die Neuropädagogin. In Neuropädagogik Ausgebildete wären in der Lage, die neuromotorische Schulreife von Kindern zu überprüfen.

1.2 Neuromotorische Schulreife

Chronologisches Alter und Intelligenz sind nicht die einzigen Kriterien für den Lernerfolg. Ebenso wichtig für formale Bildung ist die neuromotorische Reife. Eine Überprüfung der motorischen Fähigkeiten eines Kindes wird regelmäßig im ersten Lebensjahr durchgeführt, aber wenn die Verantwortung für das Kind zum Zeitpunkt des Schuleintritts vom Bereich der Medizin (Hebamme, Kinderarzt und Mütterberatung) in die Pädagogik wechselt, wird sein Entwicklungsstand im Hinblick auf seine körperliche Entwicklung nicht routinemäßig beurteilt. Sobald ein Kind im Vereinigten Königreich mit dem Erreichen des 5. Lebensjahres in die Schule kommt, wird die körperliche Entwicklung nur dann überprüft, wenn medizinische Probleme auftreten. Überprüfungen innerhalb des Schulsystems konzentrieren sich eher auf Erziehungsprobleme oder sichtbare Symptome als auf die Untersuchung der zugrundeliegenden Ursachen.

Das INPP in Chester wurde 1975 von dem Psychologen Peter Blythe, PhD, mit dem Ziel gegründet zu untersuchen, ob physische Faktoren bei spezifischen Lernschwierigkeiten (SpLS) und bei einigen Angststörungen eine Rolle spielen könnten. In den 1970er Jahren entwickelten Peter Blythe und David McGlown zunächst Testverfahren, um Bereiche mit Funktionsstörungen zu identifizieren, und anschließend physische Interventionsprogramme, um die Funktionsstörungen zu korrigieren. Diese Vorgehensweise, nämlich die Untersuchung des neurologischen Entwicklungsstandes des Kindes und das anschließende körperlichen Interventionsprogramm, ist heute als die INPP-Methode der Entwicklungsförderung bekannt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Symptome von SpLS die Tendenz haben, diagnostische Grenzen zu überschreiten, wobei verschiedene Kategorien eine Reihe von Symptomen gemeinsam haben (Komorbidität). Dies gilt insbesondere für viele der Symptome von Legasthenie, entwicklungsbezogener Koordinationsstörung, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) und einigen Aspekten von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS). Eine Reihe von gemeinsamen Symptomen resultieren aus einer ZNS-Unreife und werden manchmal als neurologische Dysfunktion oder neurologische Entwicklungsverzögerung bezeichnet.

1.3 Was ist neuromotorische Unreife?

Die neuromotorische Funktionsfähigkeit liefert einen Hinweis auf die Reife der ZNS-Funktionen. Sie steht auch in Verbindung mit der Funktionsfähigkeit der vestibulären, propriozeptiven und posturalen Systeme, die zusammen eine stabile Grundlage für Zentren bieten, die an der Okulomotorik und im Weiteren an der visuellen Wahrnehmung beteiligt sind. Personen mit neuromotorischer Unreife (NMU) haben häufig Schwierigkeiten mit damit verbundenen Fähigkeiten wie Gleichgewicht, Koordination und visuelle Wahrnehmung, was sich auf das Verhal|15|ten und die schulische Leistung von Kindern auswirken und sich bei Erwachsenen als chronische Angst und emotionale Sensibilität manifestieren kann.

Eine Methode zur Identifizierung von Anzeichen einer NMU ist die Verwendung von Standardtests zur Beurteilung der Persistenz primitiver Reflexe, der Entwicklung posturaler Reaktionen und weiterer Tests auf Soft Signs neurologischer Funktionsstörungen. Soft Signs, die früher als zu pauschal verworfen wurden, um für diagnostische Zwecke nützlich zu sein, sind diskrete neurologische Anzeichen, die auf eine unspezifische zerebrale Dysfunktion hindeuten.

Das Vorhandensein oder Fehlen primitiver Reflexe in Schlüsselstadien der Entwicklung sind anerkannte Anzeichen für ein reifes ZNS. Primitive Reflexe entwickeln sich intrauterin, sind beim voll ausgetragenen Neugeborenen präsent und werden in den ersten 6 Monaten des postnatalen Lebens gehemmt, wenn sich Verbindungen zu höheren kortikalen Zentren und Frontalbereichen des Gehirns entwickeln. Primitive Reflexe werden überlagert und im Laufe der normalen Entwicklung in reifere Verhaltensmuster integriert, wenn sich posturale Reaktionen und Muskeltonus entwickeln. Die Ausreifung der posturalen Reaktionen kann bis zu dreieinhalb Jahre dauern.

Primitive Reflexe bleiben bei bestimmten pathologischen Zuständen erhalten, z.?B. bei einer Zerebralparese. Bei einer Zerebralparese persistieren die Reflexe infolge einer Hirnschädigung oder einer anomalen Entwicklung, die pränatal, im Verlauf der Geburt oder postnatal aufgetreten sein kann [1], [2], [3], [4], [5], [6], [7]. Eine Schädigung des unreifen Gehirns stört den normalen Reifungsprozess und damit einen vorhersehbaren, geordneten Entwicklungsablauf. Das wiederum führt zu mangelnder Hemmung der primitiven Reflexe. Die Folgen: Ein verlängertes Beibehalten der primitiven, undifferenzierten Bewegungsmuster, die für das...

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