Schweitzer Fachinformationen
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Charlie O'Halloran hatte einen Plan, und nun war der Tag gekommen, ihn in die Tat umzusetzen.
Er wollte Siobhan Malloys Aufmerksamkeit auf mehr als nur seine Sandwich-Bestellung lenken.
Seit dem Tag, als er einen seiner Kuriere wegen einer Verletzung vertreten und eine Blumenlieferung im Café abgegeben hatte, musste er ständig an sie denken. Die Blumen waren glücklicherweise für ihre Geschäftspartnerin und nicht für Siobhan gewesen. Die bildschöne Blondine in ihrem T-Shirt mit der Aufschrift »Alles heiß!« hatte ihm mit ihrem Anblick sofort die Sprache verschlagen. Nachdem er festgestellt hatte, dass das Café, dessen Miteigentümerin sie war, sich ganz in der Nähe seines Arbeitsplatzes im Zentrum befand, hatte er sich etwas angewöhnt, was er seit beinahe drei Jahren nicht getan hatte: seine Mittagspause außerhalb des Büros zu verbringen.
Er ging zwar nicht jeden Tag ins Café, denn das wäre dann doch etwas stalkermäßig gewesen. Aber ein- oder zweimal die Woche reinschauen und die Tagesgerichte probieren, die Lage sondieren und insgeheim einen Blick auf die Frau werfen, die er unbedingt besser kennenlernen wollte, das ging schon in Ordnung.
Nicht, dass es Siobhan aufgefallen wäre. Sie hatte nie etwas gesagt, was über die übliche Konversation zwischen Gast und Bedienung hinausging, doch das machte ihm nichts aus. Schließlich behandelte sie alle gleich - die Kunden freundlich und die Kollegen herzlich. Sie flirtete nicht, wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Einen Ehering trug sie auch nicht, was allerdings vielleicht an ihrem Job lag. Dass kein Mann in Sicht war, erstaunte ihn, und er fragte sich, ob es da wirklich niemanden in ihrem Leben gab und ob sie sich das so ausgesucht hatte. Ihn interessierte, ob ihre Entscheidungen und Beweggründe seinen eigenen ähnlich waren.
Ohne ihre Kolleginnen, die Bäckerin Nadia und die Kassiererin Rosie, hätte er seine Mission, Siobhans Beziehungsstatus herauszufinden, längst ganz abgebrochen. Seiner Meinung nach hatte er sich unauffällig verhalten, aber offensichtlich nicht unauffällig genug. Eines Morgens hatte Nadia eine Catering-Bestellung für ihn verpackt - dabei ging es ihm einzig und allein um Marktforschung -, dann gelächelt, ihm Siobhans vollen Namen genannt und ihm erklärt, dass ihre Freundin sich um das Mittagsgeschäft kümmerte und hervorragende Menüs aus Suppen und Sandwiches anbot, die sich gut als Gruppenlunch machen würden.
Gleich in der nächsten Woche hatte er das empfohlene Mittagscatering bestellt, und während Siobhan alles einpackte und Rosie abkassierte, hatte Letztere ihm heimlich zugeflüstert, dass Siobhan Single war. Mit dieser Information, also quasi Rosies Segen und einer Mahlzeit in der Hand, hatte er sich strategisch zurückgezogen. Strategisch, weil er seine Hausaufgaben gemacht hatte. Das Café Sugar & Spice war seit knapp vier Jahren geöffnet und hatte auf verschiedenen sozialen Plattformen größtenteils positive Bewertungen von Geschäftskunden und Studenten bekommen. Das Geschäftsmodell hatte allerdings eine große Lücke, aber darum konnte er sich kümmern. So würde er wenigstens etwas Zeit mit Siobhan verbringen können. Im Idealfall würde er die Frau und den Business-Deal bekommen.
Ein anderes Resultat kam gar nicht in Frage. Mit Grips und Charme würde Charlie schon kriegen, was er wollte. Beides hatte bei ihm noch nie versagt. Und auch jetzt hatte er nicht vor, zu versagen. Nicht bei der umwerfenden Frau, die es ihm unmöglich machte, auch nur an eine andere zu denken.
Ja, sie war blond und blauäugig, doch ähnlich treffend könnte man das Meer als Wasser beschreiben. Sie war so schön wie ein Pin-up-Model, hatte den passenden Look, um auf einer Rakete sitzend von einem Retrokalender zu zwinkern. Ihr Haar schimmerte wie gesponnenes Gold mit sonnengeküssten Platinfäden darin. Ihre Augenfarbe schien sich ihrer Kleidung anzupassen und reichte vom tiefen Blau eines wolkenlosen Sommerhimmels bis zum dunklen Ton der Abenddämmerung. Der Farbunterschied war so erstaunlich, dass er sich fragte, ob sie manchmal Kontaktlinsen trug. Falls dem so war, passte es zu ihr.
Er stieß sich vom Schreibtisch ab und schaute betreten auf seinen Schoß. Yep, sein kleiner Freund meldete sich für gewöhnlich zu Wort, wenn er an Siobhan dachte. Also ständig. Daran war er ganz allein schuld, weil er sich so sehr in seiner Arbeit vergrub, dass er für nichts anderes Zeit hatte, schon gar nicht für eine Frau. Erst recht nicht für eine Frau, die fälschlicherweise davon ausgehen würde, in seinem Leben an erster Stelle zu stehen.
Dieser Erwartung konnte er nicht gerecht werden. Statt jemanden an der Nase herumzuführen, wollte er sich lieber gar nicht erst auf Dates einlassen. Selbst wenn er eine Frau finden würde, der ihre Karriere ebenso wichtig war wie ihm seine eigene, gab es noch weitere Faktoren, weshalb seine Beziehungen nie lange hielten. One-Night-Stands und kurze Affären hatten eine Weile seine Bedürfnisse befriedigt, doch selbst das kam ihm irgendwann monoton vor. Da war es besser, es ganz seinzulassen.
Er spürte einfach, dass das mit Siobhan anders war, anders sein könnte. Ihr war der Job als Unternehmerin genauso ernst wie ihm. Trotzdem nahm sie sich auch Zeit für ihre Freunde. Sie war ehrgeizig, aber nicht um jeden Preis. Ihre Fürsorglichkeit war offensichtlich und ließ darauf schließen, dass sie mitfühlend und verständnisvoll sein konnte. Obendrein war sie unabhängig genug, um nicht jede Minute mit ihm verbringen zu müssen. Außerdem war ihr Körper mit seinen Wahnsinnskurven wie gemacht für Sex, und aufgrund ihres Lifestyles konnte er ohne große Verpflichtungen mit ihr ins Bett gehen. Sie war perfekt für ihn.
Davon musste er sie nur noch überzeugen.
Neid konnte ein richtig fieses Gefühl sein.
Siobhan versuchte, ihn zu unterdrücken, während Nadia pfeifend Teig knetete. Nach allem, was ihre Freundin die letzten Jahre durchgemacht hatte, hatte sie es verdient, mit ihrem sexy College-Professor Kane Sullivan glücklich zu sein. Die beide waren jetzt seit zwei Monaten wieder zusammen, und Siobhan wusste, dass Nadia ebenso viel Zeit in seiner Wohnung am Strand verbrachte wie in ihrem Apartment über dem Sugar & Spice.
Es war nicht einmal die Tatsache, dass Nadia den Richtigen gefunden hatte, die einen derart bohrenden Neid in ihr auslöste. Allein schon die Vorstellung, dass ihre Freundin offenkundig und immer wieder umwerfende Orgasmen beschert bekam, versetzte Siobhan einen Stich.
Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann sie zum letzten Mal mit jemandem im Bett gewesen war. Auf jeden Fall bevor Nadia und sie das Café in Crimson Bay eröffnet hatten, so viel stand fest. Das war vor vier Jahren gewesen. Davor hatten sie beide wegen Medikamentenabhängigkeit Zeit in einer Entzugsklinik in Los Angeles verbracht und versucht, sich über ihre nächsten Schritte klarzuwerden. Kein Sex während der Therapie. Was hatte sie vor der gerichtlich angeordneten Entziehungskur gemacht?
Sich inmitten einer Abwärtsspirale befunden, an deren Ende sie ihrem Mann das Herz gebrochen, ihre Tochter vergrault und dafür gesorgt hatte, dass keiner aus ihrer Familie jemals wieder mit ihr reden würde.
Siobhan atmete geräuschvoll aus. Ja, sie war ziemlich sicher, dass sich ihre Vagina verengt hatte und sie im Grunde wieder Jungfrau war. Nach einer Durststrecke von so langer Zeit vergaß der Körper eben manches. Wie sich das Gewicht eines Mannes auf einem anfühlte. Oder dessen Finger, die einen erschauern und erbeben ließen. Die Hitze eines warmen Mundes, der über ihre Brüste wanderte, über ihre Klitoris.
Gut, sie hatte es nicht vergessen. Erinnerungen und Phantasien hielten sie in den meisten Nächten einigermaßen auf Trab. Wenn sie etwas Nervenkitzel brauchte, dann boten ihr die monatlichen Auftritte mit ihrer Burlesque-Truppe mehr als genug Gelegenheit dazu. Sie genoss es, sich von der Musik mitreißen und in die Stimmung versetzen zu lassen, in der sie die Sexbombe in sich freilassen konnte. Nur leider gab es unter der Schar an Bewunderern, die nach den Shows auf sie wartete, keine aussichtsreichen Kandidaten.
»Was hast du?«
Siobhan konzentrierte sich wieder auf die Küche. Nadia knetete den Teig nicht mehr, sondern formte ihn nun zu Brotlaiben. »Gar nichts. Wie findest du das neue Biomehl?«
»Ganz gut. Es verbindet sich prima mit dem Matcha-Pulver, und die Leute sind begeistert von dem grünen Teegebäck. Ich finde, wir sollten die Mühle zu unserem Stammlieferanten machen.«
»Hört sich super an. Die machen auch echt guten Sauerteig. Für unser Sandwich mit Bacon, Salat und Tomate, das Crimson Bay-L-T, kriegen wir dauernd Komplimente.«
Nadia wischte sich die Hände an dem Tuch ab, das sie sich über die Schulter geworfen hatte. »Sugar, du willst mich mit dem Geschäftsgerede doch nur ablenken«, sagte sie. »Du hast jetzt schon zum zweiten Mal in zwei Minuten geseufzt. Sag mir, was los ist.«
»Nichts, wirklich.«
Nadia musterte Siobhans Züge mit ihren dunklen Augen, und die gab sich alle Mühe, völlig unbekümmert dreinzublicken. Dafür kannte Nadia sie allerdings zu gut. »Genau das ist das Problem, oder? Es passiert nichts, obwohl das anders sein sollte. Mal ganz unter uns, du hattest mehr Gelegenheiten, einen abzuschleppen, als ich. Du solltest vielleicht das eine oder andere Angebot annehmen, das die Typen dir bei deinen Shows machen.«
»Die Typen, die nach den Burlesque-Shows zu mir kommen, sind entweder alte Lüstlinge oder noch grün hinter den Ohren«, gab Siobhan zurück. »Und solche Typen stehen beide nicht besonders weit oben auf...
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