Schweitzer Fachinformationen
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»Hey, Giovanni! Bringst du uns noch zwei Grappa?« Der Münchner Exkommissar Max Raintaler und seine hübsche Freundin Monika saßen gemütlich im >Da Giovanni<, ihrem Lieblingsrestaurant gleich beim Tierpark. Kerzenlicht, weiße Tischdecken, dunkles Holz, riesige Sonnenblumen in verzierten Tonvasen und stilvolle, italienische Landschaftsbilder verbreiteten romantisches, südliches Ambiente. Monika feierte heute, wie immer am vierten Mai, ihren Geburtstag. Und natürlich hatten sich die beiden dem besonderen Anlass zuliebe in Schale geworfen. Der blonde Max steckte, statt wie gewöhnlich in Jeans und Lederjacke, in seinem neuen, dunkelblauen Cordanzug und die dunkelhaarige Monika machte eine hinreißende Figur in ihrem kleinen Schwarzen. Ihr Menü war wie jedes Mal ein Gedicht gewesen. Erst hatte es verschiedene Antipasti gegeben, anschließend Pasta mit Trüffeln und danach für Monika Brodetto, eine Suppe mit ausgesuchten Meeresfischen, sowie für Max einen Rinderbraten in Barolo. Jetzt wollten sie den bislang mehr als gelungenen Abend noch angemessen mit Giovannis hervorragendem, italienischem Traubenschnaps ausklingen lassen.
»Zwei Grappa. Natürlich. Kommt sofort, Max. Nur einen kleinen Moment. Ich fliege.« Der gut aufgelegte Wirt aus Pesaro lächelte breit zum Tisch seiner Freunde hinüber. Er freute sich, dass Monika ihr Wiegenfest auch dieses Jahr wieder bei ihm beging. Max und sie kamen ansonsten eher sporadisch zum Essen und Trinken vorbei. Je nach Lust und Laune. Ihre ganz persönlichen Events jedoch fanden prinzipiell bei ihm statt. Immer. Es sei denn, einer von ihnen fiel wegen Krankheit aus. Doch selbst für diesen seltenen Ausnahmefall existierte ein Plan B. Die versäumte Feierlichkeit wurde dann einfach zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt.
Das alles hatte natürlich Gründe. Zum einen beschäftigte Giovanni einen begnadeten jungen Koch, Paolo. Dann waren seine Essens- und Getränkepreise für Münchner Verhältnisse schwer in Ordnung. Und die feurige Pizza, nach dem vom Chef eisern gehüteten Geheimrezept seiner Großmutter, war einfach unschlagbar lecker. Wenn er sich eigenhändig an den Teig und die Zutaten vom Sugo machte, durfte sich niemand außer ihm in der Küche aufhalten. Sogar Paolo schickte er so lange auf einen Espresso nach vorne ins Lokal. Ja, und dann kannten sich Max und Giovanni fast seit einer halben Ewigkeit. Sie waren echte Freunde. Und spielten außerdem auch noch seit Jahren gemeinsam beim FC Kneipenluft, einer der besten Hobbyfußballmannschaften des Münchner Südens.
»So, zweimal Grappa, bitte sehr.« Giovanni stand in seine übliche, fast bodenlange weiße Schürze gekleidet, mit einem kleinen Tablett vor ihrem Tisch. »Ich habe mir auch ein Gläschen mitgebracht. Und der Champagner für Monika liegt schon auf Eis. Den bringe ich dann gleich noch. Im Übrigen geht der Abend für meine Freunde heute auf meine Rechnung. Okay?«
»Aber Giovanni. Das geht doch nicht.« Monika lächelte verlegen, aber auch ein kleines bisschen geschmeichelt und dankbar.
»Aber natürlich geht das, liebe Kollegin. Wie oft hast du mich denn schon in deinem Lokal eingeladen? In >Monikas kleiner Kneipe<? Eh? Na also. Prost!«
Sie hoben alle drei ihre Gläser und ließen den edlen Tresterbrand genussvoll die Kehlen hinunterrinnen.
»Außerdem darf Geld unter Freunden kein Thema sein«, fuhr Giovanni fort. »So! Und jetzt hole ich euch erst noch ein paar schöne Profiteroles und den Espresso, und dann köpfen wir zusammen ein paar leckere Flaschen. Auf 46 Jahre schöne Monika. Ihr habt doch noch ein bisschen Zeit, oder?«
»Ja, sicher haben wir Zeit, Giovanni«, antwortete Max. »Ich als Frühpensionär sowieso und >Monikas kleine Kneipe< hat, wie du weißt, morgen ihren Ruhetag, wie jeden Montag.«
»Na also. Super. Dann können wir ja die ganze Nacht lang feiern.« Giovanni lachte kurz übermütig auf und ließ sie wieder alleine.
Max dachte daran, wie er ihn kennengelernt hatte. Es war in seinen Anfangsjahren bei der Kripo gewesen. Giovanni hatte damals in einem kleinen Pizzastand in Schwabing gearbeitet und vergessen, Max die Salami auf seine Pizza zu legen. Der hatte sich natürlich darüber beschwert. Aber Giovanni hatte so getan, als hätte Max die Pizza genau so bei ihm bestellt, wie sie zwischen ihnen lag. Ohne Salami. Max hatte daraufhin, obwohl er seit zwei Stunden außer Dienst war, seinen Polizeiausweis gezückt und ihm damit gedroht, die Bude zu schließen, wenn er nicht sofort seine Salami bekäme. Plus eine Entschuldigung. Als Giovanni ihm beides mit dem Hinweis darauf, dass Max selbst schuld wäre, wenn er nicht anständig bestellen könne, trotzig verweigerte, warf der wutentbrannt seine salamilose Pizza an die hintere Wand des kleinen Verkaufsraums. Daraufhin entstand zuerst ein Riesentumult, gespickt mit den fantasievollsten Beschimpfungen auf beiden Seiten. Wobei das Italienische dem Bayrischen in nichts nachstand. Und dann geschah es. Während einer kurzen Gefechtspause lief Giovanni zu seinem Ofen, holte fünf unbelegte warme Pizzen heraus, stapelte sie auf dem Verkaufstresen übereinander, knallte noch eine ganze Salami am Stück daneben hin und forderte Max lautstark auf, sich seine bescheuerte Pizza doch gefälligst selbst zu machen. Der sah den tobenden Pizzabäcker zuerst mit offenstehendem Mund an. Dann konnte er einfach nicht mehr anders. Er musste lachen. Immer lauter. Giovanni stimmte nach einer Weile ein. Dann zauberte er von irgendwo eine Flasche Grappa hervor und sie tranken, bis sie leer war. Seitdem waren Max und sein Kollege Franz damals beinahe täglich bei Giovanni vorbeigekommen, um sich eine Pizza Salami zu holen. Und all ihren anderen Kollegen hatten sie den kleinen Pizzastand auch empfohlen. Das Weitere ergab sich zwingend. Giovannis Umsatz stieg und Max und er wurden dicke Freunde.
Etliches hatten sie seitdem miteinander erlebt. Nicht nur beim FC Kneipenluft und beim gemeinsamen Ausgehen. Auch in zahlreichen gemeinsamen Urlauben oder beim Bergwandern. Und wenn Max irgendwo in und um München seine Auftritte als Country- und Bluessänger hatte, war sein musikvernarrter, fünf Jahre älterer Freund aus dem Süden so oft er konnte dabei. Auch zuhause bei Giovanni und seiner früheren Frau Maria nahe Pesaro waren Max und Monika des Öfteren zu Gast gewesen. Der Wirt besaß dort eine wunderschöne Villa mit riesigem Pool unter Olivenbäumen und Palmen. Ein einziger Traum. Das Haus lag kurz vor Urbino, auf dem Gipfel eines Weinbergs mitten in den weitläufigen Hügeln der Marken. Jedes Mal gab es tolles Essen, tollen Wein und tolles Wetter. Einfach herrlich.
Übermorgen würde Max für ein paar Tage mit Giovanni an den Walchensee zum Angeln fahren. Er freute sich schon auf ihren kleinen Männerurlaub. Normalerweise wurde dabei nur geschwiegen und Bier getrunken. Traumhaft.
Von Maria hatte sich Giovanni vor einigen Jahren getrennt, nachdem sie mit einem jungen Kellner aus Rom fremdgegangen war. Doch seit zwei Jahren gab es eine neue Liebe an seiner Seite. Clara, eine sehr hübsche, temperamentvolle Sizilianerin, die ihn schon nach kurzer Zeit wie eine Gouvernante in seinem eigenen Lokal herumkommandierte. Giovanni hatte sie gleich vom Fleck weg geheiratet. Besser Feuer unterm Hintern als alleine bis ins Grab, hatte er zuvor einmal beim Bier zu Max gesagt. Da könntest du recht haben, hatte der ihm damals geantwortet und dabei leicht resigniert an Monikas standhafte Weigerung, ihn zu heiraten, gedacht. Er hatte sie schon mehrmals gefragt, aber sie wollte ihre Freiheit einfach nicht aufgeben.
»Verschwindet endlich. Idioten!«, hörten Max und Monika jetzt die Stimme ihres Freundes laut vom Tresen her.
»Du bist der Idiot, Giovanni. Nur du!«, erwiderte eine andere Stimme mindestens genauso laut.
Sie drehten sich überrascht um und sahen Giovanni mit zwei jungen Burschen streiten. Der Größere mit den kurz geschorenen, schwarzen Haaren hatte einen Baseballschläger in der rechten Hand und klopfte damit bedrohlich in die offene Innenfläche seiner linken. Der kleine, langhaarige Lockenkopf neben ihm lehnte provozierend lässig mit den Händen in den Hosentaschen an der Wand.
»Haut schon ab!« Giovanni streckte den Arm aus und wies ihnen ärgerlich die Tür. Doch sie dachten gar nicht daran zu gehen. Ganz im Gegenteil. Der mollige Kleinere blieb stehen, wo er stand, und der schmale Größere trat sogar noch einen Schritt näher an die Theke heran.
Hey, Burschen, das reicht jetzt aber wirklich, dachte Max. »Ich glaube, ich schau da mal hin, Moni. Oder?« Er sah das Geburtstagskind fragend an.
»Tu das, Max«, sagte sie.
»Aber was, wenn es Verwandte sind, die ich noch nicht kenne? Dann störe ich doch nur.«
»Mag sein. Aber du kannst ja auf jeden Fall mal freundlich fragen, was los ist.«
»Da hast du natürlich recht.« Er stand auf, rollte kurz seine Schultern in den Gelenken, drückte sein Kreuz durch und machte sich auf den Weg. »Gibt es irgendein Problem?«, fragte er höflich, aber bestimmt, als er vor den drei Streithanseln am Tresen stand.
»Die beiden hier sind das Problem, Max.« Giovanni zeigte rot vor Zorn im Gesicht auf die fast noch jugendlichen Unruhestifter.
»Also, meine Herren. Raus damit. Was wollt ihr von meinem Freund?« Max setzte einen strengen Expolizistenblick auf. Seine stahlblauen Augen funkelten dabei gefährlich.
»Verpiss dich, Mann! Was willst du überhaupt? Das hier geht nur uns was an. Kapiert?« Der kurzhaarige Jüngling mit dem Baseballschläger und dem italienischen Akzent in der Stimme zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Er holte drohend zum Schlag aus.
»Aber,...
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