Schweitzer Fachinformationen
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Im Café Griensteidl hängt eine große Kopie des Klimtschen »Kusses« - »Gustav Klimt« hieß bereits die Lauda-Air-Maschine, die mich nach Wien brachte -, und je länger ich das Paar betrachtete, desto unabweisbarer die Einsicht, daß sich da ein sehr ungleiches Paar karessiert: Wenn sie aufsteht, überragt sie ihn derart, daß ein Gegenkuß auf ein fast kindlich bemessenes Gegenüber stieße. Wenn sie nicht mehr kniete, müßte er aufschauen.
»Die letzten Kaiserschützen aus dem Völkerringen 1914-1918 ihren toten Kameraden RGT Nr 1 Trient Nr 2 Bozen Nr 3 Innichen. Getreu ihrem Wahlspruch >Sieg oder Tod im Alpenrot< starben 502 Offiziere und über 15500 Mann für das Vaterland.«
(Es liegt in der Natur der Sache, daß die letzten Kaiserschützen diejenigen sind, die die Hunde nicht gebissen haben: Wären sie ihrem Wahlspruch nicht untreu geworden, hätten sie den toten, wahlspruchgetreuen Kameraden keine Gedenktafel in der Votivkirche setzen können.)
Allein mit sieben Bildern von Velázquez. Auf mich blicken von vorn 1 Infantin (Maria Teresa), von hinten der König und die Königin, von der Seite 1 König, dreimal Margarita Teresa und ein Infant. Wenig Besucher, daher diese Momente des Alleinseins mit dem Dargestellten, wobei besonders die sprunghaft heranwachsende Margarita Teresa einen sehr lebendigen, etwas unheimlichen Effekt macht: In immergleicher Haltung wird sie von Bild zu Bild älter - das hat etwas von jenen Foto-Sequenzen, in denen jemand den gleichen Gegenstand konstant ablichtet.
Tritt man näher, stellt sich immer wieder das Gefühl ein, daß es besser nicht geht: Besser kann man Stoff nicht malen, die Hand nicht aufliegen lassen, die Informationen nicht reduzieren und zugleich verdichten. Die Folge: Ein gesteigertes Lebensgefühl, eine Kräftigung des Gemüts und des Verstandes, des ersten, weil ihm die Farben und deren Zusammenspiel guttun, des zweiten, weil der die Eleganz der Lösungen als hochbefriedigend empfindet: Da soll ein König gemalt werden, mit allen Insignien der Macht und vor repräsentativem Hintergrund? Der Maler kommt auf die denkbar einfachste, zeitsparendste und bildhafteste Lösung: Roter Vorhang als Fond, winziger Ausblick auf eine Balustrade, Schwert, Handschuh und Zettel als Insignien. Eine Kunst, die Maßstäbe setzt, aus sich selber. Der Infant ist ein schwaches Bild (ein sehr schwacher Velázquez nota bene): Da hat er den Kampf gegen Quasten und Kleidungsdekor lustlos gekämpft und nach Punkten verloren. Sein Pinsel addiert und führt alle Schlaufen und Schmuckborten mit der gleichen mäßigen Genauigkeit aus. Um so größer das Fest, das er auf dem Bild der jüngsten Margarita bereitet: Ein Wunderwerk an höchstintelligenten Tupfern und Verschleifungen, die evozieren, was er braucht, Haut und Haar, Blume und Seide, Fläche, Rundung und Raum.
Joseph Heintz, Bartholomeus Spranger, Jodocus van Winghe, Hans von Aachen - alles Hofmaler von Rudolf II., eine wenig inspirierte Mannschaft, die ziemlich schamlos die Erfindungen der Vorgänger plündert und zu Dekorationszwecken und Herrscherlob nutzt, würdige Vorgänger der Werber von heute und ihrer Ausbeutung noch des letzten Reizes, den die Trüffelschweine der Hochkunst gewittert bzw. die Bluthunde von Hochkünstlern verbellt haben: Wenn Werbung Kunst ist, was Werber gerne behaupten, dann diese Art Kunst: affirmativ, eklektisch, letztlich langweilig.
Gute Maler, interessante Maler: Mehr und mehr gerät mir Moroni ins Blickfeld; nur Porträts gemalt, doch mit der Pointe, den Dargestellten jeweils bei der Arbeit oder in einem Arbeitszusammenhang zu zeigen. Keine glorreiche Malerei, aber sehr gediegen, zurückhaltend, unaufdringlich genau in der Lichtführung und einfallsreich im Arrangement und in Bezug auf Hintergründe. Auf relativ alte Tage noch einmal eine Entdeckung zu machen, freut die gealterten Augen, und solche Entdeckungen gibt es immer wieder: Terborch, Filippo Lippi.
Lorenzo Lotto ist keine Offenbarung, aber ein interessanter Fall. Im Kabinett des Wiener Museums hängen äußerst unterschiedliche Bilder - eins könnte noch vom Lehrer Bellini stammen, eines, eine Predella? ist auf den ersten Blick Florentiner Arbeit, Mitte 15. Jahrhundert, ein anderes Portrait fällt ganz aus der Zeit, ein neusachlicher Jüngling vor weißem Vorhang, ein drittes ist eine wirklich schräge, romantisierende Angelegenheit mit effektvoll doppelter Lichtführung: Was war das für einer? Auf jeden Fall ein Zerrissener: In Venedig zwischen 1470? und 1550 änderte man vielleicht peu à peu seine Manier, aber wer hätte außer L. L. ein derart heterogenes Ouvre geschaffen? (Sag ich mal so, ohne mehr zu kennen als diese sieben, acht Bilder.)
Ferner: Große Bewunderung für Canaletto, der Guardi und Bellotto um Längen hinter sich läßt, und für die beiden Correggios, Ganymed, Jupiter und Io - wenn denn schon erotische Kunst, dann bitte so.
Portrait Georg Kronslehner (1883-1930), Gründer des Hotels Regina im Jahre 1890: Der Maler wird nicht genannt. Auch er hat unzweifelhaft ein Herrscherportrait beabsichtigt - warum fällt es so unpersönlich und ein wenig lachhaft aus?
Vielleicht deswegen: Weil diesen Herrschern nicht ererbter und daher geadelter Raub in die Wiege gelegt worden ist, sondern ihnen ins Gesicht geschrieben steht, daß sie selber geraubt haben: Diesem Quadratschädel ist im Leben nichts geschenkt worden.
Natürlich waren alle Herrscher ursprünglich Räuber, und alle Kunst war auch immer darauf aus, das Räuberische so gut es ging vergessen zu machen, durch große Hüte, glänzende Stoffe, funkelnde Steine, großartige Hintergründe - aber es ist schon ein Unterschied, ob man Ganoven der 10. Generation im Zustande einer gewissen Unschuld malt oder einen der ersten Generation aufputzt mit all dem Schnickschnack, der sich zuvor bewährt hatte. Denn unser Held mag zwar vor heroisierender Staffage stehen, sein Habit läßt sich nicht adeln: Sich als Barockfürst zu maskieren, traut er sich denn doch nicht, so was war im Zweifelsfalle den Ehefrauen vorbehalten, so daß er, ungeschickt durch schlechte Balustradenführung deformiert, als das dasteht, was er war: Ein feister Hotelier, dessen wachsamer Blick nicht auf die Geschicke seines Volkes gerichtet ist, sondern darauf, ob das Personal spurt.
Stadtführung, englisch.
Hundertwasser-Haus: »House of the hundred waters«.
Denkmäler: Goethe auf seinem Amtssitz. Rechts, stehend, Schiller. »Both lived here in Vienna and wrote a lot of poems.«
Der Stadtführer behauptet, Beethoven sei in 20 Jahren 86mal umgezogen: Weil er seine Miete nicht bezahlen konnte oder Ärger mit den Nachbarn wegen nächtelangen Klavierspiels hatte.
Mit Tex Rubinowitz im Heeresgeschichtlichen Museum: Es gibt Highlights und Tex-Highlights. Er kultiviert eine Optik, die das Abseitige sucht - und in diesem Museum, sagt er, nicht oft genug findet.
Dabei wimmelt das Museum von Schmankerln: Da gibt es das Auto, in dem der Thronfolger samt Gattin in Sarajevo erschossen wurde. Eine Metalltafel teilt diesen Umstand mit, um sodann mit Details das Auto betreffend fortzufahren: Fabrikat, technische Daten etc.
Dann: Der Uniform-Rock des Thronfolgers mit Loch und sehr, sehr alten Blutflecken. Warum stellt ein Heeresgeschichtliches Museum so etwas aus?
Dann: Geschütze des Ersten Weltkriegs, Test-Metallplatten mit Einschüssen. Oder: Metallunterstände, in die Geschosse eingedrungen sind, gleich einem heißen Messer in eine Butterhalbkugel. Es ist nicht zu glauben, wie weich so ein harter Stoff werden kann, wenn sich ein großes Kaliber in ihn bohrt.
Oder: Ein Notköfferchen, nein, ein Mini-Pack des Militärgeistlichen. Kruzifix, Oblatendose, Weinbehälter, Wasserbehälter, Segnungströdel - lustig. Oder: Kriegsmüll. Granatenreste, verrostete Löffel etc. - einiges auch noch als »Leihgaben« eines Museums in (?) bezeichnet. Wir überlegen uns die Folgen, falls das Museum seine Leihgaben zurückwill: Das ist nicht Ihr geliehener verrosteter Löffel, das war immer unser verrosteter Löffelbesitz - etc.
Nicht zu vergessen: Payers Polar-Expedition und die Bilder, die der Entdecker des Franz-Josef-Landes anschließend malte, darunter: »Nie zurück!«
(1996)
Er hielt sich für so gering, daß er tiefe Zweifel in Bezug auf die Möglichkeit hegte, in irgendeinem Opernhaus der Welt könne die angekündigte Oper auch dann stattfinden, wenn ausgerechnet er eine Karte erstanden hatte. War er denn so wichtig, daß ein Riesenorganismus wie die Wiener Oper seinetwegen am 5. 12. 2001 präzis 19 Uhr den »Othello« von Verdi würde über die Bühne gehen lassen?
Natürlich nicht, weshalb er es auch vermied, die Probe auf dieses Exempel zu machen, indem er es ganz einfach unterließ, eine Opernkarte zu kaufen.
Kino-Karten: ja. So ein Kino war ja ganz woanders angesiedelt, tiefer, viel tiefer. Und auf dem Niveau konnte er mitreden.
Wien - Linz: Da er Vierkanthöfe lediglich vom Zug aus gesehen hatte, war er dem uneingestandenen Irrtum erlegen, alle...
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