Schweitzer Fachinformationen
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Die zahnärztliche Prothetik hat sich vom zunächst technisch orientierten Gebiet der Zahnersatzkunde zu einem alles umfassenden Fach der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit ausgeprägter Anbindung an die Medizin entwickelt. Dabei steht die Strukturerhaltung des gesamten stomatognathen Systems im Mittelpunkt der Therapie. Eine oralprothetische Rehabilitation des Kauorgans hat die Aufgabe, alle durch eine Gebissinvalidität bedingten Dysfunktionen auszuschalten und einer weiteren Destruktion des stomatognathen Systems vorzubeugen. Dies bedeutet, dass bei allen prothetischen Therapiemaßnahmen vor allem der prophylaktische Faktor in der sekundären und tertiären Prävention an erster Stelle steht. Während früher bei der Rekonstruktion des Einzelzahnes die Überkronung das Therapiemittel war, erlauben heute minimal invasive Präparationsverfahren in Verbindung mit der Entwicklung neuer zahnärztlicher Werkstoffe bei maximaler Schonung der Zahnsubstanz die dauerhafte Teilrekonstruktion, sodass in vielen Fällen auf eine alles überkappende Überkronung des Zahnes verzichtet werden kann. Der prophylaktische Gedanke dieser minimal invasiven Therapieverfahren findet seine Fortsetzung in der Brückenprothetik. Nachdem wegen des Erfolgs in der Kariesund Parodontalprophylaxe immer häufiger nahezu kariesfreie Zähne als Brückenpfeiler zur Verfügung stehen, kann mit adhäsiv befestigten Klebebrücken in größerem Umfang auf ein Beschleifen des Zahnes verzichtet werden. Wie klinische Studien zeigen, ist diese Versorgungsform nicht nur im Frontzahngebiet, sondern auch im Seitenzahngebiet denkbar. Die Entwicklung hochfester Keramiken lassen in Zukunft auch den Einsatz vollkeramischer Klebebrücken im Frontzahn- und Seitenzahngebiet als dauerhaftes Therapiemittel möglich erscheinen. Bei einer verkürzten Zahnreihe mit Prämolarenokklusion kann immer dann auf eine prothetische Versorgung verzichtet werden, wenn keine Anzeichen für Funktionsstörungen vorliegen. Trotz aller prophylaktischer Bemühungen wird nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung die Versorgung des un- und teilbezahnten Kiefers mit herausnehmbarem Zahnersatz immer noch ein wichtiger Bestandteil der zahnärztlichen Prothetik bleiben. Um die verbleibenden Zähne und die übrigen oralen Strukturen langfristig zu erhalten, steht die Reduktion der schädlichen Eigendynamik des herausnehmbaren Zahnersatzes an erster Stelle. Dem Erhalt strategisch wichtiger Pfeiler und der Insertion strategischer Implantate kommt dabei ebenso eine besondere Bedeutung zu wie der parodontalhygienischen Gestaltung der Suprastruktur. Zähne und Implantate, die eine flächige Abstützung ermöglichen und zur Rotationssicherung sowie zur Vermeidung von Kippbewegungen herangezogen werden können, sind in dieser Hinsicht an erster Stelle zu nennen. Implantate haben das prothetische Therapiespektrum ganz entscheidend erweitert. Da hierbei nicht nur die Zahnkrone, sondern auch die Zahnwurzel ersetzt wird, ist dies der eigentlich echte Zahnersatz, der dem natürlichen Vorbild am nächsten kommt. In allen Teilgebieten der Prothetik können Implantate die Therapie nicht nur vereinfachen, sondern auch die klassischen, letztendlich immer mit gewissen schädlichen Nebenwirkungen verbundenen Versorgungsformen ablösen oder spezifische Probleme zielgerichtet lösen. So kann durch das Setzen eines Einzelzahnimplantats immer häufiger auf eine alternative Brückenversorgung verzichtet werden. Durch die Implantation strategisch wichtiger Pfeiler wird in vielen Fällen herausnehmbarer Zahnersatz entweder ganz vermieden oder so gestaltet, dass die schädliche Eigenbewegung des Zahnersatzes weitestgehend reduziert ist. Dies gilt natürlich besonders für den unbezahnten Kiefer mit ungünstigen Lagerverhältnissen: hier kann das gezielte Setzen einer oder weniger Implantate den Halt der Prothese entscheidend verbessern und das zahnlose Prothesenlager wie auch die übrigen oralen Strukturen in ihrer Funktionsfähigkeit über einen längeren Zeitraum sicher erhalten werden. Ohne die Fortschritte der zahnärztlichen Werkstoffkunde wären die bisher skizzierten Erfolge einer modernen zahnärztlichen Prothetik undenkbar. Ganz im Sinne einer prophylaxeorientierten und an der Gesamtheit des Patienten ausgerichteten zahnärztlichen Prothetik stand die Entwicklung biokompatibler Materialien mit optimierten physikalischen und chemischen Eigenschaften im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Forschung. Biokompatible Legierungssysteme, moderne Verfahrenstechniken wie Galvano- und Sintertechniken sowie das CAD/- CAM-Verfahren und die Entwicklung hochfester Dentalkeramiken reduzieren nicht nur das Risiko, das durch die Behandlung mit Zahnersatz entsteht, sondern werden den gestiegenen ästhetischen Ansprüchen unserer Patienten ebenso gerecht. Moderne Prothetik erlaubt heute brillante Ästhetik im Einklang mit biologischen Anforderungen ohne Abstriche in der Funktion des Zahnersatzes. Besonders die erhöhte mechanische Belastbarkeit und die Kenntnis geometrischer Vorbedingungen ermöglichen eine grazile Gestaltung der Gerüstkonstruktionen. Dies macht sich bei Kronen- und Brückengerüsten (Schonung der Zahnsubstanz durch geringeres Beschleifen, Parodontalprophylaxe durchminimierte Wechselwirkung) ebenso positiv bemerkbar wie bei der grazilen Gestaltung der herausnehmbaren Suprastruktur bei erhöhter Eigenstabilität in Verbindung mit einer parodontalhygienischen Gestaltung und Reduktion der schleimhautbedeckenden Gerüstanteile. Obwohl präventive Strategien bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutlich nachweisbare Effekte zeigen, wird der Bedarf an Zahnersatz im nächsten Jahrzehnt weiter ansteigen. Notwendige umfangreichere Versorgungen verlagern sich langsam in höhere Lebensalter, sodass die Verflechtung der zahnärztlichen Prothetik mit der Allgemeinmedizin und der Geriatrie immer deutlicher wird. Der prothetisch tätige Zahnarzt ist gefordert, bei seinen Behandlungsmaßnahmen nicht nur die damit verbundene zunehmende Multimorbidität zu berücksichtigen, sondern auch den gerostomatologischen Bedürfnissen der älteren Patienten gerecht zu werden.Während im mittleren Lebensalter der Umgang mit technisch aufwendigem Zahnersatz und dessen Adaptation ohne weiteres möglich ist, ist der ältere Patient damit möglicherweise ebenso überfordert wie mit dem daraus resultierenden erhöhten Mundhygieneaufwand. Neben den prophylaktischen und biologischen Aspekten rücken so die geriatrischen Gesichtspunkte bei der prothetischen Therapie immer mehr in den Vordergrund. Bei der Funktionsdiagnostik und -therapie wird der allgemeinmedizinische Aspekt der zahnärztlichen Prothetik besonders deutlich. Mithilfe der funktionsdiagnostischen und -therapeutischen Verfahren gelingt es bei prothetischen Restaurationen im Sinne der tertiären Dysfunktionsprophylaxe, das Behandlungsergebnis zu sichern. Die Ätiologie funktioneller Kiefergelenkerkrankungen ist multikausal und betrifft nicht nur zahnmedizinische, sondern auch allgemeinmedizinische Aspekte. Es besteht heute kaum Zweifel darüber, dass Okklusion, Muskulatur und psychische Faktoren bei Funktionsstörungen des Kauorgans eine wichtige Rolle spielen. Neben speziellen Kenntnissen auf dem Gebiet der Anatomie und Physiologie des stomatognathen Systems werden bei der Behandlung funktioneller Störungen Kenntnisse über Schmerzphysiologie und die Mitwirkung psychischer Faktoren vorausgesetzt. Gerade psychotisch bedingte Funktionsstörungen verursachen bei der Behandlung die größten Probleme, da der Übergang von einer zahnärztlich zu behandelnden Erkrankung zu den Leiden, die jenseits zahnmedizinischer Möglichkeiten und Kenntnisse liegen, fließend ist. Das Erkennen einer psychisch bedingten Funktionsstörung wie auch das Vorliegen einer psychogenen Prothesenunverträglichkeit setzt ein allgemeinmedizinisches Verständnis voraus, damit durch eine frühzeitige Einbeziehung psychiatrischer Diagnostik und Therapie zahnärztlichen Misserfolgen vorgebeugt wird. In diesem Zusammenhang dürfen orofaziale Manifestationen von allgemeinen Erkrankungen und Verhalten nicht unerwähnt bleiben. In der zahnärztlichen Literatur werden die Zusammenhänge zwischen Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen, Rauchen, Alkoholabusus, Gesundheitsverhalten etc. intensiv wissenschaftlich diskutiert. Prothetische Versorgungsmaßnahmen müssen sich in das allgemeine Konzept einer präventionsorientierten Medizin eingliedern, da das orofaziale System Teil eines Gesamtorganismus mit vielfältigen Interaktionen ist. Auch wenn durch verbesserte Operationstechniken und Fortschritte der Kieferorthopädie der Bedarf an Defektprothetik und Epithetik zukünftig geringer sein wird, so wird dieses Versorgungsgebiet nach wie vor von Bedeutung sein und vom Zahnarzt ein hohes Maß an prothetischem Verständnis, allgemeinmedizinischem Wissen und Spezialkenntnissen auf dem Gebiet der an der Behandlung beteiligten zahnmedizinischen und medizinischen Fächern erfordern. Auch hier ermöglichen neue Methoden und der Einsatz spezieller Implantate Versorgungen, die den Umständen entsprechend funktionstüchtig und ästhetisch ansprechend sind, um ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich die frühere Zahnersatzkunde im Sinne einer Reparaturmedizin zu einem prophylaxeorientierten, an der Gesamtheit des Patienten ausgerichteten Hauptdisziplin der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit Betonung der interdisziplinären zahnärztlichen und ärztlichen Aspekte entwickelt hat. Das vorliegende Werk, in dem kompetente Vertreter unseres Faches diese, im Bewusstsein der Zahnärzte und auch der Bevölkerung noch zu wenig verankerten wichtigen Aspekte einer zeitgemäßen zahnärztlichen Prothetik ausgearbeitet haben, soll dem...
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