Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Der Prozess des Wirtschaftens in Organisationen ist geprägt von dem Wunsch nach einer rationalen Durchdringung des Systems und seiner Umwelt zum Zwecke der Bedürfnisbefriedigung (vgl. Grochla 1983, S. 13). Geeignete wissenschaftliche Methoden ermöglichen die Gewinnung des erforderlichen Wissens und stellen somit die "Wege der Erkenntnis" dar (vgl. Kosiol 1976, S. 34). Die Organisationswissenschaft, als eigenständiges Theoriegebäude, befasst sich mit der Analyse, Beschreibung, Erklärung und Gestaltung von ökonomischen, technischen und sozialen Systemen (vgl. Becker 2013, S. 97).
Der Organisationsbegriff ist zu einer umgangssprachlichen Normalität geworden, dessen Bedeutung und Hintergründe kaum mehr reflektiert werden (vgl. Schreyögg 2003, S. 4). Kaum ein anderer Ausdruck weist auch in der Wissenschaft eine höhere Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten auf (vgl. Bardmann 2019, S. 402; Frese et al. 2019, S. 18; Scherm/Pietsch 2007, S. 3; Schulte-Zurhausen 2010, S. 1; Vahs 2019, S. 10). Jedes ergebnisorientierte Zusammenwirken von Teilen eines Ganzen bedingt einer gewissen Ordnung (vgl. Vahs 2019, S. 10). Ohne das gezielte Zusammenspiel von Regeln und Strukturen ist ein Fortbestand des Ganzen nicht möglich und eine Lösung komplexer Sachverhalte nahezu ausgeschlossen (vgl. Turnheim 1993, S. 22). Die zentrale Gesamtaufgabe eines Unternehmens muss mittels einer organisatorischen Differenzierung in Teilaufgaben zerlegt werden, aus der verschiedene funktionale Verantwortungsfelder resultieren (vgl. Frese et al. 2019, S. 111; Jost 2000, S. 283ff.; Kosiol 1976, S. 31). Innerhalb und zwischen den organisatorischen Subsystemen sind wiederrum Regelungen zu etablieren, welche die Gesamtaufgabe des Unternehmens im Blick behalten und die Teilaufgaben kontinuierlich an festgelegten Zielsetzungen reflektieren (vgl. Kirsch 1974, S. 74f.; Schifferer/Reitzenstein 2018, S. 2). In diesem Zusammenhang wird von der Tätigkeit des Organisierens gesprochen (vgl. Kosiol 1976, S. 15; Vahs 2019, S. 11; Weber 1999, S. 461). Organisation kann aber auch als das Ergebnis des Organisierens verstanden werden, wonach der Aufbau des Unternehmens im Hinblick auf Anordnungen und Regelungen betrachtet wird und nicht die Abfolge betrieblicher Prozesse (vgl. Kolb 1976, S. 4; Kosiol 1976, S. 15; Krüger 2011, S. 178; Riedel/Theuner 1995, S. 1). Die Abgrenzung der Begriffe Organisieren und Organisation erfasst aber noch nicht alle Bedeutungsinhalte des Organisationsbegriffs. Der nachfolgende Auszug von namhaften Vertretern der Organisationslehre soll die Definitionsvielfalt verdeutlichen.
Tabelle 1: Übersicht Organisationsdefinitionen
(Quelle: eigene Abbildung)
Insgesamt lässt sich feststellen, dass eine präzise Begriffsdefinition nicht vorhanden ist. Für einen methodischen Zugang an komplexe Sachverhalte und Problemstellungen ist eine selektive, inhaltliche Betrachtungsperspektive notwendig (vgl. Frese et al. 2019, S. 18; Schreyögg 2003, S. 4f.). Eine Organisation wird in dieser wissenschaftlichen Untersuchung als ein Unternehmen oder ein Teil davon betrachtet, wonach sich in Abb. 1 grundsätzlich drei Entwicklungen unterscheiden lassen.
Abbildung 1: Kategorisierung der Organisationsbegriffe
(Quelle: Schulte-Zurhausen 2010, S. 1)
Die unterschiedlichen Sichtweisen werden im Folgenden weiter detailliert und voneinander abgegrenzt.
Das erste, institutionale Verständnis ist besonders durch die Organisationssoziologie und -psychologie geprägt. Diesbezüglich ist unter Organisation ein zielgerichtetes, offenes und soziales System zu verstehen, in dem Menschen mit eigenen Wertevorstellungen nach formellen Regeln und Abläufen arbeiten (vgl. Kräkel 2007, S. 76f.; Mag 1971, S. 18; Schirmer 1993, S. 83; Vahs 2019, S. 18). Das Verständnis der sozialen Organisation unterscheidet sich dabei von dem formalen Organisationsbegriff Luhmanns (vgl. Luhmann 1964, S. 27). Danach handelt es sich bei der formalen Organisation um ein geschlossenes System, das v. a. durch Strukturanwendung geprägt wird. Nach diesem institutionalen Sinn unterscheiden sich Organisationen von anderen Institutionen darin, dass sie bewusst von Menschen geschaffen werden und nicht zufällig entstehen (vgl. Laux/Liermann 2005, S. 2; Nicolai 2018b, S. 3). Es zeichnen sich dabei drei wesentliche Charakteristika von Organisationen ab (vgl. Hansmann 2006, S. 191; Kieser/Walgenbach 2010, S. 6; March/Simon 1993, S. 21f.; Mayntz 1963, S. 36; Schreyögg 2003, S. 9f.; Schulte-Zurhausen 2010, S. 1f.):
· Spezifische Zielorientierung: Jede Organisation sieht einem bestimmten langfristigen Zweck und mehreren Zielen (z. B. Liquidität, Rentabilität, etc.) entgegen. Die übergeordneten Ziele müssen sich nicht mit denen der Organisationsteilnehmer überschneiden, werden zumeist aus Gründen des Utilitarismus aber dennoch von diesen unterstützt.
· Systematische Arbeitsteilung: Organisationen umfassen mehrere Menschen, deren Tätigkeiten nach einem rationalen Muster koordiniert werden müssen. Damit entsteht eine Organisationsstruktur, die das Verhalten jedes Teilnehmers für alle anderen vorhersehbar und kalkulierbar macht. Der daraus entstehende Leistungsvorteil des Kollektivs erklärt den Mehrwert gegenüber einer Individualhandlung.
· Beständige Grenzen: Die beabsichtigte Grenze zwischen Organisation und Umwelt ermöglicht eine Festlegung darauf, welche Personen Teil der Organisation sind. Erst durch die gezielte Abgrenzung zur Außenwelt kann eine Organisation bestehen und eine Identität entwickeln. Trotz der Grenzen bleibt die Organisation aber offen, d. h. die Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und weiteren externen Geschäftspartnern werden ausgebaut.
Der institutionale Organisationsbegriff schenkt nicht nur der formalen Ordnung Beachtung, sondern beleuchtet Organisationen aus einer globalen Perspektive. Im Gegensatz zu der konfigurativen oder funktionalen Sichtweise, schließt die institutionale Organisation damit die Prozess- und Systemebene mit ein (vgl. Schifferer/Reitzenstein 2018, S. 1f.) Danach wird ein Unternehmen als Organisation gekennzeichnet, weil es eine Organisation ist (vgl. Kieser/Kubicek 1983, S. 1; in Bühner 2004, S. 4).
Die funktionale Betrachtung versteht Organisation als eine Funktion der Unternehmensführung. Die vor allem von Gutenberg vertretene Sichtweise bestimmt den dispositiven Faktor als Elementarfaktor eines Unternehmens, der sich aus Planung und Vollzug zusammensetzt (Schneider 2004, S. 134). Es wird zwischen der Planung als vorausblickenden Entwurf einer Ordnung und dem Vollzug als Realisierung dieser Ordnung in betriebliches Handeln unterschieden (vgl. Gutenberg 1983, S. 235). Das Ziel der Disposition als Managementfunktion ist die Schaffung effektiver und effizienter Organisationstrukturen (vgl. Schreyögg 2003, S. 5f.). Die Zielerreichung ist im Ansatz Gutenbergs durch ein System an generellen und fallweisen Regelungen sicherzustellen (vgl. Bühner 2004, S. 2; Träger 2018, S. 8). "Die Tendenz zur generellen Regelung nimmt mit abnehmender Variabilität betrieblicher Tatbestände zu" (Gutenberg 1983, S. 238). Im Allgemeinen wird dabei vom Substitutionsprinzip der Organisation gesprochen (vgl. Thommen et al. 2017, S. 38; Vahs/Brem 2015, S. 16).
Abbildung 2: Gutenbergs System der Produktionsfaktoren
(Quelle: Gutenberg 1976, S. 11ff; in Vahs 2019, S. 19f.)
In funktionaler Hinsicht ist der organisatorische Gestaltungsbereich also definiert als die Summe der zur Zielerreichung notwendigen Teilaufgaben (vgl. Bach et al. 2017, S. 65). Im Ergebnis der organisatorischen Gestaltung entsteht ein System von Regeln und Strukturen und damit eine Organisation im instrumentalen Sinn (vgl Thom/Wenger 2010, S. 46). Üblicherweise wird dabei sowohl die Summe der generellen als auch fallweisen Regelungen dem funktionalen Organisationbegriff zugerechnet (vgl. Schreyögg 2003, S. 7). Ein Unternehmen gilt in dieser Hinsicht als Organisation, wenn es organisiert wird.
Innerhalb der instrumentalen Organisationsbetrachung stellt der konfigurative Organisationsbegriff das ausgeprägteste Gegenmodell zur funktionalen Sichtweise Gutenbergs dar. Organisation ist danach eine Eigenschaft von Unternehmen in Form eines Regelwerks, das bewusst erschaffen, offiziell verkündet, allgemein gültig und langfristig ausgelegt ist zur Erfüllung der betrieblichen Ziele (vgl. Bartscher et al. 2015, S. 86; Bühner 2004, S. 2; Kräkel 2007, S. 77; Frese et al. 2019, S. 23; Thommen et al. 2017, S. 434). Der konfigurative Ansatz ist der allgemeinen, instrumentalen Organisationslehre sehr ähnlich, konzentriert sich aber vor allem auf den Vorgang des Ordnens bzw. Strukturierens. Der instrumentale Organisationsbegriff hingegen verkörpert die Struktur selbst als Teil des Unternehmens. Organisation ist als ein dauerhaftes Gerüst ("Konfiguration") zu verstehen, das allen...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Adobe-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Adobe-DRM wird hier ein „harter” Kopierschutz verwendet. Wenn die notwendigen Voraussetzungen nicht vorliegen, können Sie das E-Book leider nicht öffnen. Daher müssen Sie bereits vor dem Download Ihre Lese-Hardware vorbereiten.Bitte beachten Sie: Wir empfehlen Ihnen unbedingt nach Installation der Lese-Software diese mit Ihrer persönlichen Adobe-ID zu autorisieren!
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: PDFKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat PDF zeigt auf jeder Hardware eine Buchseite stets identisch an. Daher ist eine PDF auch für ein komplexes Layout geeignet, wie es bei Lehr- und Fachbüchern verwendet wird (Bilder, Tabellen, Spalten, Fußnoten). Bei kleinen Displays von E-Readern oder Smartphones sind PDF leider eher nervig, weil zu viel Scrollen notwendig ist. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.