Definition und Symptome
Diese scheinbar kleinen und unbedeutenden Punkte im Körper, die bei Berührungen und Druck wehtun und allgemein als Triggerpunkte bezeichnet werden, sind gar nicht so belanglos, wie sie zunächst anmuten. Viele Menschen wissen nicht einmal, dass es diese speziellen Stellen gibt, geschweige denn haben sie diese jemals am eigenen Körper lokalisieren können. Umso bedenklicher ist es, dass nur wenige davon wissen, wie wesentlich Triggerpunkte das Wohlergehen des Menschen beeinflussen und zudem als eine grundlegende Ursache für etliche leichte bis schwerwiegende Erkrankungen gelten. Statistiken bestätigen die erschreckende Erkenntnis: 75 % bis zu 95 % der Schmerzen in diversen Muskeln werden primär durch Triggerpunkte verursacht! Sollten Sie also selbst von schmerzenden Empfindungen in diversen Erscheinungsformen und Intensitäten gequält werden, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Sie mithilfe einer Behandlung Ihrer Triggerpunkte eine nicht ganz unbedeutende Linderung Ihrer Beschwerden erfahren werden.
Was sind Triggerpunkte
Die Bezeichnung "myofascial Trigger Point", was übersetzt "myofazialer Triggerpunkt" bedeutet, wurde durch die Amerikanerin Dr. Janet Travell 1942 in die medizinische Fachsprache eingeführt. Seltener wird hier auch von Myogelosen, Tender Point oder Hartspann gesprochen. Damit werden punktuelle Verspannungen und Verhärtungen im Gewebe des Organismus bezeichnet, die schmerzhafte Empfindungen nicht nur lokal an Ort und Stelle verursachen können, sondern auch an entfernteren Bereichen des Körpers. Sie hängen also oft auch mit Erkrankungen zusammen, die auf den ersten Blick nicht mit den Verspannungen in Verbindung stehen. Damit sind Triggerpunkte an einer großen Anzahl von Schmerzsyndromen beteiligt, wobei diese als Ursache leider häufig noch übersehen werden.
Das Verb "to trigger" kommt aus der englischen Sprache und bedeutet übersetzt "auslösen". Damit wird auf den Schmerz hingewiesen, der meist durch eine mechanische Stimulation, wie Berührungen, Bewegungen, Zug, eine Dehnung, Kontraktion oder eine andere Form von Druck, ausgelöst, also "getriggert", wird.
Steckbrief: Dr. Janet Graham Travell
Am 17. Dezember 1901 wurde Dr. Janet Graham Travell in New York, USA, als Tochter eines Arztes geboren. Ihr familiärer Hintergrund bewegte die Amerikanerin dazu, ebenfalls eine medizinische Karriere anzustreben, wobei sie sich insbesondere für Schmerzen im Körper interessierte. Bei ihren Forschungen widmete sich Dr. Janet Graham Travell in erster Linie den Schmerzen im Bereich der Muskeln und Faszien, wobei sie sich bemühte, eine Behandlung für diese zu entwickeln. Dabei experimentierte sie unter anderem erfolgreich mit dem sogenannten Dry Needling (trockenes Nadeln), speziellen Sprays und neuartigen Anästhesiemethoden (Anästhesie = Betäubung, Narkose), womit sie bedeutende Pionierarbeit im Bereich der Triggerpunkttherapie leistete. Die Amerikanerin war die erste, die die schmerzenden Punkte im Körper als "Triggerpunkte" identifizierte und somit den Begriff in der Medizin prägte. Ihre Erkenntnisse waren so tiefgreifend und ihre Behandlungen so erfolgreich, dass Dr. Janet Graham Travell als Leibärztin des damaligen Senators John F. Kennedy herangezogen wurde, der 1960 als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika im Dienst war und der an schweren Rückenschmerzen litt. Diese konnten mithilfe von diversen einfachen, aber höchst effektiven Empfehlungen der Ärztin so stark gelindert werden, dass John F. Kennedy, der zuvor an Krücken gebunden war, eine außerordentliche und weltverändernde Machtposition einnehmen konnte. Damit war sie zudem die erste Frau in der Stellung eines Leibarztes eines Präsidenten in Amerika. Nach John F. Kennedys Ermordung im November 1963 übernahm die Ärztin ebenso die Verantwortung für die Gesundheit des darauffolgenden Präsidenten Lyndon B. Johnson, bis sie sich schlussendlich 1965 aus dem Weißen Haus verabschiedete, um sich anderen Dingen zu widmen.
Ihre Erkenntnisse trug Dr. Janet Graham Travell als Dozentin, außerordentliche Professorin und Beraterin in diversen Universitäten und Krankenhäusern weiter. Zudem verfasste sie gemeinsam mit David G. Simons das berühmte Werk "Myofascial Pain and Dysfunktion: The Trigger Point Manual", das auch in Deutsch unter dem Titel "Handbuch der Muskeltriggerpunkte" veröffentlicht wurde und als das Standardwerk schlechthin gilt, auf dem die jahrzehntelangen Forschungen zu diesem Thema aufbauen.
Bis zu ihrem Tod in New York am 1. August 1997 blieb Dr. Janet Graham Travell ihren Aufgaben als Ärztin treu und brachte ihr Wissen mithilfe von geschriebenen Aufsätzen und Vorträgen unter die Menschen.
Die zentralen Eigenschaften der Triggerpunkte
Diese kleinen Stellen am Körper sind also Punkte, die sehr empfindlich auf Druck reagieren und darauf mit Schmerzen bis hin zu Einschränkungen der Beweglichkeit antworten. Diese entstehen durch die Verhärtung eines Bereiches in einem Muskel, aber auch in Sehnen, Bändern, in der Knochenhaut oder im Bindegewebe der Unterhaut können die Verspannungen zur Bildung von Triggerpunkten führen. Sie können in den meisten Fällen mit den Fingern ertastet werden, wobei sie oftmals als Knoten oder Knubbel beschrieben werden. Auch wenn sich Triggerpunkte durchaus auf verschiedene Weise manifestieren können, weisen sie dennoch alle die folgenden Eigenschaften auf:
- Der Betroffene nimmt meist einen sehr starken Schmerz an einem spezifischen Punkt wahr.
- Es kann ein Knubbel in der Größe eines Stecknadelkopfes bis hin zur Größe einer Erbse und größer ertastet werden.
- Der Triggerpunkt ist extrem druckempfindlich und befindet sich eingebettet in Muskelsträngen.
- Meist ist die Temperatur der Haut am Triggerpunkt im Gegensatz zu anderen Bereichen erhöht, was auf die gesteigerte Aktivität des Gewebes zurückzuführen ist.
Triggerpunkte können übrigens im Gegensatz zu Akupunkturpunkten auch visuell sichtbar gemacht werden und sind demnach wissenschaftlich bestätigte Erscheinungen. Mit der Hilfe von einem Elektronenmikroskop werden die kleinen Verhärtungen in den Muskeln dargestellt. Neuere Methoden, um Triggerpunkte deutlich erkennbar zu machen, sind die sogenannte Magnetresonanztomographie (MRT) und die Elastographie (ein neueres bildgebendes Verfahren), bei denen die verschiedenen Grade der Elastizität des vorliegenden Gewebes angezeigt werden. Damit erscheinen auch Triggerpunkte als verhärtete Knotenpunkte in einer ansonsten bandartigen Struktur der Muskeln.
Triggerpunkte sind nicht einfach nur unangenehm, sondern stören auch die allgemeine Funktionsweise des Nervensystems. Sie steigern die Erregbarkeit des Organismus an der jeweiligen Stelle, wodurch sich bei den kleinsten Anzeichen der betroffene Muskel überdurchschnittlich stark anspannt. Gleichzeitig erfolgt die Entspannung langsamer und verzögerter, wodurch der Muskel deutlich schneller ermüdet. Dieser Umstand wird durch die ungewöhnlich hohe Aktivität der Nerven sowie den gesteigerten Energieverbrauch hervorgerufen. Das Gewebe arbeitet also bei Weitem nicht mehr so effizient, wie die Natur es vorgesehen hat, sondern es steht unter unnötig starker Belastung, die durch die erhöhte Empfindlichkeit ausgelöst wird. Damit beginnt ein Teufelskreis, der nur dann durchbrochen werden kann, wenn die Ursache der Triggerpunkte behoben wird.
Symptome und Beschwerden, die durch Triggerpunkte verursacht werden können
Da die Muskeln durch die Überempfindlichkeit ständig kontrahiert werden, können Triggerpunkte Nerven abdrücken sowie die Blutversorgung in den Gefäßen behindern. Das führt nicht nur zu körperlichen, sondern auch zu neurologischen (das Nervensystem betreffend) und vaskulären (die Blutgefäße betreffend) Beschwerden.
Schmerzen im gesamten Körper können durch Triggerpunkte ausgelöst werden. Empfindungen wie Kribbeln, Ziehen, Brennen, Schwellungen, Druck, Kraftlosigkeit, eine Überempfindlichkeit oder Taubheit werden häufig von Betroffenen beschrieben, bei denen Triggerpunkte als die primäre Ursache ihrer Beschwerden identifiziert wurden und auf Nerven und Blutgefäße drücken. Darüber hinaus können auch eine Einschränkung der Beweglichkeit in Muskeln und Gelenken, Muskelschwäche sowie -schwund, eine Verkürzung von Sehnen und Muskeln und Steifheit die Liste der Symptome von Triggerpunkten erweitern. Veränderungen der Körperhaltung, wie eine Krümmung im Rücken, ein nach vorne geneigter Kopf, ein Hohlkreuz, verdrehte Füße oder hängende Schultern, sind leider häufig auftretende Merkmale, die die entstandenen Dysbalancen, ein Ungleichgewicht, in den Muskeln anzeigen.
Wenn der Mensch seinen Körper nicht mehr wie gewohnt bewegen und dehnen kann, wird er unweigerlich im Laufe der Zeit immer steifer, was wiederum zu weiteren Triggerpunkten führen kann. Die Überreizung des Gewebes durch die punktuellen Verhärtungen verursachen häufig unkontrollierbares Muskelzucken und knackende Gelenke. In besonders schweren und fortgeschrittenen Fällen kann es sogar vorkommen, dass der Betroffene plötzlich seine Gliedmaßen nicht mehr anheben kann oder das Drehen des Kopfes nicht mehr möglich ist. Ein Muskel, der nicht seine volle Leistungsfähigkeit entfalten kann, verliert automatisch seine Kraft und Ausdauer. Aus diesem Grund gestaltet sich das Trainieren von diesem als äußerst schwierig, da der Muskel so lange nicht gestärkt werden kann, wie die Triggerpunkte dieses verhindern. Des Weiteren findet keine vollständige Entspannung und somit auch keine Regeneration des Gewebes statt, was notwendig für die Gesunderhaltung und Kräftigung des Organismus ist. Der Betroffene fühlt sich...