Schweitzer Fachinformationen
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Insekten gehören zu den arten- und formenreichsten Tiergruppen der Erde. Weltweit gibt es etwa eine Million Arten. Sie haben alle Lebensräume besiedelt.
Insekten besitzen weder einen Blutkreislauf noch ein Knochengerüst. Um ihren Körper zu stabilisieren, ist er von einer weichen, teils auch festen Chitinhülle, einem sogenannten Außen- oder Exoskelett, umgeben. Die Atmung erfolgt über Tracheen, die durch Poren in der Außenhülle mit der Umgebung verbunden sind. Die meisten Insekten sind flugfähig. Ursprünglich besaßen sie alle vier Flügel. Die heute lebenden Zweiflügler (Fliegen, Schnaken u. a.) haben nur ein Flügelpaar. Das zweite Paar ist zu Schwingkölbchen (1) reduziert, die vermutlich der Stabilisation beim Flug dienen. Bei einigen Gruppen (z. B. Käfern) hat sich das vordere Flügelpaar zu festen Flügeldecken entwickelt. Aktiv wird hier nur mit den hinteren, weichen Hautflügeln geflogen, während die ausgebreiteten Flügeldecken für Auftrieb sorgen.
(1) Schwingkölbchen am Beispiel der Kohlschnake
Der Insektenkörper besteht aus drei Hauptabschnitten, die sich bei allen Insektengruppen in Abwandlungen wiederholen: Cephalus (Kopf), Thorax (Vorderkörper) und Abdomen (Hinterleib). Am Kopf befinden sich wichtige Organe wie Fühler, Mundwerkzeuge und die für Insekten typischen Facettenaugen. An der Unterseite des Vorderkörpers entspringen drei Beinpaare. Jedes Bein ist in Schenkel, Schiene und Fuß unterteilt. Das Fußteil ist mehrfach gegliedert, wobei am Endglied gewöhnlich Krallen sitzen, mit denen sich das Tier fast überall festhalten kann. Der in Segmente unterteilte Hinterleib beherbergt am Ende den After, die Geschlechtsteile und manchmal einen wehrhaften Stachel oder einen Legebohrer.
Die Entwicklung vieler Insekten beginnt mit dem Ei (2). Aus diesem schlüpft die Larve, die je nach Gruppe auch Nymphe, Afterraupe oder Raupe genannt wird (3, 4). Bei einigen Insektengruppen, z. B. Wasserkäfern oder Libellen, leben die Larven im Wasser (5) und ernähren sich räuberisch. Nach mehreren Häutungen entsteht eine Puppe. In dieser vollzieht sich die Umwandlung (Metamorphose) zum fertigen Tier, dem Imago. Der gesamte Vorgang kann mehrere Jahre dauern oder, je nach Tiergruppe, nur wenige Wochen. Bei den Schmetterlingen werden drei Erscheinungsformen von Puppen unterschieden. Am häufigsten ruht die Puppe im Erdboden (6). Die Gürtelpuppe (7) ist mit einem gürtelartigen Seidenfaden an Pflanzenteilen befestigt und die Stürzpuppe (8) hängt mit dem noch nicht entwickelten Kopf nach unten an Teilen der Wirtspflanze.
(2) Eigelege der Grünen Stinkwanze
(3) Larven eines Schnellkäfers
(4) Raupe des Schwalbenschwanzes
(5) Larve des Gelbrandkäfers
(6) Erdpuppe des Mondvogels
(7) Gürtelpuppe des Großen Kohlweißlings
(8) Stürzpuppe des Tagpfauenauges
Zwischen Insekten herrscht ein ständiger Überlebenskampf. Fast jede Artengruppe wird von räuberischen Verwandten gefressen (9, 10) oder die Brut wird von spezialisierten Arten parasitiert (11). Für Spinnen, Vögel, Lurche oder Kleinsäuger bieten Insekten eine wichtige Nahrungsquelle, die inzwischen auch der Mensch für sich entdeckt hat. Ihre äußerst wichtige Funktion als Bestäuber von Blüten wird oft unterschätzt. Nicht nur die viel gelobte Honigbiene wäre hier zu nennen, sondern alle Insekten, die Blüten von Bäumen, Sträuchern oder Kräutern zu Nahrungszwecken besuchen (12, 13, 14). Einige Käferarten und Fliegen sind als Aasfresser bekannt und erfüllen damit eine wichtige Hygienefunktion. Man könnte noch viele Gründe nennen, die für eine Daseinsberechtigung der Insekten sprechen, auch wenn es einige Vertreter gibt, die uns durch Stiche lästig werden können. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Leben, wie wir es kennen, ohne Insekten nicht möglich wäre.
(9) Skorpionsfliege saugt Käfer aus .
(10) . und wird selbst zum Opfer einer Raubfliege
(11) Jungraupe, kontaminiert mit Kokons einer Brackwespe
(12) Widderchen und Furchenbiene an Teufelsabbiss
(13) Schmetterlinge am Oregano
(14) Verschiedene Fliegenarten auf Blüten der Engelwurz
(15) Warnschild Eichenprozessionsspinner
In den Beschreibungen stehen bei etlichen Arten hinter dem Namen Kürzel, die auf den Naturschutz hinweisen. »RL« steht allgemein dafür, dass die Art in mindestens einem deutschen Bundesland in der Roten Liste aufgeführt ist. Diese Listen informieren über die Gefährdungssituation der Tier- und Pflanzenarten. Auf die Nennung des Gefährdungsgrades wurde in diesem Buch verzichtet, da dieser je nach Bundesland variiert. Auch kann keine Garantie für Vollständigkeit gegeben werden, da sich die Verhältnisse jährlich ändern. »§« gibt einen Hinweis auf die Bundesartenschutzverordnung. In den Anlagen zu dieser Verordnung sind alle wild lebenden Tier- und Pflanzenarten gelistet, die in Deutschland unter gesetzlichem Schutz stehen.
Naturschutz ist wichtig und gut. Doch leider dauert es immer noch viel zu lange, bis entsprechende Gesetze erlassen und Maßnahmen durchgesetzt werden. Das beginnt beim Kleingärtner, der einen sterilen Garten mit kurz geschorenem Rasen will, und endet beim Bauern, der nicht auf den massiven Einsatz von Insektiziden verzichten möchte. Wenn es beispielsweise darum geht, den Eichenprozessionsspinner zu vernichten, werden sofort massive Gegenmaßnahmen eingeleitet (15). Zugegeben, eine Berührung mit den Haaren seiner Raupe ist sehr unangenehm und kann Allergien auslösen. Ob man aber deshalb die Eichen von Flugzeugen aus mit Insektiziden besprühen und damit auch alle anderen an Eichen gebundenen Insekten flächendeckend vernichten muss, erscheint fraglich.
Glücklicherweise sieht man in Brandenburg neuerdings Getreidefelder, die an den Rändern einen Streifen blühender Kräuter aufweisen. Das sind positive, doch leider noch seltene Beispiele für ein Umdenken. Überbevölkerung, Industrie und städtische Baumaßnahmen sind naturfeindlich. Doch was sollen wir machen. Wir sind einfach zu viele und können eine fortlaufende Zerstörung des natürlichen Gleichgewichts und die damit verbundene Verarmung der Artenvielfalt im Tier- und Pflanzenreich nur eindämmen, nicht aber verhindern.
Innerhalb der letzten zehn Jahre konnten wir sehen, dass die Zahl der Insekten deutlich abgenommen hat. Auffällige Tagfalter wie Kohlweißling, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, C-Falter und andere waren besonders in den letzten drei Jahren im Frühjahr kaum zu sehen. Der Insektenschwund betrifft aber auch weniger auffallende Gruppen wie Fliegen, Käfer, Wildbienen, Wespen und viele andere.
Segelfalter, eine in Deutschland geschützte Tagfalter-Art
Und damit sind wir beim Klimawandel, der sich bei Fauna und Flora bemerkbar macht. Die Durchschnittstemperatur des Jahres ist angestiegen. Nicht nur in Brandenburg macht sich das sowohl durch ein zu trockenes Frühjahr als auch durch fehlenden Schnee im Winter und sinkende Wasserstände bemerkbar. Im Rest des Jahres nehmen Unwetter- und Sturmtage zu. Als Mykologe merke ich, dass im Frühling gewisse Pilzarten seltener werden oder bereits verschwunden sind. Auch hat sich das Aufkommen von Großpilzen und damit die Pilzsaison für Sammler merklich in Richtung Oktober verschoben. Für Insekten gilt, dass ursprünglich beheimatete Arten allmählich durch wärmeliebende verdrängt oder gar ersetzt werden. An der Scheibe unseres Wohnzimmers flog vor Kurzem eine Orientalische Mauerwespe auf und nieder und in der Natur finden wir diverse Tag- und Nachtfalter, die vorher nur in Süddeutschland zu Hause waren. In Privatgärten wurde aktuell mehrmals der aus Süddeutschland bekannte, schöne Segelfalter gesichtet. Seit einigen Jahren häufen sich auch Funde der zu den Fangschrecken gehörenden Gottesanbeterin. Selbst im innerstädtischen Bereich der Hauptstadt Berlin hat sich die Art dauerhaft angesiedelt. Sie ist in Deutschland etwas kleiner als die Tiere, die wir aus dem mediterranen Raum kennen.
Die Anzeichen für den Klimawandel sind eindeutig und sollten uns zu denken geben.
Schachbrett
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