Schweitzer Fachinformationen
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"Papa, das war einfach grandios", schwärmte Lena überschwänglich und strahlte. "Ich war die Chefin der Presseabteilung, nachdem die anderen mich dazu einstimmig gewählt hatten, und alle mussten nach meiner Pfeife tanzen. Wie wunderbar. Schade, dass das schon am Nachmittag vorüber war ."
Alexander grinste in sich hinein. Papa also und nicht Dad. Schon mal sehr schön, die gute alte Formulierung. Und dann hatte sein Kind sich bei einer Schulaktion pudelwohl gefühlt. Da wollte er wohl mehr wissen, schaute außerordentlich freundlich drein und ließ sie fortfahren.
". So könnte ich mir mein Berufsleben gut vorstellen! Muss ein toller Job sein. Wir haben Pressemitteilungen über das Unternehmen und unser neues Produkt erstellt, das extra auf Wunsch eines Kunden angefertigt wurde. Ein Imagevideo haben wir gemacht, ganz viele Fotos geschossen. Und ich habe sogar den Bürgermeister interviewt! Der war ganz locker im Gespräch, richtig nett."
"Was du nicht sagst?", fuhr Alex jetzt doch dazwischen. "Den Bürgermeister, wirklich?!"
"Tatsache, Paps. Ich flunkere nicht die Spur!"
Treuherzig sah ihm seine Große in die Augen.
"Also, Lenchen, dann erzähle doch am besten von vorn. Ich glaube, ich habe gerade Orientierungsschwierigkeiten", setzte der Vater an.
"Tja, wo soll ich denn da beginnen?"
Lena zog die Stirn kraus. Erwachsene, schrecklich - ob die alle Alzheimer hatten, so wie der Opa inzwischen offensichtlich auch, dachte sie, verkniff sich aber eine despektierliche Bemerkung.
"Wir waren doch neulich gefragt worden, ob wir bei so einer Ganztagsaktion in Minden mitmachen wollten. Ich hatte davon erzählt, und du hast sogar begeistert getan! Das weiß ich noch ganz genau."
Alexander suchte in seinen Erinnerungsschubladen. Dann fiel es ihm schlagartig ein.
"Stimmt. Und der besagte Termin war ja gestern. Da hättest du doch aber ."
". dir gestern schon was berichten können?! Wann denn? Du bist doch erst irgendwann in der Nacht von deinem Einsatz zurückgekommen. Wenn ich das korrekt auf dem Schirm habe, habe ich da längst geschlafen. Und heute früh war alles viel zu hektisch, wie immer. Aber jetzt muss ich dir das erzählen, wo gerade keiner von den anderen stört. Wenn die so was für Tina anbieten, dann musst du sie unbedingt hinschicken."
"Hm."
Alexander schaute eher fragend.
Er hatte sich ausnahmsweise früher vom Dienst verabschiedet, weil gerade nichts brannte. Aber eigentlich wollte er sich um die Unterlagen für seine nächste Steuererklärung kümmern, zumindest schon einmal um die groben Vorarbeiten. Im Schuhkarton konnte er die Papiere ja nicht weiterreichen, das entsprach nicht der akribischen Art, die man von ihm gewöhnt war .
Und jetzt saß er hier mit seiner Großen am Küchentisch. Sie mit einem heißen Kakao, er mit einem vollen Pott Kaffee. Was soll's, dachte Alex, die Steuer rennt mir nicht weg, aber ein Gespräch mit meinem Kind sollte schon hin und wieder drin sein. Er lächelte ziemlich breit.
"Nun gut", fuhr Lena fort. "Eine ganze Woche lang haben die Organisatoren dieser MILEFA-Aktion im Bildungszentrum am Königswall eine fiktive Firma auf die Beine gestellt."
"Und MILEFA heißt was?", wollte Alex wissen.
"Na, Mindener Lernfirma, ganz klar, aber das wäre ja in der Langform zu spröde. Wir waren also am gestrigen Donnerstag dran, und insgesamt haben wohl 600 Schüler in dieser Woche teilgenommen. Vorab konnten wir uns aussuchen, in welchem Bereich wir eingesetzt werden wollen."
"Ich tippe mal auf Geschäftsführung!"
"Woher weißt du das, Dad?"
Lena riss die Augen auf.
"Muss wohl mit meiner beruflich bedingten Kombinationsfähigkeit zusammenhängen", gab Alex treuherzig zu.
"Aber ich war natürlich nicht die Einzige, die das als Favoriten angekreuzt hatte. Konnten ja nicht alle obersten Chef spielen. Dafür muss man auch die entsprechende Gabe haben, so viel steht fest. Fürs Chefdasein muss man schon geboren sein. Presseabteilung war mein zweites Kreuzchen, und da bin ich immerhin die Bossin von meinem Team geworden."
"Und wie lief das dann ab?"
"Zunächst mit der Wahl zum Abteilungsleiter, also meine Wahl", strahlte Lena. "Einstimmig übrigens! Und dann gab es allgemeine Erklärungen, was so eine Presse- und Marketingabteilung alles macht. Von einem Volontär der Tageszeitung, der für zwei Stunden mal vorbeischaute. Der hat auch was zu seiner Arbeit als Redakteur erzählt. Echt spannend. Könnte mir beides gefallen - PR-Abteilung und Zeitung. Dann wurde es praktisch. Ich habe meine Leute in die einzelnen Abteilungen rausgeschickt, und die haben dann besprochen, wer was recherchiert. Wir brauchten ja hieb- und stichfeste Infos für unsere Texte. Zwei haben sich von der IT-Abteilung eine Kamera besorgt und dann gefilmt. Am Ende des Tages stand eine Präsentation für alle Teilnehmer, wo jeder Bereich vorgestellt hat, was er so getan hat. Wirklich faszinierend, wie so ein Unternehmen läuft. War ja eher Spaß, wirkte aber richtig echt. Bei einem Zukunftstag oder so bekommt man das alles gar nicht mit ."
Lena hatte ohne Punkt und Komma hintereinander weg geredet. Das musste echte Begeisterung sein, sie strahlte sie definitiv aus. Alex nickte anerkennend.
"Das glaube ich dir, Liebes. Gab es denn bei euch auch eine Kantine?"
"Klaro. Ist genauso wichtig wie alle anderen Abteilungen. Von meiner Klasse waren Jonas und Anastasia dabei. Wusste gar nicht, dass die so was können. Die belegten Brötchen sahen super lecker aus, richtig schön dekoriert mit Gürkchen und Minitomaten. Und geschmeckt hat es außerdem. Wobei man da auch richtig kalkulieren muss, damit es sich rechnet, wie Jonas erzählt hat. Das wäre dann schon wieder nicht so sehr mein Ding ."
Es schloss an der Tür, und Tina betrat das Haus, winkte noch dem davonfahrenden Auto hinterher, knallte die Tür zu, seufzte auf und warf ihre Schultasche in eine Ecke.
"Mann, bin ich fertig", erklang es aus dem Flur.
Tina lief in die Küche und setzte sich an den Tisch zu Alex und Lena.
"Während ich mich abrackere, lasst ihr es euch hier gut gehen. Kakao und Kaffee. Nicht schlecht. Da mache ich mir mal auch eine Tasse."
Tina erhob sich wieder, mit einem betonten Ächzen, befüllte den Wasserkocher, stellte ihn an und ging zum Küchenschrank.
"Ein paar Kekse gefällig?"
"Ich muss auf meine Figur achten", warf Lena ein. "Was du eigentlich auch tun solltest."
"Blödsinn. Ich habe gerade mein Idealgewicht! Weniger wäre einfach nur schädlich, dann pikst man sich ja an den hervorstehenden Knochen. Außerdem ist das Nervennahrung, die braucht der Mensch gelegentlich", entgegnete Tina stoisch und schob sich schon einen ersten Schokokeks betont langsam in den Mund.
"Ach, ich würde doch ganz gern ein paar nehmen. Die Sorte ist echt lecker", lenkte Alex ein, um keinen Streit unter den Schwestern aufkeimen zu lassen. "Heike muss ja auch bald nach Hause kommen."
Tina goss das heiße Wasser in ihre Lieblingstasse mit der pinkfarbenen Fee, die sie zuvor mit dem Kakaopulver befüllt hatte. Dann rührte sie noch an der Spüle stehend um und strahlte dabei.
"Wie schön, dass wir wieder eine richtige Familie sind. Ich denke immer noch an unsere tolle Feier zurück. So was sollte man öfter im Leben tun. Ein Mal zu Beginn, wenn man noch nicht so steinalt ist. Dann, wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und später, ehe man sich zur Ruhe setzt."
"Aller guten Dinge sind drei", antwortete Lena gelassen und nickte. Alle tranken etwas und griffen zu dem Gebäck, selbst die Große.
"Da hat doch heute Anastasia in der Pause von einer Hochzeitsfeier in ihrer Familie berichtet. Die waren fast 400 Gäste! Irre. Allein die vielen Geschenke, mit denen man da rechnen kann", kalkulierte Lena weiter.
"Kein Wunder, das sind doch Russlanddeutsche, die haben eben größere Familien als wir. Außerdem musst du als Gastgeber so eine Feierlichkeit finanzieren! Aber unsere 80 Leute bei der Party waren doch auch toll", sagte Tina zufrieden. "Und wie perfekt wir das alles gemeinsam organisiert haben."
"Traumhaft, ihr beiden, mein kleines Dream-Team, wenn ich mal was dazu sagen darf", meinte Alex. "Und was die vorgeschlagenen drei Hochzeiten im Leben angeht, so sollte man auch nicht übertreiben. Eigentlich reichen eine tolle Feier und der wahre Bund fürs Leben aus."
"Hat ja bei dir schon mal nicht geklappt", warf Tina trocken ein, pustete gedankenverloren auf ihr Getränk und nahm einen weiteren Schluck.
Alex spürte ein Würgen im Hals. Wie sollte er darauf diplomatisch antworten?
"Für Mamas Tod konnte Dad ja nun wahrhaftig nichts", nahm ihm seine Große eine Antwort ab. Sie blickte vorwurfsvoll auf ihre Schwester. "Die zweite Hochzeit jetzt war doch eher eine praktische Angelegenheit, weil ein Mann auf Dauer nicht allein bleiben kann, vor allem nicht, wenn er Kinder am Hals hat. Und steuerlich hat das bestimmt auch Vorteile, habe ich gehört."
Jetzt hätte Alex fast gelacht.
"Seid ihr denn mit der zweiten Lösung namens Heike zufrieden?"
"Was für eine Frage, Papa", sagte nun Tina und stützte einen Arm auf ihrem Oberschenkel ab, exakt zwischen zwei wie zufällig eingefügten Querschlitzen ihrer Hose. Alexanders Blicke waren gefolgt, und seine Gedanken tourten kurz durch die Welt der Mode. Kaputte Jeans, damit hätte er mal in dem Alter...
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