Kinderwunsch: Ein Herzensthema
Das Kinderkriegen scheint auf den ersten Blick spielend einfach und das natürlichste auf der Welt zu sein - so ist zumindest die allgemeine Annahme. Eine aktuelle Statista-Umfrage zeigt, dass rund 40 Millionen Menschen in Deutschland den Wunsch nach einem Kind hegen. Doch leider bleibt dieser Wunsch oftmals für viele Paare unerfüllt. Besonders bedenklich ist die Situation unter jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 24 Jahren, von denen 25 Prozent kinderlos sind, obwohl der Wunsch nach einem Kind präsent ist. Mit zunehmendem Alter verschärft sich das Problem: Aktuell ist jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. Ein Zufall? Oder wird das Kinderkriegen in der Tat zunehmend schwieriger?
Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig und komplex, da sowohl medizinische, psychologische, soziale als auch weitere umweltbedingte Faktoren wie der individuelle Lebensstil eine Rolle spielen. Etwa 30 bis 40 Prozent aller Unfruchtbarkeitsfälle gehen auf weibliche Ursachen zurück, während ein ähnlich großer Anteil auf männliche Ursachen zurückzuführen ist. Somit betrifft die Problematik sowohl Männer als auch Frauen - die verbleibenden 30 % der Gründe werden aktuell noch erforscht. Fest steht jedoch, dass sich die medizinischen Ursachen bei Frauen häufig auf hormonelle Störungen wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Endometriose oder Probleme mit den Eileitern zurückführen lassen, bei Männern hingegen eine verminderte Spermienqualität, -anzahl oder -beweglichkeit im Vordergrund steht. Laut dem Deutschen IVF-Register (D·I·R) nahmen im Jahr 2022 rund 107.000 Paare alleine in Deutschland reproduktionsmedizinische Maßnahmen in Anspruch, darunter etwa 40.000 In-vitro-Fertilisationen (IVF) und intrazytoplasmatische Spermieninjektionen (ICSI), mit einer durchschnittlichen Geburtenrate von etwa 30 Prozent pro Embryotransfer. Fruchtbarkeitshilfen jener Art sind folglich "im Trend" und werden, so kann angenommen werden, in den nächsten Jahren weiter zunehmen.
In vielen Fällen liegen die Gründe für den ausbleibenden Kinderwunsch - und genau hier liegt der Fokus des folgenden Ratgebers - im individuellen Lebensstil begründet. Forscher zeigen, dass das Problem der zunehmenden Unfruchtbarkeit nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein globales Phänomen darstellt. Laut BMC Public Health sind Fruchtbarkeitsprobleme in den vergangenen drei Jahrzehnten stark angestiegen, parallel zu globalen Trends wie dem Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel und ungesunder Lebensgewohnheiten, einschließlich chronischem Stress. Diese Faktoren, so schlussfolgerten die Experten, üben einen erheblichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit beider Geschlechter aus. Die gute Nachricht lautet hier jedoch, dass Sie aktiv eingreifen können, denn zu den "Lifestylefaktoren", die Sie beeinflussen können, gehören neben ungesunder Ernährung und Übergewicht, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Stress. Eine Studie der Harvard School of Public Health (2018) zeigte dazu auf, dass Frauen, die einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung führen, ihre Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft signifikant steigern können. Und auch die Spermienqualität konnte sich nachweislich durch einen gesunden Lebensstil verbessern!
Nicht nur der Wunsch, Kinder zu bekommen, sondern ganz grundsätzliche Fragen rund um das Thema Familienplanung und damit auch, was hierbei als "normal" gilt, sind immer stark von gesellschaftlichen Normen geprägt. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Vorstellungen darüber, was als "normal" und zusammenhängend damit auch, was "anormal" ist, erheblich gewandelt. Neben dem "klassischen" Familienkonzept "Vater-Mutter-2 Kinder" finden sich in unserer Gesellschaft heute viele "Patchworkfamilien" (Familien, die aus mindestens einem Elternteil und seinen oder ihren Kindern aus einer vorherigen Beziehung bestehen, wobei alle Beteiligten oft miteinander leben und eine familiäre Einheit bilden), Familien gleichgeschlechtlicher Lebenspartner sowie Alleinerziehende und "ältere Eltern" wider, was eine zunehmende Diversität verschiedener Lebensformen in einer pluralistischen Gesellschaft widerspiegelt. Dies war nicht immer der Fall. Denn in früheren Generationen (und nach wie vor in verschiedenen Kulturkreisen) war und ist es nicht ungewöhnlich, bereits im Teenageralter oder den frühen Zwanzigern Kinder zu bekommen. Dies kann bei weitem nicht nur auf persönliche Entscheidungen zurückgeführt werden, sondern ist gesellschaftlich stark verankert und wurde bzw. wird insbesondere von Frauen gesellschaftlich eingefordert.
Doch gerade im Hinblick auf jenes frühe Kinderkriegen hat sich seit den vergangenen drei Jahrzehnten das durchschnittliche Alter, in dem Paare ihr erstes Kind bekommen, gerade in westlichen Ländern merklich "nach oben" verschoben. Laut statistischen Erhebungen liegt das durchschnittliche Alter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes in Deutschland mittlerweile bei etwa 30 Jahren, bei Männern zwischen 32 und 34 Jahren. Diese Verschiebung ist nicht nur dem individuellen Wunsch nach mehr Zeit für Ausbildung und Karriere geschuldet, sondern auch den gesellschaftlichen Veränderungen, die den Lebensstil und die Prioritäten junger Menschen beeinflussen. Jene Trends zeigen, dass das Konzept der "Normalität" flexibel (oder gar fiktiv) ist. Mit anderen Worten: Statt eines universellen Zustands hängt unser Verständnis davon, was normal ist, von der jeweiligen Zeit und den jeweiligen kulturellen, gesellschaftlichen Normen ab, die jedoch in einem ständigen Wandel sind. Hinzu kommen die sich veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen sich junge Paare finden - und damit zusammenhängend der Wunsch nach finanzieller Sicherheit, bevor überhaupt an eine Familiengründung gedacht wird, was den "idealen" Zeitpunkt des Kinderkriegens zunehmend "nach hinten" verschiebt. Für Paare führt dies oft zu einem Dilemma: Während der Wunsch nach Kindern oft vorhanden ist, gibt es jene äußeren Faktoren, die daran hindern, den Kinderwunsch frühzeitig wahr werden zu lassen - sei es durch wirtschaftliche Unsicherheit, Karriereplanung oder andere Lebensprioritäten. Ein Beispiel, das diesen Trend veranschaulicht, ist Familie Müller. Lisa, 32 Jahre alt, und ihr Partner Tom, 34 Jahre alt, haben beide einen Hochschulabschluss und sind in ihren Berufen erfolgreich. Beide haben über Jahre hinweg in ihre Karrieren investiert und möchten nun, da sie sich finanziell "stabil" fühlen und in ihren Jobs Fuß gefasst haben, über eine Familiengründung nachdenken. Die sozialen Medien und der Freundeskreis spiegeln ein Bild wider, in dem viele ihrer Bekannten ebenfalls erst später Kinder bekommen oder gar keine haben. Dies beeinflusst Lisas Wahrnehmung - die Idee, dass das "normale" Alter für Kinderwunsch immer noch in den Zwanzigern liegt, wird aus ihrer Sicht relativiert. Doch gleichzeitig hören Tom und Lisa von älteren Generationen, wie wichtig es ist, nicht "zu lange zu warten, um Kinder zu bekommen, da dies gesundheitliche Risiken mit sich bringen könnte".
Diese Ambivalenz, gepaart mit einem zunehmend diversen Verständnis von "Normalität", führt dazu, dass das Verständnis für den richtigen Zeitpunkt zur Familiengründung immer individueller wird. Doch gleichzeitig spielen nach wie vor biologische Aspekte eine Rolle darin, ob und wie erfolgreich Ihr Kinderwunsch ist. Hier die Balance zu schaffen, ist das eigentliche Ziel des Buches. Denn wie Sie sehen konnten, handelt es sich beim Thema des "Kinderkriegens" um ein überaus komplexes Gebilde, bestehend aus gesellschaftlichen Normen, biologischen Mechanismen und negativen Umweltfaktoren und Lebensgewohnheiten, die unseren Kinderwunsch häufig nicht nur bestimmen, sondern auch im Weg stehen. All jene Aspekte müssen zunächst erkannt, verstanden und entsprechend positiv angepasst werden, damit auch Sie sich den langersehnten Kinderwunsch erfüllen können. Wie Sie dies Schritt für Schritt angehen können, erfahren Sie in diesem Ratgeber. Besonders wichtig ist, dass Sie sich auf Ihrem Weg zur Schwangerschaft nicht entmutigen lassen, denn wie Sie bereits erfahren haben, stehen Sie mit dem Problem, dass es mit dem Schwangerwerden nicht sofort klappen will, durchaus nicht alleine da. Es ist daher wichtig, sich mentale Unterstützung von "Gleichgesinnten" zu holen: In zahlreichen Foren auf sozialen Medien wie Facebook können Sie sich mit anderen Frauen zusammenschließen, sich austauschen und gegenseitig Mut zusprechen. Jener soziale Aspekt kann nicht stark genug betont werden - seien Sie daher proaktiv und suchen Sie sich parallel zur anstehenden Reise rund ums Thema "Kinderwunsch" nicht nur im Freundes- und Verwandtenkreis emotionalen Support, sondern von Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden - oder befunden haben - wie Sie. Denn zusammen ist man weniger alleine.
Als Ihr ganz persönlicher Begleiter erhalten Sie in diesem Ratgeber nicht nur einen Überblick über Behandlungen, sondern gesundheitliche Informationen rund um das Thema "Schwanger werden" sowie die notwendigen "Tools" - praxisnahe Tipps und Strategien, um Ihre Lebensgewohnheiten zu optimieren, Ihre Psyche von Stress und weiteren "Fruchtbarkeitskillern" zu befreien und somit Ihre Chancen auf einen erfüllten Kinderwunsch deutlich zu erhöhen - auf natürliche und ganzheitliche Weise. Besondere Bedeutung spielt dabei auch, den individuellen Hormonhaushalt wieder in Balance zu bringen, was, wie Sie erfahren werden, einen der Hauptgründe für den ausbleibenden Kinderwunsch darstellt und daher auch in einem separaten Kapitel ausführliche Behandlung erfahren...