Schweitzer Fachinformationen
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Von jeher haben Menschen das Bedürfnis, in die Ferne zu reisen und die Welt mit eigenen Augen zu sehen. Wir machen da keine Ausnahme. Diesmal zieht es uns ins Reich der Mitte.
Jahrtausende alte Kultur, faszinierende Landschaften, sagenumwobene Orte, Epoche machende Erfindungen und eine auf Traditionen gegründete Geisteshaltung kennzeichnen das alte China und machen uns neugierig auf das China von heute, das immer präsenter wird und streitbarer.
Und wir fragen uns, was wohl Konfuzius, der noch immer verehrte Weise, seinen Mitbürgern und der Welt von heute sagen würde.
Vielleicht würde er sagen:
Wenn du eine Reise tust, öffne die Augen und dein Herz und lass andere daran teilhaben.
*
Noch bevor wir überhaupt Richtung Osten in Bewegung kommen, fahren wir erst einmal mit der Deutschen Bahn nach Frankfurt/Main mit 90-minütigem Zwischenaufenthalt in Hamburg. Auf dem Bahnsteig zieht es wie Hecht und ich bin froh, dass ich kurz vor der Abreise noch ein warmes Wolltuch in den Koffer gelegt habe.
"Mach doch bitte mal den großen Koffer auf", bitte ich meinen Mann, "mein Tuch liegt gleich obenauf". Harald greift in seine Jackentasche und kramt ein Weilchen darin herum, kann aber die Schlüsselchen für die kleinen Vorhängeschlösser, mit denen wir unsere beiden Koffer "reisesicher" verschlossen haben, nicht finden. Dann folgt die andere Seite, schließlich die Umhängetasche mit den Reisepapieren. Kein Schlüssel. Ich habe sie auch nicht.
"Wir müssen sie wohl zu Hause vergessen haben. Aber es gibt bestimmt hier auf dem Bahnhof eine Möglichkeit, das Schloss zu öffnen und ein neues zu kaufen."
"Zwei", sage ich, "wir brauchen zwei neue Schlösser."
Mein Mann verdreht die Augen.
"Das geht ja gut los."
Nach einigem Suchen finden wir einen Laden, der auch Kofferschlösser führt und kaufen zu einem horrenden Preis zwei neue Schlösser. Die alten kann der Verkäufer aber nicht öffnen. Das darf er nicht, sagt er, dazu ist er nicht befugt. Da müssen wir uns an die Bahnpolizei wenden.
Die Polizei erweist sich in der Tat als Freund und Helfer und ermöglicht uns mittels eines Bolzenschneiders den Zugang zu unseren beiden Koffern. So machen wir unsere erste Reisebekanntschaft.
Auf dem Frankfurter Flughafen verläuft alles nach Plan. Das Wetter ist schön, der Airbus von China-Air pünktlich zur Stelle und wir, schon leicht ermüdet, auf den über das Internet ausgesuchten Plätzen im Flieger. Nach dem Start um 20.00 Uhr taucht die Sonne zu unserer Linken die Abendwölkchen in einen rosigen Schimmer. Als wir nach 35 Minuten die Sonne immer noch auf unserer Seite haben, hege ich erste Zweifel, ob wir auch im richtigen Flieger sind. Das Wetter erlaubt eine gute Sicht nach unten und da entdecke ich eine größere Stadt, umgeben von mehreren Seen. Das könnte Schwerin sein, denke ich. Wenig später finde ich das bestätigt, denn nun macht der Flieger einen Schwenk nach Osten und ich finde erst Wismar, dann Rostock und Rügen und danach geht es hinaus auf die Ostsee.
Jetzt weiß ich auch, warum die Unterweisung durch die digitalen Stewardessen auf den Bordmonitoren auch den Gebrauch einer Rettungsschwimmweste enthielt. Wir benötigen sie aber nicht, sondern fliegen etwa in Höhe Estland wieder über Land, zwischen St. Petersburg und Moskau hindurch über endlose, unbewohnte Gebiete dem Ural entgegen. Die Jalousien werden jetzt geschlossen, das Licht auf Notbeleuchtung eingestellt und Nachtruhe empfohlen. Den Monitor mit der Fluginformationskarte lasse ich weiter flimmern. Als ich das erste Mal aus einem unruhigen Schlaf erwache, haben wir gerade den Baikalsee überflogen. Obwohl wir mit einer Geschwindigkeit von 850 km/h dahin düsen, habe ich das Gefühl, überhaupt nicht vorangekommen zu sein. Das nächste Mal queren wir gerade die mongolische Steppe. Das Rütteln der Maschine und der Blick auf die Karte zeigen, dass wir uns den Ausläufern des Kunlun-Gebirges nähern. Das Flugzeug wird im Jetstream geschüttelt. Ich schiebe die Jalousie etwas hoch und sehe einen roten Streifen im milchigen Wolkendunst. Wir sind also schon auf Südostkurs. Aber es liegen immer noch vier Flugstunden vor uns.
Gerade bin ich wieder im Halbschlaf versunken, da ertönt die wach rüttelnde, emotionslose Stimme der chinesischen Flugbegleiterin, die in drei Sprachen das Frühstück ankündigt. Es erweist sich als ein ausgewachsenes Menue. Salat, Hähnchencurry mit Reis, Kuchen und Getränke nach Wahl. Kurz nach dem Abräumen beginnt der Sinkflug. Wir verlassen die Reiseflughöhe von knapp 11000m und nähern uns ganz allmählich wieder der Erde.
Seit gut zwanzig Minuten befinden wir uns nun im Landeanflug. Endlich! Nach elfstündigem Flug und siebenstündigem Zeitunterschied landen wir bei heiterem Himmel und frühlingshaften Temperaturen in Shanghai. 9450 km liegen hinter uns.
Angestrengt blicke ich aus dem Bordfenster. Von der zweitgrößten Stadt Chinas und ihren 28 Millionen Einwohnern ist so gut wie nichts zu sehen. Ab und an tauchen schemenhaft ein paar Wolkenkratzer in der Ferne auf. Alles andere liegt im Mittagsdunst. Jetzt erkenne ich so etwas wie eine Uferlinie und Wasser unter uns.
Der "International Airport Pudong" liegt östlich der Stadt am Rande des Chinesischen Meeres. Nur wenige Minuten später setzt der Pilot den Airbus 330 butterweich auf die Landebahn. Und nun rollen wir. Und rollen und rollen. Zwei riesige Abfertigungshallen haben wir schon passiert, aber unser Flieger rollt ungebremst weiter. 40 km2 groß soll das Areal des viertgrößten Flughafens der Welt sein. Wie lang sind da die Rollbahnen? Jetzt kommt ein drittes Terminal in Sicht und nun, endlich, macht auch das Flugzeug einen Schwenk und wir steuern das Terminal an. Wir verabschieden uns von den diensteifrigen, aber etwas reserviert wirkenden Stewardessen und eilen endlos erscheinende Gänge entlang zur Passkontrolle. Eine kleine Unsicherheit entsteht an den mit den üblichen Absperrbändern versehenen Einordnungswegen. Die chinesischen Schriftzeichen, die die Ankommenden in "Einheimische" und "Sonstige" sondieren, sind uns nicht geläufig. Aber der in zahllose Handys, Smartphones und Tabletts sprechende Strom der mit uns angereisten Chinesen folgt zielgerichtet den linken Schlängellinien. Also halten wir uns rechts. Da entdecken wir auch die in kleinen Buchstaben angebrachte englische Beschriftung an den Tafeln. Ohne Komplikationen passieren wir die Grenz- und Zollkontrolle und eilen mit unseren Koffern in die Empfangshalle. Hier soll uns Frau Wang Yu Yang, von nun an unsere Reiseleiterin, unter ihre Obhut nehmen.
Ein Empfangskomitee von Fähnchen und Tafeln haltenden Vertretern der verschiedensten Reisegesellschaften erwartet uns. Frau Wang bildet mit einem kleinen Fähnchen unseres Reiseveranstalters in der Hand quasi das Ende dieser Schlange. Als die Reisegruppe laut ihrer Liste komplett ist, eilt sie mit uns zügigen Schrittes aus der Halle und das ganze 200 m lange Terminal entlang zu einem Kleintransporter, der unsere Koffer aufnimmt und zum Hotel bringt, während wir schon dem ersten Höhepunkt unserer Reise entgegen sehen.
Eine Fahrt mit dem Transrapid steht auf dem Programm. Dazu kommt es jedoch zunächst einmal nicht. Es fehlen nämlich zwei Personen bei der Kofferabgabe. Bei dem vorgelegten Tempo und dem Gewusel in der Empfangshalle sind sie abhandengekommen. Um wen geht es jetzt? Noch kennt keiner den Anderen. Standen da nicht noch zwei ältere Leute bei unserer Gruppe mit solchen pinkfarbenen Hartschalenkoffern? Ja, das könnte sein. Die haben wir auch gesehen. Frau Wang spurtet zurück in die Empfangshalle und kehrt nach einiger Zeit erleichtert mit den beiden im Schlepptau wieder. Nun also noch diese Koffer in den Transporter und dann geht es im Konvoi noch einmal außen am Terminal entlang und am Ende wieder hinein, denn dort befindet sich die Endstation des Transrapid.
Er steht auch schon auf dem Gleis. Nein, das ist falsch, denn der Transrapid ist eine Magnetschwebebahn und steht demnach nicht auf einem Gleis. Jedenfalls nicht auf einem uns geläufigen. Von Bildern wissen wir, dass er vielmehr auf einer Art Betonschwebebalken sitzt, wie ein Huhn auf dem Ei. Durch Hydraulik und Magnetismus wird er beim Fahren in der Schwebe gehalten. Jetzt steht er wie ein ganz normaler ICE an einem Bahnsteig, drei Sektionen, stromlinienförmig, schnittig in Weiß und Rot. Die ersten Fotografen scheren aus der Gruppe, um den SMT, den "Shanghai Magev Train" in voller Länge aufzunehmen. Es sind nur knapp achtzig Meter.
"Wir steigen im mittleren Bereich ein", kann Frau Wang gerade noch rufen. "Beeilen Sie sich, der Zug fährt gleich ab."
In der Magnetbahn sind, wie im Flugzeug, jeweils drei Plätze rechts und links in Fahrtrichtung angeordnet und mit leuchtend blauem Velour bezogen. Die Beinfreiheit ist großzügiger, sodass auch das mehr oder weniger große Handgepäck noch dazwischen passt. Eine junge Frau mit bayerischem Akzent hat einen gewaltigen...
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