Schweitzer Fachinformationen
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Ich wusste nie genau, ob ich eigentlich abergläubisch war oder nicht. Natürlich glaubte ich an Fabelwesen und Magie, so wie an Schafe und Gummistiefel - ganz einfach, weil ich jeden Tag damit zu tun hatte. Doch wenn der alte Fergus seine typischen Vorträge über Glück und Pech vom Stapel ließ, musste ich meistens nur lachen.
Allerdings nicht an jenem Donnerstag, dem 31. Dezember.
"He, Kinder. Schon bemerkt?", krächzte Fergus, als wir ihm vor der Bäckerei begegneten, und reckte einen Finger in die Luft.
"Was denn?", fragte mein Bruder Flynn, der Schmuggel an der Leine hatte. Unser Wolfshund schaute drein, als wollte er sagen: Na toll. Stehen wir uns also mal wieder bei elender Kälte die Beine in den Bauch.
"Klebt da vielleicht irgendwas dran?", erkundigte sich Noah und musterte Fergus' Finger. Die Miene des Alten verdüsterte sich.
"Er meint die Wolke da oben!", zwitscherte meine Feenfreundin Felicity. "Die, die an einen Kohlkopf erinnert - oder vielleicht auch an ein schrumpeliges Häschen. Oh, was für ein süßes Schrumpelhäschen!"
"Brumpelbläschen", blubberte Bobby in meinen Armen und wackelte vergnügt mit der Schwanzflosse.
Nur ich hatte erraten, wovon der alte Fergus tatsächlich sprach. "Der Wind hat gedreht, hab ich recht?", fragte ich beklommen. "Weht er jetzt nicht mehr aus Westen?"
"Nein. Es ist Ostwind", knurrte Fergus. "Wenn sich das nicht bald ändert, können wir uns auf eine Wagenladung Pech gefasst machen! Denkt immer an den Spruch: Neujahrswind aus Westen, ja, das ist am besten! Neujahrswind aus Osten wird uns sehr viel kosten ."
Auch sein Kumpel Mr Ghul hatte etwas beizutragen. "Zerfall und Verderben. Elendiglich sterben", röchelte er, und die zahme Möwe auf Fergus' Schulter stieß ein unheilvolles Kreischen aus.
Flynn und Noah schnaubten im Chor. Mein Bruder war viel zu sachlich, um solche Dinge ernst zu nehmen, und Noah fand unsere irischen Bräuche oft einfach nur komisch. Mir hingegen war kein bisschen nach Spotten zumute. Völlig egal, aus welcher Richtung der Wind wehte - wir hatten es schon längst mit einer Wagenladung Pech zu tun! Nocturno, der fiese Nachtelf, hatte kurz vor Weihnachten die Herrscherkrone an sich gerissen und alle Portale im Feenwald ausgelöscht. Seit über einer Woche herrschte zwischen uns und der magischen Welt Funkstille. Was mochte inzwischen dort geschehen sein? Am liebsten wäre ich sofort durch das geheime Unterwasserportal geschwommen, um bei den Fabelwesen nach dem Rechten zu sehen. Leider waren Nana und Mam strikt dagegen, und auch sie selbst konnten diese Aufgabe nicht übernehmen. Schließlich besaß Nana keine magischen Fähigkeiten, und Mam hatte sich böse den Knöchel verstaucht . Doch zum Glück gab es jemanden, der für so eine Mission wie geschaffen war. Jemanden, dessen Ankunft ich kaum erwarten konnte!
Als hätte Kathleen meine Gedanken gelesen, lehnte sie sich in diesem Moment aus der Tür der Bäckerei. "Hallo, ihr Lieben!", rief sie und zeigte uns eine volle Papiertüte. "Wieso steht ihr denn da draußen herum? Ich habe euch schon ein paar Stücke Früchtebrot eingepackt - mehr als sonst, weil ihr ja heute Besuch bekommt. Nicht wahr, Ruby?"
Dann fiel ihr Blick auf den alten Fergus, und ihr Lächeln wurde schmaler. Immer noch hielt Fergus seinen Finger in die Luft wie ein Schulkind, das eine dringende Meldung zu machen hatte. (Ein sehr grimmiges Schulkind. Mit grauen Bartstoppeln am Kinn.)
"Ach, du verbreitest wieder Panik", sagte Kathleen und schnalzte rügend mit der Zunge. "Kann ich denn auch etwas für dich tun, mein allerbester Fergus?"
Endlich ließ der Alte seinen dürren Arm sinken. "Kathleen O'Sullivan", blaffte er, "ich erwarte meine Silvester-Lieferung bis spätestens heute Abend: einen ganzen Laib Früchtebrot! Oder hast du das etwa vergessen?"
"Ich vergesse gleich meine guten Manieren, wenn du noch einmal davon anfängst!", gab Kathleen zurück und reichte mir die Papiertüte. "Mit Essen wirft man nicht. Haben wir uns verstanden?"
Ich bezahlte und machte mich dann eilig aus dem Staub, um nicht in den alljährlichen Streit der beiden hineingezogen zu werden. Noah, Flynn und Felicity kamen mir verwirrt hinterher.
"Was sollte denn das schon wieder?", fragte Noah und nahm mir Bobby ab, der sein Maul verdächtig nahe an das Kuchenpaket herangeschoben hatte.
"Es geht um einen Neujahrsbrauch", erklärte ich, während ich mit meinen Gummistiefeln durch die Pfützen vom letzten Regen platschte. "Wenn man ein Brot gegen die Wände und Türen seines Hauses schmettert, soll das Glück für die nächsten zwölf Monate bringen. So ähnlich wie der Westwind, versteht ihr? Kathleen wird aber jedes Jahr sauer, wenn Fergus das macht."
"Zu Recht! Man verschwendet doch keine von Kathleens Köstlichkeiten für so einen Quatsch!", sagte Flynn mit gespielter Entrüstung.
"Erstens isst Fergus das Brot hinterher trotzdem, und zweitens ." Ich stoppte und schaute niedergeschlagen zwischen den Jungs und Felicity hin und her. "Momentan würde ich auch fast alles tun, um noch mehr Pech von uns fernzuhalten. Egal, wie albern es wirkt. Ihr etwa nicht?"
Flynn stieß einen Seufzer aus. "Ich weiß, was du meinst", gab er zu. "Es macht mich echt fertig, dass wir noch nicht mal einen Plan gegen Nocturno schmieden können. Wie soll das gehen, wenn wir keine Ahnung haben, was der Ekelelf gerade treibt?"
"Vielleicht ist er zur Vernunft gekommen", piepste Felicity und senkte dann schnell den Kopf. Sie wusste selbst, dass von ihrem Onkel alles Mögliche zu erwarten war - aber bestimmt nicht das.
"Vielleicht wurde er von einem Ghul gefressen", sagte Noah hoffnungsvoll.
"Vielleicht ist er -", begann Flynn.
"DAD!", kreischte ich, und die anderen starrten mich einen Moment lang ausgesprochen verdattert an, ehe sie meinem Blick zum Hoftor folgten. Dort wartete mein Vater André in seiner üblichen strammen Haltung auf uns. Ich stürmte los und warf mich in seine Arme. Das Kuchenpaket wurde zwischen uns beiden zerdrückt, aber das kümmerte mich nicht. "Du bist schon da!", jubelte ich. "Wir hatten dich erst viel später erwartet!"
Ein bisschen linkisch schob Dad das Früchtebrot beiseite und zog mich an seine Brust. "Cormack hat mich vor wenigen Minuten am Hafen abgesetzt", sagte er mit seinem leichten französischen Akzent. "Ich habe mein Gepäck auf dem Kutter zurückgelassen und bin sofort hergekommen, ma petite."
Als ich zu ihm hochblickte, sah ich ein paar letzte schwarze Federn in seiner Haut verschwinden. Er hatte den Weg vom Hafen also in Vogelgestalt zurückgelegt, um möglichst schnell bei mir zu sein! Der Gedanke brachte mein Herz zum Hüpfen, und für einen kurzen Moment vergaß ich sogar meine Sorgen. Einfach, weil ich mich so sehr über unser Wiedersehen freute - nicht, weil Dad die Lösung unserer Probleme war.
Doch genau das war er! Und sobald wir uns aus unserer Umarmung gelöst hatten, fiel es mir wieder ein.
"Duhu, Dad", begann ich vorsichtig. "Bist du eigentlich erschöpft von deiner Reise? Oder vielleicht hungrig?"
Mein Vater hatte eben die anderen begrüßt und wandte sich nun wieder zu mir. "Eigentlich nicht", meinte er. "Die Überfahrt war sehr angenehm, und Cormack hatte ein riesiges Proviantpaket von seiner Frau dabei. Das haben wir uns zusammen auf seinem Kutter schmecken lassen. Aber der Kuchen in dieser Papiertüte duftet trotzdem verlockend ."
"Es ist Früchtebrot, und du bekommst ein extragroßes Stück, wenn du uns bei einer bestimmten Sache hilfst", sprudelte ich hervor. "Bei einer Sache am Meer, genauer gesagt. Wir müssen jetzt sowieso zum Hafen, um dein Gepäck zu holen, hab ich recht?"
Neben mir schnalzte Flynn leise mit der Zunge. Das sollte wohl heißen: Kaum ist dein Dad angekommen, hast du schon eine magische Aufgabe für ihn. Aber er versuchte nicht, mich zu stoppen. Erstens machte er sich genauso große Sorgen um die Fabelwesen wie ich, und zweitens wusste er wahrscheinlich noch nicht so richtig, was er von meinem Vater halten sollte. Das letzte Mal, als er André in Menschengestalt gesehen hatte, war dieser noch unser Feind gewesen - und danach war Dad monatelang in Hundegestalt geblieben. Manchmal vergaß ich auch, dass Flynn nie einen Vater gehabt hatte. Sein eigener Dad war bereits vor seiner Geburt gestorben. Ein seltsamer Gedanke, dass Mam zu uns beiden gehörte, aber André nicht!
Mit leicht zusammengekniffenen Augen beobachtete Flynn, wie mein Vater sich auf dem leeren Hof zwischen unserem Wohnhaus, Nanas Praxis und der Tierpflegestation umschaute. "Nun ja, eigentlich wollte ich zuerst Keela und Cleo begrüßen", sagte Dad zögernd. "Aber die beiden sind anscheinend beschäftigt. Dann kann ich mir genauso gut eine extragroße Portion Früchtebrot verdienen!"
"Super, danke!" Aufgeregt wirbelte ich herum und eilte allen voran in Richtung Meer. Jetzt konnte es mir gar nicht schnell genug gehen! Unterwegs erzählte ich möglichst knapp, was in letzter Zeit alles passiert war, und Dad hörte schweigend zu. Mam hätte an seiner Stelle sicher mehrmals dazwischengerufen, Nocturno verflucht und tausend Fragen gestellt. Doch mein Vater sagte am Ende nur mit ruhiger Stimme: "Je suis partant."
"Du bist was?", fragte ich. Meine Französischkenntnisse passten leider auf einen Teelöffel.
"Dabei",...
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