Schweitzer Fachinformationen
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Einleitung 21
Teil I: Am Anfang: Grundlagen der Religion 25
Kapitel 1: Was Religion eigentlich ist 27
Kapitel 2: Vier große Geheimnisse und ein paar neue Rätsel 47
Kapitel 3: Nach Gott fragen: Gibt es ihn? Und wenn ja, wie ist er? 59
Kapitel 4: Wenn gute Religionen Schlechtes tun 71
Teil II: Was wir glauben 81
Kapitel 5: Die Grundlagen des Glaubens 83
Kapitel 6: Von Engeln, Teufeln und ganz besonderen Menschen 105
Teil III: Riten und Rituale 119
Kapitel 7: Gemeinschaftliche Glaubensrituale 121
Kapitel 8: Individuelle Ausdrucksformen des Glaubens 139
Kapitel 9: Besondere Tage in unserem Leben: Rituale und Feste 149
Teil IV: Ethik und Moral 177
Kapitel 10: Innere Tugenden 179
Kapitel 11: Soziale Tugenden 195
Kapitel 12: Was die Religionen zu verschiedenen brisanten Themen sagen 215
Teil V: Was sonst noch heilig ist 229
Kapitel 13: Heilige Schriften 231
Kapitel 14: Heilige Menschen 253
Kapitel 15: Heilige Orte 275
Kapitel 16: Gotteshäuser 287
Teil VI: Der Top-Ten-Teil 301
Kapitel 17: (Mehr als) zehn Berufe für Berufene 303
Kapitel 18: Zehn bemerkenswerte religiöse Riten und Gebräuche 311
Anhang 315
Stichwortverzeichnis 333
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Wenn Sie an irgendeinen abgelegenen Ort im letzten Winkel der Erde fahren und dort auf Menschen treffen, die noch nie Kontakt zur Außenwelt hatten, werden Sie feststellen, dass diese Menschen sich auf bestimmte Weise ernähren, Unterkünfte gebaut haben und dass sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Und sie werden eine Religion besitzen: Religion ist eine der Grundlagen der menschlichen Existenz.
Dieses Kapitel hilft Ihnen dabei zu verstehen, was eine Religion ausmacht, aus welchen Hauptelementen Religionen bestehen und wie sich eine religiöse Lebensanschauung von einer spirituellen oder philosophischen unterscheidet - auch wenn sie oberflächlich betrachtet einander ziemlich ähnlich sind. Religionen zu verstehen, bedeutet, zu verstehen, was es heißt, ein Mensch zu sein.
Man könnte ganz einfach sagen, Religion sei gleich Glauben, abgesehen davon, dass nicht jeder Glaube gleich Religion ist. (Tante Martha glaubt vielleicht, ihr Kartoffelsalat sei der allerbeste.) Man könnte diese Definition etwas eingrenzen und sagen, Religion sei der Glaube an Gott. Nun, diese Begriffsbestimmung trifft für monotheistische Religionen (die an einen Gott glauben) durchaus zu, doch nicht für polytheistische Religionen (die an mehrere Götter glauben) oder für henotheistische (die an einen Hauptgott glauben, ohne die Existenz anderer Götter und Göttinnen zu leugnen). Man könnte auch sagen, Religion bedeute eine bestimmte Art und Weise, sich zu verhalten: nämlich aufrichtig und freundlich gegenüber den Mitmenschen und achtsam gegenüber der Umwelt. Doch nicht alle anständigen und verantwortungsvollen Menschen sind religiös. Man könnte auch sagen, Religion sei der Glaube an die Wahrheit. Doch was ist Wahrheit? Jede Religion hat ein anderes Verständnis dessen, was »wahr« ist.
Im Grunde umfasst die Definition von Religion alle diese Definitionen (abgesehen vom Kartoffelsalat): Eine Religion ist der Glauben an ein (oder mehrere) göttliche(s), übermenschliche(s) oder geistige(s) Wesen und die Bräuche (Riten) und moralischen Gesetze (Ethik), die diesem Glauben entspringen. Die Glaubenslehre gibt einer Religion die Seele und den Geist, die Riten und Rituale geben ihr die Form und die Ethik ist das Herz einer Religion.
Jede Religion hat ein Glaubenssystem. Jede Religion lehrt oder verkündet ihre eigenen Wahrheiten über die Welt, die Menschheit und Gott (oder die Götter). Diese Überzeugungen vermitteln den Gläubigen, wie sie Rettung oder Erleuchtung erlangen können und warum diese beiden wichtigen Ziele auf ihrem spirituellen Weg sind. Auf diesen elementaren Glaubenssätzen gründet die Autorität jeder Religionsgemeinschaft, und diese Grundsätze erklären auch, wie die Anführer organisierter Religionen ihre Macht und Autorität rechtmäßig ausüben.
Die religiösen Glaubenssysteme lehren auf je eigene Weise ihre Wahrheit über das Leben, das Leiden, die Hoffnung und über das, was nach dem Tod kommt.
Die Glaubenslehre macht eine Religion zu dem, was sie ist. Von den drei Wesensbestandteilen einer Religion (Glaubenslehre, Rituale und Ethik) ist die Glaubenslehre der wichtigste, denn sie ist sozusagen zuerst da und formt die Ethik und die entsprechenden Riten und Rituale.
Die Theologie (die religiöse Lehre oder Doktrin) und ihre Geschichten verbinden die einzelnen Glaubenssätze miteinander. Die Theologie ist das Glaubenshandbuch einer Religion (auch wenn viele nicht einmal schriftlich festgehalten sind). Eine Theologie ist wichtig, weil sie die Glaubenslehre einer Religion in eine Ordnung bringt, sodass die Leute sie verstehen können. Manche Religionen, so zum Beispiel das Christentum und der Islam, haben eine lange, komplexe und anspruchsvolle theologische Tradition. Andere Religionen (wie das Judentum und der Hinduismus) verwenden Geschichten und keine systematischen Lehrgebäude, um ihre religiösen Überzeugungen zu vermitteln. Deshalb ist es auch viel schwieriger, die wesentlichen Glaubenslehren dieser beiden Religionen eindeutig zu bestimmen. Andere Religionen, wie der Zoroastrismus und der Buddhismus, verbinden beides.
Ob eine Religion nun die Theologie oder das Geschichtenerzählen zur Verbreitung ihres Glaubens bevorzugt, hängt von Folgendem ab:
Das Judentum ist eine der wenigen Religionen auf der Welt, die beides ist: Stammesreligion und offene Religion. Was bedeutet das für Sie? Sie können zum Judentum übertreten, deshalb ist es eine offene Religion wie der Islam, das Christentum und der Buddhismus. Doch das Judentum ist auch eine Stammesreligion: Wenn Ihre Mutter jüdisch ist, sind Sie es auch. Heute gehen manche davon aus, dass Sie auch jüdisch sind, wenn nur Ihr Vater Jude ist, doch diese Deutung wird nicht vom gesamten heutigen Judentum geteilt.
Im Gegensatz dazu werben glaubensorientierte (offene) Religionen wie das Christentum und der Islam um ihre Gläubigen. Diese Religionen brauchen eine klare und leicht zu identifizierende Theologie, damit die Menschen sie gut verstehen und beitreten wollen. Ein gutes Beispiel dafür ist das islamische Glaubensbekenntnis, die Schahada: »Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer dem Gott, ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte des Gottes ist.« Dieses einfache und kraftvolle Zeugnis des Glaubens ist alles, was man bekennen muss, um zum Islam zu gehören und ein Muslim zu werden.
Mehr über Stammesreligionen und glaubensorientierte Religionen erfahren Sie im Abschnitt über Religionseintritt in Kapitel 5.
Judentum, Christentum und Islam werden von vielen als westliche Religionen bezeichnet. Manchmal werden sie auch der jüdisch-christlichen Tradition zugeordnet, doch wir mögen diesen Begriff nicht, weil er den Islam außen vorlässt. Weil alle drei Religionen sich auf Abraham beziehen - als den Stammvater der alten hebräischen Familien und durch seine Nachkommen auch der islamischen und christlichen Gläubigen -, finden wir, dass der Begriff abrahamitische Tradition oder abrahamitische Religionen besser passt.
Islam, Judentum und Christentum besitzen zu großen Teilen ein gemeinsames religiöses Gedankengut:
Gott hat den Menschen all dieses durch die Propheten mitgeteilt, für die Christen durch den Messias, den Erlöser Jesus. Die schriftlichen Aufzeichnungen dieser...
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