Schweitzer Fachinformationen
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Riley
Als mein Telefon klingelt, bin ich gerade dabei, das Manuskript zu überarbeiten, mit dem ich zu spät dran bin, also ignoriere ich das Läuten und lasse den AB rangehen.
Anrufbeantworter und Festnetz sind oldschool, ich weiß, aber ich besitze kein Handy. Ich hasse den Gedanken, dass jede meiner Bewegungen getrackt werden kann. Und dieses Siri-Ding ist meiner Meinung nach unglaublich gruselig.
Ein Telefon, das schlauer ist als ich? Nein danke.
Nachdem meine Ansage vom Band die Anrufenden darüber informiert hat, dass ich mich aktuell in einer anderen Astralebene befinde und dass sie eine Nachricht hinterlassen sollen - die ich beantworten werde, wenn ich in meinen Körper zurückgekehrt bin -, ertönt ein Piepton. Darauf folgt ein schweres Seufzen.
»Riley. Ich bin's, deine Schwester.«
Quer durch den Raum werfe ich dem AB auf der Kommode einen schockierten Blick zu. »Schwester?« Ich überlege einen Moment. »Nope. Ziemlich sicher habe ich nichts dergleichen.«
Sloanes Stimme wird rechthaberisch. »Ich weiß, dass du das hörst, weil du die einzige Person auf der ganzen Welt bist, die noch einen Anrufbeantworter besitzt. Und zudem nie das Haus verlässt. Jetzt nimm schon ab.«
Es ist erstaunlich, dass sie denkt, Befehle und Beleidigungen in meine Richtung zu bellen würde funktionieren. Als würde sie mich nicht kennen.
Oh, halt. Jetzt fällt's mir wieder ein! Sie kennt mich nicht. Was absolut nicht mein Fehler ist. Aber typisch Sloane, aus dem Nichts anzurufen und so zu tun, als würde ich ihr Geld schulden.
Angewidert schüttle ich den Kopf, wende mich wieder dem Bildschirm meines Computers zu und mache mich an die Arbeit.
»Riley, ernsthaft! Es ist wichtig. Ich muss mit dir reden.« Eine lange Pause entsteht. »Bitte.« Ihre Stimme bricht.
Meine Finger erstarren über der Tastatur.
Bitte? Sloane sagt nicht bitte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das Wort überhaupt kennt. In der Regel ist bitte kein Bestandteil des Vokabulars einer Diva.
Irgendwas stimmt ganz und gar nicht.
»O shit«, sage ich panisch. »Dad.«
Ich eile zum Telefon rüber und reiße den Hörer an mein Ohr. »Was ist passiert?«, rufe ich. »Was ist los? Ist was mit Dad? In welchem Krankenhaus ist er? Wie schlimm ist es?«
»Meine Güte, meinst du nicht, dass du überreagierst?«
An ihrem Ton kann ich erkennen, dass unserem Vater nichts fehlt. Für eine halbe Sekunde bin ich erleichtert, dann angepisst.
Ich habe gerade keine Zeit für ihren Mist.
»Es tut mir leid, die Nummer, die Sie gewählt haben, ist nicht vergeben. Bitte legen Sie auf und versuchen Sie es erneut.«
»Ah, Sarkasmus! Die letzte Ausflucht der Humorlosen.«
»Apropos humorlos, ich bin nicht in der Stimmung für einen geistigen Wettstreit mit einer unbewaffneten Gegnerin. Ruf mich wieder an, wenn du dein Hirn gefunden hast.«
»Warum bestehst du so darauf, vorzugeben, dass ich kein Genie bin?«
»Ein schlauer Affe ist nicht das Gleiche wie ein Genie.«
»Nur weil du deinen Abschluss an einem Ivy-League-College mit summa cum laude gemacht hast, heißt das nicht, dass du schlauer bist als ich.«
»Und das von einer Person, die mich mal gefragt hat, wie viele Viertel in einem Dollar sind.«
»Wenn du so clever bist, dann sag mir noch mal, warum du eine freiberufliche Lektorin ohne Krankenversicherung, sichere Auftragslage oder Ersparnisse für die Rente bist?«
»Wow. Direkt zum Thema Geld. Es muss praktisch sein, keine Seele zu haben. Macht es so viel leichter, mit all den armen Männern umzugehen, die du weich kaust und dann ausspuckst, was?«
Für eine Weile herrscht eine angespannte Stille zwischen uns, bis Sloane sich schließlich räuspert und das Wort ergreift. »Tatsächlich rufe ich deswegen an.«
»Wegen Geld?«
»Wegen Männern. Einem im Besonderen.«
Ich warte auf eine Erklärung. »Spielen wir erst 20 Questions, oder sagst du mir, wovon zur Hölle du sprichst?«
Sloane atmet tief ein. Und wieder aus. Dann sagt sie mit einem Tonfall, als würde sie sich beinahe selbst nicht glauben: »Ich werde heiraten.«
Ich blinzle heftig, doch vergebens - es hilft mir nicht, klarer zu sehen. »Sorry, ich dachte, ich hätte gerade gehört, dass du heiraten wirst.«
»Das hast du, und das werde ich.«
Ich stoße ein ungläubiges Lachen aus. »Du? Die, die sich einmal durch die Betten der ganzen Stadt vögelt. Heiraten?«
»Ja.«
»Unmöglich«, sage ich matt.
Unerwarteterweise lacht sie. »Ja, oder? Aber es ist wahr. Glaub mir. Ich werde den wundervollsten Mann der Welt heiraten.«
Ihr Seufzen ist sanft, zufrieden und verdammt lächerlich.
»Bist du gerade high?«
»Nope.«
»Werde ich gerade verarscht?«
Ich wühle in meinem Kopf nach irgendeiner anderen Erklärung für diese bizarre Wendung der Ereignisse, kann aber nichts finden. Außer .
»Hält dir gerade jemand eine Waffe an den Kopf und zwingt dich, das zu sagen? Wurdest du entführt oder so?«
Sie bricht in lautes Gelächter aus.
»Warum ist das so lustig?«
Sie lacht und lacht, bis sie wieder seufzt. Ich stelle sie mir vor, wie sie sich am anderen Ende der Leitung Freudentränen vom Gesicht wischt.
»Ich erzähl dir später mehr. Das Wesentliche ist: Ich werde heiraten, und ich will, dass du ihn kennenlernst. Die Hochzeit wird ziemlich spontan sein, kein großes Event oder so. Das genaue Datum weiß ich noch nicht, aber es könnte jeden Tag so weit sein, deshalb möchten wir, dass du uns so bald wie möglich besuchen kommst.«
Uns besuchen?
Sie wird nicht nur heiraten, offensichtlich wohnt sie schon mit dem Typen zusammen. Ich öffne den Mund, um zu antworten, bringe aber keinen Ton heraus.
»Ich weiß«, sagt sie kleinlaut. »Es kommt unerwartet.«
»Danke, dass du den Anstand hast, zu erkennen, wie verrückt das ist.«
»Es ist verrückt, ich weiß. Aus allen möglichen Gründen. Aber .« Sie räuspert sich erneut. »Du bist meine Schwester. Ich möchte, dass du den Mann kennenlernst, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen werde.«
»Bitte bleiben Sie in der Leitung. Ich bin gleich wieder für Sie da, wenn der Herzinfarkt, den ich gerade habe, vorüber ist.«
»Sei nicht gemein.«
Oh, darauf könnte ich einiges antworten. Mannomann, was ich darauf antworten könnte! Aber ich wähle den erwachseneren Weg und stelle die naheliegendste Frage. »Was ist mit Nat?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Warum rufst du nicht sie wegen dem Typen an?«
»Sie hat ihn bereits kennengelernt.«
Etwas an ihrem Tonfall ist seltsam und macht mich argwöhnisch. »Und sie weiß, dass du ihn heiraten wirst?«
»Und was denkt sie über das Ganze?«
»Wahrscheinlich das Gleiche wie du.« Ihre Stimme bekommt einen scharfen Unterton. »Außer, dass sie sich für mich freut.«
Ach du scheiße, dieses Gespräch ist das reinste Minenfeld. Ich kann froh sein, wenn ich es überlebe und alle meine Gliedmaßen behalte.
Ich versuche, meinen Ton zu mäßigen. »Es ist nicht so, dass ich mich nicht für dich freue, Sloane. Ich stehe nur unter Schock. Und bin verwirrt, um ehrlich zu sein.«
»Weil ich endlich sesshaft werde?«
»Nein. Oder doch, aber nicht nur deswegen.«
»Weswegen dann?«
»Dass du mich anrufst. Dass du mir davon erzählst. Dass du mich einlädst, dich zu besuchen. Denn bisher standen wir uns ja nicht gerade nah.«
»Ich weiß«, sagt sie leise. »Ich glaube, das ist wahrscheinlich mein Fehler. Und ich fände es wirklich schön, wenn wir das klären könnten.« Nach einer langen Pause fügt sie hinzu: »Was machst du gerade?«
»Flach am Boden liegen, an die Decke starren und mir wünschen, ich hätte letztes Jahr auf dem Burning Man nicht so viel Ecstasy genommen.«
»Du hast kein Drogen-Flashback«, sagt sie trocken.
»Ich bitte um Verständnis, dass ich das anders sehe.«
Sie verliert das letzte winzige bisschen Geduld, das sie offenbar noch hat. »Du kommst uns besuchen«, faucht sie. »Es ist alles vorbereitet. Wir schicken dir einen Jet, und zwar .«
»Wie bitte? Einen Jet?«
». und zwar Freitagabend.«
Abrupt setze ich mich auf. Der Raum beginnt, sich zu drehen. Mit dem ganzen Ehe-Nonsens hat sie mein Hirn ausgekugelt. »Warte, meinst du diesen Freitag? Also in drei Tagen?«
»Sloane, ich habe einen Job! Ich kann nicht einfach losdüsen nach . Wohin würde ich mit diesem Jet, den du schickst, denn fliegen?«
Sie zögert. »Das kann ich dir nicht sagen.«
»Verstehe«, sage ich trocken. »Das erklärt einiges.«
»Hör auf, so verflucht anstrengend zu sein, Riley, und sag, dass du kommen wirst! Ich versuche, eine gute Schwester zu sein! Ich will, dass wir uns wieder annähern. Ich weiß, dass es schwer war nach Moms Tod und wir nie wirklich . du weißt schon .«
»Freundinnen ist das Wort, dass du suchst«, sage ich bitter.
Sie zieht scharf die Luft ein. »Okay, stimmt. Aber das würde ich gerne ändern. Bitte gib mir eine Chance.«
Es folgt ein weiteres »Bitte«.
Völlig durcheinander lege ich mich wieder hin. Wer auch immer dieser Kerl ist, den sie heiratet, er muss es wirklich draufhaben, um die weltgrößte Schlampe in so einen Softie zu verwandeln.
Spontan beschließe ich, dass ich...
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