Schweitzer Fachinformationen
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Lernziele in diesem Kapitel (die Nummerierung entspricht den Lernziel-Nummern im CPUX-F-Curriculum, Lernziele ohne Nummern wurden zusätzlich zum CPUX-F-Curriculum aufgenommen):
Menschzentrierte Gestaltung bedeutet, dass bei der Entwicklung interaktiver Systeme im Entwicklungsprojekt der Mensch (und nicht das interaktive System) in den Mittelpunkt gestellt wird.
Definition 3-1:Menschzentrierte Gestaltung
Herangehensweise bei der Gestaltung und Entwicklung von interaktiven Systemen, die darauf abzielt, diese gebrauchstauglicher zu machen, indem sie sich auf die Verwendung des interaktiven Systems konzentriert und Kenntnisse und Methoden aus den Bereichen der Arbeitswissenschaft, Ergonomie und Usability anwendet.
Der Begriff »menschzentrierte Gestaltung« (Human-centred Design, kurz HCD) entstammt der Norm DIN EN ISO 9241-210 »Menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme«. Oft wird in Projekten von »benutzerzentrierter Gestaltung« (User-centred Design, kurz UCD) gesprochen. Die beiden Begriffe werden im Projektalltag eher synonym verwendet. Der formale Unterschied ist, dass Human-centred Design über die Benutzer hinaus auch weitere Stakeholder wie z.B. den Kaufentscheider für das interaktive System in der Gestaltung mit einbezieht. Auch bei Medizinprodukten wird zunehmend neben den eigentlichen Benutzern der Medizinprodukte (medizinisches Fachpersonal) auch der Patient bei der Gestaltung in die Betrachtung mit einbezogen.
Der menschzentrierte Gestaltungsprozess ist »die« Leitlinie für eine erfolgreiche Gestaltung von interaktiven Systemen. Die weiteren Kapitel dieses Buches folgen in ihrer Strukturierung den Gestaltungsaktivitäten, wie sie für eine menschzentrierte Gestaltung definiert sind. Dementsprechend ist es essenziell, dass die Grundsätze der menschzentrierten Gestaltung umfassend verstanden werden. Diese Grundsätze sind das Ergebnis intensiver Ausarbeitung einer internationalen Gemeinschaft von sehr erfahrenen User Experience Professionals. Jeder einzelne Grundsatz muss als essenziell betrachtet werden.
Die Grundsätze menschzentrierter Gestaltung sind in DIN EN ISO 9241-210 definiert und lauten wie folgt [DIN EN ISO 9241-210]:
Ohne dieses Verständnis des sogenannten »Nutzungskontextes« (siehe Kap. 5) ist es nicht möglich, eine gute User Experience zuverlässig zu erreichen.
Sei es beim Verstehen des tatsächlichen Nutzungskontextes, bei der Gestaltung von Lösungen oder bei der Bewertung von Gestaltungslösungen: Es ist essenziell, dass man sich nicht nur auf Aussagen von Fachexperten, Produktverantwortlichen, Vertriebsmitarbeitern oder Managern verlässt. Es ist notwendig, dass die Benutzer des infrage kommenden interaktiven Systems direkt einbezogen werden. Wie dies geschehen kann, wird in den folgenden Kapiteln an vielen Stellen erläutert.
Die Bewertung, ob ein interaktives System eine gute Usability und/oder eine gute User Experience hat, kann sinnvoll nur durch eine benutzerzentrierte Evaluierung ermittelt werden, am besten durch Usability-Tests (siehe Kap. 8) und am besten so früh wie irgend möglich im Entwicklungsprozess und dann fortlaufend während der Gestaltung und Entwicklung.
Es ist nicht möglich, zuverlässig eine gute Usability und/oder eine gute User Experience zu erreichen, wenn keine Iterationen im Prozess vorgesehen sind. Das bedeutet im Zweifelsfall, dass es nach einer benutzerzentrierten Evaluierung möglich sein muss, wieder mit einer (teilweisen) Wiederholung des ersten Schritts (Verstehen des Nutzungskontextes) fortzufahren. Dies muss durch eine entsprechende Planung des Prozesses gewährleistet sein.
Dieser Grundsatz ist der Hinweis darauf, dass eine gute User Experience nur dann erreicht werden kann, wenn alle Einflussfaktoren ganzheitlich in der Lösungsgestaltung berücksichtigt werden. Usability und User Experience lassen sich schlicht nicht auf ein paar wenige Aspekte der Lösungsgestaltung reduzieren! Ein menschzentrierter Gestaltungsprozess ist nicht vollständig, wenn er nicht auch Dinge betrachtet wie organisatorische Auswirkungen, Benutzerdokumentation, unterstützende Betreuung, Schulung und sogar die Verpackung. Dies ist insbesondere bei der Projektplanung zu berücksichtigen.
Es hat einen Grund, warum die Entwickler des Konzepts der menschzentrierten Gestaltung dies zu einem Grundsatz erhoben haben: Interdisziplinäre Teams sind nicht »nice to have«, sondern essenziell für den Erfolg der menschzentrierten Gestaltung. Beispiele für Kompetenzbereiche, die im Entwicklungsteam vertreten sein sollten und explizit an der menschzentrierten Gestaltung aktiv mitarbeiten sollten, sind: Benutzer, Fachexperten, technische Entwicklung, Geschäftsprozessanalytiker, Mitarbeiter aus dem Personalwesen und nicht zuletzt User Experience Professionals.
Um ein vorhersehbar gebrauchstaugliches interaktives System mit positiver User Experience zu gestalten, bedarf es bestimmter Aktivitäten im Entwicklungsprojekt, die als menschzentrierte Gestaltungsaktivitäten in DIN EN ISO 9241-210 benannt sind. Abbildung 3-1 zeigt die fünf Aktivitäten und die sinnvolle Reihenfolge, in denen sie ausgeführt werden.
Abb. 3-1Menschzentrierte Gestaltungsaktivitäten
Tabelle 3-1 listet die HCD-Deliverables, die pro Gestaltungsaktivität entstehen. Hier wird auch im Überblick gezeigt, welche HCD-Deliverables vorrangig für »das Engineering« (Input für die Spezifikation und Erstellung von Gestaltungslösungen) genutzt werden und welche typisch für die Kommunikation von Erkenntnissen und Ergebnissen im Projektteam und mit Stakeholdern verwendet werden.
Gestaltungsaktivität
HCD-Deliverables
Menschzentrierte Gestaltung planen
Für »das Engineering«:
?Menschzentrierte Aktivitäten im Projektplan (inkl. menschzentrierte Qualitätsziele)
Nutzungskontext verstehen und festlegen
Nutzungskontextbeschreibung (Oberbegriff)
?Benutzergruppenprofile
?Aufgabenmodelle (des gegenwärtigen Nutzungskontextes)
?Ist-Szenarien
Für die Kommunikation an Stakeholder:
?Personas
?User Journey Maps (des gegenwärtigen Nutzungskontextes)
Nutzungsanforderungen festlegen
?Erfordernisse
?Nutzungsanforderungen
Lösungen gestalten, die...
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