Schweitzer Fachinformationen
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Diese Geschichte ist keine Geschichte in dem Sinne. Sie ist auch nicht DIE LÖSUNG deines Problems als Angehöriger1 oder Freund eines Menschen mit Magersucht.
Sie ist aber EINE HINFÜHRUNG zu einem Weg., von dem viele Betroffene mittlerweile behaupten, es sei der einzig mögliche, wie man selber "aktiv" einem Betroffenen mit Magersucht helfen kann.
OBWOHL die wiederum in der Regel nicht so scharf auf deine Hilfe sind und lieber an der Krankheit festhalten.
(Nur zur Erinnerung - vielleicht hast du es selber schon bemerkt).
Ich möchte dich auf diesen Weg mitnehmen. Vielleicht zur Inspiration, vielleicht auch nur zur Abendlektüre. However you feel about it.
Wir haben diesen Weg nicht erfunden, aber angenommen in der großen Not, die die Essstörung in unsere Familie gebracht hat.
Genau genommen sind wir erst einmal den klassischen Weg der Klinik(en) gegangen, kräftig auf die Schnauze gefallen und haben es dann noch einmal neu und - ganz anders versucht. Mehr so nach dem Prinzip: "Und was machen wir jetzt? Scheiße. HABEN WIR EIGENTLICH EINEN PLAN B?" Gerade sind wir auf dem Weg mit einer Familienangehörigen, die beginnt AKTIV zu LEBEN und nicht mehr nur Opfer einer Krankheit oder "die Essgestörte" zu sein. WIR ALS FAMILIE sind AKTIV und nicht mehr nur Opfer eines im wahrsten Sinne "ver-rückten" Zustands. Und das ist ein saugutes Gefühl, denn die Opferrolle hatten wir lang genug.
Das Wort "Magersucht" löst bei jedem Hörer und Leser irgendwelche Bilder und Assoziationen aus. Positiv sind die nicht. Das ist es aber auch schon.
Wenn man sich nicht genötigt fühlt, sich als Betroffener oder Angehöriger oder Freund näher mit dem Thema zu beschäftigen - ab in die Schublade damit. Es gibt schlimme Dinge.
Magersucht ist nur eine davon.
Mit der Enttabuisierung psychischer Erkrankungen, zu denen Depressionen, Süchte, Zwangs- und Angsterkrankungen zählen, rücken auch Essstörungen und unter ihnen die Magersucht (auf schlau: Anorexia nervosa) mehr in die Mitte der Medienlandschaft. Zahlreiche bewegende Bücher sind erschienen, in denen Betroffene von ihrem langen Weg raus aus der Erkrankung berichten. Podcasts haben sich fest etabliert, in denen ehemalige Erkrankte und Experten Wege heraus aufzeigen und Netzwerke haben sich gebildet, in denen insbesondere Familienangehörige sich gegenseitig dabei unterstützen, das Familienmitglied (häufig: das eigene Kind) aus dieser schwerwiegenden Erkrankung heraus zu begleiten (vgl. Quellen am Ende). Die Digitalisierung ermöglicht die Wissenserweiterung und Kommunikationsmöglichkeit unfassbar. ZUM GLÜCK!
Daneben bestehen natürlich für die Fachwelt unzählige Bücher, Studien etc., die das Angebot an Infomöglichkeiten abrunden.
So weit - so gut.
Grundsätzlich beschäftigt Betroffene (falls sie schon so weit sind, sich damit beschäftigen zu können), Angehörige und Freunde aber nur eine zentrale Frage:
Wie raus aus der Krankheit? Schnell und nachhaltig? Denn die mögliche Dauer und die traurige Rückfallquote bei Anorexia nervosa sind kein Geheimnis und finden sich zügig bei der Recherche im Internet. Dazu springt einen die statistisch gemessene hohe Chronifizierungsrate an und Horrorszenarien eröffnen sich dem inneren Auge des von Angst belagerten Elternteils, Angehörigen, Freunds, Partners..
Geht davon aus, dass ihr Angehörigen und Freunde es seid, die sich die größten Sorgen machen. Der/die Betroffene schwelgt gerade zu Beginn der Erkrankung in der glückseligen Gewissheit alles unter Kontrolle zu haben und dass es gerade ziemlich gut läuft. Er/sie wird euch bei der Suche nach Lösungen, Ärzten, Therapeuten, Kliniken gar keine Hilfe sein - im Gegenteil. Wenn nicht bereits ein hoher Loslösungsprozess begonnen hat und der Leidensdruck durch die Krankheit extrem groß ist, wird der Patient eure Bemühungen boykottieren und die Erkrankung bagatellisieren bzw. schlicht leugnen. "Ich habe kein Problem. DU willst ja nur, dass ich fett werde", wäre eine von vielen typischen Reaktionen.
DON`T BE SHOCKED. Stellt euch darauf ein. Das ist normal. Lasst euch nicht einlullen. Euer Bauchgefühl ist richtig. Wenn ihr selber KEINE Essstörung habt und euch um euren Angehörigen große Sorgen macht, dann ZURECHT. Hört auf euer Bauchgefühl. Glaubt der Person KEIN WORT!
Ist der/die Betroffene minderjährig? Sei dankbar dafür und ergreife die Initiative und tue ALLES das, was du für richtig hältst. Schlepp ihn/sie mit - zum Arzt oder in die Klinik. Lass dir nichts ans Ohr labern. Der Arztbesuch ist unumgänglich, ja. Eventuell die Vorstellung in der Klinik auch. DU ÜBERNIMMST DAS SZEPTER. Hole dir zur Not die Unterstützung des Jugendamts. Es geht hier nicht um pubertäres Gehabe. Vergiss alles, was du über eine ausgewogene Kommunikation mit Jugendlichen gehört hast.
Es geht um das Leben deines Angehörigen. Und um eine Krankheit, die lebensgefährlich ist.
Ist der Betroffene volljährig? Schwieriger. Aber trotzdem. Bleib in Kontakt. Tue alles für den "freiwilligen" Arztbesuch oder die Vorstellung in der Klinik. Verhandle. Informiere dich über die Gefahrenlage. Informiere dich, ab wann und unter welchen Bedingungen ein richterlicher Beschluss erwirkt werden kann. Auch für junge Erwachsene springt zumeist noch das Jugendamt ein. Mach dich schlau!
NIEMAND muss seinem Lieblingsmenschen dabei zusehen, wie er/sie verhungert. Auch du nicht! Werde aktiv!
Bevor wir zum typischen Verlauf und zu den Handlungsmöglichkeiten kommen, noch ein paar Sätze zu den Ursachen: Es wurde bereits viel geschrieben und erzählt. Wer oder was ist verantwortlich für den Ausbruch der Anorexie? Du kannst sehr viel Lebenszeit damit verschwenden, dich dieser Frage zu widmen. Oder du lässt es.
Nur als Überblick: Schuld sind wahlweise die autoritäre Erziehung und betutelt worden sein (kommt später noch (-: ), mangelndes Selbstbewusstsein, Pubertät, andere tief greifende Veränderungen im Leben wie die Coronapandemie oder ein Schüleraustausch oder Auszug von Zuhause, ein niedriges Selbstwertgefühl, Kontrollbedürfnis, Social Media, das in der westlichen Welt vorherrschende Schönheitsideal des schlanken Menschen, Trigger im Freundes/- Familienkreis, Überflussgesellschaft, Loslösungsversuche, diätende role models wie Eltern..
Neuere Studien deuten darauf hin, dass allein durch den schnellen Verlust von Körperfettmasse bei entsprechender genetischer Anfälligkeit Anorexie ausgelöst werden kann.
Wobei der Verlust der Körperfettmasse (auf normal: abnehmen) nicht "von allein" passiert, sondern regelhaft durch eine bewusst gesteuerte Diät und/ oder exzessivere Bewegung herbeigeführt wird. Und dann wären wir wieder bei oben.. Schönheitsideal, social media, Selbstwert, Pubertät, veränderte Lebenssituation ..trallalla.
Jedenfalls zeigen Anorexiekranke viele Verhaltensweisen, die Menschen, die aus anderen Gründen hungern (müssen), auch zeigen. (Übersteigerter Bewegungsdrang neben Phasen absoluter Erschöpfung; permanentes gedankliches Angefixtsein auf Essen, Schlafstörungen, depressive Episoden.). Dennoch ist Anorexie so viel mehr als "nur" Hungern. Denn der "normal" Hungernde würde schon ganz gerne essen. Zumindest hat er keine Stimme im Kopf, die es ihm verbietet.
Auch Experten sind sich nicht ganz einig, wie stark welche Faktoren in der Entstehung gewichtet sein können. Aktuell (2024/25) laufen wieder Studien zur Entstehung der Erkrankung aus Elternsicht. Einig sind sich alle in dem Punkt, dass diese Suchterkrankung, wie die meisten anderen Erkrankungen auch, multifaktoriell entsteht. Mehr musste ich nach wochenlangem Lesen dann am Ende doch nicht wissen. Einige Faktoren können wir für uns sicher bestätigen. Andere nicht. Dabei haben wir es belassen.
Später - in der Rückfallprophylaxe - gerne in der Psychotherapie noch einmal draufschauen. Ja. Das Drama soll ja nicht wieder von vorne losgehen. Aber die vornehmste Frage des besorgten Angehörigen, Freundes und Partners ist und bleibt zunächst:
Wie wird xy die Scheiße jetzt wieder los?
Und vielleicht noch: Wie schützen wir andere Familienmitglieder davor, jetzt akut in dieselbe Erkrankung zu rutschen?
Antwort auf Frage 2: Essen. Ihr müsst essen. Alle. Genug. Und sehr regelmäßig. Das, was ihr immer gegessen habt, wenn das halbwegs normales Essen war. Die beste Prophylaxe bei Anorexie ist und bleibt die Ernährung. Achtet sehr streng aufeinander. Achtet sehr streng auf Geschwisterkinder - ganz besonders dann, wenn es Mädchen sind. Wenn das erkrankte Kind schon in der Klinik ist und auch vorher, werft den Fokus trotzdem auch auf die Geschwister. Sie müssen essen und ihr müsst sicher WISSEN und SEHEN, dass sie es tun. Regelmäßig, am besten auf fünf Mahlzeiten am Tag verteilt. Mindestens. Chips vor Netflix sind auch schon...
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