Schweitzer Fachinformationen
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Das Flugzeug setzte kurz vor Mittag am letzten Februartag 2016 mit einem leichten Ruck auf der Rollbahn auf. Einige Reisende klatschten begeistert in die Hände, waren sie doch erleichtert, dass die Rückreise von Gran Canaria so glatt und ohne jegliche Wetterkapriolen in knapp vier Stunden Flug geschafft war.
Die Stewardess verkündete über Lautsprecher: »Meine Damen und Herren, wir sind soeben auf dem Flughafen Münster-Osnabrück gelandet. Bitte behalten Sie Ihre Sitzposition bei, und bleiben Sie angeschnallt sitzen, bis das Flugzeug seine Endposition erreicht hat!«
Wie auf Kommando, als hätten sie die Durchsage nicht gehört, entledigten sich die Passagiere ihrer Sitzgurte und begannen in den Fächern für das Handgepäck herumzusuchen.
Isabella Steif saß am Gang und fuhr den Mann neben sich empört an: »Drängeln Sie nicht so! Ich stehe erst auf, wenn die Maschine hält.«
Der Fremde warf ihr einen wütenden Blick zu, blieb aber halb aufgerichtet neben ihr stehen, denn auch seine Frau, die den Fensterplatz innehatte, drängte nun nach. Seufzend erhob Isabella sich, öffnete die Klappe über ihrem Kopf, nahm ihre Handtasche und eine Steppjacke heraus und quetschte sich in den Gang. Dort stand bereits ihre Schwester, Charlotte Kantig mit ihren Sachen, die an der anderen Seite des Ganges gesessen hatte, und wartete ungeduldig, dass sich endlich die Türen des Flugzeugs öffnen würden, um den engen Raum zu verlassen. Mittlerweile war das Flugzeug zum Stillstand gekommen und die sich im Gang drängelnden Menschen schoben sich weiter nach vorn, wo jetzt die Tür geöffnet wurde. Die Stewardessen verabschiedeten mit freundlichem Gesicht als Erstes zwei Rollstuhlfahrer, die vom Flughafenpersonal abgeholt wurden. Wenige Minuten später verließen auch Isabella und Charlotte den Flieger und warteten in der Gepäckausgabe auf ihre Koffer.
»Ob Ottokar schon da ist?«, fragte Isabella ihre Schwester. Charlotte nickte zuversichtlich und blickte durch die hohen Scheiben der Ankunftshalle suchend nach draußen. »Sehen kann ich ihn nicht, aber er ist bestimmt pünktlich!«
Ottokar Breit war Nachbar der beiden Frauen, die in Oberherzholz in der Wiesenstraße, in einer Siedlung am Rande des Städtchens, in einem Doppelhaus wohnten, von denen jede eine Hälfte besaß. Ottokar war genau wie die Schwestern im Ruhestand. Er hatte ein Faible für Charlotte, das weit über eine normale Nachbarschaft hinausging, was dazu führte, dass beide viel gemeinsam unternahmen und eine enge freundschaftliche Verbindung pflegten.
Charlotte war die Erste, die ihren Koffer vom Rollband holte und sich durch die Sperre nach draußen begab, wo Ottokar sie mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. »Schön braun bist du geworden!« Er schnappte sich ihren Koffer und fragte: »Wo ist denn Isabella?«
»Drinnen, wo sonst? Mein Koffer war einer der ersten, die angerollt kamen.«
Sie mussten volle zehn Minuten warten, bis endlich Isabella erschien.
»Puh, ich hab schon gedacht, die hätten meinen Koffer vergessen!«, sagte sie und begrüßte Ottokar mit einem Händedruck. »Fein, dass du uns abholst, Ottokar. Dieser Zubringerbus hat uns auf der Hinfahrt durch sämtliche Dörfer im Münsterland kutschiert und fast drei Stunden gebraucht!«
Gut gelaunt stiegen die drei in Ottokars Mercedes und waren schon nach einer guten Stunde zu Hause.
Am Nachmittag trafen sich die Schwestern mit Ottokar zum Kaffeeplausch in Charlottes Esszimmer, zu dem Isabella auch ihren Bekannten Eberhard Looch einlud, der am Ende der Wiesenstraße wohnte.
»Wieso waren eigentlich vorhin so viele Lkws auf der Münsterlandstraße?«, erkundigte sich Isabella. »Normalerweise ist dort gegen Mittag kaum Verkehr.«
»Das ist mir auch aufgefallen«, warf Charlotte ein. »Vollbeladen mit Schotter. Wird hier irgendwo eine Straße gebaut?«
»Straße?« Ottokar lachte, und Eberhard ergänzte: »Ein Biogasanlage. Dafür wird das Wäldchen hinter dem Sprokenbach zerschnitten und ein Schotterweg angelegt. Mit dem Bau der Anlage wurde letzte Woche bereits begonnen!«
»Muss denn da nicht die Bevölkerung informiert werden?« Isabella krauste unmutig die Stirn. »Ich habe weder im Rathaus noch sonst wo etwas davon gehört!«
»Wenn ihr natürlich vier Wochen untertaucht, kriegt ihr auch nichts mit!« Ottokar grinste, tat sich zum zweiten Mal ein Stück Kkuchen auf den Teller und wandte sich an Charlotte. »Dieser Kirschkuchen ist wirklich lecker!«
»Hat mir Louisa empfohlen«, sagte Charlotte, »aber demnächst backe ich wieder selbst!«
»Wie meintest du das, dass wir nichts mitkriegen?«, wandte sich Isabella an Ottokar. »Wir waren gerade mal vier Wochen weg!«
»Gleich Anfang Februar hat der Bürgermeister zu einem Infoabend zur Biogasanlage auf dem Hof Gerstland eingeladen. Die Anlage wird hinter dem Hof Schultherm in der Nähe der Windräder auf der Wiese des Hofes Gerstland gebaut.«
»Das ist ja zum Glück weit genug von uns entfernt«, stellte Charlotte sachlich fest.
»Aber der Verkehr auf der Münsterlandstraße wird stark anschwellen«, warf Eberhard ein. »Der Bürgermeister hat mitgeteilt, dass mehrere Städte bereits Verträge mit dem Betreiber der Anlage gemacht haben, um ihren Biomüll dort abzuladen.«
»Für unsere kleine Stadt ist das ein gutes Geschäft«, erklärte Ottokar. »Die Stadtwerke sind mit zwanzig Prozent an der Anlage beteiligt, und auch der Hof Schultherm hat einen Anteil von zehn Prozent erworben, zumindest hat der Bürgermeister das auf der Versammlung mitgeteilt. Roland Gerstland ist mit rund fünfzig Prozent Haupteigner, da die Anlage auf seinem Grundstück gebaut wird. Übrigens können auch Privatleute noch einzelne Anteile von der Stadt erwerben.«
»Du bist ja richtig gut informiert«, staunte Isabella.
»Wenn ihr nicht da seid, müssen Ottokar und ich doch aufpassen, dass hier in der Stadt alles mit rechten Dingen zugeht«, frotzelte Eberhard gut gelaunt. »Der Bürgermeister hat in der Versammlung all diese Fakten erläutert und hinzugefügt, dass der Strom der Anlage den Stadtwerken zufließt, genau wie der Strom aus den Windrädern.«
»Sicher ein gutes Geschäft für alle Seiten«, resümierte Charlotte und verteilte den letzten Kaffee.
»Trotzdem finde ich, etwas mehr Vorlaufzeit für solche Dinge wäre wünschenswert«, sagte Isabella. »Müssen denn nicht alle Gewerke öffentlich ausgeschrieben werden?«
»Klar«, gab Ottokar zurück. »Soviel ich weiß, hat eine Baufirma aus Herford den Zuschlag gekriegt.«
»Das ging aber schnell!«, stellte Charlotte grinsend fest.
Isabella krauste die Stirn. »Aber es müssen doch so viele Dinge beachtet werden!«, sagte sie. »Was ist, wenn der Sprokenbach durch ein Leck in der Anlage verunreinigt wird?«
Eberhard grinste. »Genau das habe ich unseren Bürgermeister auch gefragt. Er hat sofort abgewunken und gesagt, so etwas könne gar nicht passieren, weil die Anlage nach neuestem Standard gebaut wird.«
»Warten wir es ab«, meinte Isabella. »Ich bin gespannt, was die Umweltschützer sagen. Der Sprokenbach speist den Baggersee bei Schultherm. Die Angler werden ordentlich Theater machen, wenn da was passiert.«
»Die örtlichen Umweltschützer sind mit einem Schmankerl bedient worden. Die Stadt zahlt ihnen ab sofort wieder die Krötenzäune, die demnächst für die Laichwanderungen aufgestellt werden.«
»Und damit haben sie sich zufriedengegeben?«
»Scheint so!« Eberhard grinste. »Zumindest gab es keine Widerstände gegen die Anlage, und in der letzten Woche wurde bereits mit dem Bau der Zufahrt begonnen.«
Sie saßen noch eine gute Stunde zusammen, plauderten über die Neuigkeiten der Stadt, und die Frauen holten ihre Handys heraus und zeigten die vielen Fotos, die sie auf den Kanaren geschossen hatten. Es war schon dunkel, als sich die Herren verabschiedeten und Isabella und Charlotte gemeinsam den Tisch abräumten. »Ich bin hundemüde!«, sagte Isabella gähnend und war schon nach wenigen Minuten verschwunden.
Am nächsten Tag schlief Charlotte bis spät in den Morgen hinein. Als sie kurz nach zehn Uhr den Rollladen an ihrem Schlafzimmerfenster hochzog, wurde sie von einer hellen Sonne begrüßt, die den blauen Himmel verzauberte. Gähnend und sich reckend verschwand sie im Bad und saß schon eine Stunde später am Frühstückstisch. Bei Kaffee und Toast, den sie noch vor dem Urlaub gekauft und eingefroren hatte. Kurz nach ein Uhr mittags machte sie sich auf zum Hofladen, um ihre Vorräte wieder aufzufüllen. Sie hatte sich warm angezogen, denn trotz des blauen Himmels war es bitterkalt draußen, und die Heizung ihres Autos kam für die kurze Strecke nur mäßig auf Touren.
So kurz nach Mittag war der Laden leer, und Charlotte hatte Muße, sich alles gründlich anzusehen. Angelika Kottenbaak, Bäuerin und Besitzerin des Hofladens, stand hinten im Laden und packte gebündelte Möhren aus einem Korb ins Regal. Bei Charlottes Eintritt sah sie überrascht auf. »Frau Kantig, gut sehen Sie aus! Wie war's auf den Kanaren?«
Charlotte lachte. »Herrlich und ganz warm!«
Angelika seufzte. »Da möchte ich auch mal hin, so für eine Woche mal etwas anderes sehen, das wär schön!«
»Ein Woche ist zu wenig«, warf Charlotte ein, »da lohnt sich der Flug ja gar nicht!«
Angelika schüttelte den Kopf. »Mehr als eine Woche halte ich das nicht woanders aus. Hermann und ich sind doch jedes Jahr ein paar Tage auf Föhr, da überlege ich schon täglich, ob denn hier im Laden alles läuft,...
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