Schweitzer Fachinformationen
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Die magische Buchwelt, in der Romanfiguren ihr eigenes Leben führen, ist für die Londonerin Hope Turner zur zweiten Heimat geworden. Doch das Geheimnis um die Buchwelt ist bedroht, und Hope hat sich dem Bund aus Menschen und Romanfiguren angeschlossen, um es zu schützen. Ihr Gegenspieler Quan Surt hat es vollbracht, die Barriere zwischen den beiden Welten zu durchbrechen. Seitdem ist es auch Buchgestalten möglich, in die reale Welt zu reisen, selbst den übelsten Bösewichten ...
Der Buchladen lag so früh am Morgen noch beinahe verlassen da. Nur die Wachen schoben ihren Dienst vor dem Portal, durch das ich soeben Mrs. Gateway's Fine Books betrat: eine unscheinbare Tür weit hinten in dem von vielen Bücherregalen überfüllten, schlauchartigen Raum.
Ich war meinem Wanderer Rufus gefolgt, der bereits einige Worte mit Neela wechselte. Die indischstämmige Wanderin und ehemalige Polizistin hatte nicht nur die Wacheinteilungen am Portal organisiert, sondern übernahm auch selbst zahlreiche Schichten.
In diesem Moment trat Oliver, ein kleiner, kugelrunder Wanderer, hinter dem nächsten Regal hervor und reckte sich. In der kleinen Nische hinter dem Bücherbord hatte die Ladeninhaberin Mrs. Gateway, wie ich wusste, erst gestern ein Sofa für die Aufpasser aufgestellt. Wir alle hatten uns auf die neue Situation einstellen müssen: Dass es nun zwingend notwendig war, den Ausgang aus der Bücherwelt bewachen zu lassen, war eine ungewohnte und angsteinflößende Situation. Und wenn ich daran dachte, dass ich selbst, Verwandlerin Hope Turner, daran nicht ganz unschuldig war, wurde mir immer noch ganz flau.
»Moooin!«, gähnte Oliver und blinzelte uns entgegen. »Was macht ihr denn schon hier?«
»Sind einem möglichen Sánchez auf der Spur. Wir fliegen nach Dublin«, erklärte Rufus, streckte seine Arme aus und sah Oliver auffordernd an. Offensichtlich erwartete er die übliche Überprüfung, die für alle galt, die durch das Portal aus der Bücherwelt in unsere Welt zurückkehrten.
»Ach, komm schon«, winkte Oliver ab. »Ich werd doch jetzt nicht .«
»Keine Ausnahmen«, unterbrach Rufus. »Wir wissen immer noch nicht, durch wen Surt den Text rausschmuggeln will. Da sollten wir die Regeln nicht lockern.«
»Na, Mann, hätt ich mir denken können, dass du so was sagst. Vom Scheitel bis zur Sohle ein Mann des Bundes, stimmt's?! Okay, komm her. Dann wollen wir mal.« Oliver tastete Rufus auf das verräterische Knistern von Papierbögen ab.
Surt. Der Name jagte mir ein Schaudern den Rücken hinunter, und unwillkürlich tastete ich nach der Narbe an meinem linken Arm, die zurückgeblieben war, nachdem der Anführer der Absorbierer mich in der Handlung von Tolstois Anna Karenina angeschossen hatte. Mit vorgehaltener Waffe hatte er mich dazu gezwungen, jenen Text zu schreiben, nach dem die Wachen nun bei jedem fahndeten, der die Bücherwelt durch das Portal verließ. Denn würde dieser Text hier, in der Welt draußen, gelesen, wäre es jeder literarischen Figur - auch den grausamsten und blutrünstigsten - möglich, die Bücherwelt zu verlassen. Um solch ein unvorstellbares Horrorszenario zu verhindern, wurden seitdem jeder Wanderer und jede Verwandlerin durchsucht, wenn sie aus der Bücherwelt zurückkehrten. So wie Rufus und ich nun.
Während Oliver meinen Wanderer filzte und Neela das Durchsuchen bei mir übernahm, quatschte Oliver wie üblich unaufhörlich weiter. Allerdings wirkte er heute ungewöhnlich ernst, während er von seiner möglichen neuen Verwandlerin Eileen sprach, die er im Urlaub kennengelernt hatte.
»Gestern haben wir uns wiedergetroffen, und da sagt sie doch allen Ernstes zu mir: >Oliver, diese Verbindung zwischen uns, die ist was ganz Besonderes. Du bist etwas ganz Besonderes. Versteh mich jetzt nicht falsch<, hat sie gesagt, und sie wusste ja nicht, dass ich genau weiß, was sie meinte, beziehungsweise, was sie nicht meinte . Hey, Leute, guckt mich an.« Er wies auf seinen kugelrunden Bauch, der seine geringe Körpergröße unvorteilhaft betonte. »Sieht doch jeder, dass ich nicht Mr. Perfect bin. War also klar, dass sie das nicht meint. Aber diese Verbindung, die spür ich auch. Schon als wir uns zur Begrüßung umarmt haben. Da ist so was . Na, ihr wisst schon. Ich wollte am liebsten sofort loslesen, egal welches Buch. Oh Mann, ich bin schon krass gespannt, in welche Geschichte sie als Erstes portieren möchte. Aber natürlich muss ich sie erst vorbereiten. Gestern haben wir zwar viel über unsere Lieblingsbücher gesprochen, aber das Ganze sollte ja Step by Step gehen, is mir schon klar. Ich dachte mir, beim nächsten Treffen bring ich sie ganz unauffällig hierher, und dann werden wir ja sehen, ob es ihr stinkt. Wenn nicht, dann hat sie tatsächlich Talent, und ich könnte ihr reinen Wein einschenken. Was meint ihr, wie soll ich .?« Er hielt inne, nachdem er mit der einen Hand in Rufus' Jackentasche geglitten war. Jetzt zog er sie wieder heraus. Zwischen den kurzen, breiten Fingern hielt er die Phiole mit der durchsichtigen Flüssigkeit, die Rufus vor wenigen Minuten von M, der Leiterin des Bundes, erhalten hatte.
Rufus nahm sie ihm vorsichtig aus der Hand.
»Es ist genau das darin, was du vermutest«, sagte er. »M hat sie mir mitgegeben, falls dieser Sánchez tatsächlich Surts Autor ist, den Text aber nicht herausgeben will.«
»Aaaaah!«, machte Oliver bewundernd.
Neela, die gerade noch meine Hosenbeine bis hinunter zu den Schuhen abgetastet hatte, richtete sich auf. »Sie denkt immer an alles.«
»Ja, sie ist toll«, nickte ich und dachte an die drahtige Lady mit den raspelkurzen, eisgrauen Haaren, die ihren Spitznamen ihrer Vorliebe für Agententhriller verdankte. M - in Wahrheit jedoch Mother Holle. Wer hätte gedacht, dass die gestrenge, jedoch gütige alte Märchenfigur aus der Feder der Gebrüder Grimm eines Tages einen Zusammenschluss vieler Menschen und Buchfiguren leiten würde, der sich um die Sicherheit beider Welten kümmerte? Andererseits wollte es mir auch nicht gelingen, mir M, so wie ich sie kannte, beim Ausschütteln von Federdecken vorzustellen.
»Eine erfolgreiche Reise!«, wünschte uns Neela in diesem Moment und wandte sich dann an Oliver: »Ich verschwinde mal schnell im Badezimmer, okay? Bin gleich zurück.«
»Klaro!«, schmetterte Oliver, und Neela entfernte sich zwischen den Regalen.
»Jetzt mal noch ganz schnell unter uns Wanderer-Kumpels«, wisperte Oliver Rufus zu, während er uns ein Stück den Gang hinunter Richtung Eingangstür begleitete. »Wie mach ich das bloß mit Eileen? Ich hatte bisher doch nur meine liebe Victoria. Und ihr musste ich nicht viel erklären. Ich glaub, auf ihre alten Tage wollte sie regelrecht, dass ihr jemand von der Bücherwelt erzählt - als hätte sie auf so ein Wunder gewartet, um noch was zu erleben. Aber Eileen is da anders. Ihr Mann hat sie verlassen, das steckt ihr ziemlich in den Knochen. Und ich will sie nicht erschrecken, indem ich . Oh, hi, Portia.«
Zwischen zwei Regalen stand die Buchladenbesitzerin Mrs. Gateway und war dabei, Bücher von einem kleinen Rollwagen zurück auf die Borde zu sortieren. Wie immer war sie ganz in Schwarz gekleidet und trug die grauen Haare zu einem strengen Dutt à la furchteinflößende Ballettlehrerin.
Wir begrüßten uns im Vorbeigehen, und Rufus, Oliver und ich hielten uns weiter in Richtung Ausgang. An der Tür angekommen, blieben wir stehen. Zaghafte Sonnenstrahlen beschienen die Straße draußen vor dem Schaufenster, in dem sowohl antiquarische als auch aktuelle Titel ausgestellt waren.
»Oliver«, sagte Rufus und legte dem Wanderer, der gut zwei Köpfe kleiner war als er selbst, die Hand auf die Schulter. »Ich kann dir keinen anderen Rat geben als: Sei einfach du selbst.«
Damit hatte er in kluge Worte gefasst, was auch ich dachte.
»Das stimmt.« Ich nickte. »Wenn Eileen diese Verbindung zwischen euch spürt, dann wird sie dir vertrauen. Das geschieht ganz automatisch, selbst wenn man es nicht will.« Ich merkte erst, was ich da sagte, als ich es bereits ausgesprochen hatte. Ein rascher Seitenblick zu Rufus. Doch der sah eher milde verwundert als ärgerlich aus.
Oliver schaute zwischen ihm und mir hin und her, und endlich erschien wieder das fröhliche, zuversichtliche Grinsen auf seinem runden Gesicht.
»Einfach ich selbst sein, meint ihr, ja? Das schaff ich. Das sollte nicht so schwer sein, oder? Mann, Leute, danke! Ich fühl mich schon viel besser. Na, jetzt aber los, ihr zwei! Viel Erfolg!« Er wollte gerade die Tür für uns öffnen, als hinten aus dem Laden ein Geräusch ertönte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Ein hoher, langgezogener Schrei.
Für eine Sekunde standen wir wie erstarrt. Dann ließen Rufus und ich unsere Reisetaschen fallen, und wir drei rannten gleichzeitig los.
Wahrscheinlich hatten die beiden Männer den gleichen Gedanken wie ich: Der Schrei hatte verdammt nach Mrs. Gateway geklungen! Und das Portal war gerade unbewacht! Womöglich hatte irgendjemand nur auf diese Gelegenheit gewartet.
Wir hetzten den Gang entlang ins Innere des Ladens zurück. Dort stand Mrs. Gateway mitten im Weg und starrte in Richtung Portaltür. Sie hatte den langen, dürren Arm erhoben und deutete mit dem Finger auf etwas vor ihr, das wir noch nicht sehen konnten.
Rufus kam als Erster bei ihr an und folgte ihrem Blick. Ihm entfuhr ein: »Oh mein Gott!«
Ich war so schnell gerannt, dass ich beim Abbremsen beinahe gegen ihn prallte. Oliver war dicht hinter mir, und einen Moment lang strauchelten wir beide. Dann sahen wir, was Mrs. Gateway und Rufus derart hatte erstarren lassen.
»Voll krass«, hauchte Oliver.
»Gwen!«, schrie ich und stürzte zu ihr.
Die erste und einzige beste Freundin in meinem Leben stand mit offenem Mund vor dem Portal...
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