Schweitzer Fachinformationen
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Gehen wir tiefer. Wie könnten neue landwirtschaftliche Strukturen aussehen? Bisher ging es vor allem um die großen Auswirkungen, die die jetzigen Strukturen zur Folge haben, und um jene, die von einem Umdenken ausgelöst werden würden. Doch wie sieht es heute im Bereich Landwirtschaft konkret aus? Und: Welche Methoden, Werkzeuge und Gestaltungselemente braucht es für eine Permakultur-Landwirtschaft?
Damit du hier nicht nur mit ganz viel Theorie ausgestattet wirst, machen wir uns am besten an ein konkretes Beispiel, um zu klären: Was genau ist mit "Strukturänderung" gemeint? Es ist wichtig festzuhalten, dass es dabei nicht nur um eine Änderung von Anbaumethoden geht, sondern um tiefgreifende Strukturänderungen. Die Änderung von konventioneller hin zu biologischer Bewirtschaftung beispielsweise ist zwar sehr wichtig und ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, sie hat aber bei Weitem nicht die umfassenden Effekte wie eine Strukturänderung. Auf den folgenden Seiten soll anschaulich gezeigt werden, wie die Unterschiede in der Grundstruktur zwischen industrieller Landwirtschaft und Ökosystem- bzw. Permakultur-Landwirtschaft aussehen. Ich muss hier leider die konventionelle und biologische Landwirtschaft in einen Topf werfen, denn in den grundlegenden Strukturen unterscheiden sie sich oft wenig bis gar nicht. Meist sind lediglich die verwendeten Mittel andere. Viele Menschen würden sich auch sehr wundern, was alles gemäß dem EG-Biosiegel als "biologisch" durchgeht. Einige Anbauverbände gehen da schon weiter, aber von einer umfassenden Änderung der landwirtschaftlichen Strukturen ist hier auch noch nicht viel zu erkennen.
Ein Feld der Zukunft muss anders aussehen - so schön der Sonnenuntergang diese Monokultur auch anleuchtet.
Der sehr überwiegende Großteil der landwirtschaftlichen Flächen sieht leider heutzutage so aus: weit und breit ebene Flächen mit meist nur einer Kultur, die zudem noch einjährig ist und dadurch jedes Jahr zu 100 % neu angelegt werden muss. Um so Landwirtschaft betreiben zu können, müssen auftretende Schädlinge und Krankheiten behandelt bzw. totgespritzt werden, Nährstoffe müssen regelmäßig von außen zugeführt werden und ein massiver Maschineneinsatz ist notwendig. Die Strukturen sind sehr eindimensional, weshalb nur sehr wenigen Arten ein Lebensraum geboten wird, was wiederum das Auftreten von schädlichen Überpopulationen fördert. Auch die Raumausnutzung ist sehr gering. Meist wird pro Quadratmeter Grundfläche nur ein Kubikmeter Raum genutzt. Dieser Wert ist in der Ökosystem-Landwirtschaft oft 30-mal höher, und dementsprechend sind auch die Erträge dort meist höher.
Allerdings lässt sich in der industriellen Landwirtschaft auch alles sehr übersichtlich bewirtschaften. Man muss sich nur um wenige Kulturen kümmern, und die Ernte kann sehr schnell durch den Einsatz großer Maschinen geschehen.
Aber der wichtigste Punkt: Die industrielle Landwirtschaft hat nicht nur sehr viele negative Nebeneffekte, sie ist auch schlichtweg nicht zukunftsfähig. Es gibt aktuell eine Vielzahl an Faktoren, die zu einem flächendeckenden Zusammenbruch der industriellen Landwirtschaft führen könnten. Die starke Zunahme von multiresistenten Wildkräutern gegenüber vielen Herbiziden und das Schwinden der Phosphorvorräte werden hier vermutlich als Erstes zum Tragen kommen.
Auf den ersten Blick sind hier einige Dinge gut zu erkennen: Es stehen reichlich Bäume und Gehölze auf der Fläche. Dies ist von der Struktur her der Hauptunterschied zur industriellen Landwirtschaft, der auch den größten Einfluss hat. Dennoch sind genug Lücken vorhanden, sodass die Bodenebene noch ausreichend Licht hat und der Anbau von einjährigen Feldfrüchten nicht behindert wird. Zudem ist alles in einer bestimmten Form angeordnet und folgt klaren Hintergrundgedanken:
Die Ackerfläche schlängelt sich beispielsweise als durchgehende Fläche durch die gesamte Anlage und ist so breit wie der kleinste gemeinsame Nenner der benötigten landwirtschaftlichen Anbaugeräte (in diesem Fall zwölf Meter Feldbreite, bedingt durch eine drei Meter breite Sämaschine, eine vier Meter breite Egge und einen sechs Meter breiten Mähdrescher).
So kann die Fläche noch mit landwirtschaftlichen Maschinen bearbeitet werden, die allerdings wesentlich effektiver arbeiten können (keine Wendemanöver, keine halben Spuren, nur wenige Arbeitsgänge nötig usw.). Auch zwischen den Baumreihen lässt sich in diesem Beispiel jeweils mit einem kleinen Traktor entlangfahren, was Pflege und Ernte deutlich erleichtert. Grundsätzlich befinden sich die verschiedensten Nutzungsformen auf einer Fläche und sind so angeordnet, dass sie sich gegenseitig unterstützen können. Das ist sehr wichtig! Denn man kann die Elemente auch so anordnen, dass sie sich behindern, anstatt sich zu fördern.
Zur Verdeutlichung folgende Aufstellung:
Nutzungsart
Bezug zu den anderen Elementen
Ackerfläche für einjährige Feldfrüchte
Sie liegt geschützt, aber mit noch ausreichendem Lichteinfall zwischen den Gehölzreihen; profitiert von Humusbildung, Windschutz, Verdunstungsschutz, Hagelschutz, Wasserrückhalt und Schädlingsregulation von den umliegenden Bereichen.
Großbäume, vor allem für Nüsse und Wertholz
Sie nutzen bis zu 30 Meter Raum über dem Boden, was eine insgesamt wesentlich bessere Raumausnutzung der Fläche mit sich bringt und für deutlich höhere Erträge sorgt. Die Bäume sind so weit aufgeastet, dass sie die Maschinendurchfahrt nicht behindern, und so angeordnet, dass keine negativen Effekte für die Ackerflächen entstehen. Sie liefern neben Nüssen und anderen essbaren Erträgen vor allem auch hochpreisiges Wertholz.
Obstbäume für Obst und Furnierholz
Verschiedenste Obstbäume liefern den effektivsten Ertrag (kaum Aufwand für sehr viel Ertrag) und sorgen so für eine hohe und stabile Nahrungserzeugung. Größtenteils als stark wachsende und robuste Hochstämme gezogen, können aus ihnen auch noch wertvolle Furnierhölzer gewonnen werden. Extensive Obstwiesen sind zudem sehr artenreiche Lebensräume und somit ein wichtiger Ökosystem-Faktor, auch für umliegende Flächen.
Wildobst, Sträucher und Hecken
Windschutz, Lebensraum, Nahrung ohne Aufwand und Biomasse. Kaum ein Gestaltungselement ist so vielseitig wie Hecken aus Wildgehölzen. Auch die positiven Effekte auf angrenzende Ertragsflächen sind enorm und werden mit teilweise bis zu 50 % Ertragssteigerung verbucht.
Erdwälle und Wasserspeicher
In Regionen mit sehr unterschiedlichen Niederschlagszahlen (z. B. viel Wasser im Winter und kaum Wasser im Sommer) können Wasserspeicherbecken einiges ausgleichen. Starkregenereignisse werden zurückgehalten und können anschließend über Wochen und Monate langsam versickern und verdunsten. Mit dem anfallenden Aushub können sehr kostengünstig Erdwälle angelegt und so eine genaue Wasserführung oder neue Kleinklimazonen geschaffen werden. Die Gefahr von Überschwemmungen in der Region nimmt zudem stark ab.
Wiesenflächen und Heu-Gemüsebeete
Zwischen den niedrigen Gehölzen, unter denen kein Ackerbau Sinn macht, bieten sich artenreiche Wiesenflächen und Insektenweiden an. Sie sind wichtige Teile des Ökosystems, die aber auch zur Wildkräuter- oder Honig-Produktion genutzt werden können. Das anfallende Heu kann übrigens wunderbar für pflegeleichte, dauergemulchte Gemüsebeete verwendet werden, die ohne Gießen, Jäten, Düngen und Umgraben auskommen.
Biotopflächen
Zwischen all den Ertragsstrukturen können nun noch weitere Ökosystemstrukturen eingebaut werden. Beispielsweise Totholzhaufen aus dem anfallenden Astschnitt der Baumpflege, Trockenbiotope aus eventuell anfallenden Steinen und Sand oder ganz unberührte Sukzessionsbereiche.
Was Permakultur-Systeme auszeichnet? Eine hohe Artenvielfalt und dadurch eine sehr gute Selbstregulation. Und noch ein Pluspunkt: Das erspart langfristig haufenweise Geld und Arbeit.
Durch die vielen verschiedenen Strukturen entsteht eine so hohe Artenvielfalt, dass sich ein selbst regulierendes Ökosystem entwickelt. Das spart viel Arbeit und Kosten, da nun auch ohne Spritzmitteleinsätze keine "Schädlingspopulationen"...
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