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Über eintausendsechshundert mexikanische Soldaten unter dem Befehl von General Antonio López de Santa Anna hatten die Truppen des Kommandanten Sam Houston während der letzten Wochen verfolgt. Derartig unter Druck gesetzt, war die aus dem Boden gestampfte texanische Armee, die von Sam Houston geführt wurde, gezwungen gewesen, bis zum San Jacinto River zurückzuweichen, nur knapp hundert Meilen von der Grenze zwischen Texas und den Vereinigten Staaten entfernt.
Nachdem Houstons Freiwillige wochenlang unerbittlich verfolgt worden waren, schlug am 21. April 1836 schließlich ihre große Stunde. An diesem Tag bereiteten sie sich darauf vor, ihre letzte Schlacht zu schlagen, obwohl sie zahlenmäßig stark unterlegen waren. Eine zweite Gelegenheit würden sie nicht bekommen. Mit einem gewagten Manöver führten sie die mexikanischen Späher an der Nase herum und zogen sich unbemerkt auf eine Position zurück, die oberhalb der feindlichen Nachhut lag. Kurz vor Tagesanbruch nahmen sie dort ihre Stellung ein und warteten.
Im mexikanischen Feldlager herrschte an jenem Morgen emsiges Treiben. Die Soldaten reinigten ihre Waffen, striegelten die Pferde und widmeten sich Versorgungsaufgaben. Aber sobald die Sonne höher stieg, ließ ihre Aktivität nach. Die Mexikaner versuchten schon so lange, Houston in die Enge zu treiben, und die Mühen der Verfolgung gingen nicht spurlos an den Männern vorüber. Nach der Essenszuteilung schützten sie sich in ihren Zelten vor der aufsteigenden Hitze oder ruhten sich im Schatten eines Baumes aus. Schließlich wurden sie von einer milden, verführerischen Brise eingelullt. Vögel erhoben ihren Gesang zu einer Melodie, die sich mit dem betörenden, frischen Plätschern des Flusses vermischte. Erschöpft von den langen Märschen der letzten Tage und in der sorglosen Gewissheit, dass sie selbst die Verfolger waren, fielen die mexikanischen Soldaten unversehens in einen vertrauensseligen Schlaf.
Die Texaner hatten keine Eile. Geduldig warteten sie hinter den Hügeln, gut getarnt dank der üppigen Vegetation, die das Flussbett des San Jacinto umgab. Als endlich der letzte Mexikaner die Augen geschlossen hatte, zog Kommandant Houston seinen Säbel und stieß den Schlachtruf aus, der sie zum Sieg führen sollte: «Denkt an Alamo!»
Wie ein Donner hallte der Schrei durch den sonnigen Frühlingsnachmittag. David stand nur wenige Meter vom Kommandanten entfernt, als dieser den Befehl zum Angriff gab. Houstons siebenhundertfünfzig Männer erhoben sich aus ihren Verstecken und stürzten sich ohne Erbarmen auf die verwirrten Mexikaner, wie ein reißender, tödlicher Strom.
In der kurzen Zeitspanne bevor David seinem Befehlshaber folgte, zogen all die Ereignisse an ihm vorüber, die ihn in diese für das Schicksal von Texas entscheidende Schlacht geführt hatten.
Alles hatte vor zwei Monaten angefangen, genauer am 23. Februar 1836. An diesem Tag hatte der mexikanische General Antonio López de Santa Anna mit der Belagerung von Alamo begonnen. Seine viertausend Mann starke Armee umzingelte die alte Missionsstation im texanischen San Antonio, in der sich einhundertsiebenundachtzig Männer unter dem Befehl von William Barret Traves und James Bowie verschanzt hatten, um die Unabhängigkeit von Texas zu verteidigen.
Die Nachricht der Belagerung breitete sich rasch in jedem Winkel der Vereinigten Staaten aus. Alamo wurde zu einem Symbol des Widerstands. Angesteckt von einer Welle von Patriotismus, verließen Hunderte von Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Herkunft ihre Heimstätten. Sie machten sich auf, diesen Männern zu helfen, die sich niemals ergeben würden, obwohl sie zahlenmäßig unterlegen waren und nicht die geringste Chance auf einen Sieg hatten.
David befand sich auf seiner Plantage in Virginia, als er erfuhr, was in Alamo vor sich ging. Eine militärische Ausbildung und ein Offiziersrang hatten ihm ausreichend Erfahrung vermittelt, um zu begreifen, dass diese tapferen Männer sich nicht lange ohne Hilfe halten könnten. Ohne zweimal darüber nachzudenken ritt er nach Norfolk, Virginia, um sich dort einzuschiffen und zum nächsten texanischen Hafen zu reisen. Da das Schiff keinen Zwischenhalt machte, erfuhr er erst am Ende der Überfahrt, dass Alamo schon am 6. März gefallen war - am gleichen Tag, an dem er Virginias Küste verlassen hatte. Keiner der Kämpfer hatte überlebt.
Er war zu spät gekommen. Enttäuscht und niedergeschlagen wollte David schon nach Hause zurückkehren, als ihm zu Ohren kam, dass Kommandant Houston ein kleines Heer um sich scharte und gegen die Mexikaner ziehen wollte. Er beschloss, sich der Truppe anzuschließen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Houstons Einheit sich in Richtung Westen an den San Jacinto River zurückgezogen. Entschlossen, die Männer unbedingt einzuholen, ritt David in nördlicher Richtung und wandte sich auf der Höhe von Goliad nach Osten.
Was er dort sah, bestärkte ihn in seinem Entschluss, bis zum Äußersten zu kämpfen. Zwar waren schon Wochen vergangen, seit er jenes verfluchte Goliad passiert hatte. Aber die Erinnerung an fast dreihundert Leichen von Männern, Frauen und Kindern, die in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung mitten auf der Straße einfach übereinandergeworfen worden waren, ließ noch immer Zorn in ihm aufsteigen. Auch jetzt, kurz vor der Schlacht, dürstete er nach Blut. Er wollte diese mexikanischen Ungeheuer erledigen, die so viele Unschuldige skrupellos ermordet hatten, sandte einen hasserfüllten Schrei zum Himmel und gab seinem Pferd die Sporen.
Vollkommen unvermittelt fielen die Texaner über ihren Feind her. In kürzester Zeit war der Jäger zur Beute geworden, und die Beute zum grausamsten aller Jäger. Zahlenmäßig überlegen, hatten die Mexikaner keine Vorkehrungen getroffen, um sich gegen einen möglichen Angriff zu verteidigen. Noch dazu hatte ihr Feind sich in den letzten Wochen im ständigen Rückzug befunden, und sie hielten ihn daher für militärisch unterlegen.
Plötzlich aber sah es so aus, als hätte sich das improvisierte Heer der Texaner vervielfacht.
Die Angreifer schlugen alles kurz und klein. Sie stießen mit Säbeln und Bajonetten zu, ohne dass die Mexikaner, die gerade aus ihrem Schlaf erwachten, Zeit gehabt hätten, sich zu verteidigen. Sie starben mit einem ungläubigen Ausdruck in den Augen.
Von der Hitze des Gefechts angestachelt, galoppierte David auf die feindlichen Soldaten zu. Wie die Mexikaner in Alamo und Goliad kannte auch er kein Mitleid. Er zog seinen Säbel, hielt die Zügel seines Pferds mit den Zähnen fest und ergriff mit der anderen freien Hand die Pistole. Mit Säbelhieben bahnte er sich seinen Weg durch die Menge, und bald schon war seine Klinge mit Blut bedeckt.
Begleitet vom schrillen Wiehern der Pferde, gingen die feindlichen Soldaten zu Boden. Kugeln durchschnitten mit pfeifendem Geräusch die Luft und entrissen all jenen das Leben, die den Geschossen in die Quere kamen. Mitten im Schlachtgetümmel fiel David die kleine Gruppe von vier Reitern im ersten Moment gar nicht auf. Die Männer waren Teil des Gesamtbildes von Chaos und Zerstörung. Nur ein Detail stimmte nicht: Sie galoppierten von der Schlacht weg!
Trotz der Entfernung konnte David den Anführer der Gruppe erkennen: Es war Santa Anna, und es schien, als hätte außer David niemand bemerkt, dass er fliehen und seine Männer im Stich lassen wollte. Verzweifelt sah David sich nach seinem Anführer um. Sam Houston kämpfte tapfer zwischen den vorrückenden Reihen seiner Männer. Dann bemerkte David den mexikanischen Soldaten etwa zehn Meter vor ihm, der Houston ins Visier nahm. David reagierte sofort, zielte auf den Mann und drückte auf den Abzug. Kaum war die Rauchwolke aus Schwefel und Pulver verflogen, sah er den leblosen Körper des Soldaten am Boden liegen.
Ohne zu zögern, stieß David seinem Pferd die Sporen in die Flanken und galoppierte Santa Anna hinterher.
Erst Stunden später erreichte er den General und seine drei Begleiter. Zwei von ihnen tötete er mit je einem Schuss, noch bevor sie überhaupt bemerkten, dass ihre Flucht beobachtet worden war. Dem dritten Mann wich er im Galopp aus und stieß dabei mit seiner ganzen Wucht in Santa Anna hinein.
Der General konnte dem Angriff dieses Gespenstes nicht entgehen, das aus dem Nichts gekommen war, sich jetzt auf ihn stürzte und aus dem Sattel riss.
Mit dem ganzen Gewicht seines Körpers warf David sich über den General und drückte ihn in den Staub. Als er mit seinem Säbel zu einem schweren Stoß ausholte, sah Santa Anna ihn nur aus vollkommen überraschten Augen an.
In diesem Moment brachte der letzte der Offiziere, den David in seiner Tollkühnheit geschont hatte, seine Waffe in Anschlag und schoss. Die Kugel traf David in die Seite. Betäubt vom Schmerz, versuchte er sich aufzurichten, aber Santa Annas Mann war schon über ihm. Er bohrte David das Bajonett in den Schenkel, die Klinge ging wie durch ein Stück Butter glatt durch bis an den Knochen.
David schrie vor Schmerz auf. Nur die Wut, die ihm in den Adern floss, verhinderte, dass er das Bewusstsein verlor, als der Mexikaner das Bajonett wieder herauszog, um ihm einen letzten Stoß zu versetzen. Gerade als der Mann ausholte, drehte David sich blitzartig um und rammte seinem Gegner mit einer einzigen und präzisen Bewegung seinen Säbel in die Brust.
Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber als David feststellte, dass er in einem Zelt auf einer Pritsche...
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