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Geschichte
Im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen ersteht die Vorzeit wieder.
Ein Mittelpunkt Europas
Seit rund 20 000 Jahren leben Menschen am Bodensee. Der See selbst hat im Uferschlamm Zeugnisse der Pfahlbauer bewahrt. Im 15. Jh. bildeten sich die hiesigen Grenzen zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Das Dritte Reich dividierte die Seeanrainer wieder auseinander.
VOR- UND FRÜHGESCHICHTE
Vor 20 000 Jahren Erste Siedlungsspuren
Ab 5000 v. Chr. Errichtung von Pfahlbaudörfern
Um 500 v. Chr. Kelten dringen in den Bodenseeraum ein.
15 v. Chr. Zeit der römischen Besetzung
Nach 400 Alemannen nehmen die Region in Besitz.
Die graue Vorzeit
Erste Spuren des Menschen am Bodensee reichen in die Zeit rund 20 000 Jahren zurück. Im arktisch rauen Klima boten u.a. Höhlen den Jägern und Sammlerinnen Schutz. Aus den Höhlen bei Thayngen im Schweizer Kanton Schaffhausen, besonders aus dem Kesslerloch, wurden zahlreiche kunstvoll bearbeitete prähistorische Werkstücke der späten Altsteinzeit (ca. 10 000 v. Chr.) geborgen. Die ersten Pfahlbausiedlungen am Unter- und am Überlinger See enstanden in der Jungsteinzeit (ca. 5000 - 2000 v. Chr.), als die Menschen bereits von Ackerbau und Viehzucht lebten. Pfahlbauten sind auch in der Bronzezeit (ca. 1800 - 700 v. Chr.) nachweisbar (Baedeker Wissen siehe >>). Seit 2011 zählen die Pfahlbaudörfer zum Welterbe der UNESCO. Wer sich für diese einzigartigen Uferrandsiedlungen interessiert, sollte sich das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen ansehen.
Eisenzeit
Mit Beginn der Eisenzeit verschwanden um 600 v. Chr. die Pfahlbaudörfer, die Menschen siedelten häufiger im Landesinnern. Der Hallstatt-Kultur der älteren Eisenzeit (ca. 750 - 450 v. Chr.) werden Fürstengräber auf dem Ottenberg und im Eugensberg bei Salenstein mit reichen Grabbeigaben wie Lanzenspitzen, Dolchen, Armreifen und Gürtelschließen zugerechnet. Träger der Hallstatt-Kultur und der anschließenden La-Tène-Kultur (jüngere Eisenzeit; ca. 450 - 1. Jh. v. Chr.) waren die Kelten, die nun die Bodenseeufer besiedelten. Im Hinterland bauten sie stadtähnliche Anlagen (sog. Oppida) sowie kleinere Befestigungswerke und betrieben erste Eisenschmelzen.
Die Römer kommen
Im Verlauf des ersten vorchristlichen Jahrhunderts stießen die Römer über die Alpen in den keltischen Kulturraum vor, besiegten die Helvetier bei Bibracte und unterwarfen bis 15 v. Chr. die keltischen Vindeliker sowie die vermutlich illyrischen Räter. Der Bodensee, der lateinisch »Lacus Brigantinus« hieß, gehörte fortan von Brigantium (Bregenz) bis Tasgaetium (Stein am Rhein) zum Grenzgebiet der römischen Provinz Raetien. Weitere größere römische Gründungen am Seeufer waren Arbor Felix (Arbon) und Constantia (Konstanz). Ferner entstanden an strategisch wichtigen Punkten unter der Herrschaft Kaiser Domitians Militärlager entlang dem Obergermanisch-Rätischen Limes.
Im Jahr 259 drangen die Alemannen, ursprünglich zwischen Havel und Elbe beheimatet, bis Augusta Raurica (Kaiseraugst) vor. Zwar besiegte der römische Kaiser Constantius im Jahr 335 die Alemannen am Bodensee. Doch nach dem Einfall der Westgoten um 400 in die Poebene gaben die Römer ihre Gebiete nördlich der Alpen auf. Die nachdrängenden Alemannen nahmen daraufhin das Land um den Bodensee in ihren Besitz. Siedlungen mit der Endung »-ingen« wie z. B. Wollmatingen weisen auf alemannische Gründungen hin.
BAEDEKER WISSEN ?
Ein Name für den See
Seinen Namen erhielt der Bodensee von der karolingischen Königspfalz Potoma = Bodema bzw. Bodman. Der erste bekannte Beleg für den Namen »Bodensee« stammt aus einer St. Gallener Urkunde von 1438. Den auswärtigen Teilnehmern des Konstanzer Konzils waren diese Bezeichnungen zu kompliziert. In der englischen, französischen und italienischen Sprache heißt der Bodensee deshalb bis heute nach dem Konzilsort Lake Constance, Lac de Constance und Lago di Costanza.
MITTELALTER (5. - 14. JH.)
Um 500 Die Merowinger herrschen am Bodensee.
Um 610 Beginn der Christianisierung
1273 Die Habsburger übernehmen die Macht im Reich.
Heiden und Christen
Im Verlauf des 5. Jh.s prägten Sprache, Lebens- und Siedlungsformen der Alemannen den Bodenseeraum und die Nordschweiz. Um 500 wurden sie den Merowingerkönigen tributpflichtig und teilten fortan die politischen Geschicke des Merowingerreichs. Eine einschneidende kulturelle Zäsur stellt die Christianisierung der heidnischen Bevölkerung dar. Iro-schottische Wandermönche wie Columban und sein Schüler Gallus missionierten um 610 am Bodensee. Etwa zur gleichen Zeit wurde Konstanz Bischofssitz und damit zur wichtigsten Stadt im Bodenseeraum. Das Bistum Konstanz reichte vom heutigen Ludwigsburg bei Stuttgart bis zum Gotthardmassiv, von Breisach am Oberrhein bis nach Kempten im Allgäu und war das größte im Reich. Aus der Einsiedelei des Gallus von 612 entstand um 720 das große Benediktinerkloster St. Gallen. Auf der Reichenau entwickelte sich seit der Klostergründung 724 durch Pirmin ebenfalls ein geistliches und kulturelles Zentrum. Diese Reichsklöster waren für Jahrhunderte tragende Säulen der Ordnung, bildeten Geistliche aus und berieten die Großen im Reich. Der gesamte Bodenseeraum blühte auf.
Staufer
Auch unter Kaiser Friedrich Barbarossa prosperierte die Region. Er erwarb große Besitzungen am Bodensee, um von dort die Alpenpässe wirksamer kontrollieren zu können. Im Konflikt mit den oberitalienischen Städten wurden 1153 und 1183 in Konstanz Friedensschlüsse vereinbart, die den Bodenseeraum zur Drehscheibe des transalpinen Handels machten.
Habsburger
Mit der Wahl Rudolfs I. zum deutschen König übernahmen 1273 die Habsburger die Herrschaft im Reich. Der Bodensee wurde nun zur Ausgangsbasis für die habsburgische Eroberung Österreichs. Nach dem Tod Rudolfs I. schlossen die schweizerischen Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden 1291 den Ewigen Bund, in dem die Schweizerische Eidgenossenschaft ihren Ursprung hat. Mit dem Rütli-Schwur versprachen sie sich gegenseitige Hilfe. Die Habsburger setzten wie schon die Staufer auf die Förderung der Städte. Eigene Gerichtsbarkeit und Verwaltung, Münzrecht und Zollprivilegien ermöglichten einzelnen Städten den schnellen Aufstieg zu Handelsmetropolen. Als Reichsstädte hatten Überlingen, Lindau und Konstanz wirtschaftliches und politisches Gewicht. Seit dem frühen 14. Jh. gingen die großen Bodenseestädte untereinander Bündnisse ein, um ihre Freiheiten gegenüber dem Adel besser verteidigen zu können.
SPÄTMITTELALTER (15./16. JH.)
1414 - 1418 Das Konstanzer Konzil beendet das Große Schisma.
1499 Die Schweiz scheidet aus dem Deutschen Reich aus.
Ab 1521 Die Reformation führt zu religiösen Auseinandersetzungen und Bauernaufständen.
Appenzeller Krieg
Im Appenzeller Krieg (1401 - 1408) entlud sich der Zorn der Appenzeller Bürger und Bauern gegen den Abt von St. Gallen, der über seine Grundherrschaft und Vogteirechte eine volle Landesherrschaft durchsetzen wollte. Große Teile Vorarlbergs und die Stadt St. Gallen unterstützten die Appenzeller, während der Bund der Bodenseestädte, der schwäbische Adel und ein österreichisches Heer dem Abt von St. Gallen zur Seite standen. Trotz Niederschlagung des Aufstandes schloss Appenzell 1411 ein Bündnis mit der Eidgenossenschaft.
Konstanzer Konzil
Eine Glanzzeit erlebte Konstanz mit dem 16. Ökumenischen Konzil von 1414 bis 1418, als sich ca. 50 000 Teilnehmer aus ganz Europa versammelten, um das Große Schisma von 1378 zu beenden. Zu Beginn des Konzils wurde der böhmische Kritiker der Papstkirche, Jan Hus, 1415 in Konstanz als Ketzer verbrannt. Nach Absetzung bzw. Rücktritt der drei in Avignon, Rom und Pisa gewählten Päpste wurde Martin V. 1417 gewählt und kehrte als allgemein anerkannter Papst endgültig nach Rom zurück.
Schweizer Eidgenossen
Als das Haus Habsburg die Schweiz wieder Österreich unterwerfen wollte, löste sich 1499 die Eidgenossenschaft formal vom Reich. In der Folgezeit betrieben die Stadt und die Abtei St. Gallen, Schaffhausen und Stein am Rhein die Aufnahme in die Schweizer Eidgenossenschaft. Im Frieden zu Basel wurden die heute noch gültigen Staatsgrenzen zwischen Deutschland und der Schweiz im Bodenseegebiet festgelegt. Konstanz verlor dabei alle Hoheitsrechte im Thurgau und wurde Grenzstadt ohne eigenes Territorium. 1523 fiel die Nordhälfte der Herrschaft Bregenz an Habsburg, so dass Vorarlberg unter österreichischer Herrschaft stand.
Reformation
Die Reformation, 1521 in Konstanz durch Ambrosius Blarer eingeführt, brachte erneut Unruhe in die Bodenseeregion. Der Konstanzer Bischof musste nach Meersburg fliehen. Die Schweizer Städte Schaffhausen und St. Gallen nahmen die Lehre Zwinglis an. Konstanz, das sich als Reichsstadt dem protestantischen...